Hast du diese Worte jemals gehört, meine Liebe? fragte Ali, obwohl er bereits wusste, dass die Antwort negativ war.
Nein, mein Herr. Aber die Nadira, der du sie gewidmet hast, muss sehr glücklich sein.
Die Qāid lächelte und war von der Bescheidenheit des Mädchens positiv beeindruckt.
In diesem Sommer gab ich einem Wanderpoeten, der nach einem Hof suchte, mit dem Namen Musab, eine Audienz, und dieser erfreute mich zwei Monate lang mit seinem poetischen Geschick. Eines Tages pries er eine Blume solch unermesslicher Schönheit, dass ich damit endete, ihn anzuflehen mir zu sagen, um wen es sich handelte. Diese Blume hatte einen Namen: Nadira; sie lebt im Rabad und ist die Schwester desāmil. Die Verse, die ich rezitiert habe, meine Liebe, habe ich nur auswendig gelernt der Genie-Preis geht allein an den Dichter Musab, aber der Preis für die Schönheit dieser Worte geht an dich. Wenn ich jedoch deine Augen gesehen hätte, bevor ich diese Worte hörte, hätte ich vielleicht Musab für seine Eitelkeit bestraft, das unbeschreibliche beschreiben zu wollen. Allah hat euch zum unerreichbaren und unerklärlichen gemacht, meine Liebe! Ich habe einen Monat gewartet, die ganze Dauer des Ramadans25, bevor ich kam, um den Himmel von Nadira, die Grenze ihrer Augen kennenzulernen, auch wenn ich jetzt weiß, dass diese Grenze nicht existiert.
Jetzt sah Ali Umar an und sagte zu ihm:
Bruder, ich bitte Euch um die Hand von Nadira, um jeden Preis, den ihr mir auferlegt.
Umar verstummte und Nadira verließ den Raum, da sie verstand, dass die Angelegenheit von den Männern besprochen werden musste.
Umar stimmte in seinem Herzen sofort zu, und er hätte ihm Nadira auch ohne Preis gewährt, da er zum Schwager des Qāid werden würde, doch er versteckte seine Gefühle und seine Zustimmung, auf dass der andere sein Angebot erhöhen würde. Ali versicherte, dass er Nadira zu einer seiner Frauen machen wolle und dass er sie nicht wegen ihrer niedrigen Herkunft wie eine Konkubine behandeln würde. Er versprach auch Geschenke und Vorteile für die gesamte Familie. Umar sah Rashid an, seinen ältesten Sohn von nur acht Jahren, und er konnte nicht umhin zu überlegen, wie sich dank der blauen Augen seiner Schwester sein Leben ändern würde.
Unterdessen rannte Nadira an den Ort, wo sie als kleines Mädchen unter den Zweigen eines großen Maulbeerbaums auf dem Grundstück des Hauses Zuflucht gesucht hatte. Sie verstand nicht, warum gerade ihr so etwas wichtiges passieren sollte. Sie fühlte sich nicht dazu bereit, da sie glaubte, dass sie nichts getan habe, um die Aufmerksamkeit des Qāid und einen solchen Antrag zu verdienen. Sie weinte und zitterte Dann lehnte sie ihren Rücken an den Baumstamm und erinnerte sich mit geschlossenen Augen an die Ursachen der Ereignisse des heutigen Tages.
Kapitel 3
Sommer 1060 (452 seit Hegirae) Raba von Qasr Yanna
Es war ein Freitag und unter der Mittagssonne ging Nadira zum Brunnen südlich des Rabad, um einen Eimer Wasser zu schöpfen; Ihre Nichte Fatima begleitete sie. Diese, rot gekleidet, trug ein dekoriertes Halsband, das mit verschiedenartigen geometrischen Fantasien und vielen hängenden Ornamenten verziert war und das an der Kopfbedeckung angebracht war, so wie es bei den Berbern für die Schmückung der Mädchen Brauch war. Es gab auch andere Frauen, die zum Brunnen gingen. Sie lachten und scherzten sorglos trotz der heißen Stunde.
Nachdem sie ihre Aufgaben erfüllt hatten, gingen sie den Weg zurück nach Hause und andere übernahmen ihre Eimer. Nur Nadira und Fatima blieben zurück.
Ich habe gehört, dass dieser Brunnen ein Wunder ist. sagte eine männliche Stimme.
Nadira, ließ überrascht das Seil los und der Eimer fiel zum Boden des Brunnens.
Dieser Kerl, ein junger Mann, der einen seltsamen gelben Kefiah26 um den Kopf gewickelt trug, kam heran, indem er seine Hände schüttelte und sie anflehte ihm für den Schreck zu vergeben.
