Hannibals Elefantenmädchen Buch Eins - Charley Brindley 5 стр.


»Ich sehe, dass du den Rosinenwein hast.«

»Ja.«

Ich streckte meine andere Hand mit den zwei Perlen aus. Er nahm sie und ich legte meine beiden Hände unter den Krug. Er inspizierte die Perlen, ließ sie dann in einen Lederbeutel fallen, der an seinen Gürtel gebunden war.

»Jetzt«, sagte er, zog die Kordeln fest zu, »lass uns Bostar den Bäcker besuchen gehen und diesen Wein für etwas Brot tauschen.«

Das war eine Überraschung. Der Wein war eine Bezahlung an Tendao für irgendeinen Dienst, den er für Lotaz auszuführen hatte, aber er schien willens mich diesen anstatt der Flasche, die ich verloren hatte,benutzen zu lassen. Warum würde er das tun? Und welche Pflicht musste er für Lotaz ausführen? Ich beschloss ihn zu bitten das zu erklären, aber er sprach, bevor ich die Gelegenheit hatte meine Worte in eine anständige Frage zu formen.

»Dein ernsthaftes Verhalten erinnert mich an jemanden.«

»Wen?«

»Hast du von Liada gehört, dem Geist vom Felsen von Byrsa gehört?«

»Nein, ich weiß nur von Prinzessin Elissa«, sagte ich.

»Nun ja, diese Geschichte hat auch viel mit Prinzessin Elissa zu tun. Moloch, der Gott der Unterwelt, kerkerte Liada innerhalb des Felsens von Byrsa ein«, sagte er.

»Warum?«

»Das war ihre Bestrafung dafür sich mit einem kleinen Ochsenkalb anzufreunden, den die Priester ausgewählt hatten, um ihn Moloch zu opfern.«

»O nein. Warum würde jemand einen Kleinen opfern?«

»Ein junges Leben ist wertvoller als ein altes. Das Sklavenmädchen Liada mochte die Vorstellung auch nicht. Während dem dunkelsten Teil der Nacht, die dem Tag der Zeremonie vorausging, schlüpfte sie hinab zum Pferch des Ochsen, entfernte seine Fesseln und führte die kleine Kreatur, zusammen mit seiner Mutter, weit weg, um sie zu befreien.

»Als Moloch von dieser verräterischen Handlung erfuhr, befahl er den Priestern das Mädchen an den Felsen von Byrsa zu ketten, wo er ihren Geist in den Stein zwang und ihn dort einkerkerte. Er ließ die Priester dann Liadas geistlosen Körper auf seinem Altar opfern, zusammen mit neun anderen Kindern. Diese brutale Gabe verkündete jedem seine Warnung, der sich in die Affären der Priester einmischen würde.

»Als unsere Elissa von Liadas schrecklichem Martyrium erfuhr, ging sie zum Felsen von Byrsa und hörte den Geist des Felsen nach Hilfe rufen. Während sie der Geschichte von Liadas ewiger Bestrafung zuhörte, legte Prinzessin Elissa ihre Hände auf den Felsen. Dann, indem sie nichts weiter als ein Gebet an die Muttergöttin Tanit und die Macht ihres eigenen starken Willens benutzte, spaltete sie den Stein entzwei und befreite Liadas Geist.«

Tendao blieb für eine Weile still und ich dachte, dass er seine Stelle in der Geschichte verloren hatte.

»Was ist dann aus dem Geist des Mädchens geworden«, fragte ich, »nachdem Prinzessin Elissa sie befreite?«

Tendao schaute auf mich herunter, ließ dann seinen Blick auf den dunklen Pfad vor uns zurückkehren. »Während all dieser vielen Zeitalter, seit Liadas Freiheit, ist ihr Geist auf der ganzen Welt herumgewandert, suchte nach einem Mädchen, das sie aufnimmt.«

Ich schaute zu Tendao hoch, dachte, dass er diese Geschichte nur für meinen Nutzen erfunden hatte.

Er schenkte mir ein Lächeln. »Es ist eine der vielen Legenden unserer Prinzessin und ich bin ziemlich sicher, dass es wahr ist.«

»Aber wie wird Liada jemanden finden, die sie aufnimmt?«

»Sie hat auf ein Mädchen gewartet, die sich mit einem armen Biest angefreundet hat, versklavt wie sie selbst.«

Während ich weiterging, den Boden beobachtete und über die versklavte Liada nachdachte, wurde ich mir vage bewusst, dass Tendao zurückfiel.

»Du meinst wie Obolus?«, fragte ich.

»Was sagst du da, Kind?«, kam eine dröhnende Stimme von dem Weg vor mir.

