Verzehrt - Блейк Пирс 4 стр.


Lucys Stimme riss Riley aus den Gedanken an ihren schlimmsten Fall. Es war eine Qual, die sie niemals vergessen würde, vor allem, weil ihre Tochter später das Opfer des gleichen Psychopathen geworden war. Sie fragte sich, ob sie jemals von diesen Flashbacks befreit sein würde.

Und würde April jemals von diesen verheerenden Erinnerungen befreit sein?

Riley war zurück in der Gegenwart und bemerkte, dass sie unter dem Stacheldraht angehalten hatte. Lucy war direkt hinter ihr und wartete darauf, dass sie das Hindernis durchquerte.

"Ich bin okay", rief Riley zurück. "Sorry, dass ich dich aufhalte."

Sie zwang sich zum Weiterkriechen. Auf der anderen Seite rappelte sie sich wieder auf und versuchte ihre Gedanken abzuschütteln. Dann lief sie den Waldweg entlang, sicher, dass Lucy dicht hinter ihr war. Sie wusste, dass das nächste Hindernis aus einem Cargo Netz bestand, das es zu überwinden galt. Danach würden noch zwei Meilen und ein paar wirklich schwierige Hindernisse auf sie warten.

*

Am Ende des sechs Meilen Kurses stolperten Riley und Lucy Arm in Arm entlang, lachend und keuchend und sich gegenseitig zu ihrem Erfolg gratulierend. Riley war überrascht, ihren langjährigen Partner dort auf sie wartend vorzufinden. Bill Jeffreys war ein starker, stämmiger Mann in Rileys Alter.

"Bill!", sagte Riley, noch immer nach Atem ringend. "Was machst du denn hier?"

"Ich habe dich gesucht", sagte er. "Sie haben mir gesagt, ich würde dich hier finden. Ich konnte kaum glauben, dass du das freiwillig machst – und das auch noch im Winter! Was bist du, so eine Art Masochist?"

Riley und Lucy mussten beide lachen.

Lucy sagte, "Vielleicht bin ich der Masochist. Ich hoffe, dass ich den gelben Ziegelsteinweg so wie Riley laufen kann, wenn ich in ihrem Alter bin."

Neckend sagte Riley zu Bill, "Hey, ich bin bereit für die nächste Runde. Willst du mitmachen?"

Bill schüttelte lachend den Kopf.

"Nee, nee", sagte er. "Ich habe meinen alten Ziegelstein noch zu Hause – und ich benutze ihn als Türstopper. Das reicht mir. Ich dachte mehr an einen grünen Ziegel. Bist du dabei?"

Riley lachte wieder. Der sogenannte "grüne Ziegel" war ein Witz innerhalb des FBI – eine Auszeichnung, die jeder bekam, der fünfunddreißig Zigarren an fünfunddreißig aufeinander folgenden Nächten rauchen konnte.

"Nein danke", lehnte sie ab.

Bills Gesicht wurde plötzlich ernst.

"Ich bin an einem neuen Fall, Riley", sagte er. "Und ich brauche dich dabei. Ich hoffe, das ist okay. Ich weiß, dass unser letzter Fall noch nicht lange her ist."

Bill hatte Recht. Riley kam es vor, als wären sie erst gestern auf der Jagd nach Orin Rhodes gewesen.

"Du weißt, dass ich gerade erst Jilly nach Hause gebracht habe. Ich versuche ihr zu helfen, sich in ihrem neuen Leben zurechtzufinden. Neue Schule … neues Alles."

"Wie läuft es denn?"

"Sie ist launisch, aber sie gibt sich wirklich Mühe. Sie freut sich so, ein Teil einer Familie zu sein. Ich denke, sie wird sehr viel Hilfe brauchen."

"Und April?"

"Sie ist fantastisch. Ich kann immer noch nicht glauben, wie viel stärker sie der Kampf mit Rhodes gemacht hat. Und sie hat Jilly jetzt schon sehr lieb gewonnen."

Nach einer Pause fragte sie, "Was für einen Fall hast du, Bill?"

Bill schwieg für einen Augenblick.

"Ich bin auf dem Weg, um mich mit dem Chief deswegen zu treffen", sagte er. "Ich brauche wirklich deine Hilfe, Riley."

Riley sah ihren Freund und Partner an. Sein Gesicht zeigte deutliche Anzeichen von Bedrängnis. Wenn er sagte, er brauche ihre Hilfe, dann meinte er das auch so. Riley fragte sich, warum.

"Lass mich kurz unter die Dusche springen und etwas Trockenes anziehen", sagte sie. "Ich treffe ich dann danach gleich im Hauptquartier."

