Im Rabad jedoch, hatte man Afrikaner noch nie gesehen. Das wahre Problem des Tages schien, eine schöne Figur vor dem Qāid Ibn al-awwās, dem Emir von Qasr Yanna, zu machen, der unerklärlicher Weise einen seiner Schuldeintreiber besuchte.
Wenn nur Corrado da gewesen wäre! rief Apollonia aus, sobald sie die Karawane sah, die jetzt in den Weiler einbog.
Apollonia war eine schön aussehende, etwas mehr als 20-jährige Frau mit gewelltem, kastanienbraunem Haar und Haselnuss-Augen. Der reine Teint ihrer Haut machte sie nur noch attraktiver, da die Araber Mädchen mit europäischem Einschlag vorzogen. Wenn es nicht wegen ihrer Religion gewesen wäre, hätten sie sie schon umworben, und wenn es nicht um die Kleinheit des Rabad und seine familiäre Atmosphäre gegangen wäre, hätte sie sicher jemand, mit dem Versprechen, eine vorteilhafte Ehe zu erlangen, dazu veranlasst, sich zu bekehren.
Michele war etwas kleiner als Corrado und war seinem Vater sehr ähnlich. Der Junge schien zur Arbeit geboren zu sein, und obwohl er nicht sehr groß war, war er robust und unermüdlich. Es fehlten ihm auch ein paar Zähne, die abgebrochen waren, als er im Alter von zehn Jahren versuchte, einen großen Nagel aus einem Balken zu ziehen.
Corrado hat die Nachricht sicher schon gehört und wird mit unserem Vater aus dem Gemüsegarten kommen. antwortete Michele.
Was für ein Mann ist wohl der Qāid? fragte Apollonia mehr sich selbst als ihren Bruder.
Michele sah sie verwirrt an und antwortete eifersüchtig:
Vielleicht solltest du im Haus bleiben, wie es viele Mohammedanische Frauen tun.
Ich kenne niemanden hier im Rabad, der seine Schwester einsperrt.
Die Schwester von Umar sieht man schon eine Weile nicht mehr und wenn, dann ist ihr Gesicht bedeckt.
Das bedeutet, dass es einen Bruder gibt, der eifersüchtiger ist als du. Und dann reichen ja schon Nadiras Augen aus, um die Männer anzuziehen.
Die letzten Worte von Apollonia waren der Dreh- und Angelpunkt vieler Dinge, die von da an passieren würden,
Der Qāid schlängelte sich durch die engen Gassen zwischen dem allgemeinen Jubel der Menschenmenge. Ali Ibn Nima, im Allgemeinen bekannt als Ibn al-awwās, war sehr beliebt bei den Menschen. Sein Name bedeutete der Demagoge, der die Gefälligkeiten des Volkes auf sich zieht. Andererseits hatte sein eigener Aufstieg nur dank der Unterstützung des Volkes und seiner charismatischen Gaben stattfinden können; ein befreiter Berber-Sklave, der schließlich zum Qāid des gesamten mittleren Siziliens aufgestiegen war.
Ibn al-awwās ritt auf einem wunderschönen braunen Pferd, gespannt mit gelbem und grünem Geschirr. Apollonia war enttäuscht als sie bemerkte, dass Qasr Yanna nicht so jung und ansehnlich war, wie sie es sich vorgestellt hatte, sondern mittleren Alters, mit grauem Haar und leicht übergewichtig. Allerdings kann man nicht sagen, dass sein Aussehen unangenehm war; sicher würden viele jener Mädchen, die ihm zujubelten, alles tun, um seine Aufmerksamkeit zu erwecken.
Neben den zwanzig bewaffneten Männern, die den Qāid eskortierten, erregte eine Frau in einem schwarzen Kleid die Aufmerksamkeit. Diese ritt wie eine Amazone auf dem Pferd hinter Ihrem Herrn und wurde von einigen Dienstmädchen begleitet. Darüber hinaus gab es einen gut gekleideten Fremden, der nach Ibn al-awwās im Luxus an zweiter Stelle stand.
Umar stand am Eingang, machte ihm seine Aufwartung und lud seinen Herrn ein, seine unwürdige Wohnung zu betreten; so nannte er sein Haus. Und Ali, der Qāid, stellte auch gleich, nachdem er vom Pferd gestiegen war, sein Gefolge vor.
