Ein Kuss für Königinnen - Морган Райс 6 стр.


Der Krähenmeister nahm einen Kampf, der ein einfacher Sieg für die Eindringlinge sein sollte, und webte es in etwas Komplexeres, mehr Gefährliches und mehr Tödliches.

Die Menschen dachten an die großartige Funktionsweise der Magie, und sie dachten an Symbole oder an alte Wälzer, doch er hatte gerade an etwas weit aus Größerem mit viel weniger gearbeitet. Er sah sich nach seinen Offizieren um und beobachtete immer noch, wie die Krähen mit pflichtbewusstem Gesichtsausdruck nach dem Toten pickten.

“Der Feind wird seinen Kampf für Ashton morgen kämpfen“, sagte er. „Es wird ein blutiger Kampf werden, mit vielen Toten auf allen Seiten.“

Er konnte nicht anders, als ein wenig Zufriedenheit dabei zu fühlen. Immerhin war er der Hauptgrund, dass so viele sterben würden.

„Wann greifen wir an, mein Lord?“, fragte einer der Kommandanten seiner Flotte. „Haben Sie Anweisungen für uns?“

„Sind Sie bereit anzugreifen?“, fragte der Krähenmeister.

„Bin ich, mein Lord“, sagte der Mann. Er schlug mit der Faust auf seine Handfläche. „Ich will sie für die Erniedrigung beim letzten Mal zerquetschen.“

“Ich auch”, sagte der General. „Ich will sie wissen lassen, dass die neue Armee stärker ist.“

Ein Chor von Zustimmung folgte dem, jeder Mann schien bemüht zu sein, härter als der Letzte zu sein, um zu zeigen wie engagiert er war, die Fehler beim Überfall auf das Königreich der Witwe wieder auszugleichen. Vielleicht war das der Punkt. Vielleicht wollte jeder zeigen, dass er es besser machen konnte. Vielleicht dachten sie, dass ihr Leben auf dem Spiel stand, wenn sie erneut scheiterten.

Sie lagen nicht ganz falsch bei dem Gedanken. Dennoch hielt der Krähenmeister eine Hand hoch, um Ruhe zu gebieten. „Seid geduldig. Geht zu euren Männern zurück und zu euren Schiffen. Vergewissert euch, dass alles bereit für den Angriff ist. Ich werde den Moment dafür mitteilen.“

Sie gingen als Gruppe, eilten davon, um alles vorzubereiten. Der Krähenmeister ließ sie gehen. Im Moment lag seine Aufmerksamkeit auf dem blutigen Rot des Sonnenuntergangs und was es bedeuten würde. Es würde viel Blut morgen geben, da hatte er keine Zweifel. Dank der Bemühungen seiner Kreaturen würde es Fleisch auf einer Skala geben, die Ashtons Fluss rot färben würde. Seine Kreaturen würden schmausen.

„Und wenn sie alle weg sind“, sagte er, „werden wir das, was noch fehlt, unserem Königreich hinzufügen.“

KAPITEL SIEBEN

Die Mörderin namens Rose wartete auf die komplette Dunkelheit, ehe sie zu einem der Schiffe ruderte, die am Hafen ankerten, ihre Paddel eingehüllt in Dolle. Es half, dass der Mond hell schien und dass sie schon immer gut im Dunkeln sehen konnte, wenn es sein musste. Es hieß, dass sie nicht riskieren musste, eine Laterne zu tragen. Dennoch hatte sie bei jedem Schlag Angst, den sie nur mit Mühe machen konnte.

„Das wird schon gut“, sagte sie sich. „Du hast das schon Hunderte Male vorher gemacht.“

Vielleicht nicht hundert Mal. Sogar die Besten in ihrem Beruf, die je gelebt hatten, hatten nie so viele getötet. Sie war nicht nur ein Metzgermesser, das so viele wie möglich im Krieg töten sollte. Sie war ein Gärtnermesser, das nur das schärfte, was vom Stiel notwendig war.

“Die Hälfte der Soldaten dort, haben mehr Menschen als ich getötet”, flüsterte sie, als wenn es das rechtfertigen würde. Es gab immer Angst, wenn sie tötete. Angst davor entdeckt zu werden. Angst, dass etwas schieflaufen würde. Angst, dass sie vielleicht die Art von Bewusstsein erwerben würde, das sie davon abhalten würde, das zu tun, was sie am besten konnte.

„Nicht so weit“, flüsterte Rose.

Vorsichtig lenkte sie ihr Boot durch die wartenden Boote. Sie war nicht überrascht, eine Stimme zu hören, die in die Nacht rief.

