Verzehrt - Блейк Пирс 5 стр.


Es hätte alles ruiniert, dachte Riley.

Es war klug gewesen, es zu vermeiden. Sie konnte sich nicht vorstellen, was der Verlust seiner Freundschaft bedeutet hätte. Er war ihr bester Freund.

Nach einigen Momenten sagte Bill, "Danke, dass du mitkommst, Riley. Ich brauche diesmal wirklich deine Hilfe. Ich glaube nicht, dass ich den Fall mit einem anderen Partner hätte bearbeiten können. Nicht einmal mit Lucy."

Riley sah ihn an, sagte aber nichts. Sie musste nicht fragen, was ihm durch den Kopf ging. Sie wusste, dass er ihr endlich die Wahrheit über das sagen würde, was seiner Mutter zugestoßen war. Dann würde sie verstehen, wie wichtig und verstörend der Fall für ihn wirklich war.

Er starrte vor sich hin, während er sich erinnerte.

"Du weißt bereits von meiner Familie", sagte er. "Ich habe dir erzählt, dass Dad ein Mathelehrer in der Highschool war, und meine Mom als Kassiererin in einer Bank gearbeitet hat. Mit drei Kindern ging es uns gut, wenn wir auch nicht übermäßig wohlhabend waren. Es war ein glückliches Leben für uns. Bis …"

Bill hielt kurz inne.

"Es passierte, als ich neun Jahre alt war", fuhr er stockend fort. "Kurz vor Weihnachten veranstalteten die Mitarbeiter in Moms Bank die jährliche Weihnachtsfeier, mit Geschenkeaustausch, Kuchen und dem gewöhnlichen Bürokram. Als meine Mutter an dem Nachmittag nach Hause kam, klang sie, als hätte sie Spaß gehabt und alles wäre gut. Aber im Verlauf des Abends benahm sie sich immer seltsamer."

Bills Gesicht spannte sie bei der grausigen Erinnerung an.

"Ihr wurde schwindelig, sie war verwirrt und sie sprach undeutlich. Es war fast, als wäre sie betrunken. Aber Mom trank nie viel und außerdem war bei der Feier kein Alkohol ausgeschenkt worden. Niemand von uns wusste, was los war. Es wurde immer schlimmer. Ihr wurde übel und sie musste sich übergeben. Mein Dad brachte sie in die Notaufnahme. Wir Kinder fuhren mit."

Bill hielt wieder inne. Riley konnte sehen, dass es ihm immer schwerer fiel, ihr zu erzählen, was passiert war.

"Als wir im Krankenhaus ankamen, raste ihr Puls, sie hyperventilierte und ihr Blutdruck war unglaublich hoch. Dann fiel sie in ein Koma. Ihre Nieren versagten und sie hatte eine Herzinsuffizienz."

Bill schloss die Augen und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Riley fragte sich, ob es vielleicht besser für ihn wäre, den Rest nicht zu erzählen. Aber sie spürte, dass es auch falsch wäre, ihn zu stoppen.

Bill sagte, "Am nächsten Morgen hatten die Ärzte herausgefunden, was mit ihr nicht stimmte. Sie litt an einer extremen Ethylenglykol Vergiftung."

Riley schüttelte den Kopf. Das klang vertraut, aber sie konnte es nicht richtig zuordnen.

Bill erklärte schnell, "Ihr Punsch auf der Party wurde mit Frostschutzmittel versetzt."

Riley schnappte nach Luft.

"Mein Gott!", sagte sie. "Wie ist das überhaupt möglich? Ich meine, würde nicht alleine der Geschmack––?"

"Das Ding ist, die meisten Frostschutzmittel schmecken süßlich", sagte Bill. "Es ist einfach, es mit süßen Getränken zu vermischen, ohne das man es merkt. Es ist wirklich leicht, es als Gift zu nutzen."

Riley versuchte zu begreifen, was sie gerade hörte.

"Aber wenn der Punsch vergiftet war, waren nicht auch andere Menschen betroffen?", fragte sie.

"Das ist es ja gerade", sagte Bill. "Niemand sonst wurde vergiftet. Es war nicht in der Punschschüssel. Es war nur im Punsch meiner Mutter. Jemand hatte es auf sie abgesehen."

Er hielt inne.

"Aber da war es schon zu spät", sagte er. "Sie blieb im Koma und starb an Silvester. Wir waren alle da, neben ihrem Bett."

Irgendwie schaffte Bill es, nicht in Tränen auszubrechen. Riley nahm an, dass er schon zu viele Tränen darüber vergossen hatte.