Ich schaute auf und fand mich auf einen sehr großen Mann zulaufend vor. Er trug eine lange Schürze und sein lächelndes Gesicht war mit Weizenmehl gepudert. Von der Erscheinung des Mannes und dem wundervollen Geruch von frischem Brot wusste ich, dass er der Bäcker sein musste. Drei Öllampen, die über den Arbeitstischenhingen, brachen die Dunkelheit des frühen Abends.

Meine Reise zu Bostars Zelt hatte viel länger gebraucht als der Flug eines Pfeils, aber schließlich, dank Tendao, war ich mit einem Krug mit Wein angekommen, um für Yzebel Brot zu tauschen.

»Wir kommen von deiner guten Freundin Yzebel«, sagte ich. »Sie wünscht, dass wir diesen Krug Rosinenwein gegen sechs Laibe deines frischesten Brots tauschen.«

»Wir?«, sagte Bostar und legte seine Fäuste auf seine Hüften, versuchte sehr fest, dass sein vergnügtes Gesicht einen strengen Ausdruck annahm. »Trägst du einen Frosch in den Falten deines Umhangs oder gibt es unsichtbare Helfer, die an deinen Fersen heften?«

Ich schaute zurück und fand vor, dass Tendao einmal mehr von mir davongeschlüpft war.

»Er hat mir gerade gesagt «, begann ich, aber hörte auf.

Ich erkannte, dass mein Freund Tendao ein sehr schüchterner Mann sein musste, der große Schwierigkeiten damit hatte mit Menschen umzugehen. Aus irgendeinem Grund machte mich das glücklich, denn es schien, dass er wollte, dass ich für ihn sprach, wenn er es selbst nicht tun konnte.

Ich schaute zum Bäcker und sah, dass er seine ernste Miene nicht lange beibehalten konnte. Seine Haut hatte die Farbe von Sand unter Wasser und seine dunklen Augen leuchteten vor unterdrückter Gutmütigkeit. Ich mochte ihn bereits.

»Woher weißt du von meinem froschähnlichen Freund, der mit mir reist und so schüchtern ist, dass er nur mit einem Auge herausspähen wird, um zu sehen, was ich vorhabe?«

Der Mann brach in Gelächter aus und klatschte mich so fest auf die Schulter, dass ich beinahe meinen kostbaren Krug fallenließ.

»Wenn du mir das nicht abnimmst«, sagte ich und hielt ihm den Wein hin, »werde ich sicherlich bei dem Versuch sterben ihn zu beschützen.«

Bostar gluckste und nahm den Krug. »Ich sehe, dass du in sehr jungem Alter die kühne Verantwortung lernst dich um die Kostbarkeiten einer anderen Person zu kümmern.«

»O ja. Ich lerne.«

Bostar brachte den Wein in sein Zelt. Als er zurückkehrte, waren seine Arme mit einigen runden, flachen Brotlaiben beladen.

»Das sind die Letzten der heutigen Arbeit. Ich habe sie gerade kurz vor Sonnenuntergang fertig gebacken und zurückgehalten, da ich wusste, dass deine Yzebel sie heute Abend für ihre Tische brauchen würde.« Er legte die großen Laibe auf einen rauen Stoff, der auf der Werkbank ausgelegt war. »Hier sind sechs Laibe plus einer extra.« Er nahm die Ecken des Stoffs auf und band sie obenauf. »Du kannst ihr sagen, dass das zusätzliche dafür ist, dass du mir am Ende eines langen Tages einen guten Lacher geschenkt hast. Und stell sicher, dass du morgen mein Tuch zurückbringst.«

»Ich danke dir, Bostar.« Ich nahm das schwere Bündel, um es über meine Schulter zu schwingen. »Möchtest du, dass ich dir vom Fluss ein Fröschlein mitbringe, wenn ich morgen zurückkomme? Du kannst ihn in deiner Schürze tragen und wirst niemals einsam sein.«

Nach einem Moment lächelte der riesige Mann, zeigte weiße, gleichmäßige Zähne unter seinem ordentlich gestutzten Schnurrbart. »Nein, mein Kind. Ich bin den Göttern dankbar, dass du diesen sauertöpfischen Jabnet ersetzt hast. Du und Fröschlein kommt jeden Tag zu meinem Zelt und ich soll niemals die Narren bedauern, die ich ertragen muss.«

Es wäre so leicht eine Weile zu bleiben und ein wenig mehr mit dem Bäcker zu sprechen, denn ich fand Trost in seiner Gegenwart.