KAPITEL FÜNF

Teamchef Brent Meredith war kein Mann, der seine Zeit mit Höflichkeiten verschwendete. Das wusste Riley aus Erfahrung. Daher erwartet sie keinen Small Talk, als sie nach dem Hindernislauf in sein Büro kam – keine höflichen Fragen über ihre Gesundheit, ihr Zuhause und ihre Familie. Er konnte freundlich und warm sein, aber diese Momente waren eher selten. Heute kam er direkt auf den Punkt und seine Anliegen waren immer dringend.

Bill war bereits dort. Er sah äußerst nervös aus. Sie hoffte, sie würde bald verstehen, warum.

Sobald Riley sich gesetzt hatte, lehnte Meredith sich über seinen Schreibtisch zu ihr, sein breites, kantiges Gesicht so einschüchternd wie immer.

"Das Wichtigste zuerst, Agentin Paige", sagte er.

Riley wartete darauf, dass er etwas sagte – ihr eine Frage stellte oder eine Anweisung gab. Stattdessen starrte er sie einfach an.

Riley brauchte nur einen kurzen Moment, um zu verstehen, was Meredith ihr sagen wollte.

Meredith stellte seine Frage absichtlich nicht laut. Riley wusste seine Diskretion zu schätzen. Ein Mörder war auf freiem Fuß und sein Name war Shane Hatcher. Er war aus Sing Sing geflohen und Rileys Auftrag war gewesen, Hatcher einzufangen.

Sie war gescheitert. Tatsächlich hatte sie es nicht wirklich versucht, und jetzt waren andere FBI Agenten dem Fall zugeteilt. Bisher hatten sie keinen Erfolg gehabt.

Shane Hatcher war ein kriminelles Genie. Er war während seiner langen Jahre im Gefängnis ein respektierter Experte der Kriminologie geworden. Daher hatte Riley ihn einige Male im Gefängnis besucht, um seinen Rat für ihre Fälle zu erhalten. Sie kannte ihn gut genug, um sich sicher zu sein, dass er derzeit keine Gefahr für die Gesellschaft darstellte. Hatcher hatte einen seltsamen, aber strikten Moralkodex. Er hatte einen Mann seit seiner Flucht getötet – einen alten Feind, der selbst ein gefährlicher Krimineller gewesen war. Riley war sich sicher, dass er niemanden sonst töten würde.

Riley verstand, dass Meredith wissen musste, ob Hatcher sich bei ihr gemeldet hatte. Es war ein hoch priorisierter Fall und es schien, als wäre Hatcher auf dem besten Weg, eine moderne Legende zu werden – ein berühmtes kriminelles Genie, dem alles möglich war.

Meredith wollte sie durch eine laut gestellte Frage nicht in Bedrängnis bringen. Aber die Wahrheit war simpel. Riley wusste nichts von Hatchers aktuellem Aufenthaltsort oder seinen Aktivitäten.

"Es gibt nichts Neues, Sir", antwortete sie auf Merediths unausgesprochene Frage.

Meredith nickte und schien sich leicht zu entspannen.

"Also gut", sagte Meredith. "Kommen wir direkt zur Sache. Ich schicke Agent Jeffreys nach Seattle. Er möchte Sie als Partnerin. Ich muss wissen, ob Sie bereit sind, mit ihm mitzugehen."

Riley musste nein sagen. Sie hatte so viel, worum sie sich gerade kümmern musste, weshalb ein Fall in einer entfernten Stadt nicht in Frage zu kommen schien. Sie hatte immer noch Anfälle von PTBS, auch wenn sie in der Zeit seit ihrer Gefangenschaft seltener geworden waren. Ihre Tochter, April, hatte ebenfalls durch den Mann gelitten und jetzt kämpfte April mit ihren eigenen Dämonen. Außerdem hatte Riley jetzt auch noch eine neue Tochter, die ihre eigenen Traumata durchlebt hatte.

Wenn sie eine Weile hier bleiben und vielleicht einige Kurse an der Akademie unterrichten könnte, würde sich ihr Leben vielleicht stabilisieren.

"Ich kann nicht", sagte Riley. "Nicht jetzt."

Sie wandte sich an Bill.

"Du weißt, worum ich mich gerade kümmern muss", sagte sie.

"Ich weiß. Ich hatte nur gehofft …" sagte er, mit einem bittenden Ausdruck in den Augen.

Es war an der Zeit herauszufinden, worum es ging.

"Worum geht es?", fragte Riley.

"Es hat mindestens zwei Giftmorde in Seattle gegeben", sagte Meredith. "Es scheint sich um einen Serienfall zu handeln."

Da verstand Riley, warum Bill so aufgewühlt war. Als er noch ein kleiner Junge war, hatte man seine Mutter vergiftet und sie war gestorben. Riley kannte keine Details, aber sie wusste, dass der Mord einer der Gründe war, warum er FBI Agent wurde. Es hatte ihn jahrelang verfolgt. Dieser Fall riss alte Wunden auf.