Meine Schwester Maimuna und Bashir, mein Wesir18.
Umar machte daraufhin mit der Hand ein Zeichen, um seiner Familie, die sie von der Tür aus beobachteten, anzudeuten, näher zu kommen.
Meine Mutter, Jala meine Frau Ghadda, meine Kinder Rashid und Fatima und das ist meine Schwester, Nadira.
Jede dieser Frauen verneigte sich mit gefalteten Händen vor dem Qāid und dieser antwortete:
Ich werde Geschenke schicken, um die Schönheit dieses Hauses zu belohnen. wobei er mehr als mit nur einem Blick auf den Augen von Nadira verweilte.
Die schönsten Teppiche und die feinsten Kissen waren schnell auf dem Boden des größten Raumes vorbereitet worden, damit sich die Männer hinsetzen konnten, um sich miteinander zu unterhalten. In den Küchen war sogar der tannūr19 zum Backen von Focaccia wieder entzündet worden, während die jungen Leute zur nächsten Quelle rannten, um den Gästen frisches Quellwasser zu bringen. Sie setzten sich alle in die Mitte des Raumes, während die Hausfrauen Maimuna einluden sich auf der anderen Seite, der Rückseite, unter einer Art Vordach das durch eine Rosenhecke abgegrenzt wurde, zu ihnen zu gesellen.
Eine Reihe von weiblichen Dienstboten begann, Nahrung, Früchte, aber auch Honigsüßwaren, Brot, frisch geerntete Datteln und Granatapfelsaft zu bringen. An diesem Punkt begann der Wesir, der sich den merkwürdig spitz geformten Bart glättete, mit seinen Überlegungen und technischen Fragen über die Dorfverwaltung:
Der Ort ist schön und die Menschen sind ihrem Qāid treu; ist das dein Verdienst?
Er geht an jeden Einwohner des Rabad und an das angenehme Joch, das ihnen von unserem geliebten Qāid vorbehalten wurde.
Welche ist die Anzahl des Giund20?
Einundvierzig Männer, die bereits bewaffnet sind.
Sind dir die Dhimmi untergeben?
Es gibt nur eine Familie von Christen sanftmütige Bauern.
Nur eine? Anderswo im iqlīm21 von Mazara werden Christen in Gemeinschaften zusammengefasst, wenn auch oft bescheiden.
Die Plünderer habt ihr Angriffe erlitten? fragte an diesem Punkt Ali Ibn al-awwās.
Wir haben seit den Zeiten meines Vaters keine Angriffe erlitten. Der letzte war, als Jirjis Maniakis vor mehr als zwanzig Jahren an der Ostküste wütete. Warum fragst du mich, mein Herr?
Die Untertanen von Mohammed Ibn al-Thumna, meinem Schwager, sind nicht so sanft wie die Bewohner dieses Dorfes und der Rabad ist ein zerbrechlicher Ort am Fuße von Qasr Yanna, wo ich wohne.
Müssen wir uns auf etwas vorbereiten, mein Qāid?
Ich sage dir nur, dass du die Wachen und ein Signalfeuer organisieren solltest, um unsere Späher alarmieren zu können.
Unter dem Vordach unterhielt Jala unterdessen ihren berühmten Gast mit derselben Behandlung, die ihrem Bruder vorbehalten war. Auf Hockern sitzend, sprachen sie über Frivolitäten und Banalitäten.
Wann ist die Geburt? fragte Maimuna und schaute auf den Bauch von Ghadda.
In drei Monaten Inshallah22!
Und du Nadira es ist wirklich ungewöhnlich, dich noch immer im Haus deiner Mutter anzutreffen. Ist vielleicht die Kleinheit dieses Dorfes die Ursache dafür, dass du keine Verehrer hast?»
Ehrlich gesagt, meine Herrin, gab es viele Verehrer, aber Umar war der Meinung, dass sie meiner nicht würdig waren.
Wegen deiner Schönheit? Dein Bruder hat Recht.
Ich habe nichts, was die Hälfte von dir nicht hat.
Dann entblößte Maimuna ihre Handgelenke, indem sie die Ärmel aufschlug; Narben erschienen, kaum geheilt und immer noch voller Rötungen.
