Queste der Helden - Морган Райс 7 стр.


Da kam ihm eine Idee: bestimmt würde ein Soldat wissen, wo die anderen trainieren. Es machte ihn nervös, einen richtigen Soldaten des Königs anzusprechen, doch ihm wurde klar, dass er nicht darum herumkommen würde.

Er eilte zur Stadtmauer hinüber, auf einen der Soldaten zu, der am nächstgelegenen Eingang Wache stand. Er hoffte, er würde ihn nicht hinauswerfen. Der Soldat stand stramm da und blickte starr geradeaus.

„Ich suche die Legion des Königs“, sagte Thor, seinen tapfersten Tonfall aufbringend.

Der Soldat starrte weiterhin geradeaus und ignorierte ihn.

„Ich sagte, ich suche die Legion des Königs!“, bestand Thor, lauter, fest entschlossen, wahrgenommen zu werden.

Nach ein paar Sekunden blickte der Soldat auf ihn hinunter und verzog das Gesicht.

„Könnt Ihr mir sagen, wo sie ist?“, drängte Thor.

„Und was wirst du wohl dort zu suchen haben?“

„Etwas äußerst Wichtiges“, drängte Thor weiter. Er hoffte, der Soldat würde nicht auf Einzelheiten bestehen.

Der Soldat wandte sich wieder ab, um weiterhin geradeaus zu starren, und ignorierte ihn wieder. Thor fühlte, wie sein Herz sank. Er befürchtete schon, dass er nie eine Antwort bekommen würde.

Doch nach einer gefühlten Ewigkeit antwortete der Soldat: „Nimm das östliche Tor, dann geh nach Norden, soweit es geht. Nimm das dritte Tor links, dann die Abzweigung rechts, und bieg noch einmal rechts ab. Passiere den zweiten Steinbogen, und ihre Gründe liegen hinter dem Tor. Aber ich sage dir, du verschwendest deine Zeit: sie halten sich dort nicht mit Besuchern auf.“

Mehr wollte Thor gar nicht hören. Ohne sich weiter aufzuhalten, drehte er sich um und rannte über das Feld, der Wegbeschreibung folgend, die er im Kopf vor sich her sagte, damit er sie nicht vergaß. Er bemerkte, dass die Sonne höher am Himmel stand, und konnte nur beten, dass es noch nicht zu spät war, bis er dort ankam.

*

Thor rannte die makellosen, muschelgesäumten Wege entlang und bahnte sich seinen gewundenen Weg durch Königshof. Er versuchte, der Wegbeschreibung zu folgen, so gut er konnte und hoffte, dass er nicht in die Irre geleitet worden war. Er erreichte das andere Ende des großen Hofs, blickte auf alle Tore und nahm das dritte von links. Er lief hindurch und folgte den Abzweigungen, bog um eine Ecke nach der anderen. Er rannte gegen den Strom; tausende Menschen strömten in die Stadt hinein, die Menge wurde von Minute zu Minute dichter. Er stieß gegen die Schultern von Lautenspielern, Jongleuren, Hofnarren und allen möglichen anderen Unterhaltungskünstlern, allesamt besonders prächtig herausgeputzt.

Thor ertrug den Gedanken nicht, dass die Ernennung ohne ihn beginnen sollte, und tat sein bestes, sich auf den Weg zu konzentrieren, während er einen Pfad nach dem anderen nahm und nach irgendeinem Anzeichen für die Trainingsgründe Ausschau hielt. Er lief durch einen Bogen, bog in eine weitere Straße ein, und erblickte endlich in der Ferne etwas, das nichts anderes als sein Ziel sein konnte: ein kleines Kolosseum, ein kreisrundes Bauwerk aus Stein. In seiner Mitte befand sich ein riesiges Tor, an dem Soldaten Wache standen. Thor konnte hinter den Mauern gedämpften Jubel hören, und sein Herz schlug schneller. Er war am Ziel.

Er rannte schneller, seine Lunge drohte schon zu platzen. Als er zum Tor kam, traten zwei Wachen vor und senkten ihre Lanzen, und versperrten ihm so den Weg. Ein dritter Wachmann trat vor und hob die Hand.

„Anhalten“, befahl er.

Thor blieb abrupt stehen, schnappte nach Atem, kaum in der Lage, seine Aufregung zu beherrschen.

„Ihr...versteht...nicht“, keuchte er, die Worte zwischen seinen Japsern hervor stoßend, „ich muss hinein. Ich bin spät dran.“

„Spät dran wofür?“

„Die Ernennung.“

Der Wachmann, ein kurzer, schwerer Mann mit pockennarbiger Haut, warf den anderen hinter ihm einen Blick zu, den sie zynisch erwiderten. Er sah Thor abfällig an.

