Die Nacht der Verwegenen - Морган Райс 2 стр.


Kavos schüttelte mit dem Kopf.

„Und wieso glaubst du, dass Ra seine Armee durch diese Schlucht senden wird?“

Duncan fühlte Entschlossenheit.

„Ich verstehe Ra“, antwortete er. „Er sehnt sich nach unserer Zerstörung. Er sehnt sich nach dem vollständigen und totalen Sieg. Das wird ihn zu Selbstüberschätzung hinreißen und deswegen wird er seine gesamte Armee nach uns schicken.“

Kavos schüttelte mit dem Kopf.

„Die Männer, die die Pandesier dort hindurch locken“, sagte er, „werden ungeschützt sein. Es wird kaum möglich sein es rechtzeitig durch die Tunnel zurück zu schaffen. Diese Männer könnten genauso gut eingeschlossen werden und sterben.“

Duncan nickte ernst.

„Und deswegen werde ich diese Männer selbst anführen“, sagte er.

Seine Männer schauten ihn voller Respekt an. Sie strichen über ihre Bärte und ihre Gesichter waren voller Sorge und Zweifel. Sie alle verstanden offensichtlich wie riskant dieser Plan war.

„Vielleicht kann es funktionieren“, sagte Kavos. „Vielleicht können wir die pandesischen Streitkräfte hindurchlocken und vielleicht können wir sie sogar darin einschließen. Dennoch wird Ra nicht all seine Männer schicken. Er hat noch andere Männer, die über das Land verteilt sind. Er hat eine mächtige Armee im Norden, die das Land dort besetzt hat. Selbst wenn wir diesen epischen Kampf hier gewännen, hätten wir immer noch nicht den Krieg gewonnen. Seine Männer würden Escalon nach wie vor in ihrer Macht halten.“

Duncan nickte zurück und dachte seinerseits das Gleiche.

„Deswegen müssen wir unsere Streitkräfte aufteilen“, antwortete er. „Die Hälfte wird in Richtung der Teufelsschlucht reiten und die andere Hälfte wird nach Norden reiten und Ras nördliche Armee angreifen. Und zwar angeführt von dir.“

Kavos sah ihn überrascht an.

„Wenn wir Escalon befreien wollen, dann müssen wir es ein für alle Mal tun“, fügte Duncan hinzu. „Du wirst den Kampf im Norden anführen. Führe sie in deine Heimat, nach Kos. Bring den Kampf bis in die Berge. Keiner kann dort so gut kämpfen wie du.“

Kavos nickte, ihm gefiel die Idee offensichtlich.

„Und du Duncan?“ fragte er danach mit Sorge in seiner Stimme. „So schlecht wie meine Chance im Norden auch stehen mögen, aber in der Todesschlucht stehen deine noch viel schlechter.“

Duncan nickte zurück und lächelte. Er schlug Kavos auf die Schulter.

„Dann haben wir wohl bessere Chancen auf Ruhm“, antwortete er.

Kavos lächelte ihm bewundernd zu.

„Und was ist mit der pandesischen Flotte?“ ertönte die Stimme von Seavig, der nach vorne trat. „Sie halten jetzt den Hafen von Ur. Escalon kann nicht frei sein, wenn sie die Meere kontrollieren.“

Duncan nickte seinem Freund zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

„Deswegen wirst du deine Männer nehmen und dich auf den Weg zur Küste machen“, antwortete Duncan. „Benutz unsere versteckte Flotte und segle nach Norden, das Meer des Leidens entlang. Segel nach Ur und mit genügend List kannst du sie vielleicht besiegen.“

Seavig sah zu ihm zurück und strich über seinen Bart, seine Augen leuchteten voller Verwegenheit und Unsinn.

„Du weißt schon, dass wir ein Dutzend Schiffe gegen eintausend Schiffe haben“, antwortete er.

Duncan nickte ihm zu und Seavig lächelte.

„Ich wusste, es gibt einen Grund warum ich dich mag“, antwortete Seavig.

Seavig stieg auf sein Pferd, seine Männer taten das Gleiche und dann ritt er ohne ein weiteres Wort davon. Er führte sie alle in die Wüste in Richtung Westen, in Richtung des Meeres.