„Hey wer ist da? Was wollen Sie?“

Rose sah einen Soldaten, der sich über die Reling eines Schiffes lehnte, mit einem Bogen in seinen Händen. Vielleicht hätte jemand Dummes versucht sich in Sicherheit zu bringen und hätte dafür sicherlich einen Pfeil in den Rücken bekommen. Stattdessen dachte sie einen Moment nach. Akzente waren eine Fähigkeit, an der sie gearbeitet hatte, also konnte Rose jetzt einen geeigneten auswählen, nicht aus Ishjemme selbst, sondern eher einen härteren, undeutlicheren von einer der Inseln zwischen hier und dem Königreich der Küste. Das war besser. Die Soldaten aus Ishjemme kannten sich vielleicht untereinander. Sie könnten nicht erwarten, alle ihre Verbündeten zu kennen.

“Ich mache mich bereit für den Krieg, Sie Idiot. Was machen Sie? Versuchen Sie ganz Ashton aufzuwecken?“

“Naja, gut Sie könnten jeder sein!”, rief der Soldat. „Es könnte ein Boot voll mit Feinden sein, soweit ich weiß.“

„Sehe ich aus, wie ein Boot voll mit Feinden?“, gab Rose zurück. „Kann ich also jetzt weiter damit machen, die Berichte zu liefern, die ich liefern soll? Ich fahre jetzt seit einer Stunde mit dieser Entschuldigung für eine Stadt herum. Ich kann nicht mal das Flaggenschiff finden.“

Sie sah den Mann in eine Richtung zeigen.

„Da drüben“, sagte er.

„Danke.“

Rose war gut darin jemand zu sein, der sie gar nicht war. Einige dachten, dass Mörder Menschen waren, die in einer Armee kämpften oder einen Pfeil von ganz weit weg abschossen. Ihr gefielen solche Geschichten. Es hieß, dass sie nicht auf die unschuldige Person neben ihnen sahen, die ihnen gerade etwas in den Wein gekippt hatte.

“Keine Chance dafür dieses Mal”, sagte sie zu sich selbst.

Sie war sich nicht sicher, ob Milady d’Angelica verstanden hatte, worum sie bat, als sie sie für diese Aufgabe losgeschickt hatte. Ehrlich, sie zweifelte daran, dass die Adlige sich darum Sorgen machte. Dennoch gab es einen großen Unterschied darin, einen Rivalen in Ashton zu vergiften und sich auf ein Schiff inmitten einer Kriegsflotte zu schleichen.

Besonders eins, dessen Besitzer, diejenigen waren, die angeblich Magie besaßen.

Das war der Teil, der ihr am meisten Angst machte. Wie sollte jemand an Bord eines Schiffes kommen, wenn Menschen die mörderischen Absichten in ihrem Herz lesen konnten? Wenn sie spüren konnten, dass sie kam und vielleicht Phantasmen senden würden, die nach ihrer Seele suchten? Das hieß, dass ihre übliche Strategie mit Verkleiden und Lügen nicht funktionieren würde.

„Ich sollte den ganzen Weg zum Kontinent rudern“, murmelte Rose. Welcher Idiot warf sich freiwillig inmitten eines Kampfes? Sie ruderte dennoch weiter in die Richtung des Flaggschiffs aus drei Gründen.

Einer war, dass sie hierfür gut bezahlt worden war. Zu gut, um es zu ignorieren. Ein anderer war, dass, weil sie abgesehen von ihren Fähigkeiten mit dem Messer und vergifteten Pfeilen, annahm, dass Milady d’Angelica ein gefährlicher Feind wäre. Der Dritte …naja der Dritte war einfach:

Sie war einfach gut hier drin.

Rose hielt das kleine Boot kurz vor dem Flaggschiff an, an einer Stelle, wo es nur ein weiterer Schatten im Dunkeln war. Sie nahm ihre Kleidung in Ishjemmes Farben ab, darunter trug sie schwarze Kleidung und glitt in das Wasser der Bucht.

Die Kühle zog die Hitze aus ihrem Körper, während sie versuchte, nicht an all den Dreck zu denken, der von Ashtons Rinnstein in den Fluss gespült und dann ins Meer gelangt war. Sie ignorierte den Gedanken an die anderen Dinge, die vielleicht im Wasser sein konnten, wie Haie und andere Raubtiere, die sich sammeln würden, um im Anschluss des Kampfes zu jagen. Vielleicht wäre ihre Anwesenheit sogar eine gute Sache, da sie ihre mörderische Absicht mit ihrer eigenen für jeden neugierigen Verstand tarnen würde.

Rose schwamm mit stillen Schlägen durch das Wasser, duckte ihren Kopf, wann immer sie dachte, dass jemand vielleicht in ihre Richtung schaute, und ignorierte den faulen Geschmack des Meereswassers. Es schien ewig zu dauern, um sich dem Flaggschiff zu nähern, das Kielwasser davon drückte ein wenig heraus, als sie sich näherte.

