Geködert - Блейк Пирс 4 стр.


"Habe ich wohl", hielt Gary dagegen.

"Gar nicht! Du warst nicht 'mal nah dran!"

"Ich war wohl nah dran. Wenn du so neugierig bist, dann geh doch selber hin."

Denise sagte darauf erst einmal gar nichts. Dann ging sie in Richtung der Formen. Sie kam ein wenig näher als Gary an die Form heran, aber kam zurück ohne anzuhalten.

"Ich weiß auch nicht, was es ist", sagte sie.

"Jetzt bist du dran, Libby", bestimmte Gary.

Libbys Angst wickelte sich wie Efeu um ihren Hals.

"Zwing sie nicht dazu, Gary", sagte Denise. "Sie ist zu klein."

"Sie ist nicht zu klein. Sie wird schon groß. Es ist Zeit, dass sie sich auch so verhält."

Gary gab Libby einen heftigen Stoß. Sie stolperte auf die Lichtung. Sie drehte sich um und versuchte wieder zurückzugehen, aber Gary streckte seine Hand aus, um sie zu stoppen.

"Nee-Nee", sagte er. "Denise und ich sind gegangen. Du musst auch gehen."

Libby schluckte hart und drehte sich zu der leeren Fläche mit den zwei gebeugten Formen um. Sie hatte das schleichende Gefühl, dass sie sie ansahen.

Sie wiederholte wieder die Worte ihres Daddys.

"So etwas wie Geister gibt es nicht."

Daddy würde über so etwas nicht lügen. Wovor sollte sie also Angst haben?

Außerdem war sie wütend auf Gary, weil er so ein Fiesling war. Sie war fast so wütend, wie sie ängstlich war.

Ich zeige es ihm, dachte sie.

Mit zitternden Beinen machte sie einen Schritt nach dem anderen über die rechteckige Fläche. Während sie dem metallenen Ding näher kam, fühlte Libby sich tatsächlich mutiger.

Als sie sogar weiter war als Denise oder Gary, fühlte sie sich sogar ein wenig stolz. Trotzdem konnte sie nicht sagen, was es war.

Mit mehr Mut als sie sich selber zugetraut hätte, streckte sie ihre Hand danach aus. Sie fuhr mit den Fingern zwischen die Efeublätter und hoffte, dass ihre Hand nicht geschnappt werden würde oder gegessen oder noch schlimmeres. Ihre Finger trafen auf ein hartes, kaltes Metallrohr.

"Was ist das?" fragte sie sich.

Jetzt fühlte sie eine leichte Vibration in der Röhre. Und sie hörte etwas. Es schien von dem Rohr zu kommen.

Sie lehnte sich näher heran. Das Geräusch war kaum wahrnehmbar, aber sie wusste, dass sie es sich nicht einbildete. Das Geräusch war echt und es klang wie eine Frau, die weinte und stöhnte.

Libby riss ihre Hand zurück. Sie hatte zu viel Angst, um sich zu bewegen, zu sprechen oder sogar zu schreien. Sie konnte nicht einmal Atmen. Es fühlte sich an, wie das eine Mal, als sie von dem Baum gefallen und auf ihrem Rücken gelandet war. Dabei war alle Lauft aus ihren Lungen verschwunden.

Sie wusste, dass sie weglaufen musste. Aber sie war wie festgefroren. Es war, als müsste sie ihrem Körper erst befehlen, sich zu bewegen.

Dreh dich um und renn, dachte sie.

Aber für einige schreckliche Sekunden, konnte sie es nicht.

Dann schienen sich ihre Beine wie von selbst zu bewegen und sie rannte zurück zum Rand der Lichtung. Sie hatte panische Angst, dass etwas Schreckliches nach ihr greifen und sie zurückziehen würde.

Als sie am Rand der Lichtung ankam beugte sie sich vornüber und schnappte nach Luft. Jetzt erst wurde ihr klar, dass sie die ganze Zeit nicht einmal geatmet hatte.

"Was ist los?" fragte Denise.

"Ein Geist!" japste Libby. "Ich habe einen Geist gehört!"

Sie wartete nicht auf eine Antwort. Sie riss sich los und rannte so schnell sie konnte den gleichen Weg zurück, den sie gekommen waren. Sie hörte ihren Bruder und ihre Cousine hinter sich.

"Hey, Libby, Stopp!" rief ihr Bruder. "Warte!"

Aber sie konnte nicht aufhören zu rennen, bis sie sicher wieder zu Hause war.

KAPITEL VIER

Riley klopfte an Aprils Zimmertür. Es war Mittag und es schien höchste Zeit, dass ihre Tochter aufstand. Aber die Antwort war nicht, was sie sich erhofft hatte.