„Die Rekruten wurden schon vor Stunden mit dem königlichen Transportzug hereingebracht. Wenn du nicht eingeladen wurdest, kannst du nicht eintreten.“

„Aber Ihr versteht nicht. Ich muss—“

Der Wachmann streckte die Hand aus und packte Thor am Hemd.

„Du verstehst wohl nicht, du unverschämter kleiner Junge. Wie kannst du es wagen, hier aufzutauchen und zu versuchen, dich hineinzuzwängen? Und jetzt hau ab—bevor ich dich in Ketten lege.“

Er versetzte Thor einen Stoß, der ihn mehrere Fuß weit zurückwarf.

Thor spürte ein Stechen auf der Brust, wo die Hand des Wachmanns ihn gestoßen hatte—doch umso mehr spürte er den Stich der Abweisung. Er war empört. Er war nicht bis hierher gekommen, um von einem Wachmann abgewiesen zu werden, ohne überhaupt angesehen worden zu sein. Er war entschlossen, es bis hinein zu schaffen.

Der Wachmann drehte sich wieder seinen Männern zu, und Thor zog langsam von dannen, links um das kreisförmige Gebäude herum. Er hatte einen Plan. Er ging weiter, bis er außer Sichtweite war, dann verfiel er in ein gemächliches Lauftempo, seinen Weg an der Mauer entlang ziehend. Er versicherte sich, dass die Wachen ihn nicht beobachteten, dann wurde er schneller. Als er den Bau zur Hälfte umrundet hatte, fand er eine weitere Möglichkeit, in die Arena zu gelangen: hoch oben befanden sich gewölbte Öffnungen im Stein, die von Eisengittern versperrt waren. In einer dieser Öffnungen fehlte das Gitter. Er hörte erneut Gejubel, zog sich auf die Kante hoch und blickte hinein.

Sein Herz schlug höher. Da, über den riesigen, kreisrunden Trainingsplatz verteilt, standen dutzende Rekruten—einschließlich seiner Brüder. In Reih und Glied aufgestellte standen sie einem Dutzend der Silbernen gegenüber. Des Königs Mannen gingen durch die Reihen und begutachteten sie.

Eine weitere Gruppe von Rekruten stand etwas abseits, unter den wachsamen Augen eines Soldaten, und warf Speere auf ein fernes Ziel. Einer von ihnen warf daneben.

Thors Adern brannten vor Empörung. Er hätte dieses Ziel treffen können; er war genauso gut wie jeder Beliebige von denen. Nur weil er jünger war, etwas kleiner vielleicht, war es noch lange nicht gerecht, dass er übergangen wurde.

Plötzlich spürte Thor eine Hand auf seinem Rücken, wurde nach hinten gerissen und flog durch die Luft. Er landete hart auf dem Boden unter ihm; der Aufprall nahm ihm den Atem.

Er blickte hoch und sah den Wachmann vom Tor, der höhnisch auf ihn herabblickte.

„Was habe ich dir gesagt, Junge?“

Bevor er reagieren konnte, holte der Wachmann aus und verpasste Thor einen kräftigen Tritt. Thor spürte einen scharfen Schlag gegen seine Rippen, und der Wachmann holte zu einem weiteren Tritt aus.

Diesmal fing Thor den Fuß des Wachmanns in der Luft ab; er zog an ihm, bis dieser das Gleichgewicht verlor und hinfiel.

Thor stand schnell wieder auf den Füßen. Zur gleichen Zeit stand auch der Wachmann wieder auf. Thor starrte ihn an, schockiert darüber, was er gerade getan hatte. Ihm gegenüber blickte der Wachmann zornig zurück.

„Ich werde dich nicht nur in Ketten legen“, fauchte der Wachmann, „ich werde dich für das hier auch bezahlen lassen. Niemand vergreift sich an einer königlichen Wache! Einen Beitritt zur Legion kannst du vergessen—jetzt wirst du in den Kerkern versauern! Du hättest Glück, wenn dich je wieder jemand zu Gesicht bekäme!“

Der Wachmann holte eine Kette mit Schellen an den Enden hervor. Er trat Thor mit einem rachsüchtigen Ausdruck auf dem Gesicht näher.

Thors Gedanken rasten. Er konnte nicht zulassen, dass er in Ketten gelegt wurde—aber ein Mitglied der königlichen Wache verletzen wollte er auch nicht. Er musste sich etwas einfallen lassen—und zwar schnell.