Kavos trat einen Schritt nach vorn und klopfte Duncan auf die Schulter und sah ihm in die Augen.

„Ich habe immer gewusst, dass wir beide für Escalon sterben würden“, sagte er. „Ich habe nur nicht gewusst, dass wir es auf eine so ruhmreiche Art und Weise tun würden. Es wird ein Tod sein, der unseren Vorfahren ebenbürtig sein wird. Ich danke dir dafür, Duncan. Du hast uns ein großartiges Geschenk gemacht.“

„Und ich dir“, antwortete Duncan.

Kavos drehte sich um, nickte seinen Männern zu und ohne ein weiteres Wort stiegen sie alle auf ihre Pferde und brachen in Richtung Norden, nach Kos auf. Sie alle ritten mit gierigen Schreien los und zogen eine Staubwolke hinter sich her.

Das ließ Duncan mit seinen hunderten Männern allein zurück, die nun alle zu ihm blickten und auf seine Anweisungen warteten. Er wandte sich ihnen zu.

„Leifall kommt näher“, sagte er und beobachtete sie am weiten Horizont. „Wenn sie eintreffen, werden wir alle gemeinsam in die Teufelsschlucht reiten.“

Duncan wollte gerade auf sein Pferd steigen, als auf einmal eine Stimme durch die Luft drang.

„Kommandant!“

Duncan drehte sich in die entgegengesetzte Richtung und war geschockt von dem was er sah. Dort näherte sich von Osten kommend eine einsame Silhouette an, die in ihre Richtung kommend durch die Wüste lief. Duncans Herz klopfte als er sie beobachtete. Es war nicht möglich.

Seine Männer traten auf allen Seiten einen Schritt zur Seite, als sie immer näher kam. Duncans Herz setzte für einen Moment aus und er fühlte wie sich seine Augen mit Freudentränen füllten. Er konnte es kaum glauben. Dort tauchte aus der Wüste, wie eine Fata Morgana seine Tochter auf.

Kyra.

Kyra lief alleine in ihre Richtung und hatte ein Lächeln auf dem Gesicht. Sie kam direkt auf ihn zu. Duncan war verwundert. Wie war sie hierhergekommen? Was machte sie hier? Warum war sie alleine? War sie den ganzen Weg gelaufen? Wo war Andor? Und wo war ihr Drache?

Nichts von dem machte Sinn.

Und doch stand sie vor ihm. In Fleisch und Blut. Seine Tochter war zu ihm zurückgekommen. Bei ihrem Anblick hatte er das Gefühl, dass seine Seele erneuert wurde. Alles in dieser Welt fühlte sich richtig an, selbst wenn es nur für einen kurzen Moment war.

„Kyra“, sagte er und trat schnell nach vorne.

Die Soldaten machten Platz als Duncan nach vorne lief und lächelnd seine Arme ausstreckte, begierig darauf sie zu umarmen. Auch sie lächelte und öffnete ihre Arme als sie zu ihm lief. Der Gedanke, dass sie am Leben war gab seinem Leben einen Sinn.

Duncan nahm die letzten Schritte und war so erfreut sie zu umarmen und als sie nach vorne trat und ihn umarmte schlang er seine Arme um sie.

„Kyra“, sprudelte es aus ihm unter Tränen hervor. „Du bist am Leben. Du bist zu mir zurückgekehrt.“

Er konnte spüren, wie ihm die Tränen das Gesicht hinunterliefen, Tränen der Freude und der Erleichterung.

Und doch, als er sie im Arm hielt, war sie komischerweise ganz ruhig.

Langsam begann Duncan zu realisieren, dass irgendwas nicht stimmte. Einen Bruchteil einer Sekunde bevor er realisierte was los war, wurde seine Welt von einem stechenden Schmerz vernebelt.

Duncan keuchte und war nicht in der Lage zu atmen. Seine Tränen der Freude wandelten sich schnell in Tränen des Schmerzes, während er atemlos da stand. Er konnte nicht verarbeiten, was gerade passierte; statt ihrer liebevollen Umarmung fühlte er nun einen kalten Schaft aus Stahl, der ihm in die Rippen stach uns sich den ganzen Weg hinein bohrte. Er spürte wie ein heißes Gefühl seinen Magen hinabströmte und fühlte wie er selber taub wurde und nicht mehr in der Lage war zu atmen oder zu denken. Der Schmerz war so blendend, versengend und unerwartet. Er blickte nach unten und erkannte einen Dolch in seinem Herzen. Er stand völlig geschockt da.