"Was willst du?" kam die gedämpfte, mürrische Antwort von innen.

"Willst du den ganzen Tag schlafen?" fragte Riley.

"Ich bin jetzt wach. Ich komme gleich runter."

Mit einem Seufzen ging Riley die Treppe wieder herunter. Sie wünschte sich Gabriela wäre hier, aber sie nahm sich immer etwas Zeit für sich selbst an den Sonntagen.

Riley ließ sich auf die Couch fallen. Gestern war April den ganzen Tag mürrisch und distanziert gewesen. Riley wusste nicht, wie sie die unbestimmte Spannung zwischen sich lösen sollte und sie war erleichtert gewesen, als April am Abend zu einer Halloween-Party ging. Da sie im Haus einer Freundin, nur ein paar Blocks entfernt, war, hatte Riley sich keine Sorgen gemacht. Zumindest nicht, bis es schon nach ein Uhr morgens war und von ihrer Tochter noch jede Spur fehlte.

Glücklicherweise war April aufgetaucht, während Riley noch überlegte, ob sie nachsehen gehen sollte oder nicht. Aber April war hereingekommen und die Treppe hinaufgestapft, ohne ein Wort mit ihrer Mutter zu wechseln. Und so wie es jetzt aussah, war sie auch an diesem Morgen nicht in der Stimmung, sich zu unterhalten.

Riley war froh, dass sie zu Hause war und versuchen konnte herauszufinden, was los war. Sie hatte sich noch nicht entschlossen, den neuen Fall anzunehmen und war noch immer hin und hergerissen. Bill erstattete ihr weiter Bericht, also wusste sie, dass er und Lucy Vargas gestern unterwegs gewesen waren, um das Verschwinden von Meara Keagan zu untersuchen. Sie hatten die Familie befragt, für die Meara gearbeitet hatte, und auch die Nachbarn in ihrem Wohnhaus. Sie hatten keine Spuren gefunden.

Heute übernahm Lucy eine generelle Suche und koordinierte einige Agenten, die Flyer mit Mearas Foto verteilten. Bill wollte nicht geduldig abwarten, bis Riley sich entschied, ob sie den Fall annahm oder nicht.

Aber sie musste sich nicht sofort entscheiden. Jeder in Quantico wusste, dass Riley morgen nicht verfügbar sein würde. Einer der ersten Mörder, die sie zur Strecke gebracht hatte, würde vor dem Bewährungsausschuss in Maryland erscheinen. Nicht bei dieser Anhörung auszusagen, kam nicht in Frage.

Während Riley ihre Möglichkeiten abwog, kam April angezogen die Treppe heruntergestampft. Sie lief in die Küche, ohne ihre Mutter auch nur eines Blickes zu würdigen. Riley stand auf und folgte ihr.

"Was haben wir zu essen?" fragte April und sah in den Kühlschrank.

"Ich könnte dir Frühstück machen", bot Riley an.

"Schon okay. Ich finde was."

April nahm ein Stück Käse heraus und schloss die Kühlschranktür. Am Küchentresen schnitt sie sich ein Stück Käse ab und schüttete sich einen Kaffee ein. Sie tat Milch und Zucker in den Kaffee, setzte sich an den Küchentisch und fing an den Käse zu knabbern.

Riley setzte sich zu ihrer Tochter.

"Wie war die Party?" fragte Riley.

"War okay."

"Du bist recht spät nach Hause gekommen."

"Nein, bin ich nicht."

Riley entschied sich nicht darüber zu streiten. Vielleicht erschien es einer Fünfzehnjährigen heutzutage nicht spät, bis ein Uhr Nachts auf einer Party zu sein. Woher sollte sie das wissen?

"Crystal hat mir erzählt, dass du einen festen Freund hast", sagte Riley vorsichtig.

"Ja", erwiderte April nur und nippte an ihrem Kaffee.

"Wie heißt er?"

"Joel."

Nach einigen Augenblicken der Stille fragte Riley, "Wie alt ist er?"

"Keine Ahnung."

Riley spürte, wie Wut und Angst in ihr hochstiegen.

"Wie alt ist er?" wiederholte Riley.

"Fünfzehn, okay? Genau wie ich."

Riley war sich sicher, dass April log.

"Ich würde ihn gerne treffen", sagte Riley.

April rollte mit den Augen. "Meine Güte, Mom. Wann bist du aufgewachsen? In den Fünfzigern oder so was?"

Riley war getroffen.

"Ich denke nicht, dass das so außergewöhnlich ist", sagte Riley. "Lass ihn doch vorbeikommen. Stell ihn mir vor."

April setzte die Kaffeetasse so hart auf dem Tisch ab, dass sie überschwappte.

