Agent Null - Джек Марс 11 стр.


„Vier von ihnen“, sagte Reid. Der Lärm der Maschinerie übertönte fast seine Stimme.

Otets schnalzte mit der Zunge. „Schade. Aber andererseits … bedeutet es, dass ich richtig liege. Sie haben keine Spuren, niemanden sonst, zu dem Sie gehen könnten. Sie brauchen mich.“

Er hatte Reid durchschaut. Panik stieg in seiner Brust auf. Die andere Seite, die Kent-Seite, wehrte sich dagegen. „Ich weiß alles, was uns der Scheich gesagt hat –“

Otets kicherte leise. „Der Scheich, ja. Aber Sie wissen bestimmt bereits, dass Mustafar nur so wenig wusste. Er war ein Geldgeber. Er war weich. Dachten Sie, wir würden ihm wirklich unsere Pläne anvertrauen? Und wenn dem so sei, warum sind Sie dann hierhergekommen?“

Schweißperlen bildeten sich auf Reids Stirn. Er war in der Hoffnung hierhergekommen, Antworten zu finden, nicht nur über diesen angeblichen Plan, sondern auch darüber, wer er war. Er hatte viel mehr gefunden, als er erwartet hätte. „Bewegen Sie sich“, forderte er erneut. „Zur Tür, langsam.“

Otets ging die letzte Stufe hinunter und bewegte sich langsam, aber er ging nicht in Richtung Tür. Stattdessen machte er einen Schritt in Richtung Halle, in die Richtung seiner Männer.

„Was machen Sie da?“, fragte Reid.

„Ich habe Sie durchschaut, Agent Null. Sollte ich falsch liegen, werden Sie mich erschießen.“ Er grinste und machte einen weiteren Schritt.

Zwei der Arbeiter sahen auf. Aus ihrer Sicht sah es so aus, als würde Otets einfach mit einem unbekannten Mann sprechen, vielleicht ein Geschäftspartner oder ein Vertreter einer anderen Interessengruppe. Kein Grund zur Besorgnis. Die Panik machte sich erneut in Reids Brust breit. Er wollte die Waffen nicht loslassen. Otets war nur zwei Schritte entfernt, aber Reid konnte ihn ja nicht greifen und in Richtung Tür zwingen – nicht ohne die sechs Männer zu alarmieren. Und er konnte es nicht riskieren, in einem Raum voller Sprengstoff zu schießen.

„Do svidaniya, Agent Null“, grinste Otets. Ohne seine Augen von Reid zu nehmen, schrie er auf Englisch: „Erschießt diesen Mann!“

Zwei weitere Männer sahen auf und blickten Otets verwirrt an. Reid hatte den Eindruck, dass diese Männer Arbeiter waren, keine Fußsoldaten oder Bodyguards, wie das Paar toter Gauner oben im Büro.

„Idioten!“, brüllte Otets, um die Maschinerie zu übertönen. „Dieser Mann ist von der CIA! Erschießt ihn!“

Das hatte funktioniert. Die zwei Männer am Melamintisch sprangen auf und griffen nach ihren Schulterholstern. Der Afrikaner an der Schlagbohrmaschine bückte sich und hob eine AK-47 an seine Schulter.

Sowie sie sich bewegt hatten, sprang Reid nach vorne und riss gleichzeitig beide Hände – und beide Pistolen – aus seinen Taschen. Er drehte Otets an der Schulter herum und richtete die Beretta auf die linke Schläfe des Russen. Dann richtete er die Glock auf den Mann mit der AK, sein Arm ruhte auf Otets Schulter.

„Das wäre nicht sehr weise“, sagte er laut. „Sie wissen ja, was passieren könnte, wenn wir anfangen, hier drinnen zu schießen.“

Der Anblick einer Pistole am Kopf ihres Bosses veranlasste den Rest der Männer zum Handeln. Er hatte recht; sie alle waren bewaffnet und jetzt hatte er sechs Waffen auf sich gerichtet und lediglich Otets stand zwischen ihnen. Der Mann, der die AK hielt, blickte nervös zu seinen Kollegen. Eine kleine Schweißperle rann ihm die Stirn hinunter.

Reid ging einen kleinen Schritt rückwärts und bewegte Otets mit einem Stoß der Beretta dazu, ihm zu folgen. „Nett und einfach“, sagte er ruhig. „Wenn Sie hier drinnen anfangen zu schießen, wird das gesamte Gebäude in die Luft gehen. Und ich glaube nicht, dass Sie heute sterben wollen.“

Otets biss die Zähne zusammen und murmelte einen Fluch auf Russisch.

