Kampf der Ehre - Морган Райс 7 стр.


Der Mann schüttelte langsam den Kopf und grinste.

„Die Ware die Ihr sucht, ist leider schon verkauft.“, sagte der Mann. „Ein feines Exemplar. Ihr habt einen guten Geschmack. Wählt eine andere, und ich werde Euch einen guten Preis machen.”

Erec blickte finster, und fühlte eine nie gekannte Wut in sich brodeln.

“Wer hat sie mitgenommen?”, wollte Erec wissen.

Der Mann grinste.

„Du meine Güte, Ihr scheint großen Gefallen an dieser einen Sklavin gefunden zu haben.“

„Sie ist keine Sklavin“ knurrte Erec. „Sie ist meine Gemahlin.“

Der Mann sah ihn entsetzt an – und dann warf er plötzlich den Kopf in den Nacken und lachte schallend.

„Eure Gemahlin! Das ist gut. Nicht mehr, mein Freund, nicht mehr! Jetzt ist sie das Spielzeug eines anderen.” Dann verdunkelte sich sein Gesicht zu einer bösen Fratze, und er bedeutete seinen Wächtern. „Und nun schafft mir diesen Abschaum aus den Augen.“

Die Muskelmänner traten vor, und mit einer Geschwindigkeit, die Erec überraschte, sprangen sie beide auf ihn zu und versuchten, ihn zu greifen.

Doch ihnen war nicht bewusst, wen sie da gerade angriffen. Erec war schneller als die beiden und wich aus, griff das Handgelenk des einen, bog es nach hinten bis dieser flach auf dem Rücken lag, und versetzte ihm einen Schlag, der ihn bewusstlos lies. Gleichzeitig versetzte er dem anderen mit dem Ellbogen einen Schlag gegen den Hals. Er zerschmetterte den Kehlkopf und auch der zweite Muskelmann ging zu Boden.

Die beiden Männer lagen wie tot da, und Erec schritt über sie hinweg auf den Wirt zu, der nun bebend und mit vor Angst weit aufgerissenen Augen auf seinem Stuhl saß.

Erec packte den Mann bei den Haaren, riss seinen Kopf nach hinten und hielt seinen Dolch an seinen Hals.

„Sag mir wo sie ist, und ich lasse dich vielleicht am Leben“, knurrte Erec.

Der Mann stammelte.

„Ich werde es Euch sagen, aber Ihr verschwendet Eure Zeit“, antwortete er. „Ein Lord hat sie gekauft. Er hat seine eigenen Ritter und lebt in einer Festung. Er ist ein mächtiger Mann. Seine Festung ist noch nie eingenommen worden. Und selbst wenn, ihm steht eine ganze Armee zur Verfügung. Er ist unermesslich reich – und eine Armee von Söldnern steht ihm in Augenblicken zu Befehl.

„Die Mädchen die er kauft, behält er auch. Er wird sie niemals hergeben. Geht dahin zurück, wo Ihr hergekommen seid. Sie ist fort.“

Erec drückte das Messer härter gegen den Hals des Alten bis sich der Stahl in das Fleisch grub, und Blut zu tropfen begann. Er wimmerte.

„Wo ist dieser Lord?“ Erec knurrte. Langsam verlor er die Geduld.

„Seine Festung liegt im Westen der Stadt. Nehmt das West Tor und folgt der Straße bis ihr auf die Festung stoßt. Aber Ihr verschwendet Eure Zeit. Er hat gutes Geld für sie gezahlt – mehr als sie Wert ist.“

Erec hatte genug. Ohne Zögern schlitzte er die Kehle des Sklavenhändlers auf. Blut schoss aus der Wunde und der Alte gab noch ein paar gurgelnde Laute von sich, bevor er tot vornüber fiel.

Erec blickte auf den Toten und seine Muskelmänner herab, und war einfach nur angewidert von diesem Ort. Er wollte nicht glauben, dass so etwas existierte.

Erec ging quer durch den Raum, und begann die Seile, die die Frauen aneinander fesselten durchzuschneiden, und eine nach der anderen zu befreien. Einige sprangen sofort auf und liefen zur Tür. Bald waren alle befreit und stürmten ins Freie. Einige waren zu sehr berauscht, um aufzustehen, doch die anderen halfen ihnen.

„Wer auch immer Ihr seid“, sagte eine der Frauen zu Erec, als er an der Türe kurz stehenblieb, „Gott schütze Euch. Und wo immer Ihr auch hingeht – möge Gott mit Euch sein.“ Erec wusste die Dankbarkeit und ihren Segen zu schätzen, und hatte das ungute Gefühl, dass er ihn brauchen würde.

KAPITEL ZEHN

Der Tag brach an, und sanftes Licht schien durch die kleinen Fenster von Illepras Haus und fiel auf Gwendolyns geschlossene Augenlider. Langsam erwachte sie.

