Interviews Aus Dem Kurzen Jahrhundert - Westhagen Monika 3 стр.


Und etwa auch in Ihrer Garderobe herumstöbern, virtuell natürlich …

Bingo ( lacht ). Man kann auch in der Garderobe von Peter Gabriel herumstöbern!

All dies scheint Lichtjahre entfernt von der Erfahrung mit Genesis. Was ist von diesen Jahren noch geblieben? Hatten Sie zum Beispiel niemals Lust, eine Rock-Oper zu machen, nach dem Muster «The lamb lies down on Broadway»? Ist das alles überholt?

Das ist gar nicht leicht zu beantworten. Ich bin glaube ich schon noch an einigen dieser Ideen interessiert, aber in einer anderen Welt. In gewisser Weise besteht bei dem, was ich in der letzten Schaffensperiode mit Genesis machen wollte, eine Verknüpfung mit Multimedia. Zu jener Zeit waren der Tontechnik durch die Technologie jener Epoche Grenzen gesetzt. Jetzt möchte ich auf dieser Straße ein ganzes Stück weiter in Richtung Zukunft vorangehen...

Kommen wir zurück auf Ihr politisches und humanitäres Engagement nach dem Ende der Apartheit, was sind Ihre anderen diesbezüglichen Projekte in Bezug auf die Gründe für die Ungerechtigkeiten auf dieser Welt, die es zu bekämpfen gilt?

Es gibt viele, aber im Moment glaube ich, dass es vorrangig ist, die Menschen dabei zu unterstützen, Zeugnis abzulegen. Beispielsweise, jedem die Möglichkeit zu geben, Aufnahmen mit einer Videokamera zu machen, oder über Kommunikationsmittel wie Fax, Computer usw. zu verfügen. Kurz gesagt, ich denke, dass heute die Möglichkeit besteht, die Technologie der Kommunikationsnetze für eine stärke Verteidigung der Menschenrechte zu nutzen.

Hoch interessant. Können Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Ich möchte kleine, konkrete Ziele verfolgen. Beispielsweise mit Hilfe dieser Kommunikationsmittel den Alltag eines ganzen Dorfes verändern: Telefonverbindungen, zwanzig oder dreißig Personal Computer, usw. Solche “Pakete” könnte man in jedem Dorf der Welt installieren, in Indien, in China, im Gebirge... Auf diese Art und Weise könnte man in einer Zeitspanne von drei oder fünf Jahren die Menschen auf solchen Posten instruieren, wie sie Informationen generieren, verwalten, und damit umgehen können. Dies würde dazu beitragen, mit geringem Aufwand die Wirtschaft vieler Länder zu transformieren und den Menschen die Möglichkeit zu geben, von einer reinen Agrarwirtschaft zu einem informationsbasierten System zu wechseln. Das wäre zweifellos von Vorteil.

Was sind Ihre Zukunftsprojekte?

Ein Urlaub ( lacht ). Wir sind sehr viele Monate auf Tour. Wir haben auch Pausen gemacht, aber ich glaube, ich muss mal abschalten. On Tour gibt es immer Stress, zeitliche Engpässe, Reisestress... und dann ist es unmöglich, Sport zu treiben. Ich spiele zum Beispiel viel Tennis. Was die Arbeit anbelangt, denke ich an etwas anderes als eine CD-ROM. Momentan habe ich mein neues Album “Secret World Live” abgeschlossen, eine Doppel-CD mit Live-Aufnahmen, die auf eben dieser langen Tournee aufgenommen wurden. Im Grunde genommen handelt es sich um eine Zusammenfassung von allem, was ich bisher gemacht habe, eine Art Sammelalbum, mit einem einzigen Stück, “Across the River”, das man als halbwegs unveröffentlicht bezeichnen könnte. Das Album ist im Prinzip auch eine Art Danksagung an alle, die auf dieser mörderischen Tour mit mir zusammen gespielt haben. Von den “habitués” wie Tony Levin oder David Rhodes bis Billy Cobham und Paula Cole, die mich auch in Mailand begleitet haben; der erste am Schlagzeug und die zweite als Vokalistin.

Haben Sie einen Wunsch, einen Traum?

Ich wünschte, die Vereinigten Staaten Europas würden bereits existieren.

Warum?