Stück für Stück wichen sie mit winzigen Schritten zur Tür der Anlage. Reids Herzschlag drohte Überhand zu nehmen. Seine Muskeln spannten sich nervös an und dann wurde er wieder locker, als ihn die andere Seite in ihm zwang, sich zu entspannen. Keine Spannung in den Gliedmaßen. Angespannte Muskeln verlangsamen deine Reaktionszeit.

Mit jedem winzigen Schritt, den er und Otets rückwärts gingen, kamen die sechs Männer ihnen einen Schritt hinterher, wobei sie den Abstand zwischen ihnen kurz hielten. Sie warteten auf eine Gelegenheit und je weiter entfernt sie von den Maschinen sein würden, desto unwahrscheinlicher wäre es, eine unbeabsichtigte Explosion auszulösen. Reid wusste, dass es lediglich die Angst Otets versehentlich zu töten war, die sie vom Schießen abhielt. Niemand sprach, aber die Maschinen dröhnten hinter ihnen. Die Spannung in der Luft war greifbar, elektrisch; er wusste, dass jeden Moment jemand nervös werden und schließen könnte. Dann berührte sein Rücken die Doppeltür. Noch ein Schritt und er drückte sie auf und zog Otets mit einem weiteren Stoß vom Lauf der Beretta mit sich.

Noch bevor sich die Tür wieder schloss, knurrte Otets seine Männer an. „Der kommt hier nicht lebend raus!“

Dann schloss sich die Tür und die Beiden befanden sich im nächsten Raum, wo Wein hergestellt wurde, mit klirrenden Flaschen und dem süßen Duft von Trauben. Sobald sie hindurch waren, drehte sich Reid um, die Glock zielte in Brusthöhe vor sich – und die Beretta drückte noch immer auf Otets Schläfe.

Eine Abfüll- und Verschlussmaschine lief, war aber größtenteils automatisiert. Die einzige Person im ganzen Raum war eine einzelne, müde aussehende, russische Frau mit einem grünen Kopftuch. Beim Anblick der Pistole und Reid und Otets wurden ihre müden Augen vor Entsetzen riesengroß und sie warf beide Hände in die Luft.

„Machen Sie sie aus“, sagte Reid auf Russisch. „Verstehen Sie?“

Sie nickte energisch und bewegte zwei Hebel auf einem Bedienfeld. Die Maschinen surrten kurz und kamen langsam zum Stillstand.

„Gehen Sie“, sagte er zu ihr. Sie schluckte und ging langsam in Richtung Ausgangstür. „Schnell“, rief er mürrisch. „Gehen Sie raus!“

„Da“, murmelte sie. Die Frau eilte zur schweren Stahltür, warf sie auf und rannte in die Nacht hinaus. Die Tür knallte mit großem Krach wieder zu.

„Was nun, Agent?“, grunzte Otets auf Englisch. „Wie ist Ihr Fluchtplan?“

„Halten Sie die Klappe.“ Reid zielte mit der Waffe auf die Doppeltür zum nächsten Raum. Warum waren sie noch nicht durchgekommen? Er konnte nicht einfach weitergehen, ohne zu wissen, wo sie sich befanden. Wenn es in der Anlage eine Hintertür gab, dann waren sie vielleicht draußen und warteten auf ihn. Sollten Sie ihnen folgen, würde es nicht möglich sein, Otets zum Geländewagen zu bringen und damit wegzufahren, ohne dabei erschossen zu werden. Hier drüben drohte kein Sprengstoff; sie könnten also, wenn sie wollten, Schüsse abgeben. Würden sie es riskieren, Otets zu töten, um zu ihm zu gelangen? Angespannte Nerven und eine Pistole waren für niemanden die ideale Kombination, nicht mal für ihren Boss.

Bevor er sich entscheiden konnte, was er als Nächstes tun würde, erloschen die hellen Neonröhren über ihren Köpfen. Augenblicklich wurden sie in Dunkelheit getaucht.

KAPITEL ACHT

Reid konnte nichts sehen. Es gab in der Anlage keine Fenster. Die Arbeiter im anderen Raum mussten einige Schutzschalter umgelegt haben, denn selbst die Geräusche der Maschinen im nächsten Raum wurden leiser und verstummten schließlich.

Er griff schnell dorthin, wo Otets stand und schnappte den Kragen des Russen, bevor er davonlaufen konnte. Otets gab ein kleines Würgen von sich, als Reid ihn zurückzog. Im nächsten Moment schaltete sich ein rotes Notlicht ein, lediglich eine kleine Glühbirne an der Wand über der Tür. Sie beleuchtete den Raum mit einem sanften, leicht unheimlichen Schein.

