Reece zuckte mit den Schultern.
„Er hat meine Braut ermordet. Er hatte den Tod verdient.“
Das Wort Braut widerstrebte Stara zutiefst. Es brach ihr das Herz. Seine Wortwahl zeigte ihr deutlich, dass Reece Selese noch immer liebte. Er wollte Stara noch nicht einmal ansehen. Ihr war zum Weinen zumute.
„Mach dir keine Sorgen, Reece“, sagte Matus. „Ich bin froh, dass mein Vater tot ist, und ich bin froh, dass du derjenige bist, der ihn getötet hat. Ich nehme es dir nicht übel. Im Gegenteil, ich bewundere dich, auch wenn wir alle dabei fast gestorben wären.“
Reece nickte. Er war dankbar für Matus‘ Worte.
„Keiner hat mir bisher geantwortet“, sagte Stara. „Was ist der Plan. Sollen wir hier alle sterben?“
„Was ist dein Plan?“, schoss Reece zurück.
„Ich habe keinen“, sagte sie. „Ich habe meinen Beitrag im Fort geleistet, als ich uns alle gerettet habe.“
„Das hast du“, gab Reece zu, wobei er immer noch in die Flammen starrte. „Ich schulde dir mein Leben.“
Bei Reeces Worten spürte Stara einen Anflug von Hoffnung, auch wenn er sich nach wie vor weigerte, sie anzusehen. Sie fragte sich, ob er sie vielleicht doch nicht hasste.
„Und du hast meines gerettet“, antwortete sie. „An den Klippen. Du schuldest mir nichts.“
Reece starrte weiter in die Flammen.
Sie wartete darauf, dass er etwas erwiderte, dass er sagte, dass er sie liebte, irgendetwas. Doch er schwieg und Stara wurde rot.
„Das war’s dann?“, fragte sie. „Haben wir uns sonst nichts zu sagen?“
Reece hob seinen Kopf und sah ihr zum ersten Mal in die Augen.
Stara konnte es nicht länger ertragen. Sie sprang auf und stürmte aus der Höhle hinaus an den Rand der Klippe. Sie blickte in die Nacht hinaus, in den Regen, den Wind und fragte sich: War alles aus zwischen ihr und Reece? Wenn dem so war, gab es keinen Grund mehr für sie zu leben.
„Wir können zu den Schiffen fliehen“, sagte Reece schließlich nach einer unendlichen Stille. Seine Worte hallten durch die Nacht.
Stara drehte sich um und sah ihn an.
„Zu den Schiffen fliehen?“, fragte sie.
Reece nickte.
„Unsere Männer sind da unten im Hafen. Wir müssen irgendwie dorthin gelangen. Das ist das einzige Gebiet, das noch in MacGil Händen ist.“
Stara schüttelte den Kopf.
„Ein tollkühner Plan“ sagte sie. „Die Schiffe dürften umstellt sein, wenn sie sie nicht schon zerstört haben. Wir müssten an den Männern meines Bruders vorbeikommen. Wir sollten versuchen uns irgendwo auf der Insel zu verstecken.“
Reece schüttelte entschieden den Kopf.
„Nein“, sagte er. „Das sind unsere Männer. Wir müssen zu ihnen gelangen, egal wie. Wenn sie angegriffen werden, werden wir kämpfend mit ihnen untergehen.“
„Du scheinst mich nicht zu verstehen“, sagte sie genauso entschlossen. „Beim ersten Tageslicht werden tausend Männer meines Bruders die Küste belagern. Es gibt keinen Weg an ihnen vorbei.“
Reece stand auf. Plötzlich brannte ein Feuer in seinen Augen.
„Dann werden wir nicht auf das Tageslicht warten“, sagte er. „Wir gehen jetzt. Bevor die Sonne aufgeht.“
Matus stand langsam auf und Reece sah Srog an.
„Srog?“, fragte Matus. „Denkst du, du kannst es schaffen?“
Srog verzog das Gesicht, als er sich mit Matus Hilfe aufrappelte.
„Ich will euch nicht aufhalten“, sagte er. „Geht ohne mich. Ich bleibe hier.“