"Es ergab keinen Sinn", sagte Bill. "Jeder mochte meine Mutter. Sie hatte nicht einen Feind auf der ganzen Welt. Die Polizei hat ermittelt und jeder Mitarbeiter in der Bank wurde als Täter ausgeschlossen. Aber einige Mitarbeiter erinnerten sich an einen fremden Mann, der kam und ging während der Party. Er schien freundlich zu sein und jeder nahm an, dass er der Gast von jemandem war, ein Freund oder Verwandter. Er war weg, bevor die Party vorbei war."

Bill schüttelte verbittert den Kopf.

"Der Fall wurde nicht gelöst. Er ist immer noch ungelöst. Ich nehme an, das wird auch immer so bleiben. Nach so vielen Jahren, wird er niemals gelöst werden. Es war furchtbar nicht herauszufinden, wer es war, ihn nicht der Gerechtigkeit zuzuführen. Aber das Schlimmste ist, nicht zu wissen warum. Es scheint mir immer noch so unnötig grausam. Warum Mom? Was hat sie getan, dass ihr jemand so etwas Schreckliches angetan hat? Oder vielleicht hat sie gar nichts getan. Vielleicht war es nur ein grausamer Scherz. Nicht zu wissen, war Folter. Ist es noch immer. Und natürlich ist das auch einer der Gründe, warum ich––"

Er brachte den Gedanken nicht zu Ende. Das brauchte er auch nicht. Riley wusste schon lange, dass der ungelöste Fall seiner Mutter der Grund war, weshalb er FBI Agent geworden war.

"Es tut mir leid", sagte Riley.

Bill zuckte schwach mit den Schultern, als würde ein schweres Gewicht auf ihnen lasten.

"Es war vor langer Zeit", sagte er. "Außerdem weißt du so gut wie niemand sonst, wie es sich anfühlt."

Bills leise Worte erschütterten Riley. Sie wusste genau, was er meinte. Und er hatte Recht. Sie hatte ihm vor langer Zeit davon erzählt, also bestand keine Notwendigkeit, es zu wiederholen. Er wusste es bereits. Aber das machte die Erinnerung nicht weniger schmerzlich.

Riley war sechs Jahre alt und ihre Mutter hatte sie zum Süßwarenladen mitgenommen. Riley war aufgeregt und bat um alle Süßigkeiten, die sie sah. Manchmal schalt ihre Mami sie für dieses Verhalten. Aber an diesem Tag war ihre Mami lieb und verhätschelte sie, kaufte ihre alle Süßigkeiten, die sie wollte.

Als sie in der Schlange vor der Kasse standen, kam ein fremder Mann auf sie zu. Er trug etwas auf seinem Gesicht, das seine Nase, Lippen und Wangen platt machte und ihm einen gleichzeitig lustigen und beängstigenden Ausdruck gab; so wie ein Zirkusclown. Riley brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er eine Strumpfhose über dem Gesicht trug, so wie ihre Mami an den Beinen.

Er hielt eine Waffe. Die Waffe sah riesig aus. Er zielte auf ihre Mami.

"Gib mir deine Tasche", sagte er.

Aber Mami tat es nicht. Riley wusste nicht, warum. Sie wusste nur, dass ihre Mami Angst hatte, vielleicht zu viel Angst, um zu tun, was der Mann ihr sagte, und vielleicht sollte Riley auch Angst haben, also tat sie es.

Er sagte böse Wörter zu ihrer Mami, aber sie gab ihm immer noch nicht die Tasche. Sie zitterte am ganzen Körper.

Dann kam ein Knall und ein Blitz und ihre Mami fiel auf den Boden. Der Mann sagte noch mehr böse Wörter und rannte weg. Mamis Brust blutete und sie schnappte nach Luft und wand sich, bevor sie vollkommen still lag.

Die kleine Riley fing an zu schreien. Sie hörte lange nicht auf zu schreien.

Die sanfte Berührung von Bills Hand brachte Riley zurück in die Gegenwart.

"Es tut mir leid", sagte Bill. "Ich wollte es nicht wieder aufwühlen."

Er hatte offensichtlich die Träne gesehen, die ihr über die Wange lief. Sie drückte seine Hand. Sie war dankbar für sein Verständnis. Aber wenn sie ehrlich war, dann hatte sie Bill nie von einer Erinnerung erzählt, die sie weitaus mehr beschäftigte.

Ihr Vater war ein Oberst bei den Marines gewesen – ein strenger, grausamer, liebloser und nachtragender Mann. In all den Jahren, die folgten, hatte er Riley die Schuld für den Tod ihrer Mutter gegeben. Es machte keinen Unterschied, dass sie erst sechs Jahre alt gewesen war.