Die erste Sonne in ihrem gedämpften Orange streichelte sie, und weckte sie sanft in der Stille des ersten Morgenlichts. Sie blinzelte mehrmals, zuerst verwirrt, und fragte sich wo sie war. Und dann fiel es ihr ein:

Godfrey!

Gwen war auf dem Boden der Behausung eingeschlafen und lag auf einem Lager aus Stroh in der Nähe seines Bettes. Illepra schlief direkt neben Godfrey, und es war eine lange Nacht für alle drei gewesen. Godfrey hatte die ganze Nacht lang gestöhnt und sich unruhig im Schlaf hin und hergeworfen, und Illepra war ununterbrochen für ihn da gewesen. Gwen hatte geholfen, so gut sie nur konnte, legte feuchte Tücher auf Godfrey’s Stirn und gab Illepra die Kräuter und Salben nach denen sie unaufhörlich forderte. Die Nacht schien endlos. Godfrey hatte aufgeschrien und sie war sich sicher er würde sterben. Mehr als einmal hatte er nach ihrem Vater gerufen, und jedes Mal jagte es Gwen einen Schauer über den Rücken.

Sie konnte die Anwesenheit ihres Vaters spüren. Sie wusste nicht ob ihr Vater wollte, dass sein Sohn lebte oder starb – ihre Beziehung war immer angespannt gewesen.

Gwen hatte auch in der Hütte geschlafen, denn sie wusste nicht, wo sie sonst hätte hingehen sollen. Sie fühlte sich nicht sicher bei dem Gedanken, ins Schloss zurückzukehren und unter demselben Dach mit ihrem Bruder zu sein; doch hier fühlte sie sich sicher. Unter Illepras Fürsorge, während Akorth und Fulton vor der Türe Wache standen.

Sie war sich fast sicher, dass niemand wusste wo sie war, und sie wollte, dass es auch so blieb. Außerdem hatte sie Godfrey in den letzten Tagen lieb gewonnen, hatte den Bruder, den sie nie richtig gekannt hatte, entdeckt, und es schmerzte sie, daran zu denken, dass er sterben könnte.

Gwen rappelte sich auf und eilte an Godfrey’s Seite. Ihr Herz klopfte und sie fragte sich ob er noch am Leben war. Ein Teil von ihr war sich sicher, dass er, wenn er heute aufwachen sollte, überleben würde. Würde er nicht aufwachen, wäre alles vorbei. Illepra richtete sich langsam auf. Sie musste irgendwann im Laufe der Nacht eingeschlafen sein. Gwen konnte es ihr nicht verübeln.

Die beiden knieten neben Godfrey, während sich das kleine Haus langsam mit Licht füllte.

Gwen legte eine Hand auf seinen Arm und schüttelte ihn sanft, während Illepra eine Hand auf seine Stirn legte. Sie schloss die Augen und atmete ruhig und plötzlich schlug Godfrey die Augen auf. Illepra zog überrascht ihre Hand zurück.

Auch Gwen war überrascht. Sie hatte nicht erwartet, dass er seine Augen öffnen würde. Er drehte seinen Kopf und sah sie an.

„Godfrey?“, fragte sie.

Er blinzelte, schloss die Augen und öffnete sie wieder; dann, sehr zu ihrer Verwunderung stützte er sich auf einen Ellenbogen und schaute sie an.

„Wie spät ist es?“, wollte er wissen. „Und wo bin ich?“

Seine Stimme klang hellwach und gesund und Gwen fühlte eine unglaubliche Erleichterung. Sie lächelte Illepra an und sie lächelte zurück.

Gwen sprang auf, umarmte ihren Bruder und richtete sich wieder auf.

„Du lebst!“, rief sie verzückt.

„Natürlich.”, antwortete er. „Warum sollte ich nicht am Leben sein? Und wer ist sie?“, wollte er mit einem Nicken in Illepras Richtung wissen.

„Das ist die Frau, die dein Leben gerettet hat.“, entgegnete Gwen.

„Mein Leben gerettet?“, echote er.

Illepra senkte den Blick.

„Ich habe nur ein Wenig geholfen“, sagte sie demütig.

„Was ist passiert? Was war mit mir?“, fragte er aufgeregt. „Das letzte, woran ich mich erinnern kann ist, dass ich in der Taverne getrunken habe, und dann...“

„Man hat versucht, dich zu vergiften.“, erklärte Illepra. „Mit einem sehr starken und seltenen Gift. Es ist mir jahrelang nicht begegnet. Du hast Glück, dass du am Leben bist. In der Tat bist du der einzige, der es je überlebt hat. Jemand muss eine schützenden Hand über dich gehalten haben.“

Und als sie die Worte hörte, wusste Gwen, dass sie Recht hatte. Sofort musste sie an ihren Vater denken. Die Sonne schien in die Fenster, stärker nun, und sie fühlte die Präsenz des Vaters. Er wollte, dass Godfrey lebte.