Da fiel ihm seine Schleuder ein. Seine Reflexe übernahmen die Kontrolle, als er sie packte, einen Stein auflegte, zielte, und losließ.

Der Stein flog durch die Luft und schlug dem verblüfften Wachmann die Fesseln aus der Hand; er traf aber auch die Finger des Mannes. Der Wachmann zog die Hand zurück und schüttelte sie brüllend vor Schmerz, während die Fesseln zu Boden rasselten.

Der Wachmann warf Thor einen mörderischen Blick zu. Er zog sein Schwert. Es kam mit einem unverkennbaren metallischen Klingen zum Vorschein.

„Das war dein letzter Fehler“, grollte er bedrohlich und griff an.

Thor hatte keine Wahl: dieser Mann würde ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Er legte einen weiteren Stein in seine Schleuder und schoss. Er zielte bewusst: er wollte den Mann nicht töten, aber er musste ihn aufhalten. Anstatt also auf sein Herz, seine Nase, Augen oder seinen Kopf zu zielen, zielte Thor auf die eine Stelle, von der er wusste, es würde ihn aufhalten, aber nicht umbringen.

Zwischen seine Beine.

Er ließ den Stein fliegen—nicht mit voller Kraft, aber ausreichend, um den Mann zu Boden zu bringen.

Es war ein perfekter Treffer.

Der Wachmann kippte vornüber, ließ sein Schwert fallen, hielt sich den Schritt, brach auf den Boden zusammen und krümmte sich.

„Dafür wirst du hängen“, ächzte er unter Schmerzen. „Wache! Wache!“

Thor blickte hoch und sah in der Ferne mehrere Männer der königlichen Wache auf ihn zulaufen.

Jetzt oder nie.

Ohne einen weiteren Augenblick zu vergeuden, spurtete er auf die Kante unter dem Fenster zu. Er würde durchspringen müssen, in die Arena hinein, und auf sich aufmerksam machen müssen. Und er würde jeden bekämpfen, der sich ihm in den Weg stellte.

KAPITEL FÜNF

MacGil saß in der oberen Halle seiner Burg, in seiner Kammer für vertraulichere Besprechungen, die er für persönliche Angelegenheiten benutzte. Er saß auf seinem persönlichen Thron—dieser war aus Holz gefertigt—und blickte auf die vier seiner Kinder, die vor ihm standen. Zuerst sein ältester Sohn, Kendrick, mit seinen fünf-und-zwanzig Jahren ein feiner Krieger und ein wahrer Edelmann. Von allen Kindern sah er MacGil am meisten ähnlich—was ironisch war, da er ein Bastard war, MacGils einziger Nachkomme von einer anderen Frau; einer Frau, die er längst vergessen hatte. MacGil hatte Kendrick trotz der anfänglichen Proteste seiner Königin mit seinen ehelichen Kindern gemeinsam aufgezogen, unter der Bedingung, dass er nie den Thron besteigen würde. Darunter litt MacGil nun, da Kendrick der anständigste Mann war, den er je gekannt hatte; ein Sohn, der ihn stolz machte, sein Vater zu sein. Das Königreich könnte sich keinen feineren Nachfolger wünschen.

Im starken Kontrast dazu stand neben ihm sein zweitgeborener—jedoch der erstgeborene legitime—Sohn Gareth, drei-und-zwanzig, mager, mit hohlen Wangen und großen braunen Augen, die pausenlos in Bewegung waren. Charakterlich konnte er seinem älteren Bruder nicht unähnlicher sein. Gareths Charakter war alles, was Kendricks nicht war: wo sein Bruder offenherzig war, versteckte Gareth seine wahren Gedanken; wo sein Bruder stolz und nobel war, war Gareth durchtrieben und hinterlistig. Es schmerzte MacGil, dass er seinen eigenen Sohn nicht leiden konnte, und er hatte viele Male versucht, dessen Natur geradezubiegen; doch es kam ein Punkt in den Jugendjahren des Jungen, an dem er sich eingestehen musste, dass seine Natur festgelegt war: intrigant, machthungrig, und alle falschen Arten von ehrgeizig. Gareth, so wusste MacGil auch, hatte nichts für Frauen übrig und hatte zahlreiche Liebhaber. Andere Könige hätten einen solchen Sohn verstoßen, doch MacGil war aufgeschlossener und für ihn stellte dies keinen Grund dar, ihn nicht zu lieben. Er verurteilte ihn nicht dafür. Wofür er ihn sehr wohl verurteilte, war seine boshafte, intrigante Natur, über die er nicht einfach hinwegsehen konnte.