"Warum versuchst du immer, mich zu kontrollieren?" schnappte sie.

"Ich versuche nicht, dich zu kontrollieren. Ich möchte nur deinen Freund kennenlernen."

April starrte einfach weiter mürrisch in ihren Kaffee. Dann sprang sie plötzlich auf und stürmte aus der Küche.

"April!" rief Riley.

Sie folgte April durch das Haus. April ging zur Haustür und schnappte sich ihre Tasche, die an der Garderobe hing.

"Wo gehst du hin?" fragte Riley.

April antwortete nicht. Sie öffnete die Tür, ging hinaus und ließ sie dann hinter sich zuschlagen.

Riley blieb verblüfft stehen. Sicherlich würde April sofort wieder zurückkommen.

Sie wartete eine ganze Minute. Dann ging sie zur Tür, öffnete sie und sah sich auf der Straße um. Kein Zeichen von April.

Riley fühlte den bitteren Geschmack der Enttäuschung im Mund. Sie fragte sich, wie es wieder so weit gekommen war. In der Vergangenheit war es oft schwierig mit April gewesen. Aber nachdem sie drei – Riley, April, und Gabriela – zusammen in dieses Stadthaus gezogen waren, wirkte April sehr viel glücklicher. Sie hatte sich mit Crystal angefreundet und hatte im September einen guten Start in die Schule gehabt.

Aber jetzt, nur zwei Monate später, hatte April sich von dem glücklichen Teenager zurück in den mürrischen verwandelt. Hatte ihr PTBS wieder eingesetzt? April litt unter einer verzögerten Reaktion nachdem der Mörder namens Peterson sie eingesperrt und versucht hatte, sie zu töten. Aber seit sie eine gute Therapeutin besuchte, schien sie sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen.

Immer noch in der offenen Tür stehend, nahm Riley ihr Handy aus der Tasche und schrieb April.

Komm zurück. Und zwar sofort.

Der Text wurde als "versandt" markiert. Riley wartete. Nichts passierte. Hatte April ihr Handy zu Hause gelassen? Nein, das war nicht möglich. April hatte sich auf dem Weg nach draußen ihre Tasche geschnappt und sie ging nirgendwohin ohne ihr Handy.

Riley guckte weiter auf ihr Display. Die Nachricht war immer noch als "versandt" markiert, nicht als "gelesen." Ignorierte April ihre Nachricht einfach?

In dem Moment war Riley sich plötzlich sicher, dass sie wusste, wohin April gegangen war. Sie nahm einen Schlüssel vom Beistelltisch und trat auf ihre kleine Veranda hinaus. Sie ging die Eingangsstufen ihres Stadthauses hinunter und über den Rasen zum Nachbarhaus, wo Blaine und Crystal wohnten. Wieder starrte sie auf ihr Handy, während sie dort klingelte.

Als Blaine die Tür öffnete und sie sah, zeigte sich ein breites Lächeln auf seinen Zügen.

"Na so was!" sagte er. "Das ist ja eine Überraschung. Was bringt dich hierher?"

Riley stammelte unbehaglich.

"Ich habe mich nur gefragt ... Ist April vielleicht hier? Bei Crystal?"

"Nein", sagte er. "Crystal ist auch nicht hier. Sie meinte, dass sie zum Café geht. Du weißt schon, ganz hier in der Nähe."

Blaine zog besorgt die Augenbrauen zusammen.

"Was ist los?" fragte er. "Gibt es ein Problem?"

Riley stöhnte. "Wir haben gestritten", erwiderte sie. "Sie ist aus dem Haus gestürmt. Ich hatte gehofft, sie würde herkommen. Ich denke sie ignoriert meine Nachricht."

"Komm rein", sagte Blaine.

Riley folgte ihm ins Wohnzimmer. Sie setzten sich zusammen auf die Couch.

"Ich weiß nicht, was mit ihr los ist", erzählte Riley. "Ich weiß nicht, was mit uns beiden los ist."

Blaine lächelte wehmütig.

"Das Gefühl kenne ich", nickte er.

Riley war ein wenig überrascht.

"Wirklich?" fragte sie. "Es sieht immer so aus, als würdest du mit Crystal hervorragend zurechtkommen."

"Die meiste Zeit, sicherlich. Aber seit sie ein Teenager ist, haben wir auch unsere Kämpfe."

Blaine sah Riley einen Moment mitfühlend an.

"Sag's mir nicht", meinte er. "Es hat etwas mit einem festen Freund zu tun."

"Scheint so", seufzte Riley. "Sie will mir nichts über ihn erzählen. Und sie weigert sich, ihn mir vorzustellen."

Er schüttelte den Kopf.