“Geschieht dir ganz Recht”, sagte Gwen mit einem Lächeln. „Du hattest versprochen, nicht mehr zu trinken. Nun schau, was passiert ist.“

Er wandte sich ihr zu und lächelte sie an. Als sie sah, dass das Leben in sein Gesicht zurückgekehrte, war sie unglaublich erleichtert. Godfrey war wieder bei ihr.

„Du hast mein Leben gerettet.“, sagte er ernst.

Er wandte sich an Illepra.

„Ihr beide.“, fügte er hinzu. „Ich weiß nicht, wie ich es je wieder gutmachen kann.“

Als er Illepra ansah, bemerkte Gwen etwas – etwas in seinem Blick. Etwas das über Dankbarkeit hinausging. Sie sah Illepra an und bemerkte, wie sie sanft errötete und ihren Blick senkte. Sie mochten sich.

Illepra wandte sich schnell um und ging zur anderen Seite des Raumes, um einen Trank zu mischen.

Godfrey sah Gwen an.

„Gareth?“, fragte er, plötzlich sehr ernst.

Gwen nickte. Sie wusste was er meinte.

„Du hast Glück, dass du am Leben bist.“, sagte sie. „Firth ist tot.“

„Firth?“ Godfrey’s Stimme klang überrascht. “Tot? Aber wie?”

“Er hat ihn hängen lassen.”, sagte sie. „Und du solltest der nächste sein.“

„Was ist mit dir?“, wollte Godfrey wissen.

Gwen zuckte die Schultern.

„Er will mich verheiraten. Hat mich an die Nevaruns verschachert. Angeblich sind sie schon auf dem Weg hierher.“

Godfrey setzte sich auf, außer sich.

„Ich werde das niemals zulassen!“ rief er aus.

„Ich auch nicht“, sagte sie fest. “ Ich werde einen Weg finden.“

„Doch ohne Firth haben wir keine Beweise.“, sagte er. „Ohne ihn können wir Gareth nicht zu Fall bringen. Er wird frei sein.“

„Wir werden einen Weg finden“, entgegnete sie. “Wir werden –“

Plötzlich war der Raum taghell als Akorth und Fulton die Tür öffneten und eintraten.

„Mylady“, begann Akorth, und dann sah er Godfrey.

„Du alter Hurensohn!“, entglitt es Akorth vor Freude. „Ich wusste es! Du hast alles was geht im Leben über den Tisch gezogen, und jetzt hast du auch noch den Tod betrogen!“

“Ich wusste, dass ein Krug Bier dich nicht umbringen würde!”, fügte Fulton hinzu.

Akorth und Fulton gingen zu ihm hinüber, und Godfrey sprang auf um sie zu umarmen.

Dann wandte sich Akorth ernst Gwen zu.

„Mylady. Es tut mir Leid Euch zu stören, doch wir haben Soldaten am Horizont gesehen. Sie kommen in unsere Richtung.”

Gwen sah sie alarmiert an und rannte nach draußen. Die anderen folgten ihr und sie hob ihren Arm, um ihre Augen vor der starken Sonne zu schützen.

Sie standen vor dem Haus, Gwen blickte in Richtung des Horizonts, und sah wie eine kleine Gruppe von Silver auf das Haus zugeritten kam. Ein halbes Dutzend Männer ritten mit vollem Tempo auf Illepras Haus zu, und ohne Zweifel kamen sie wegen Gwen.

Godfrey griff nach seinem Schwert, aber Gwen legte beruhigend ihre Hand auf seine.

„Das sind nicht Gareths Männer. Sie gehören zu Kendrick. Ich bin mir sicher, dass sie in Frieden kommen.“

Die Soldaten erreichten das Haus und sprangen von ihren Pferden. Sie knieten vor Gwendolyn nieder.

„Mylady.”, sagte ihr Anführer. “Wir bringen gute Nachrichten. Wir haben die McClouds in die Flucht geschlagen. Euer Bruder Kendrick ist in Sicherheit, und er hat uns geschickt, um Euch diese Nachricht zu bringen: Thor geht es gut.“

Gwen brach in Tränen aus über die Nachricht. Überwältigt von Dankbarkeit und Erleichterung umarmte sie Godfrey. Sie fühlte sich, als ob das Leben auch in sie zurückkehrt wäre.

„Sie werden heute noch zurückkehren.“, fuhr der Bote fort. „Und es wird ein großes Fest in King’s Court geben!“

„Das sind wahrliche gute Nachrichten!“, rief Gwen.

