Alles, was ihm einmal gesagt worden war, behielt er, Großes und Kleines, ohne Unterschied; oder wenn ein Unterschied war, so bestand er darin, daß das Kleine ihm das wichtigste war. Wenige Dinge entgingen ihm; sachte und nicht ohne eine Art Kunst stahl er sich in das Vertrauen eines Menschen. Er kannte die Familiengeschichten aus dem ganzen Land, auch solche aus fremden Ländern kannte er. Diese Geschichten zu erzählen – am liebsten Skandalgeschichten – und in aller Stille noch andere einzuheimsen – das war ihm des Daseins größte Wonne! Hätten die Lehrer geahnt, wie diese bewundernswerte Schubladeneinrichtung mit all ihrem Inhalt die Luft der Schule verdarb – sie hätten ihn schwerlich noch ein Jahr dabehalten. Die ganze Schule war nichts als Kritik und Zweifel; Klatsch und Spott waren Hoftugenden, die am ehesten zu Gunst führten; schlüpfrige Geschichten waren die Festunterhaltung. Gierig nach Neuem saß er inmitten seines Rauchgespinstes zwischen seinen Bücherregalen, wenn jemand ihn besuchte. Und als Edvard an diesem Abend kam und erzählte, nun wisse er, wohin Ole gehe und was er treibe, und nun wolle er seine Prämie, da stand Anders auf und bat ihn, doch einen Augenblick zu warten; er wolle nur schnell etwas Bier holen; dann wollten sie sich einen vergnügten Abend machen.
Das erste Glas schmeckte vortrefflich, ein anderes halbes ebenso; und dann erzählte Edvard. Erst, daß Ole unten im Fischerdorf Kranke pflege.
Anders war ungefähr ebenso paff, wie Edvard vorhin, als er die Bibel sah. Edvard lachte herzlich. Aber es dauerte nicht lange, so äußerte Anders einen leisen Zweifel. Ole habe ihm wahrscheinlich nur etwas weismachen wollen, um sich leichter aus der Patsche zu ziehen; dahinter stecke etwas. Bauernjungen seien immer Heimlichtuer. Und zum Beweis erzählte er ein paar ganz amüsante Geschichtchen aus der Schule. Edvard gefiel dieses ewige Zweifeln nicht recht, und um ein Ende zu machen (er war im Grunde furchtbar müde), berichtete er, sein Vater wisse alles, er sei damit einverstanden und unterstütze Ole mit Geld. Jetzt zweifelte natürlich auch Anders nicht länger. Aber trotz allem – es konnte etwas dahinterstecken; Bauernjungens seien nun mal solche Heimlichtuer.
Das wurde Edvard denn doch zu viel; er sprang von seinem Sitz auf und fragte, ob Anders etwa glaube, daß einer von ihnen lüge.
Anders trank ruhig einen Schluck Bier und ließ vorsichtig seine Glotzaugen rollen. "Lügen" – hm – ein sonderbarer Ausdruck. Durfte man vielleicht wissen, was das für Kranke waren, mit denen Ole sich beschäftigte?
Darauf war Edvard nicht gefaßt. Er hatte sich vorgenommen, gerade soviel zu sagen, als nötig war, um die Prämie zu bekommen, und kein Wort darüber. Er stand wieder auf. Wenn Anders es nicht glauben wolle, so möge er's bleiben lassen; aber seine Prämie wolle er.
Es war nicht Anders Hegges Art, mit jemand zu brechen, was Edvard auch recht gut wußte. Natürlich sollte Edvard das Buch haben. Aber nun müsse er erst mal eine amüsante Geschichte hören, wie sich die Kranken draußen im Fischerdorf aufführten. Der Armenarzt und seine Frau seien gestern bei seiner Mutter gewesen, und da habe jemand nach der Marte von der Werft gefragt, die man schon so lange nicht mehr gesehen habe. Ob sie noch immer von ihrem Fall im Winter bettlägrig sei? Ja freilich; und sie litte keine Not; denn die Leute schickten ihr unbegreiflicherweise alles, was sie brauche, und der Wäscher-Lars bringe ihr Abend für Abend Schnaps, so daß sie sich manch liebes Mal einen recht fidelen Schwips ansäuselten. So bald stehe die gewiß nicht wieder auf.