In der Reihe neben Gareth stand MacGils zweitgeborene Tochter Gwendolyn. Gerade erst ihr sechzehntes Lebensjahr erreicht, war sie eines der schönsten Mädchen, die seine Augen je gesehen hatten—und ihr Gemüt überstrahlte sogar ihr Aussehen: sie war gütig, großherzig, aufrichtig—die feinste junge Frau, die er je gekannt hatte. In dieser Hinsicht war sie seinem Kendrick ähnlich. Sie sah MacGil mit der Liebe einer Tochter für ihren Vater an, und er spürte stets ihre Loyalität, mit jedem Blick. Er war auf sie sogar noch stolzer als auf seine Söhne.

Neben Gwendolyn stand MacGils jüngster Sohn Reece, ein stolzer und temperamentvoll junger Mann, der mit seinen vierzehn Jahren gerade erst dabei war, ein Mann zu werden. MacGil hatte seiner Aufnahme in die Legion mit großer Freude entgegengesehen, und er konnte jetzt bereits den Mann in ihm sehen, zu dem er werden würde. Eines Tages, da hatte MacGil keine Zweifel, würde Reece sein feinster Sohn sein, und ein großer Herrscher. Doch dieser Tag war noch nicht gekommen. Er war noch zu jung und hatte noch zu viel zu lernen.

MacGil betrachtete diese vier Kinder mit gemischten Gefühlen, seine drei Söhne und seine Tochter, wie sie so vor ihm standen. Er verspürte Stolz gemischt mit Enttäuschung. Er verspürte außerdem Ärger und Gereiztheit darüber, dass zwei seiner Kinder fehlten. Die Älteste, seine Tochter Luanda, bereitete sich natürlich gerade auf ihre eigene Hochzeit vor, und da sie in ein anderes Königreich verheiratet wurde, hatte sie keinen Anteil an der Debatte über die Nachfolge. Aber sein anderer Sohn Godfrey, der mittlere, achtzehn Jahre alt, war nicht anwesend. MacGil wurde lief beim Gedanken an diese Missachtung rot an.

Seit er ein kleiner Junge gewesen war, wies Godfrey eine derartige Respektlosigkeit gegenüber dem Königtum auf, dass es stets klar war, dass sie ihn nicht interessierte und er niemals regieren würde. Zu MacGils größter Enttäuschung zog Godfrey es stattdessen vor, seine Tage gemeinsam mit nichtsnutzigen Freunden in Kneipen zu vergeuden und der königlichen Familie immer größer werdende Schmach und Unehre einzubringen. Er war ein Taugenichts, verschlief die meisten seiner Tage und füllte den Rest davon mit Trunk. Auf der einen Seite war MacGil erleichtert, dass er nicht hier war; auf der anderen stellte es eine Beleidigung dar, die er nicht übersehen konnte. Er hatte dies allerdings vorausgesehen und seine Mannen frühzeitig ausgeschickt, um die Kneipen zu durchkämmen und ihn zurückzubringen. MacGil saß schweigend da und wartete darauf, dass dies eintrat.

Die schwere Eichentür wurde schließlich aufgestoßen und herein marschierten die königlichen Wachen, Godfrey zwischen sich schleppend. Sie gaben ihm einen Schubs und Godfrey stolperte in den Raum, während sie die Tür hinter ihm zuschlugen.

Die Kinder drehten sich zu ihm um und starrten. Godfrey war eine ungepflegte Erscheinung, stank nach Bier, war unrasiert und nur halb bekleidet. Er lächelte ihnen entgegen. Unverschämt. Wie immer.

„Hallo Vater“, sagte Godfrey. „Habe ich den ganzen Spaß verpasst?“

„Du wirst dich zu deinen Geschwistern stellen und warten, bis ich gesprochen habe. Wenn du das nicht tust, so hilf mir Gott, werde ich dich in Ketten legen und zu den anderen gemeinen Gefangenen in den Kerker stecken, und du wirst für volle drei Tage kein Essen—geschweige denn Bier—zu sehen bekommen.“

Godfrey stand trotzig da und warf seinem Vater einen giftigen Blick zu. In diesem Blick erkannte MacGil eine tief verborgene Kraftreserve, etwas von ihm selbst, einen Funken von etwas, das Godfrey eines Tages von großem Dienst sein könnte. Das heißt, wenn er je über seinen eigenen Schatten springen konnte.

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