Also hatte er es ernst gemeint, als er sie um Hilfe bat.

Meredith fuhr fort, "Bisher wissen wir von zwei Opfern – einem Mann und einer Frau. Es könnte andere gegeben haben und es könnten noch weitere folgen."

"Warum wurden wir dazu gebeten?", fragte Riley. "Es gibt doch eine FBI Außenstelle in Seattle. Können die das nicht übernehmen?"

Meredith schüttelte den Kopf.

"Die Situation dort ist recht dysfunktional. Es scheint, als könnten sich das örtliche FBI und die Polizei auf nichts in dem Fall einigen. Deshalb werden Sie gebraucht, ob Sie wollen oder nicht. Kann ich mich auf Sie verlassen, Agentin Paige?"

Plötzlich schien ihr die Entscheidung glasklar zu sein. Trotz ihrer persönlichen Probleme wurde sie bei diesem Fall wirklich gebraucht.

"Das können Sie", sagte sie deshalb.

Bill nickte und atmete hörbar erleichtert aus.

"Gut", sagte Meredith. "Sie fliegen beide morgen früh nach Seattle."

Meredith klopfte noch einen Moment mit den Fingern auf den Schreibtisch.

"Aber erwarten Sie kein herzliches Willkommen", fügte er hinzu. "Weder die Polizei, noch das FBI sind froh, Sie zu sehen."

KAPITEL SECHS

Riley grauste es vor Jillys erstem Schultag fast so sehr, wie es sie manchmal vor einem Fall grauste. Der Teenager sah grimmig drein und Riley fragte sich, ob sie vielleicht sogar im letzten Moment eine Szene machen würde.

Ist sie bereit dafür? fragte Riley sich immer wieder. Bin ich bereit dafür?

Auch das Timing schien nicht das Beste zu sein. Es macht Riley Sorgen, dass sie am nächsten Morgen nach Seattle fliegen musste. Aber Bill brauchte ihre Hilfe und damit war die Sache entschieden, soweit es sie anging. Als sie es zu Hause diskutiert hatte, wirkte Jilly verständnisvoll, aber Riley war sich nicht sicher, was sie jetzt erwarten sollte.

Glücklicherweise musste sie Jilly nicht alleine zur Schule bringen. Ryan hatte angeboten zu fahren und Gabriela und April waren als moralische Unterstützung dabei.

Sobald sie auf dem Parkplatz aus dem Auto stiegen, nahm April Jillys Hand und ging mit ihr geradewegs auf das Gebäude zu. Die beiden schlanken Mädchen trugen beide Jeans, Stiefel und warme Jacken. Gestern war Riley mit ihnen einkaufen gewesen und hatte Jilly eine neue Jacke aussuchen lassen, zusammen mit Bettwäsche, Postern, und einigen Kissen, um ihr Zimmer ein wenig persönlicher zu gestalten.

Riley, Ryan, und Gabriela folgten den Mädchen und Rileys Herz wurde warm, während sie ihnen nachsah. Nach Jahren des Trotzes und der Rebellion, schien April plötzlich erstaunlich erwachsen zu sein. Riley fragte sich, ob es genau das war, was April die ganze Zeit gebraucht hatte – jemanden, um den sie sich kümmern konnte.

"Sieh sie dir an", sagte Riley zu Ryan. "Sie schließen Freundschaft."

"Wundervoll, oder nicht?", sagte Ryan. "Sie sehen tatsächlich wie Schwestern aus. Ist das, was dich bei ihr angezogen hat?"

Es war eine interessante Frage. Als sie Jilly zu sich nach Hause geholt hatte, war Riley davon überwältigt gewesen, wie unterschiedlich die beiden Mädchen waren. Aber jetzt fielen ihr immer mehr Gemeinsamkeiten auf. Sicher, April war die blassere, mit den nussbraunen Augen ihrer Mutter, während Jilly dunkelbraune Augen hatte und einen olivfarbenen Teint.

Aber jetzt, nebeneinander hergehend, sahen sie sich sehr ähnlich.

"Vielleicht", beantwortete sie Ryans Frage. "Darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich wusste nur, dass sie in ernsten Schwierigkeiten ist und ich ihr vielleicht helfen konnte."

"Wahrscheinlich hast du ihr das Leben gerettet", bemerkte Ryan.

Riley spürte einen Kloß in ihrem Hals. Das war ihr gar nicht in den Sinn gekommen und es war ein bewegender Gedanke. Sie war gleichzeitig aufgeregt und eingeschüchtert im Angesicht dieser neu gefundenen Verantwortung.