Edvard wurde feuerrot, was Anders wohl bemerkte. War etwa die Marte von der Werft eine von denen, denen Ole "half"? Ja, es ließ sich nicht leugnen.
Die Glotzaugen weiteten sich ordentlich, um diese Beute aufzunehmen. Edvard sah, wie sie eingesogen und verschlungen wurde, und ihm war, als sinke er selber mit hinein und werde zerrissen und aufgefressen. Aber wenn es etwas gibt, was ein Schuljunge nicht verträgt, so ist es, sich gefangen zu sehen in seiner eigenen Arglosigkeit. Er beeilte sich, den ehrenrührigen Verdacht, als ob er das Lächerliche an Ole Tufts Vorhaben nicht durchschaue, von sich abzuwälzen. "Und denk Dir – aus der Bibel hat er der Marte vorgelesen!" – Ihr aus der Bibel vorgelesen? Wieder wurden die Glotzaugen ganz groß, um zu schlingen; aber schnell zogen sie sich wieder zusammen. Anders kam ins Lachen; er schüttelte sich geradezu; und Edvard mit.
Ja, er las der Marte aus der Bibel vor, die Geschichte vom verlorenen Sohn; und Edvard erzählte, was Marte gesagt hatte. Sie lachten um die Wette und tranken den Rest des Biers aus. Alles, was an Anders liebenswürdig und amüsant war, kam zum Vorschein, wenn er lachte. Das Lachen selbst hatte einen leichten Beiklang, wie wenn man jemand am Hals kitzelt – — es forderte zu immer neuer Heiterkeit heraus – zu endlos neuer Heiterkeit. Und Edvard mußte alles erzählen – und noch ein bißchen mehr.
Als er später mit dem Prachtband unterm Arm nach Hause lief, hatte er ein scheußliches Gefühl. Der Bierdunst war verflogen; das Lachen reizte ihn nicht mehr, und der gekränkten Eitelkeit war Genüge getan. Aber kaum war er an der frischen Luft, da glaubte er auch schon Oles gute Augen vor sich zu sehen. Er wollte das Gefühl abschütteln; er war so entsetzlich müde; heut abend konnte er nicht mehr denken. Aber morgen – ja, morgen wollte er Anders bitten, zu schweigen.
Doch am nächsten Morgen verschlief er die Zeit; er konnte nur gerade noch in die Kleider springen – und davonrasen – mit einer Buttersemmel im Mund und einem flüchtigen Gedanken an "Les trois mousquetaires", die jetzt ihm gehörten; heut nachmittag würde er sie lesen. In der Schule schlug er sich mit Hängen und Würgen von einer Stunde zur andern durch; er konnte keine seiner Aufgaben, und Sonnabends war gerade immer so viel. Bis auf die beiden letzten Stunden vor Schulschluß war er vollauf in Anspruch genommen; dann kam Französisch und Naturgeschichte; von den beiden Fächern war er dispensiert. Und nun ging's die Treppe hinunter, vor allen andern.
Wie er vor der Tür des Schulhauses stand, kam eben Anders von der andern Seite her. Der hatte jetzt eine Stunde in der obersten Klasse. Augenblicklich fiel Edvard der gestrige Abend ein, und es packte ihn ein Schrecken, was Anders jetzt wohl erzählen würde. Fast in derselben Sekunde aber erblickte er zwischen zwei Landungsbrücken ein Ungetüm von einem Dampfer, einen Havaristen, der sich langsam dem Hafen näherte. Solch ein Riesenschiff war noch nie im Hafen gewesen, sagten die Leute, die vorüberliefen. Mastlos, mit zerbrochener Schanzverkleidung, mit gestützten Schornsteinen, bis oben voll gespritzt von weißem Gischt, nur eben noch fähig, sich fortzubewegen – so kam es angezogen. Vielleicht im Schlepptau eines andern Dampfers – Edvard konnte der Brücken wegen nichts sehen. Alles rannte hinunter; und er mit.