"Du hättest sie genauso gut selber erschießen können, so hilfreich wie du ihr warst", hatte er gesagt.

Er war im letzten Jahr gestorben, ohne ihr jemals zu vergeben.

Riley wischte sich über die Wange und sah aus dem Fenster.

Wie so oft wurde ihr klar, wie viel Bill und sie gemeinsam hatten, wie sehr sie von ihrer Vergangenheit gequält wurden. Während all der Jahre, die sie zusammengearbeitet hatten, waren sie von ähnlichen Dämonen und Geistern heimgesucht worden.

So sehr sie sich auch um Jilly und das Leben zu Hause sorgte, wusste Riley doch, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Jedes Mal, wenn sie zusammen arbeiteten, wurde ihre Bindung stärker. Diesmal würde es keine Ausnahme geben.

Sie würden diese Morde lösen, dessen war sie sich sicher. Aber was würden sie und Bill dadurch erreichen oder verlieren?

Vielleicht heilen wir beide ein wenig, dachte Riley. Oder vielleicht werden unsere Wunden wieder aufgerissen und schmerzen mehr.

Sie sagte sich, dass es keinen Unterschied machte. Sie arbeiteten immer zusammen, um den Job abzuschließen, egal wie schwer es war.

Jetzt könnten sie sich allerdings einem besonders hässlichen Fall gegenübersehen.

KAPITEL SIEBEN

Heftiger Regen schlug gegen die Fenster, als sie auf dem Internationalen Flughafen von Seattle-Tacoma landeten. Riley sah auf die Uhr. Zuhause war es jetzt zwei Uhr Nachmittags, aber hier erst elf Uhr am Vormittag. Das würde ihnen Zeit geben, um noch heute den Fall in Angriff nehmen zu können.

Bill und sie begaben sich zum Ausgang, als der Pilot aus dem Cockpit kam und beiden jeweils einen Regenschirm reichte.

"Die werden Sie brauchen", sagte er mit einem Grinsen. "Winter ist die schlimmste Jahreszeit, um hier in der Gegend zu sein."

Riley musste ihm zustimmen, als sie die ersten Stufen hinunterstieg. Sie war froh, dass sie die Regenschirme hatten, aber sie wünschte sich, sie hätte sich wärmer angezogen. Es war kalt und regnerisch.

Ein SUV hielt am Rand der Rollbahn. Zwei Männer in Regenmänteln eilten aus dem Wagen auf das Flugzeug zu. Sie stellten sich als Agenten Havens und Trafford von der FBI Außenstelle in Seattle vor.

"Wir bringen Sie zur Gerichtsmedizin", sagte Agent Havens. "Der Teamleiter des Falls wartet dort auf Sie."

Bill und Riley stiegen ein und Agent Trafford fuhr sie durch den strömenden Regen. Riley konnte kaum die üblichen Flughafenhotels entlang der Strecke sehen. Sie wusste, dass es dort draußen eine ganze Stadt gab, aber nun war sie kaum zu sehen.

Sie fragte sich, ob sie überhaupt etwas von Seattle zu sehen bekommen würde.

*

Sobald Riley und Bill sich im Konferenzraum von Seattles Gerichtsmediziner niederließen, konnte sie die Probleme fast riechen. Sie tauschte einen Blick mit Bill, der ebenfalls die Anspannung zu spüren schien.

Teamleiter Maynard Sanderson war ein breiter, kantiger Mann mit einer Ausstrahlung, die Riley irgendwo zwischen Soldat und Priester einordnen würde.

Sanderson funkelte einen stämmigen Mann an, dessen dicker Walrossschneuzer seinem Gesicht einen permanent finsteren Blick zu geben schien. Er war als Perry McCade, Polizeichef von Seattle, vorgestellt worden.

Die Körpersprache der beiden Männer und die Plätze, die sie am Tisch eingenommen hatten, sprachen Bände. Der letzte Ort, an dem sie sein wollten, schien der gleiche Raum zu sein. Außerdem war sie sich sicher, dass beide Männer es hassten, Riley und Bill hier zu haben.

Sie erinnerte sich an das, was Brent Meredith ihnen vor ihrer Abreise aus Quantico gesagt hatte.

"Erwarten Sie kein herzliches Willkommen. Weder die Polizei noch das FBI sind froh, Sie zu sehen."

Riley fragte sich, in welche Art von Mienenfeld sie hier geraten waren.

Ein Machtkampf tobte unausgesprochen im Raum. Sie wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis es verbal wurde.