Es wäre so leicht eine Weile zu bleiben und ein wenig mehr mit dem Bäcker zu sprechen, denn ich fand Trost in seiner Gegenwart.

»Das ist besser«, sagte Bostar. »Ich wusste, dass du lächeln könntest.«

Ja, ich fühlte mich viel besser, aber ich musste Yzebel noch immer gegenübertreten und erklären, was dem ersten Weinkrug zugestoßen war.

»Ich muss gehen und Yzebel etwas erzählen. Auf Wiedersehen, Bostar.«

Ich hörte, wie er sich hinter mir verabschiedete, während ich mit dem Bündel Brot davoneilte.

Kapitel Fünf


Auf meinem Weg zurück zu Yzebels Tischen hielt ich nach Tendao Ausschau, aber sah ihn nirgendwo entlang der Pfade.

Ich kam zu Lotaz Zelt. Es war im Inneren erleuchtet und ich konnte ihre Silhouette durchdie Flamme ihrer Lampe flattern sehen ein unscharfer Schatten gegen den Stoff. Jemand war bei ihr. Der dunkle Schatten eines großen Mannes, steif in der Haltung, stand sehr nahe bei ihr. Sein Schatten flatterte ebenfalls hin und her, als ob er unsicher war, ob er ihr näherkommen oder vor ihr zurückweichen sollte. Er trug einen merkwürdigen Hut, vorne hoch und hintennieder.

Ich ging entlang der gegenüberliegenden Seite des Pfads weiter, blieb weit weg vom Zelt. Ich konnte die Augen von Lotaz Sklave auf mir spüren. Er musste irgendwo in der Dunkelheit außerhalb des Zelts versteckt sein und beobachten.

An der Gabelung im Weg hielt ich inne, um die Elefanten Straße hinunter zu blicken. Eine leichte Brise sammelte die gefallenen Blätter ein und wisperte sie entlang des Pfads. Ich hörte nur ein gedämpftes Rumpeln von ein paar der Tiere ein deutlicher Kontrast zu früher am Tag, als ich die ganze Herde in einen Aufruhr versetzt hatte. Ein paar hängende Lampen schwangen an Ästen und manche der Tiere mampften das Letzte ihres Heus, aber die meisten von ihnen ließen sich nieder, um zu schlafen, oder dösten auf ihren Füßen. Ein einzelner Wasserjunge arbeitete noch an seiner Aufgabe.

Als ich die Elefanten Straße verließ, fragte ich mich, wie Obolus schlief. Würde er sich hinknien, sein beträchtliches Gewicht auf seinen Knien ruhen lassen, oder würde er sich auf seine Seite drehen? Sicherlich würden seine Rippen unter seiner beträchtlichen Masse brechen. Möglicherweise schlief er in einer stehenden Haltung, aber dann könnte er bei Nacht vielleicht umkippen. Ich beschloss eines Nachts dorthin zu gehen, um zu sehen, wie er ruhte.

Bald kam ich an den Ort, wo das Sklavenmädchen früher daran gearbeitet hatte Garn zu spinnen, aber ich sah sie nicht. Das Zelt war im Innerendunkel.

Der Lärm von Yzebels Tischen erreichte mich, bevor ich die letzte Kurve auf dem Pfad umrundete. Ich schätzte, es mussten die Soldaten sein, die scherzten und lachten, während sie ihr Abendbrot aßen. Ich erschauderte beim Gedanken daran, dass sie sich wieder lustig über mich machten. Aber sogar noch mehr graute es mir vor dem Ausdruck auf Yzebels Gesicht, wenn ich ihr meinen Unfall mit dem Wein gestand.

Einer der Soldaten verkündete meine Ankunft, bevor ich die Gelegenheit hatte mit Yzebel zu sprechen. Er wandte mir sein haariges Gesicht zu, als ich am ersten Tisch vorbeiging.

»Gib mir etwas von dem Brot, Mädchen!«, brüllte er. »Wie erwartest du von mir, diesen Eintopf ohne Brot zu essen?«

Yzebel drehte sich beim Geräusch der Stimme des Soldaten und verkippte beinahe eine Schüssel heißesContu Luca auf den Schoß des Mannes. Ihr Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Überraschung und Verärgerung, während sie mich anstarrte, aber er verwandelte sich bald in Erleichterung. Sie schaute dann mit einem wütenden Ich-habe-es-dir-gesagt-Blickzu ihrem Sohn Jabnet. Er stand am ersten Tisch, goss Wein in eine Trinkschale, die ihm von einem der Soldaten hingestreckt wurde.

Ich beobachtete Jabnet, wie er mich anstarrte, seine Augen groß und sein Mund offen.