Weil es inzwischen offensichtlich ist, dass kleine Länder in der Weltwirtschaft keine große Rolle spielen können. Man braucht eine Organisation, die sie gegenüber dem Rest der Welt vertritt, auf künftigen Märkten und die ihre kulturelle Identität schützt. Es braucht eine kompakte wirtschaftliche Vertretung, eine Handelsunion, die ihr Überleben sichert, insbesondere, um sich an jenen Plätzen behaupten zu können, wo Arbeitskräfte zu Niedrigpreisen gehandelt werden. Und um dann das Bild von der Unterteilung der Welt in zwei Modelle zu zerreißen: das des weißen, des historischen Europas und das der armen Länder, die ausgebeutet werden. Man sollte die Unterschiede zwischen den Menschen eines jeden Landes hervorheben und nicht versuchen, alles über einen Kamm zu scheren, damit alle gleich sind.

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Claudia Schiffer

Die Schönste von allen

Sie war die schönste Frau der Welt, die mit den höchsten Gagen, alles in allem auch die sittsamste. «Ich bin das einzige Modell, dessen Busen noch niemand gesehen hat» erklärte sie stolz. Ihr milliardenschwerer Vertrag mit Revlon untersagte ihr sogar, sich hüllenlos zu zeigen.

Zumindest so lange, bis zwei spanische Fotografen der Agentur Korpa auch dieses Bollwerk zum Wanken brachten und die ganze Welt die perfekten Brüste der legendären Claudia Schiffer zu Gesicht bekam. Diese Fotos gingen um die Welt und die Internationale Presse widmete diesem Ereignis ausreichend Raum. Nur das deutsche Wochenblatt Bunte zeigte sie bekleidet auf der Titelseite. Nicht ohne ihr jedoch heuchlerisch viele Seiten im Innenteil zu widmen, auf denen sie topless abgebildet war. Die neue Bardot konterte mit wütenden Protesten und der Androhung von immensen Schadenersatzklagen.

Da ich einige gute Kontakte zur Modebranche hatte, beschloss ich, das Eisen zu schmieden, so lange es noch heiß war und auf der Welle der “Skandalfotos” mitzuschwimmen und zu versuchen, sie für die Zeitschrift Panorama zu interviewen. Es war äußerst kompliziert und es folgten zahlreiche Telefonate und lange Verhandlungen mit ihrer Agentin, die jeglichen Annäherungsversuch von Journalisten abblockte. Dennoch wurde meine Hartnäckigkeit endlich im August 1993 belohnt und ich bekam einen Termin: Claudia war mit der Familie in Urlaub auf den Balearen und um sie zu interviewen hätte ich mich dort hinbegeben müssen.

Es war ein echter Scoop , ein Interview von absoluter Exklusivität: die schöne Claudia hatte der italienischen Presse nie Interviews gegeben und vor allem hatte noch nie zuvor ein Journalist einen Fuß in ihr Ferienhaus gesetzt und war in die familiäre Intimsphäre vorgedrungen. Noch dazu, genau an dem Ort, an dem die

Skandalfotos geschossen wurden, Port d’Andratx , eine diskrete Bucht auf der Insel Mallorca im Süden von Palma, wo die Familie Schiffer seit vielen Jahren ein Ferienhaus besitzt.

In diesem Jahr hatte Claudia einen Grund mehr, sich dorthin zurückzuziehen, um sich auszuruhen. Sie hatte soeben ein Selbstportrait in einem langen Dokumentarfilm beendet, der ihre Lebensgeschichte erzählte: Claudia Schiffer special, unter der Regie von Daniel Ziskìnd, ehemaliger Assistent von Claude Lelouch, der in Frankreich, Deutschland und in den Vereinigten Staaten gedreht wurde. Die Filmaufnahmen waren gerade beendet und schon wetteiferten sämtliche Fernsehsender in aller Welt miteinander, im Kampf um die Rechte.

Kurz vor meiner Abreise sprach ich zufällig mit einem damals sehr guten, ziemlich wohlhabenden Freund, dessen Familie eine bekannte Werkzeugfabrik gehörte und ließ verlauten (vielleicht wollte ich auch nur etwas angeben…) dass ich kurz vor der Abreise nach Palma de Mallorca war, um sie zu treffen, woraufhin mein Freund meinte, ich solle kein Hotel reservieren: er sagte spontan zu mir «ich habe dort meine Yacht liegen» (ein Traum von einem zweiunddreißig Meter langen Segelboot). «An Bord sind fünf Mann Besatzung plus der Koch, die fürs Nichtstun bezahlt werden. Das Boot liegt im Hafen von Palma. Geh du hin, dann sind die nicht ganz umsonst dort!». «Und wenn du schon mal dort bist, lass dich mit dem Boot nach Port d‘Andratx schippern, dann kommst du auch gleich in den Genuss einer schönen Kreuzfahrt!»