Im Gegensatz dazu sah die Gerichtsmedizinerin Prisha Shankar unbesorgt aus. Die dunkelhäutige, schwarzhaarige Frau war etwa in Rileys Alter und schien stoisch und unerschütterlich zu sein.

Sie ist hier schließlich in ihrem eigenen Revier, dachte Riley.

Agent Sanderson begann das Meeting.

"Agenten Paige und Jeffreys", sagte er zu Riley und Bill, "schön, dass Sie es den ganzen Weg von Quantico hierher geschafft haben."

Seine eisige Stimme machte deutlich, dass er das Gegenteil meinte.

"Froh zu Diensten zu sein", sagte Bill, der nicht sehr sicher klang.

Riley lächelte und nickte.

"Meine Herren", sagte Sanderson, der damit die Anwesenheit der beiden Frauen ignorierte, "wir sind alle hier, um zwei Morde zu untersuchen. Ein Serienmörder könnte sich hier in Seattle niedergelassen haben. Es liegt an uns, ihn zu stoppen, bevor er wieder tötet."

Polizeichef McCade knurrte hörbar.

"Möchten Sie einen Kommentar abgeben, McCade?", fragte Sanderson trocken.

"Das ist kein Serienfall", grummelte McCade. "Und es ist kein FBI Fall. Meine Jungs haben es unter Kontrolle."

Riley begann zu verstehen. Sie erinnerte sich daran, dass Meredith ihr gesagt hatte, die Autoritäten vor Ort seien mit dem Fall ins Schwimmen geraten. Jetzt konnte sie sehen, warum. Niemand war bereit wirklich zusammenzuarbeiten, niemand konnte sich auf etwas einigen.

Polizeichef McCade war wütend, weil das FBI sich in seinen Mordfall einmischte. Und Sanderson kochte vor Wut, weil das FBI Bill und Riley geschickt hatte, um Ordnung in die Sache zu bringen.

Eine Verkettung unglücklicher Umstände, dachte Riley.

Sanderson wandte sich an die Gerichtsmedizinerin und sagte, "Dr. Shankar, vielleicht wollen sie zusammenfassen, was wir bisher wissen."

Scheinbar unberührt von der Anspannung im Raum, drückte Dr. Shankar auf eine Fernbedienung und rief ein Foto auf der Leinwand auf. Es war das Führerscheinfoto einer recht einfach aussehenden Frau mit glatten Haaren in einem dumpfen Braun.

Shankar sagte, "Vor anderthalb Monaten, ist eine Frau namens Margaret Jewell in ihrem Zuhause im Schlaf gestorben, scheinbar durch einen Herzanfall. Sie hatte am Tag zuvor über Gelenkschmerzen geklagt, aber laut ihrer Frau, war das nicht ungewöhnlich. Sie litt an Fibromyalgie."

Shankar drückte wieder auf die Fernbedienung und ein weiteres Führerscheinfoto erschien. Es zeigte einen Mann mittleren Alters mit einem freundlichen, aber melancholischen Gesicht.

Sie sagte, "Vor ein paar Tagen kam Cody Woods ins South Hill Krankenhaus und klagte über Schmerzen in der Brust. Außerdem schien er auch Schmerzen in den Gelenken zu haben, was jedoch nicht überraschend war. Er litt unter Arthritis und hatte erst eine Woche zuvor ein neues Kniegelenk eingesetzt bekommen. Innerhalb weniger Stunden, nachdem er ins Krankenhaus aufgenommen worden war, ist auch er an einem scheinbaren Herzanfall gestorben."

"Zwei vollkommen unzusammenhängende Tode", murmelte McCade.

"Wollen Sie jetzt sagen, dass keiner von beiden Mord war?", warf Sanderson ein.

"Margret Jewell, wahrscheinlich", sagte McCade. "Cody Woods, sicherlich nicht. Wir lassen zu, dass wir uns von ihm ablenken lassen. Wir trüben das Wasser. Wenn Sie es einfach meinen Jungs und mir überlassen würden, könnten wir den Fall schnell lösen."

"Sie hatten anderthalb Monate für den Jewell Fall", sagte Sanderson.

Dr. Shankar lächelte geheimnisvoll, als McCade und Sanderson aneinandergerieten. Dann drückte sie wieder auf die Fernbedienung. Zwei weitere Fotos tauchten auf.

Es wurde still im Raum und Riley sah überrascht auf die Leinwand.

Die beiden Männer auf den Fotos schienen aus dem Mittleren Osten zu kommen. Einen von ihnen erkannte Riley nicht. Aber sie erkannte den anderen.

Es war Saddam Hussein.

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