„Diese Männer sind keine Dummköpfe“, sagte Otets leise. „Sie werden es nicht lebend hier raus schaffen.“

Seine Gedanken rasten. Er musste wissen, wo sie sich befanden – oder noch besser, er wollte, dass sie zu ihm kamen.

Aber wie?

Ganz einfach. Du weißt, was zu tun ist. Höre auf, es anzukämpfen.

Reid atmete tief durch die Nase ein und tat dann das Einzige, was in dem Moment Sinn ergab.

Er schoss auf Otets.

Der scharfe Knall der Beretta halte in dem sonst stillen Raum. Otets schrie vor Schmerzen. Seine beiden Hände flogen zu seinem linken Oberschenkel – die Kugel hatte ihn nur gestreift, aber es blutete kräftig. Ein langer wütender Schwall russischer Flüche verließ seine Lippen.

Reid griff wieder nach Otets Kragen und zerrte ihn rückwärts, was den Russen fast umwarf und zwang ihn hinter die Abfüllmaschine. Er wartete. Wenn die Männer noch drinnen waren, hatten sie den Schuss auf jeden Fall gehört und würden nun angerannt kommen. Wenn niemand kam, hieß das, dass sie draußen waren und dort auf ihn lauerten.

Ein paar Sekunden später erhielt er seine Antwort. Die Doppeltür wurde von der anderen Seite so kräftig aufgestoßen, dass sie gegen die Wand flog. Der erste, der hindurch kam, war der Mann mit der AK, der den Lauf seiner Waffe schnell von links nach rechts schwenkte. Direkt hinter ihm waren noch zwei andere, ebenfalls mit Pistolen bewaffnet. Otets stöhnte vor Schmerzen und hielt sich das Bein. Seine Leute hörten ihn; sie kamen mit gerichteten Waffen um die Ecke der Abfüllmaschine und fanden Otets, der mit seinem verletzten Bein am Boden saß und zischte.

Aber Reid war nicht dort.

Schnell schlich er sich auf die andere Seite der Maschine und blieb in der Hocke. Er steckte die Beretta ein und nahm eine leere Flasche vom Förderband. Bevor sie sich umdrehen konnten, hatte er schon eine Flasche über dem Kopf des nächsten Arbeiters zerschlagen, einem Mann aus dem Nahen Osten und rammte dann den abgeschlagenen Flaschenhals in den Hals des Zweiten. Warmes Blut lief über seine Hand, als der Mann stotterte und zu Boden ging.

Eins.

Der Afrikaner mit der AK-47 drehte sich um, aber er war nicht schnell genug. Reid nutzte seinen Unterarm, um den Lauf der Waffe zur Seite zu drücken, als eine Reihe Schüsse durch die Luft flogen. Er trat mit der Glock nach vorn, drückte sie unter das Kinn des Mannes und drückte den Abzug.

Zwei.

Ein weiterer Schuss erledigte den ersten Terroristen – denn das war ganz eindeutig, mit wem er es hier zu tun hatte, entschied er – der noch immer bewusstlos auf dem Fußboden lag.

Drei.

Reid atmete schwer und versuchte seinen Herzschlag unter Kontrolle zu halten. Er hatte keine Zeit, sich um das, was er gerade getan hatte, zu sorgen und wollte auch nicht wirklich darüber nachdenken. Es schien, als wäre Professor Lawson im Schockzustand und der andere Teil hatte nun völlig die Oberhand.

Bewegung. Auf der rechten Seite.

Otets kroch hinter der Maschine hervor und griff nach der AK. Reid drehte sich schnell und trat ihm in die Magengegend. Die Kraft des Tritts ließ den Russen auf die andere Seite rollen und er hielt sich stöhnend seinen Bauch.

Reid hob die AK auf. Wie viele Schüsse waren geschossen worden? Fünf? Sechs. Das Magazin enthielt zweiunddreißig Schüsse. Wenn es voll gewesen war, waren noch sechsundzwanzig Schüsse übrig.

„Bleiben Sie hier“, sagte er zu Otets. Zur Überraschung des Russen ließ Reid ihn dort zurück und ging durch die Doppeltür zurück auf die andere Seite der Anlage. Der Raum, in dem die Bomben hergestellt wurden, wurde von einem ähnlich roten Schein eines Notlichtes erleuchtet. Reid trat die Tür auf und ließ sich sofort auf die Knie fallen – für den Fall, dass jemand eine Waffe auf den Eingang gerichtet hatte – und schwenkte die AK nach rechts und links.