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und am Tag des Interviews ging ich in dem kleinen Hafen, zwei Stunden Fahrtzeit von Palma de Mallorca entfernt von Bord der Yacht meines Freundes. Ich verabschiedete mich von der Mannschaft und begab mich um 15:30 h zum Treffpunkt im Cafè de la Vista , gegenüber der Mole des überfüllten Yachthafens.

Dies war mit Sicherheit der spektakulärste Auftritt der jemals einem Journalisten zuteilwurde, der nur ein Interview machen wollte!

*****

Kurz vor der vereinbarten Zeit kam ein Audi 100 mit Düsseldorfer Kennzeichen. Das mussten sie sein: Vorne zwei Männer, auf dem Rücksitz die unvermeidliche Agentin, Aline Soulier. Enttäuschung machte sich breit: Wo ist sie? Nur ein kurzer Augenblick und hinter Aline kommt eine blonde Wolke zum Vorschein und beugt sich vor in Richtung Vordersitz. «Ciao, ich bin Claudia» sie reicht mir die Hand und lacht, ein Anblick, der einen in den Bann zieht, irgendwo zwischen einer Lolita und der Madonna.

Niemand steigt aus. «Überall lauern Paparazzi» flüstert mir die Agentin auf der kurzen Fahrt zum Haus, eine ziegelfarbene, einstöckige Villa, zu. Beim Eintreten betont Claudia dass bis zu diesem Tag kein Journalist jemals einen Fuß in das Haus der Schiffers gesetzt hat. Sie stellt vor: «Mein kleiner Bruder, meine

Schwester Caroline, meine Mutter». Eine sehr distinguierte Dame, ziemlich Deutsch, blonde kurze Haare, sogar noch etwas größer als die 1,80 m große Tochter. Beim Vorstellen fehlt der Vater, ein Düsseldorfer Rechtsanwalt, der im Hintergrund die Fäden zieht. Wenn man gut informierten Kreisen glauben darf, war er verantwortlich für den Erfolg seiner Tochter. Verdanken wir ihm die Entstehung eines Mythos der Schönheit?

Alles begann in einer Düsseldorfer Diskothek…

Ich war sehr jung. Eines Abends sprach mich der Inhaber der Metropolitan Agentur an und fragte, ob ich Lust hätte, für ihn zu arbeiten...

Und wie haben Sie reagiert?

«Wenn es etwas Seriöses ist» habe ich geantwortet «dann sprechen Sie morgen mit meinen Eltern». Sie wissen ja, es gibt viele Anmachen in Discos, das hätte eine davon sein können, nicht mal besonders neu...

Haben Sie eine enge Beziehung zu Ihrer Familie?

Ja, eine sehr enge Bindung. Wir sind eine bodenständige Familie. Mein Vater ist Rechtsanwalt, meine Mutter hilft ihm in der Kanzlei. Mein Erfolg hat bei ihnen keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie sind nicht besonders leicht zu beeindrucken. Sie sind sehr stolz auf mich, das ja, aber für sie ist es nichts anderes als mein Beruf und sie erwarten von mir, dass ich meine Arbeit so gut wie möglich mache.

Und Ihre Geschwister, sind die nicht eifersüchtig?

Ach woher ! Sie sind vielmehr stolz auf mich. Besonders mein kleiner Bruder mit zwölf. Dann habe ich noch eine Schwester, sie ist neunzehn und geht auf die Uni; es gibt also keine Konkurrenz zwischen uns beiden. Dann ist da noch ein zwanzigjähriger Bruder: ein Freund.

Verbringen sie ihre Ferien immer gemeinsam mit ihnen auf Mallorca?

Ich liebe diesen Ort, seit ich Kind war.

Jetzt, nachdem Sie erwachsen sind, haben Sie scheinbar das eine oder andere Problem, wenn Sie in dieser Gegend spazieren gehen…

In der Tat, die Paparazzi sind überall, sogar auf den Bäumen... es nervt. Jede meiner Bewegungen wird observiert, studiert, fotografiert, ... Urlaub ist das keiner, zumindest so gesehen! (sie lacht ).

Man nennt es den Preis des Ruhmes …

Ach ja, so ist es wohl, und trotzdem fahre ich oft mit dem Boot hinaus, mit der Mamma, mit meinen Brüdern. Auf dem Meer fühle ich mich sicher.

Ist es dort wirklich sicher?

Ach Sie meinen die Fotos “oben ohne”? Ich weiß wirklich nicht, wie das passieren konnte. Ich war auf dem Boot, zusammen mit der Mamma und meiner Schwester Carolina. Wir lagen vor Anker und haben uns gesonnt. Bei uns war noch Peter Gabriel, einer meiner guten Freunde...