Unterdessen schritt Anders durch das Schultor. Eben als er öffnete, leerten sich die Klassen; ihr ganzer Inhalt stürzte die Treppe hinunter in den Hof – wie durch einen langen Trichter. Ein Orkan in einem Riesenbauch —. Das Haus erdröhnte. Zuerst ein vereinzelter scharfer Schrei – die jubelnde Ichverkündigung des Ersten – dann ein Gemisch von Diskant- und Altstimmen – dann gebrochene Übergangsstimmen, die in einer etwas dunkleren Klangfarbe darüber hinwischten – dann ein gemeinsames Emporsprühen wie von einem gen Himmel flammenden Feuermeer, bald ein halbes Erlöschen hier – bald eine freudig aufschießende Feuersäule dort; dann wieder ein einheitlicher, breiter Glanz über dem ganzen Hofe.
Ruhig kam Anders dahergegangen. Nicht wie in einem Feuermeer, mehr wie durch gefahrvolle Brandungen getragen, gewiegt – hin und her gespült – von einem Ufer zum andern. Aber sein Ziel hatte er vor Augen. Er wollte sich vorsichtig durchschlagen bis zu dem Bretterhaufen am Zaun des Nachbars; dort war es still; und dort konnte er, gegen das Holz gelehnt, sich's ein bißchen bequem machen.
Nachdem er sich diese Rückenstütze gesichert und mit seinen Glotzaugen vorsichtig ausgespäht hatte, ob die Luft auch rein sei, glitt sein Blick zufrieden über die Menge hin; er genoß das reizvolle Gefühl der Gewißheit, diesen ganzen Aufruhr durch bloße drei, vier Worte – seinem Nachbar ins Ohr geflüstert – dämpfen zu können. Wie Öl auf eine tobende See würden sie wirken, und der Lärm würde verstummen, sobald die paar Worte über ihn hinflossen. Wo war Ole? Da – ein großer Junge hielt ihn gerade gepackt; sie hatten sich gegenseitig am Rockkragen und wirbelten im Kreis herum; der Große versuchte den Kleinen zu Fall zu bringen und half mit dem Fuß nach. Oles schwere Stiefel zappelten in der Luft; die eisenbeschlagenen Absätze blinkten; er lachte aus vollem Halse; denn der andere wurde immer wütender und aufgeregter, ohne ihn doch werfen zu können.
Da beugte Anders sich zu dem ihm Zunächststehenden herab: "Jetzt weiß ich, was Ole Tuft jeden Abend treibt." – "Ach, Quatsch!" – "Doch, ich weiß es." – "Wer hat's denn 'rausgekriegt?" – "Edvard Kallem." – "Edvard Kallem? Hat der das Buch bekommen?" – "Freilich." – "Nee – so was! Edvard Kallem!"
"Edvard Kallem? Was ist mit Edvard Kallem?" fragte jetzt ein Dritter. Und der Zweite, der es eben gehört hatte, berichtete sofort. Ein Vierter, ein Fünfter, ein Sechster schoß fort: "Edvard Kallem hat die Prämie gewonnen! Anders Hegge weiß jetzt, was Ole Tuft jeden Abend treibt!" Und überall, wo die Worte erklangen, verstummte der Lärm; alles wollte hören, alles stürzte auf Anders Hegge zu.
Kaum war ein Viertel der Jungens zusammengelaufen, so wurden auch die andern drei Viertel aufmerksam. Was in aller Welt mochte dort an dem Bretterhaufen los sein? Warum liefen denn alle dorthin? Sie scharten sich um Anders, sie kletterten auf den Holzstoß, so viel ihrer überhaupt Platz hatten. "Was ist los?" – "Edvard Kallem hat die Prämie gewonnen!" – "Edvard Kallem?" Wieder loderte es auf. Alle fragten – alle antworteten – alle, außer Ole Tuft; der blieb stehen, wo der Kamerad ihn losgelassen hatte.