Ich hatte dich nicht gesehen, guter Mann. antwortete Nadira, während sie ihr Gesicht bedeckte und die kleine Fatima an sich zog.
Ich sagte, dass dieser Brunnen ein Wunder ist und nun, da ich dir näher bin, überzeugt er mich noch mehr.
Und lächelnd fuhr er fort:
Denn wenn du kein Engel bist, dann erkläre mir welche Kreatur des Paradieses vor mir steht.
Nur die Schwester des Dorfleiters, ein Mann, der dem Qāid sehr nahesteht. erklärte Nadira, um ihn von eventuellen bösen Absichten abzubringen.
Du musst dich nicht vor mir fürchten.
Als er dann eine Verneigung mit den Händen auf dem Rücken andeutete, stellte er sich vor:
Musab, Dichter und Arzt.
Lass mich mit meinem Bruder sprechen, und dann werde ich dir die Gastfreundschaft entgegenbringen, die du verdienst, Musab.
Du bist freundlich, aber ich glaube, dass ich alles was ich brauche, bereits gefunden habe.
Brauchst du Wasser? Mein Bruder wird sich nicht davon abbringen lassen, dir einen Eimer zuzugestehen. fragte Nadira unschuldig, da sie dachte, er meine den Brunnen.
Doch der andere lächelte und erklärte:
Ich bin trotz meines jungen Alters viel gereist: Von Bagdad nach Grenada. Ich muss sagen, dass ich viele Male türkis- und smaragdfarbene Augen gesehen habe, die den 72 Jungfrauen würdig sind, die Allah den Märtyrern versprochen hat. In Andalusien fand ich Mädchen von visigoter Abstammung mit Augen, die deinen ähnlich sind, und zwischen den Bergen der Kabilia habe ich Frauen mit fast identischen Eigenschaften getroffen. Aber nie nie habe ich ein so intensives hellblau in einem Gesicht wie in deinem gefunden. Dein Aussehen verrät deine sicher berberische Abstammung, die ich von den Kleidern des kleinen Mädchens erahne Und sogar unter den sizilianischen Ureinwohnern sah ich jemanden, der helle Augen hatte, aber nie wie die deinen. Vielleicht ist dein Vater ein Einheimischer? Oder vielleicht deine Mutter? Von wem hast du dieses Glück geerbt?»
Du irrst dich du warst sicher zu lange Zeit fort von dieser Erde und erliegst leicht der Täuschung. Es gibt keine Berber, Einheimische oder Araber hier, sondern nur Sizilianer, die das Wort des Propheten achten. Es stimmt, unter meinen Großeltern und unter deren Müttern gab es eingeborene Frauen, die zu den Diktaten des Korans konvertiert haben, wie es in jeder anderen Familie von Gläubigen auf dieser Insel der Fall ist. Aber das ist normal, wenn man bedenkt, dass in Sizilien in der ersten Zeit überwiegend Männer ankamen, und erst danach kamen die Familien, die vor der Verfolgung der Kalifen und der Emire von Ifrīqiya geflüchtet waren. Aber was meine Augen betrifft, warum sollte jemand jemals eine unergründliche Gabe Allahs beurteilen?
In diesem Moment rief der Muezzin27 die Gläubigen zum Mittagsgebet auf. Nadira wandte sich dem Rabad und seinem Minarett zu und beeilte sich, um zurückzukehren.
Meine Mutter wartet schon zu lange auf dieses Wasser.
Sag mir nur deinen Namen.
Nadira.
Nadira, ich werde über deine Augen schreiben! rief der Fremde.
Bereits auf dem Weg nach Hause, Fatima an der Hand nach sich ziehend, stieg bei Nadira die Gewissheit, dass Musab bei Umar vorsprechen würde, um um ihre Hand zu bitten. Doch die Tage vergingen, und die Gewissheit verschwand, bis Anfang Oktober klar wurde, welche weit wichtigeren Auswirkungen diese Begegnung bei der Entwicklung ihres Schicksals hatte.
Kapitel 4
Kapitel 4
Winter 1060 (452 seit Hegirae), Raba von Qasr Yanna
Das Gesicht von Corrado strahlte im Rot des Sonnenuntergangs, das sich mit den sehr ähnlichen Farben seines Haares vereinte. Nadira war schon seit Stunden in das Haus zurückgekommen und verweigerte die Hilfe, um die er sie gebeten hatte; von diesem Moment an war niemand mehr aufgetaucht.
Dann, direkt bei Sonnenuntergang, begann Corrado im Delirium zu Schreien:
Umar, komm raus! Komm raus und nehme es mit mir auf!»