»Zur Hölle mit dir, Junge!«, schrie der Mann mit der Trinkschale, als der purpurfarbene Wein sich über den Rand ergoss und seinen Arm herunterlief. »Geh weg, bevor ich dich niederschlage.«

Ich legte mein Bündel am Ende des Tischs ab und begann den Knoten aufzumachen. Einer der Männer schnappte sich ein Laib aus dem Tuch, bevor ich es gelöst hatte. Er riss einen Brocken vom Laib und reichte ihn einem anderen Mann weiter. Der Soldat, der gegenüber von ihm saß, nahm ebenfalls einen Laib und warf ihn zum nächsten Tisch. Er schnappte sich dann einen weiteren und warf ihn in die wartenden Hände eines Mannes am vierten Tisch.

Bald verblieb nur noch ein Laib. Der Mann griff danach, aber ich riss ihn weg. Dieser eine gehörte mir und ich hatte nicht die Absicht ihn ohne Kampf aufzugeben. Der Mann funkelte mich an und ich dachte, dass er mich schlagen würde, aber einer seiner Kameraden warf einen Brocken Brot nach ihm. Er prallte von seiner Nase ab und fiel in seine Schüssel. Er schnappte das Brot, schenkte mir ein Grinsen mit Zahnlücke und machte sich an seinen Eintopf.

Überall entlang der Tische saugten die Soldaten geräuschvoll ihren Eintopfsaft auf und schlangen ihn wie ein Rudel wilder Tiere herunter.

Ich eilte zum Feuer und stellte mein Bündel neben der Kochstelle ab.

»Hier«, sagte Yzebel, schob einen schweren Holzkessel in meine Hände. »Füll jede Schüssel, die leer ist, mit diesem Contu Luca, außer sie sagen dir das Gegenteil. Dann mach das Gleiche mit dem Eintopf vom Topf über dem Feuer.«

»Ja, das werde ich.«

Das köstliche Aroma des Essens erinnerte mich daran, dass ich hungrig war, aber ich würde warten, bis die Soldaten gefüttert waren. Als ich entlang des Tischs begann, jede Schüssel füllte, die mir hingestreckt wurde, nahm Yzebel Jabnet am Arm und zog ihn zur Seite. Sie gab ihm ein paar starke Worte und schüttelte ihren Finger vor seinem Gesicht, aber ich konnte nicht hören, was sie sagte.

Am dritten Tisch hatte ein Mann die komplette Seite für sich. Gegenüber von ihm drängten sich fünf Männer zusammen und verschlangen ihr Essen, nahmen manchmal Bissen von der Schüssel ihrer Nachbarn. Dieser Mann saß still, seine Augen folgten jeder Bewegung um sich herum. Ich mochte seine Züge; weit auseinanderstehende Augen, starke Kieferpartie, fast quadratisches Kinn, sein langes Haar war dick und dunkel. Die meisten anderen Soldaten waren älter als er. Ich dachte jedoch, dass er sich auf eine reifere Weise verhielt als jeder von ihnen.

Ich hielt den Holzlöffel über seine leere Schüssel, um sie mit dampfenden Hartweizen und Hammel zu füllen, aber er winkte meine Hand weg.

»Nichts mehr«, sagte er. »Aber ich werde eine weitere halbe Schale eures Weins nehmen.« Er streckte seine leere Trinkschale aus und blickte mich zum ersten Mal an. »Wenn es recht ist«, fügte er hinzu.

Ich wusste nicht, ob es seine Höflichkeit, ordentliche und saubere Erscheinung oder Augen war. Sie hielten einen Ausdruck, den ich nur als ruhige Stärke beschreiben konnte, aber mein junges Herz vollführte irgendeinen neuen Trick in meiner Brust. Sein Duft brachte den Geruch neuen Leders und strapaziöser Anstrengung in meinen Sinn. Bei einem unbedeutenderen Mann hätte es unangenehm sein können.

Ich blinzelte, als eine haarige Faust auf einen Tisch in der Nähe hämmerte, wo ein ungebetener Neuankömmling nach Essen schrie.

Es brauchte nur einen Blick von dem Mann neben mir, um den anderen zum Schweigen zu bringen. Ausgenommen von Tendao und Bostar schienen alle Männer im Lager abstoßend, ungestüm und unausstehlich. Dieser Mann war keines dieser Dinge. Er war jung; sein Bart fing gerade an zu wachsen. Seine Augen hatten ein dunkles Braun und sein Auftreten war stark, aber nicht überheblich. Seine Haut war um ein paar Schattierungen der Bräune dunkler als meine. Die Farbe erinnerte mich an eine Feder eines Falkenflügels.

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