Du hast diese nicht, die ich habe
Nadira und die anderen sahen sie verwirrt an, sie dachten sofort, dass die Schwester des Qāid ihre Adern aufgeschnitten hatte. Aber Maimuna erklärte:
Unter dem Vordach unterhielt Jala unterdessen ihren berühmten Gast mit derselben Behandlung, die ihrem Bruder vorbehalten war. Auf Hockern sitzend, sprachen sie über Frivolitäten und Banalitäten.
Wann ist die Geburt? fragte Maimuna und schaute auf den Bauch von Ghadda.
In drei Monaten Inshallah22!
Und du Nadira es ist wirklich ungewöhnlich, dich noch immer im Haus deiner Mutter anzutreffen. Ist vielleicht die Kleinheit dieses Dorfes die Ursache dafür, dass du keine Verehrer hast?»
Ehrlich gesagt, meine Herrin, gab es viele Verehrer, aber Umar war der Meinung, dass sie meiner nicht würdig waren.
Wegen deiner Schönheit? Dein Bruder hat Recht.
Ich habe nichts, was die Hälfte von dir nicht hat.
Dann entblößte Maimuna ihre Handgelenke, indem sie die Ärmel aufschlug; Narben erschienen, kaum geheilt und immer noch voller Rötungen.
Du hast diese nicht, die ich habe
Nadira und die anderen sahen sie verwirrt an, sie dachten sofort, dass die Schwester des Qāid ihre Adern aufgeschnitten hatte. Aber Maimuna erklärte:
Denkt nicht, dass ich eine Sünderin bin; es war jemand anderes, der mir die Handgelenke zeichnen ließ.
Wer, meine Herrin? fragte Nadira, die an jenem Tag ein kleines palmenförmiges Gemälde auf dem Kinn trug, eine minutiöse Arbeit, die mit Henna23 gemacht wurde, fast mit Tränen in den Augen.
Mein Mann, Mohammed Ibn Al-Thumna, Qāid von Catania und Syrakus.
Warum meine Herrin? Was hast du ihm getan?» fragte Nadira, beugte sich nach vorne und packte sie an den Händen.
Gibt es etwas, für das eine Frau so behandelt werden muss?
Nadira löste ihren Griff und fühlte die Antwort fast wie einen Vorwurf.
Ich gehörte zu Ibn Meklāti, Herr von Catania, mit dem ich verheiratet war, aber Mohammed nahm ihm sein Leben und stahl ihm die Stadt und die Frau. Und als ob es nicht genug wäre, dass ich mit dem Mörder meines ersten Mannes verheiratet wurde, wollte Mohammed mir dieses Geschenk machen, indem er mir die Handgelenke zum Zweck der Ausblutung aufschneiden ließ. Darüber hinaus wisst ihr, wie mein Bruder aus eigener Kraft vom Sklaven zum Qāid aufstieg und Mohammed hatte nichts Besseres zu tun, als mich immer wieder an meinen plebejischen Status zu erinnern.
Gehörst du noch immer dem Qāid von Catania, meine Herrin? fragte Ghadda.
Er bat mich um Verzeihung, als der Rausch des Weins vom Vorabend verging Mohammed gehört zu denen, die trinken und sich Exzessen hingeben, welche sie am nächsten Tag bereuen und die ihnen dann leidtun. Ich habe ihn jedenfalls gefragt, ob ich zu meinem Bruder gehen könnte, und er erlaubte es aber wenn der junge Mann aus der Dienerschaft nicht gewesen wäre, der mich retten wollte, dann wäre ich heute nicht hier, um mich mit Euch, liebe Schwestern, zu unterhalten.»
Hast du keine Angst, zu ihm zurückzukehren?
Ich werde nicht zurückkehren, mit der Gewissheit, meine Kinder nicht mehr sehen zu können aber ich kehre nicht zurück!
Du bist mutig! rief Ghadda aus.
Ich bin nicht mutig, ich bin nur die Schwester des Qāid von Qasr Yanna. Wenn ich eine der Frauen in diesem Dorf gewesen wäre, wäre ich sicher als gute Ehefrau zurückgekehrt.
Und dein Bruder wird dich nicht zurückschicken? sagte Jala, erstaunt darüber, dass Maimuna hoffte, dass ihr Bruder sie in ihrem Verhalten unterstützen könnte, das ihrer Meinung nach unanständig war.
Ali hat es mir geschworen.
Es gab einen Moment der Stille, als ob die Luft mit Sorge um die Worte der Frau aufgeladen wäre.