Es war niemand dort, was bedeutete, dass es eine Hintertür geben musste. Er fand sie schnell, eine Sicherheitstür zwischen den Treppenstufen und der südlichen Wand. Höchstwahrscheinlich konnte sie nur von innen geöffnet werden.

Die anderen drei waren irgendwo da draußen. Es war ein Wagnis – er hatte keine Möglichkeit zu wissen, ob sie direkt auf der anderen Seite der Tür auf ihn warteten oder ob sie versucht hatten, zur Vorderseite des Gebäudes zu gelangen. Er musste auf Nummer sicher gehen.

Dies war schließlich eine Anlage zur Herstellung von Bomben …

In der hintersten Ecke auf der anderen Seite, hinter dem Förderband, fand er eine lange Holzkiste, die etwa so groß war, wie ein Sarg. Sie war mit Styroporflocken gefüllt. Er wühlte darin, bis er etwas Festes fand und herauszog. Es war ein mattschwarzer Plastikkoffer und er wusste bereits, was sich darin befand.

Vorsichtig stellte er ihn auf den Melamintisch und öffnete ihn. Mehr zu seinem Ärger als zu seiner Überraschung sah er sofort, dass es sich um eine Kofferbombe handelte, die mit einer Zeitschaltuhr ausgestattet war, aber auch einen Totmannschalter hatte, der als Ausfallsicherung diente.

Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Werde ich das hier wirklich tun?

Neue Visionen blitzten durch seine Gedanken – afghanische Bombenmacher, denen wegen schlecht gebauter Brandbomben Finger oder ganze Gliedmaßen fehlten. Gebäude, die sich in Rauch auflösen, nur wegen eines einzigen falschen Kabels.

Welche Wahl hast du denn? Entweder das oder erschossen werden.

Der Totmannschalter war ein kleines grünes Rechteck, ungefähr so groß wie ein Taschenmesser, mit einem Hebel an jeder Seite. Er nahm ihn in die linke Hand und hielt den Atem an.

Dann drückte er ihn.

Nichts passierte. Das war ein gutes Zeichen.

Er stellte sicher, dass er den Hebel in seiner Faust geschlossen hielt (ihn loszulassen, würde die Bombe sofort zünden) und stellte die Zeitschaltuhr des Koffers auf zwanzig Minuten – so lange würde er sowieso nicht brauchen. Dann nahm er die AK in seine rechte Hand und sah zu, dass er von dort verschwand.

Er zuckte zusammen; die hintere Sicherheitstür quietschte in ihren Angeln, als er sie öffnete. Er sprang mit der angehobenen AK hinaus in die Dunkelheit. Niemand war dort, nicht hinter dem Gebäude, aber sie hatten mit Sicherheit das verräterische Quietschen der Tür gehört.

Sein Hals war trocken und sein Herz klopfte noch immer heftig, aber er drückte seinen Rücken nah an die Stahlwand und bewegte sich vorsichtig zur Ecke des Gebäudes. Seine Hand schwitzte und hielt den Totmannschalter in einem Todesgriff. Wenn er ihn jetzt losließ, wäre er höchstwahrscheinlich sofort tot. Die Menge an Sprengstoff, die sich in dieser Bombe befand, würde die Wände des Gebäudes plattmachen und ihn zerreißen, wenn er nicht bereits vorher verbrennen würde.

Gestern war mein größtes Problem, neunzig Minuten lang die Aufmerksamkeit meiner Studenten zu behalten. Heute hielt er krampfhaft den Hebel einer Bombe gedrückt, während er versuchte, sich russischen Terroristen zu entziehen.

Fokus. Er erreichte die Ecke des Gebäudes und schaute seitlich darum, wobei er so gut es ging versuchte, im Schatten zu bleiben. Dort befand sich die Silhouette eines Mannes mit einer Pistole, der an der westlichen Wand Wache hielt.

Reid vergewisserte sich, dass er den Schalter fest im Griff hatte. Du kannst das. Dann trat er in Sichtweite. Der Mann drehte sich schnell und hob seine Waffe.

„Hey“, sagte Reid. Er hob seine eigene Hand – nicht die mit der Waffe, sondern die andere. „Wissen Sie, was das ist?“

Der Mann hielt inne und legte seinen Kopf leicht schräg. Dann wurden seine Augen vor Angst so groß, dass Reid selbst im Mondschein das Weiße in ihnen sehen konnte.

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