Aber eine Stimme hinter ihm, die vom Eingang zum Hof kam, flehte ihn an:
Bitte, hör auf!
Und er:
Nadira, Feigling ist das dein Mitleid?
Diese Stimme hinter ihm gab sich zu erkennen, als sie sich dem Pfosten näherte. Auch ein Mann des Schuldeintreibers, der für die Wache eingeteilt war, kam näher, aber dieser zeigte sich bedrohlich und wollte ihn für die Beleidigung seiner Herrin bestrafen.
Nein, bitte! Er fiebert er weiß nicht, was er sagt. Er glaubt sogar, dass ich dem Qāid versprochen bin.»
Trotz der Bitten von Apollonia drohte die Wache:
Noch ein weiteres Wort und ich hacke ihm den Kopf ab!
Apollonia weinte, als sie ihn nur wenige Schritte entfernt besorgt anstarrte.
Ich bin deine Schwester. Sieh mich an, Corrado, sieh mich an!»
Aber er drehte seinen Kopf krampfhaft weg und gab dann ein undefiniertes Geräusch von sich.
Apollonia warf sich ihm entgegen und umarmte ihn mitfühlend. Corrado war der größte Mann im Rabad und sie war eines der kleinsten Mädchen, daher verlor sich der Kopf der Schwester an seiner Brust, die von der zerrissenen Tunica und der Decke auf den Schultern entblößt war.
Mut Mut es wird nicht so lange dauern.
Schwester antwortete er mit sehr leiser Stimme.
Endlich erkennst du mich!
Wie lange bist du schon hier?
Seit jeher seit jeher, mein Bruder. Ich wäre auch geblieben, nachdem ich dir letzte Nacht diese Decke gebracht habe, aber unsere Mutter zwang mich, wieder nach Hause zu gehen.
Und wo sind sie?
Unser Vater und unsere Mutter fürchten den Mann des Qāid und hindern auch Michele daran hierher zu kommen.
Und du, Schwester?
Ich bin nichts, die Konsistenz eines Tautropfens wer interessiert sich schon für mich?
Corrado schloss seine Augen. Er hatte eine Art Spasmus im Gesicht und sagte dann zu ihr:
Geh nach Hause. Merkst du denn nicht, wie stark die Sonne zu dieser Stunde ist?»
Die Wache hatte sich inzwischen wieder angenähert, um das Mädchen daran zu hindern, ihm Hilfe zu leisten.
Bleib ihm fern!
Apollonia löste sich aus der Umarmung und antwortete:
Aber siehst du nicht, dass er deliriert ist? War die Lektion nicht genug?
Geh und rede mit Umar Ich hätte ihn schon freigelassen, und ich wäre nach Hause, in die Wärme gegangen.
Apollonia lief daraufhin zum Eingang des Haupthauses. Als Umar benachrichtigt worden war und zur Tür kam, warf sie sich zu seinen Füßen und flehte ihn an:
Bitte, Herr, was auch immer aber lass meinen Bruder frei!
Ich habe ihm drei Tage versprochen, ich kann das Wort nicht zurückziehen.
Er wird diese Nacht nicht überleben; er hat hohes Fieber! Bitte Herr, bindet mich an diesen Pfahl, aber lasst ihn gehen oder er wird sterben.
Er wird sterben, wenn es geschrieben steht, dass er sterben wird und er wird leben, wenn es geschrieben steht, dass er leben wird gebe ihm noch eine andere Decke, wenn du willst. Und demütige dich nicht auf diese Weise für jemanden, der es nicht verdient.
Dann befahl er jemandem in der Nähe, dem Mädchen, das zu seinen Füßen lag, Nahrung zu geben und sie dann weg zu schicken. Apollonia stand wieder auf und erwiderte wütend, so dass es im ganzen Haus zu hören war:
Ich will nicht dein Essen, ich habe schon einen, der meinen Hunger stillt!
Daraufhin wurde die Tür vor Ihren Augen zugeschlagen, ohne ihr die Möglichkeit zu geben, diese Entscheidung anzufechten. Jetzt gaben ihre Beine nach und sie glitt über die Tür und weinte noch lauter als zuvor.
Als dann der Muezzin die Gläubigen für die alāt28 des Sonnenuntergangs aufrief, und sie beobachtete, dass sich die Wache darauf vorbereitete, sich nach Mekka zu beugen und dem Verurteilten den Rücken zu kehren, nutzte sie dies aus, um gegen das Verbot, sich ihrem Bruder nicht zu nähern, zu verstoßen.
Corrado, mein Atem und mein Leben Corrado!
Aber er stöhnte nur unverständlich und mit geschlossenen Augen.