Dann wurde es mäuschenstill. Anders Hegge erzählte. Das war sein gutes Recht; er hatte dafür bezahlt. Er erzählte gut, in einer klaren, trockenen Art, die allem einen Schimmer von Doppelsinnigkeit verlieh. Erst erzählte er, wo Ole sei und was er da treibe – daß er die Werft-Marte umbette, sie herumschleppe und trage, ihr das Essen koche und nach der Arznei in die Apotheke laufe; dann – weshalb er das tue; er wolle Missionär werden und wolle sich an der Werft-Marte drunten üben; er lese ihr aus der Bibel vor, und Marte heule, und wenn dann Ole fort sei, komme der Wäscher-Lars mit Schnaps, und dann tränken sich die beiden, Marte und Lars, auf das Bibellesen hin einen ordentlichen Schwips an. Zuerst standen die Jungens ganz starr – so was war ihnen noch nie vorgekommen! Sie faßten es in der Hauptsache als eine Art Zeitvertreib auf, und so, wie es erzählt wurde, konnte es gar nicht anders aufgefaßt werden. Aber Missionär und Bibelvorleser spielen? Das hatten sie noch nie gehört. Es war lustig, aber zugleich auch noch etwas anderes; was? – darüber waren sie sich im Augenblick nicht klar. Da niemand lachte, ging Anders weiter. Weshalb war Ole auf diesen Einfall gekommen? Ganz einfach, weil er ehrgeizig war und ein Apostel werden wollte; und das war viel, viel mehr als König werden, oder Kaiser, oder Papst; das hatte Ole selber zu Edvard Kallem gesagt. Aber um das zu werden, mußte er "Gottes Wege" finden, und Gottes Wege – nun ja, die begannen dort unten bei der Marte von der Werft. Dort wollte er sich üben, Wunder zu tun, sich mit Heiden und wilden Tieren und giftigen Schlangen herumzuschlagen und Zyklonen Einhalt zu gebieten. Jetzt brach das Gebrülle los. Doch gerade in diesem Augenblick läutete es; die Jungens konnten nur eben noch, sich vor Lachen schüttelnd, an Ole vorüberstürmen.
Schon einmal in seinem jungen Leben hatte Ole Tuft in einen bodenlosen Abgrund geblickt; das war an dem Wintertag, als er am Grabe seines Vaters stand und die ersten gefrorenen Erdschollen auf den Sarg poltern hörte. Die Luft war voll treibenden Nebels, und das Meer wie Blei. Alles, was er an Leid kannte, führte dorthin zurück; auch jetzt stand er wieder dort; auch jetzt hörte er wieder die Kirchenglocke von damals. Gerade als das hohle Dröhnen auf den Treppen und Gängen verhallt, der letzte Nachzügler verschwunden, die letzte Tür geschlossen und mit einemmal alles so still war – da, durch das Schweigen, durch die Leere, vernahm er eine Glocke – bimbam, dingdang – und plötzlich war er auch schon draußen, vor der geteerten Holzkirche am Strand; die langarmigen, alten laublosen Birken an der Mauer und die ehrwürdige Tanne vor dem Portal rauschten; Glockenklänge, schrill, dünn, kamen dahergewankt, und die scharfen Erdschollen auf dem Sarg schlugen ihm Wunden fürs ganze Leben. Das unaufhaltsame Weinen der Mutter – sie hatte es zurückgehalten bis jetzt – keinen Laut bis dahin – nicht am Bett, nicht, als sie ihn hinaustrugen; aber jetzt, mit einemmal – ach, nicht einzudämmen mehr! … O Vater, Mutter, Mutter, Vater! … Und auch er brach in Tränen aus.
Schon aus dem Grunde konnte er den Kameraden nicht folgen; und er wollte überhaupt nicht mehr in die Schule. Auf das hin konnte er keinem von ihnen mehr begegnen, konnte nicht einmal mehr in der Stadt bleiben. In zwei Stunden würde jedermann es wissen und gaffen und fragen und grinsen. Und das, was er vorhatte, war ja jetzt auch entweiht für ihn; wozu noch studieren! In eine andere Stadt wollte er auch nicht. Nein – nur heim, heim, heim!