Das haben wir mitbekommen…

Ja, stimmt. Auch er war auf diesen Fotos. Ich möchte nicht da-rüber reden... ich habe bereits Anwälte eingeschaltet wegen der Schadenersatzklagen ...

Es wird gemunkelt, dass Sie Schauspielerin werden wollen.

Ich würde es gern mal probieren, das ist alles. Man bietet mir Drehbücher an und je mehr ich lese, umso mehr Lust bekomme ich, einen Versuch zu starten ... Heute habe ich Lust darauf, einen Film zu machen. Richtig Lust.

Aber Sie übernehmen keine Rolle im nächsten Jahr in Robert Altmans “Prêt-à-porter”, einem Film, im Zeichen der Modewelt?

Es ist wirklich unglaublich. Die Weltpresse behauptet das immer wieder hartnäckig, aber es ist absolut unwahr. Und dann möchte ich keinen Film machen, in dem ich mich wieder selber spiele.

Wenn Sie die Wahl hätten zwischen dem Top-Model und der Schauspielerin, was würden Sie tun?

Model ist kein Beruf für ein ganzes Leben. Es ist ein Beruf für sehr junge Mädchen, den man nur wenige Jahre machen kann, etwa so wie Tennis spielen oder Schwimmen... d.h., man muss die Chancen nutzen, solange es geht. Danach würde ich gerne zurück an die Uni und Kunstgeschichte studieren.

Sie haben immer gesagt, Sie würden Ihre Privatsphäre verteidigen, koste es, was es wolle. Wenn Sie diesen Film über Ihr Leben drehen, in Ihrem Haus, im Haus Ihrer Eltern, empfinden Sie das nicht als Widerspruch?

Ich glaube nicht. Die wirklich privaten Momente sind es auch geblieben. Im Film sieht man das, was ich bewusst beschlossen habe, dem Publikum zu zeigen: meine Familie, meine Freunde, meine Ferien, meine Hobbies ... eben alles, was ich liebe. Und daneben die Reisen, der Catwalk, die Fotos, mit denen ich arbeite, die Pressekonferenzen...

Sie leben teils in Paris, teils in Montecarlo?

Im Grund genommen ist mein Wohnsitz Montecarlo und ich lasse keine Gelegenheit aus, dorthin zu fahren, wenn ich nicht arbeite, beispielsweise an den Wochenenden.

Reisen Sie immer in Begleitung Ihrer Agentin?

Normalerweise nicht. Ich brauche sie, wenn ich in Ländern arbeite, die ich nicht kenne. In Argentinien, Japan, Australien oder Südafrika. Bei diesen Gelegenheiten bin ich immer von vielen Fans umgeben, und dann sind da noch die Journalisten, Paparazzi...

Langweilen Sie sich auf den vielen Reisen?

Nein, denn ich lese gerne und mit einem Buch kann man sich immer die Zeit vertreiben, selbst im Flugzeug. Letztlich geht es hier um Arbeit und nicht um Urlaub!

Welche Art Bücher lesen Sie?

Vorwiegend Bücher über Kunst. Ich bevorzuge den Impressio-nismus und Pop Art. Ich habe auch eine Vorliebe für Geschichte und für die Biographien berühmter Männer. Ich habe die von Christoph Kolumbus gelesen – unglaublich!”

Man sagt Ihnen nach, Sie seien zur Hälfte Brigitte Bardot und zur anderen Hälfte Romy Schneider (Sissi). Sehen Sie sich in diesen beiden Figuren?

Ja. Aber nicht so sehr physisch betrachtet. Ich glaube vielmehr einige gemeinsame Charakterzüge zu haben, den Lebensstil... Die Bardot finde ich ganz außergewöhnlich, abgesehen von ihrer Schönheit, was für ein Charakter! Für Romy Schneider empfinde ich dagegen ein Gefühl der Verehrung. Ich habe alle ihre Filme gesehen und es war furchtbar, als sie starb. Nach einem so unglücklichen Leben ...

Wenn wir das Unglück mal weglassen, würden Sie die neue Romy Schneider sein wollen?

Noch so ein schönes Kompliment! Die einen sagen so, die anderen sagen so: Ähnlichkeit mit der oder jenen schönen Frau. Das sind alles sehr schöne Komplimente, aber ich möchte vor allem ich selbst sein. Ich setze alles daran, ich selbst zu sein.

Träumten Sie als Kind von einem bestimmten Beruf?

Eine Karriere als Model hatte ich absolut nicht in der Planung. Ich wäre gerne Anwältin geworden.

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