Die ganze Familie ging zum Büro der Vertrauenslehrerin. Warm und lächelnd wie immer, begrüßte Wanda Lewis Jilly mit einer Karte der Schule.

"Ich bringe dich gleich zu deinem Klassenzimmer", sagte Ms. Lewis.

"Ich kann sehen, dass das hier ein guter Ort ist", sagte Gabriela zu Jilly. "Hier wird es dir bestimmt gut gehen."

Jetzt sah Jilly nervös, aber glücklich aus. Sie umarmte alle noch einmal und folgte Ms. Lewis dann den Flur hinunter.

"Ich mag diese Schule", sagte Gabriela zu Ryan, April, und Riley auf dem Weg zurück zum Wagen.

"Es freut mich, dass du das auch so siehst", sagte Riley.

Das meinte sie ehrlich. Gabriela war sehr viel mehr, als eine Haushälterin. Sie war ein wahres Mitglied der Familie. Es war wichtig, dass sie ebenfalls ein gutes Gefühl bei Familienentscheidungen hatte.

Sie stiegen wieder ein und Ryan startete den Motor.

"Wohin als Nächstes?", fragte Ryan fröhlich.

"Ich muss zur Schule", sagte April.

"Und danach dann direkt nach Hause", sagte Riley. "Ich muss in Quantico einen Flug erwischen."

"Verstanden", sagte Ryan und fuhr los.

Riley beobachtete Ryans Gesicht während er fuhr. Er sah glücklich aus – glücklich, ein Teil des Ganzen zu sein und glücklich, Zuwachs in der Familie zu haben. Für den größten Teil ihrer Ehe, hatte sie ihn nicht so gekannt. Er schien wahrlich verändert zu sein. In Momenten wie diesen, war sie ihm dankbar.

Sie drehte sich um und sah zu ihrer Tochter, die auf dem Rücksitz saß.

"Du gehst mit allem wirklich gut um", lobte Riley.

April sah sie überrascht an.

"Ich gebe mir wirklich Mühe", erwiderte sie. "Schön, dass du das auch bemerkst."

Für einen Moment war Riley vor den Kopf gestoßen. Hatte sie ihre Tochter aus Sorge um ihr neues Familienmitglied ignoriert?

April war einen Moment still und sagte dann, "Mom, ich bin immer noch froh, dass du sie nach Hause gebracht hast. Ich nehme an, dass es komplizierter ist, als ich es mir vorgestellt hatte – eine neue Schwester zu haben. Sie hatte eine schwere Zeit und manchmal ist es nicht einfach, mit ihr zu reden."

"Ich will es dir nicht schwer machen", sagte Riley.

April lächelte schwach. "Ich habe es dir schwer gemacht", sagte sie. "Ich bin stark genug, um mit Jillys Problemen umzugehen. Und wenn ich ehrlich bin, dann fange ich an es zu genießen, ihr zu helfen. Das wird schon. Bitte mach dir keine Sorgen um uns."

Es erleichterte Riley, dass sie Jilly bei drei Menschen lassen konnte, denen sie vertraute – April, Gabriela, und Ryan. Gleichzeitig störte es sie, dass sie so früh fliegen musste. Sie hoffte, dass es nicht zu lange dauern würde.

*

Die Welt unter ihnen wurde kleiner, während Riley aus dem Fenster des kleinen BAU Jets blickte. Der Jet stieg für seinen Flug nach Seattle über die Wolken – sie würden fast sechs Stunden unterwegs sein. In wenigen Minuten blieb nur noch eine weiße Wolkendecke unter ihnen.

Bill saß neben ihr.

Er sagte, "In einen anderen Teil des Landes zu fliegen, lässt mich immer daran denken, wie es vor vielen Jahren gewesen sein muss, als die Leute sich noch zu Fuß oder mit Pferdewagen fortbewegt haben."

Riley nickte und lächelte. Es war, als hätte Bill ihre Gedanken gelesen. Das Gefühl hatte sie oft bei ihm.

"Das Land muss den Leuten damals riesig erschienen sein", sagte sie. "Es hat Monate gedauert, es zu durchqueren."

Eine vertraute und angenehme Stille senkte sich über sie. Über die Jahre hatten sie und Bill mehr als eine Meinungsverschiedenheit und Streits gehabt, es hatte einige Male sogar danach ausgesehen, als wäre ihre Partnerschaft vorüber. Aber jetzt fühlte sie sich ihm gerade wegen dieser harten Zeiten näher als zuvor. Sie vertraute ihm mit ihrem Leben und sie wusste, dass er das gleiche tat.

In Zeiten wie diesen war sie froh, dass sie und Bill sich nicht der gegenseitigen Anziehungskraft ergeben hatten. Auch wenn es manchmal knapp gewesen war.

Назад Дальше