Nadira, Schwester, euer Bruder tut gut daran, Euch nicht irgendjemandem zu gewähren. Habt ihr meine Handgelenke gesehen? Habt ihr das Ende gesehen, dem man entgegen geht, wenn man in den Armen des falschen Mannes endet? Und ja, du verdienst mehr viel mehr als das, was du hier im Rabad erhalten könnest. Gewöhnliche Männer verdienen dich nicht, meine Tochter.»
Wer könnte sich für ein Mädchen des Volkes interessieren?
Sogar ein berühmter Qāid! sagte Maimuna ungewöhnlich schnell, als hätte sie von Anfang an darauf gewartet, diese Antwort zu geben.
Nadira lachte bescheiden und sagte dann:
Es gibt nicht viele wichtige Qāid in Sizilien, außer deinem Mann, deinem Bruder und
Sie hatte noch nicht aufgehört zu reden, als sie von einem seltsamen Bewusstsein übermannt wurde: Maimuna war für sie und im Auftrag ihres Bruders hier. Sie wurde von Angst, Besorgnis und einer Spannung überfallen, die ihr die Sprache verschlug.
Nadira, Liebste, was verwirrt dich? fragte Maimuna, wobei sie ihre Wange streichelte.
Im Gegensatz dazu war Jala, die die Anspielung schon vor ihrer Tochter verstanden hatte, außer sich.
Nadira, es scheint, als ob Maimunas Komplimente dich stören., schalt die Mutter.
Warum bist du hier? fragte stattdessen das Mädchen ernst und schluckte.
Um herauszufinden, ob das, was über Nadira aus dem Rabad gesagt wird, wahr ist. Tut es dir leid?
Nein! antwortete die junge Frau und lächelte nervös.
Es war zwischen Maimuna und ihrem Bruder vereinbart worden, wenn das Urteil über das Mädchen positiv ausfallen würde, dass Nadira dann die Männer im anderen Raum und vor allem den Qāid selbst von eigener Hand bedienen sollte.
Glaubst du, dass der Qāid von Qasr Yanna ohne Grund zum Rabad kommt? Nadira, Ali wäre sehr glücklich, wenn du ihm das Essen persönlich servieren würdest.»
Nicht nur zögerlich in sich selbst, nicht weil sie mit dem Vorschlag nicht einverstanden war, sondern weil die Geste ernst war, bedeckte sich Nadira das Gesicht, nahm von einer Magd die Süßigkeiten aus Mus, die mit Honig und Senf vermischt waren, entgegen und brachte sie in den Raum, in dem die Männer diskutierten.
Der Qāid unterbrach die Rede, sobald er Nadira zu sich kommen sah; es war das Signal, dass das Mädchen Maimunas Prüfung bestanden hatte.
Umar war verwirrt, doch jetzt verstand er sofort den Grund für den Besuch seines Herrn.
Als Nadira im Angesicht des Qāid kniete und ihre Hand mit dem Essen seinem Mund näherte, umfasste er leicht ihr Handgelenk so sehr, dass sie befürchtete, etwas falsch gemacht zu haben und starrte intensiv in ihre weit geöffneten Augen und begann zu rezitieren:
Kennst du diese Quellen von lebendigem, reinem und Saphir-farbigem Wasser?
In dem man sich spiegeln, seine eigene Seele finden kann.
Wo die Reiher landen und die Jungfrauen ihre Haare entblößen.
Kennst du, oh mein Herr, die Grenzen seines Reiches?
Kennst du das schockierend wunderbare Meer?
So tief und reich an Fischen mit geschuppten Flossen.
So türkis und blau und hellblau, wo sich die Netze vereinen.
Kennst du, Favorit des Höchsten, die Grenzen Siziliens?
Kennst du diesen Himmel von unvergleichlicher Schönheit und Unschuld?
Aus dem der Regen in der Jahreszeit der frühen Feigen und der Melonen fällt.
Durch den sich der Hibiskus, die Orangeblüte und die Rosen erfrischen.
Kennst du, oh mein Herr, den Himmel von Nadira, die Grenzen ihrer Augen?
Auf dem Gesicht von Nadira erschienen schnell zwei Tränen, die sich hinter dem Schleier des Niqab24 versteckten. Sie konnte sich nicht erklären, wie es möglich war, dass der Ruhm ihrer Augen die Grenzen des Rabad überschritten und sogar die Ohren des Qāid erreicht hatten.