Endlich fanden ihre Finger das Holz des Rumpfes und suchten nach den Haltegriffen, wie jemand anderes vielleicht seinen Weg an einer steinigen Oberfläche hochgeklettert wäre. Rose bewegte sich langsam, entschlossen kein Geräusch zu machen, sie versuchte sogar ihre Gedanken abzustellen, sodass sie sie nicht denen mit Magie gegenüber verriet.

Sie hob ihren Kopf hoch genug, um einen Wachmann zu sehen, der sich auf dem Deck bewegte. Sie duckte sich und hörte dem Rhythmus seiner Schritte zu und ließ ihn vorbeiziehen. Dennoch bewegte sie sich nicht. Stattdessen wartete sie, bis er zwei Mal vorbeigegangen war, und merkte sich das Muster. Jemand Dummes wäre vielleicht gleich beim ersten Mal an Deck gerannt und wäre dafür erwischt worden. Rose hatte gelernt, wann sie geduldig sein musste.

Als der Wachmann das dritte Mal vorbeiging, schlich sie sich in seinen Schatten, ein langer Draht glitt aus ihrem Ärmel. Der Mann war größer als sie, aber Rose war daran gewöhnt. Sie hatte den Draht in Sekunden um seinen Hals gelegt, zog zu und stieß ihr Knie in seinen Rücken, um ihn umzustoßen. Es gab keine Zeit zum Schreien, als der Draht sich zuzog, nur eine kleine Lücke zum Keuchen.

Rose ließ den Körper des Wachmanns ins Wasser fallen, so still wie möglich. Es war schade, jemanden töten zu müssen, der nicht ihr Ziel war, aber die Wache des Mannes hatte nur wenig Raum, zwei kurze Lücken, in die sie vielleicht gleiten könnte, wenn die Zeit kam, um zu fliehen. Sie legte ihre Garrote weg. Sie würde sie nicht dafür brauchen, was sie als Nächstes tun würde.

„Ruhe jetzt“, flüsterte sie sich selbst zu, während sie unter das Deck schlich.

Sie hatte vielleicht nicht die Magie, wie die anderen hier sie hatten, um die Gedanken der anderen zu lesen, aber sie hatte Augen, um die Schatten der gewickelten Seile und gestapelten Waffen im Dunkeln zu sehen, Ohren, um die Atmung der schlafenden Männer zu hören, sie machte sorgfältig einen Unterschied zwischen denen die tief schliefen und denjenigen, die vielleicht aufwachen würden, wenn sie zu nahe kam. Sie bewegte sich nur auf den Zehenspitzen, blieb im Schatten, als sie sich an den Stellen vorbeischlich, wo die gewöhnlichen Soldaten schliefen, um zu ihrem Ziel zu kommen.

Rose öffnete still die Tür im Dunkeln und sah auf die schlafenden Personen dort und suchte nach demjenigen, für den man sie geschickt hatte. Sie fand ihr Ziel im Zimmer, das mit den Farben von Ishjemme geschmückt war; das Zimmer des Anführers, das Zimmer des Herrschers. Still öffnete sie die Tür.

Vor ihr wurde eine Kerze angezündet und sie sah Lars Skyddar, der auf einem Stuhl saß und ein Schwert auf seinem Schoss balancierte.

„Sie sind wegen mir gekommen“, sagte er.

Rose wägte ihre Möglichkeiten ab. Konnte sie weglaufen? Konnte sie von dem Schiff kommen, ehe dieser Mann eine ganze Crew nach ihr schickte?

“Woher wussten Sie, das ich komme?“, fragte sie. „Ich weiß, dass ich keine Geräusche mache.“

„Vor langer Zeit wurde mir gesagt, dass ich in der Nacht vor meinem größten Kampf dem Tod gegenüberstehen würde und dass ich dem alleine gegenübertreten muss. Ich habe gewusst, dass dieser Moment kommen würde, seit meine Nichten angekommen sind.“

„Werden Sie sie rufen?“, fragte Rose und ihre Hände glitten schon fast unmerklich zu ihrem Gürtel und sie überlegte, welche der Giftfeile am besten passen würde. Ihr Tod war nicht für heute Nacht geplant, aber Milady d’Angelica würde sie wahrscheinlich gut belohnen, wenn sie das hier schaffte.

“Ich werde nicht ihre Leben riskieren”, sagte Lars Skyddar. „Ihrs dagegen …“

Er sprang nach vorne, fast schon schnell genug, sodass Rose nichts mehr dagegen tun konnte. Wenn er zwanzig Jahre jünger gewesen wäre, hätte sie vielleicht nichts tun können und das Schwert hätte sich tief in sie gehackt. Aber im Moment erwischte es nur ein wenig von ihrem Fleisch, als sie auswich, und eine Blutspur hinterließ, als sie sich wieder auf die Beine rollte.

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