Apollonia nahm dann sein Gesicht zwischen ihre Hände und sagte zu ihm:
Erinnere dich, wer du bist, Corrado, und erinnere dich daran, wer dein Vater ist.
Alfeo aus dem Rabad. antwortete er geschwächt.
Corrado, Bruder, erinnere dich, wer dein Vater ist wiederholte Apollonia verzweifelt, da sie sich mit der Antwort nicht zufriedengab.
Alfeo unser Vater. sagte er, noch immer mit geschlossenen Augen.
Erinnere dich nicht an denjenigen, der dich wie einen Sohn liebte, sondern an den, der dich gezeugt hat. Diese Geschichten, die du mir abends am Feuer erzähltest und die dir dein Vater übermittelt hat dein wirklicher Vater. Erinnere dich daran, wie du mir von den Landen im Norden erzählt hast, die aus Eis und Schnee gemacht sind und wie sich die Menschen deiner Abstammung an die extreme Kälte gewöhnt haben. Erinnere dich Corrado und vielleicht kann dich dein Blut des Nordmannes wärmen, um zu überleben.
Die normannische Kompanie
Richtig, Corrado, die normannische Kompanie erinnert sich immer noch!
Mein Vater, Rabel Rabel de Rougeville.
Ja, Corrado, man sah ihn das letzte Mal während des Sommers vor zwanzig Jahren. Ich habe es oft erzählt.
Ich sah die Mauern von Syrakus, brummte er, bevor er sein Bewusstsein in einem tiefen, fieberhaften Schlaf verlor.
Kapitel 5
Anfang Sommer 1040 (431 seit Hegirae), vor den Mauern von Syrakus
Von Sizilien war sie das Tor zum Orient, die Stadt, die vor der Ankunft von Rom die glorreichste im gesamten zentralen Mittelmeer war. Die Heimat der Tyrannen und des großen Archimedes, eine Perle, die von göttlichen Delfinen vom Meeresgrund hervorgezogen wurde; dies war Syrakus! Und in der Tat war die aretusische Stadt ein zu prestigeträchtiges Ziel, um ignoriert zu werden, ein Meilenstein, den der General des orientalischen Reichs, Giorgio Maniace, in seiner Mission nicht vernachlässigen konnte.
Die vollständige Rückeroberung Siziliens zugunsten von Konstantinopel war nicht einfach und wenn man erfolgreich sein wollte, musste man Syrakus den Sarazenen wegnehmen, damit es zu einem soliden Brückenkopf für die Ankunft der Verstärkung aus dem Osten wurde. Die Stadt hingegen war gut versorgt. Sie hatte Wasserquellen im Inneren und wurde von Soldaten verteidigt, die sich nach den ersten Zusammenstößen hinter den Mauern zurückgezogen hatten. Der Aufruf der Muezzins auf den Minaretten erinnerte die Belagerer daran, dass die Eroberung ein langes und mühsames Unterfangen werden würde.
Giorgio Maniace war ein rauer und despotischer Mann, und erwies sich besonders in Bezug auf seine Truppen und Offiziere, die ihm untergeben waren, oft als gewalttätig kurz gesagt, ein perfekter Krieger. Sogar sein Aussehen bezeugte seinen brutalen Charakter: Blind auf einem Auge, war er größer als der Durchschnitt und seine Gesichtszüge waren unangenehm und roh. Alles an ihm erzeugte Angst, sowohl unter seinen eigenen Leuten als auch unter den unglücklichen sarazenischen Milizen, die mit ihm zusammengestoßen waren. Sein Wert war schon unumstritten, bevor der Kaiser des Orients ihm die Mission anvertraute, Sizilien den Arabern zu entreißen. Aber jetzt, da von Messina bis zu den Toren von Syrakus wieder Kreuze erschienen, wurde sein Ruf absolut. Im Übrigen benötigte er auch einen starken Charakter und eine unbestrittene Autorität, wenn er in einem größeren Unterfangen als demselben Krieg gegen den Islam erfolgreich sein wollte: nämlich die vielfältige, um die von ihm befohlene Armee zu kontrollieren. Giorgio Maniace hatte viele Söldner verschiedenster Abstammung unter sich versammelt: Männer aus Konstantinopel und seinen Besitztümern, Männer aus Apulien, Kalabrien, Armenien, Mazedonien, Paulicianer29, aber auch Söldner, die Konteraten30 , die ihre Lanze im Gefolge des Langobarden Arduino schwangen die Variaga-Wache, Nordmänner, die die slavischen Steppen überquert hatten, um dem Kaiser des Orients zu dienen und von Harald Hardada angeführt wurden und die Normannen des Unterlaufs der Seine, die zu den geschicktesten Kriegern gehörten.