Aber wenn er länger hier stehen bliebe, so würden sie bald einen aus der Klasse herunterschicken, um ihn zu holen; er mußte gleich fort —. Nicht erst nach Hause zur Tante; dort hätte er erzählen müssen. Nicht durch das große Tor und über die Hauptstraße; die war immer so voll von Menschen, und er sah so verheult aus! Nein, er mußte durch das kleine Schlupfloch fort, das Josefine ihm zurechtgemacht hatte, und durch das sie ihm jeden Nachmittag hinaushalf, ohne daß die Jungens es sahen.
Das Holz war gegen des Nachbars Bretterzaun aufgestapelt; aber zur Rechten lehnte der Stapel an einem Schuppen, und dorthin lief jetzt Ole. Er löste zwei Planken in der Wand, die nach dem Holzhaufen ging, kroch hindurch und machte hinter sich wieder zu. Dieses Kunststück wäre unmöglich auszuführen gewesen, wenn nicht zwischen Schuppen und Bretterstapel ein freier Raum gewesen wäre; und ein solcher befand sich dort, dank einem Naturhindernis in Gestalt eines großen Steines, der höher war als der Knabe und ein Stück von der Wand weg stand. Wäre der Stein nicht gewesen, so hätte die zweite Holzschicht sich an die erste angelehnt und ganz abgeschlossen; so aber blieb zu beiden Seiten des Steins und darüber ein freier Raum. Und hier hatten die Kinder sich Stuben eingerichtet, eine auf jeder Seite und eine auf dem Stein selbst. Die hintere war die bequemste; dort war ein Brett zum Sitzen, und wenn es auf beiden Seiten in den Holzstapeln festgemacht war, so konnten die Kinder zur Not sogar aneinander vorüber. Oben drüber hatten sie Bretter gelegt, und darauf wieder Holz, damit niemand Verdacht schöpfe; es war ein tüchtiges Stück Arbeit gewesen für die zwei. Allzu hell war es ja nicht gerade; aber das trug just dazu bei, es recht gemütlich zu machen. Hier erzählte sie ihm von Spanien und er ihr von den Abenteuern der Missionäre, sie von Stiergefechten, er von Kämpfen mit Tigern und Löwen und Schlangen, von furchtbaren Zyklonen und Windhosen, von wilden Affen und Menschenfressern. Seine Erzählungen hatten nach und nach die ihren übertrumpft; sie waren reicher und sie hatten ein bestimmtes Ziel. Sie lebte von Erinnerungen, er von allem, was seine Phantasie nur zu ergattern vermochte, und bei allem war er selber im Mittelpunkt der Dinge. So lange schilderte er, und so glühend, bis auch in ihr die Sehnsucht erwachte, im Mittelpunkt dieser Dinge zu sein! Erst schickte sie ein paar vorsichtige Fragen voraus: ob es auch angehe, daß Frauen Missionäre würden? Das wußte er nun zwar nicht; es war sicherlich doch bloß Männerarbeit, das Missionieren; aber Frauen von Missionären konnten sie werden. Ob denn die Missionäre verheiratet seien, fragte sie. Er nahm das zunächst als dogmatische Frage. Einmal habe er seinen Vater darüber in einer Versammlung reden hören; irgendeiner habe Zweifel darüber geäußert; denn Paulus, den man ja doch den ersten und größten Missionär nennen müsse, sei nicht verheiratet gewesen, ja, er habe sich dessen sogar gerühmt. Aber der Vater habe erwidert, Paulus habe geglaubt, Jesus werde bald wiederkommen, und darum habe er sich beeilen müssen, überall umherzuwandern und das zu verkündigen, auf das die Menschen sich bereithalten sollten. Die Missionäre von heute dagegen müßten im Gegenteil auf einem und demselben Fleck Erde leben, und dazu gehörten doch wohl auch Frauen. Er habe selber von Missionärsfrauen gelesen, die Schule für kleine Negerkinder hielten.