"Sie sind beide in dem Alter", sagte er. "Die Sache mit dem festen Freund ist, als ginge es um Leben und Tod. Crystal hat noch keinen, womit ich kein Problem habe, sie aber schon. Sie ist völlig verzweifelt deswegen."

"Ich nehme an, ich war etwa im selben Alter", sagte Riley.

Blaine lachte leise. "Glaub' mir, als ich fünfzehn war, konnte ich auch an nichts anderes denken, als an Mädchen. Möchtest du einen Kaffee?"

"Sehr gerne, danke. Schwarz bitte."

Blaine ging in die Küche. Riley sah sich um und ihr viel wieder einmal auf, wie schön alles dekoriert war. Blaine hatte einen wirklich guten Geschmack.

Blaine kam mit zwei Bechern Kaffee wieder. Riley nahm einen Schluck. Er war köstlich.

"Ich schwöre, ich wusste nicht, auf was ich mich einlasse, als ich Mutter geworden bin", sagte sie. "Ich nehme an, es hat nicht geholfen, dass ich noch viel zu jung dafür war."

"Wie alt warst du?"

"Vierundzwanzig."

Blaine warf seinen Kopf zurück und lachte.

"Ich war jünger. Ich habe mit zweiundzwanzig geheiratet. Ich dachte, dass Phoebe das schönste Mädchen ist, das ich je gesehen habe. Verdammt sexy. Ich habe dabei übersehen, dass sie außerdem manisch-depressiv war und schon damals zu viel trank."

Riley horchte interessiert auf. Sie wusste, dass Blaine geschieden war, aber ansonsten nicht viel. Es schien, als hätten Blaine und sie jugendliche Fehler gemeinsam. Für sie war es einfach gewesen das Leben durch die rosarote Brille der physischen Anziehung zu sehen.

"Wie lange hat die Ehe gehalten?" fragte Riley.

"Etwa neun Jahre. Wir hätten es viel früher beenden sollen. Ich hätte es früher beenden sollen. Ich dachte immer, ich könnte Phoebe retten. Es war eine dumme Idee. Crystal wurde geboren, als Phoebe einundzwanzig und ich zweiundzwanzig war, ein Student in der Kochschule. Wir waren zu arm und zu unreif. Unser nächstes Kind wurde tot geboren und Phoebe hat das nie verwunden. Sie versank im Alkohol. Sie wurde gewalttätig."

Blaines Blick war in die Ferne gerichtet. Riley spürte, dass er eine bittere Erinnerung durchlebte, über die er nicht reden wollte.

"Als April ankam, war ich gerade im Training zur FBI Agentin", sagte sie. "Ryan wollte, dass ich aufhören, aber ich habe weitergemacht. Er war fest entschlossen, ein erfolgreicher Anwalt zu werden. Nun ja, wir haben beide die Karrieren bekommen, die wir wollten. Wir hatten einfach nichts gemeinsam um langfristig zusammenzubleiben. Wir konnten keine wirkliche Basis für unsere Ehe finden.

Riley verstummte unter dem mitfühlenden Blick von Blaine. Es war eine Erleichterung mit einem anderen Erwachsenen darüber reden zu können. Ihr wurde langsam klar, dass es fast unmöglich war, sich in Blaines Gegenwart unwohl zu fühlen. Sie hatte das Gefühl, dass sie mit ihm über alles reden konnte.

"Blaine, ich fühle mich hin und hergerissen", sagte sie. "Ich werde gerade dringend an einem wichtigen Fall gebraucht. Aber zu Hause herrscht ein solches Durcheinander. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht genug Zeit mit April verbringe."

Blaine lächelte.

"Oh, ja. Das alte Arbeit-Familie-Problem. Das kenne ich gut. Glaub' mir, ein Restaurant zu leiten ist unglaublich zeitaufwändig. Zeit für Crystal zu finden, ist eine Herausforderung."

Riley sah in Blaines freundliche, blaue Augen.

"Wie findest du das richtige Gleichgewicht?" fragte sie.

Blaine zuckte mit den Schultern.

"Gar nicht", sagte er. "Es ist nie genug Zeit für alles. Aber es hat keinen Sinn, sich Vorwürfe zu machen, weil man das Unmögliche nicht schafft. Glaube mir, deine Karriere aufzugeben ist keine Lösung. Ich meine, Phoebe hat versucht die Mutter zu sein, die zu Hause bleibt. Das hat sie verrückt gemacht. Du musst einfach deinen Frieden damit schließen."

Riley lächelte. Das klang nach einer wundervollen Idee – seinen Frieden damit schließen. Vielleicht könnte sie das tun. Es erschien ihr wirklich möglich.

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