„Mylady.“, hörte sie eine andere Stimme sagen und Gwen sah Srog. einen Lord und wohl bekannten Krieger. Srog war gekleidet im markanten Rot des Westens. Er war ein Mann, den sie von Kindheit an kannte, und von dem sie wusste, dass er ihrem Vater nahe gestanden hatte. Auch er kniete vor ihr nieder, und sie schämte sich.

„Bitte Sir“, bat sie „bitte kniet nicht vor mir nieder.“

Er war ein berühmter Mann, ein mächtiger Lord, dem tausende von Soldaten folgten, und er herrschte über seine eigene Stadt, Silesia, das Bollwerk im Westen, eine ungewöhnliche Stadt.

Sie war auf einem Kliff erbaut worden, direkt am Rande des Canyon, und war nahezu uneinnehmbar. Er war einer der wenigen, denen ihr Vater immer vertraut hatte.

„Ich bin mit den Männern hierher geritten, denn ich habe von großen Umbrüchen in King’s Court gehört.“, sprach er wissend. „Der Thron ist unsicher. Ein neuer Herrscher – ein starker Herrscher – muss Gareth ersetzen. Ich habe gehört, dass Euer Vater Euch ausgewählt hat, über das Reich zu herrschen. Euer Vater war wie ein Bruder zu mir, und ich bin an sein Wort gebunden. Wenn dies sein Wunsch ist, dann ist es auch meiner. Ich bin gekommen, um Euch wissen zu lassen, dass Ihr Euch meiner Treue und der Treue meiner Männer sicher sein könnt, wenn Ihr herrscht. Ich bitte Euch, handelt bald! Die Ereignisse des heutigen Tages haben bewiesen, dass King’s Court einen neuen Herrscher braucht.“

Gwen stand da, verblüfft, und wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie fühlte tiefste Demut, und ein Gefühl von Stolz breitete sich in ihr aus. Doch sie fühlte sich auch überwältigt. Die Dinge schienen ihr über den Kopf zu wachsen.

„Ich danke Euch, Sir“ sagte sie. „Ich bin dankbar für Eure Worte und Euer Angebot. Ich werde darüber nachdenken. Doch jetzt möchte ich nur meinen Bruder zu Hause willkommen heißen – und Thor.“

Srog verneigte sich, und ein Horn schallte vom Horizont herüber. Gwen blickte auf und sah die Staubwolke, die die Ankunft der Armee ankündigte. Sie hob eine Hand, um ihre Augen vor der Sonne zu schützen, und ihr Herz machte einen Sprung. Selbst von hier aus wusste sie, dass sie es waren. Die Silver, die Männer des Königs.

Und allen voran ritt Thor.

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KAPITEL ELF

Thor ritt mit der Armee. Tausende Krieger ritten gemeinsam zurück in Richtung King’s Court. Er war siegestrunken.

Er hatte immer noch nicht ganz verarbeitet, was geschehen war. Er war stolz darauf, was er getan hatte, stolz darauf, dass er sich nicht der Angst ergeben hatte, als er auf dem Tiefpunkt angekommen war, sondern geblieben war, und sich den feindlichen Kriegern gestellt hatte. Und in gewisser Weise war er schockiert, dass er überhaupt überlebt hatte.

Die gesamte Schlacht erschien ihm surreal, und er war so dankbar, dass er seine Kräfte hatte heraufbeschwören können. Doch er war auch verwirrt, denn seine Kräfte waren nicht immer von Wirkung gewesen. Er verstand sie nicht, und viel schlimmer: er wusste nicht, woher sie kamen oder wie er sie rufen konnte. Es machte ihm mehr denn je bewusst, dass er lernen musste, sich auch auf seine menschlichen Fertigkeiten zu verlassen – der beste Kämpfer zu sein – der beste Krieger, der er sein konnte. Er begann zu erkennen dass er, um der beste Krieger, der er sein konnte zu werden, beide Seiten brauchte – den Kämpfer und den Zauberer, wenn er überhaupt einer war.

Sie waren die ganze Nacht geritten um nach King’s Court zurückzukehren, und Thor war mehr als erschöpft, aber er war auch froh. Die Sonne begann über den Horizont zu steigen und die Weite des Himmels öffnete sich vor ihm in zartem Gelb und Rose, und er fühlte sich als würde er die Welt zum ersten Mal sehen.

Er hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Er war umgeben von seinen Freunden Reece, O'Connor, Elden, und den Zwillingen; von Kendrick, Kolk und Brom; und von hunderten Angehörigen der Legion, den Silver, und der Armee des Königs. Doch anstatt am Rande zu reiten, war er jetzt in ihrer Mitte, anerkannt von allen. Tatsächlich schienen ihn alle anders anzusehen seit der Schlacht.

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