Er sah zu Kyra und sah ihr in die Augen und so schlimm der Schmerz auch war, aber der Schmerz ihres Verrats war schlimmer. Sterben kümmerte ihn nicht. Aber Sterben durch die Hand seiner Tochter zerriss ihn in Stücke.

Und als er fiel, begann sich die Welt unter ihm zu drehen. Duncan blinzelte verwundert und versuchte zu verstehen, warum die Person, die er am meisten auf dieser Welt liebte ihn verraten würde.

Doch Kyra lächelte nur zurück und zeigte keine Reue.

„Hallo Vater“, sagte sie. „Es ist so schön dich wiederzusehen.“

KAPITEL ZWEI

Alec stand im Maul des Drachen und umklammerte das unfertige Schwert mit zitternden Händen. Er war wie betäubt als das Blut des Drachen an ihm wie ein Wasserfall hinunterlief. Er behielt die Reihen scharfer Zähne, die alle so groß waren wie er selbst, im Auge und bereitete sich vor als der Drachen geradeaus nach unten auf den Ozean zustürzte. Er fühlte, wie ihm sein Magen gegen die Kehle drückte als das eisige Wasser der Todesbucht ihn begrüßte. Er wusste, wenn er nicht beim Aufschlag ums Leben kam, dann würde er sicherlich durch das Gewicht des Drachen getötet werden.

Alec war immer noch geschockt, dass er es geschafft hatte dieses riesige Biest zu töten. Er wusste, dass der Drache mit all seinem Gewicht und seiner Geschwindigkeit bis auf den Boden der Todesbucht absinken würde und ihn mit sich ziehen würde. Das unfertige Schwert konnte einen Drachen besiegen – aber kein Schwert konnte seinen Fall stoppen. Schlimmer noch, der Kiefer des Drachen, der nun entspannt war, kam immer näher, je mehr sich seine Kiefermuskeln entspannten und wurde zu einem immer näherkommenden Käfig aus dem Alec niemals entkommen würde. Er wusste, dass er schnell etwas tun musste, wenn er auch nur den Hauch einer Chance auf Überleben haben wollte.

Als das Blut von oben vom Maul des Drachen über seinen Kopf strömte, zog Alec das Schwert heraus. Der Kiefer hatte sich bereits schon fast geschlossen und Alec machte sich bereit und sprang. Er schrie, als er durch die eisige Luft fiel. Die rasiermesserscharfen Zähne des Drachen zerkratzten seinen Rücken und zerschnitten sein Fleisch. Für einen Moment blieb sein Hemd an einem Zahn des Drachen hängen und er dachte schon er würde es nicht schaffen. Hinter ihm hörte er, wie sich die riesigen Kieferknochen schlossen, fühlte wie ein Stück seines Hemdes abriss – und er so endlich in den freien Fall gelang.

Auf einmal ertönte ein Platschen und Alec erstarrte vor Schock als er in das frostige Wasser eintauchte. Die eiskalten Temperaturen nahmen ihm den Atem. Das letzte was er sah, als er nach oben blickte, war der tote Körper des Drachen, der nahe neben ihm in der Bucht aufschlug.

Der Köper des Drachen landete mit einem schrecklichen Schlag auf der Oberfläche

und riesige Wellen spritzten in alle Richtungen. Glücklicherweise verpasste er Alec gerade so und die Welle bewegte sich von ihm fort. Sie trug Alec gut vier Meter davon bevor sie verebbte – und dann, zu Alecs Schrecken, begann sie alles um sich herum in einem riesigen Wirbel hinabzuziehen.

Alec schwamm mit aller Macht und versuchte vom gefährlichen Strudel wegzukommen, aber es gelang ihm nicht. So sehr er es auch versuchte, wusste er doch, dass er als nächstes in die Tiefen des riesigen Wirbels gezogen werden würde.

Alec schwamm so gut er konnte und hielt immer noch das Schwert umklammert, er war bereits drei Meter unter der Wasseroberfläche und trat und schwamm in dem eiskalten Gewässer. Alec schwamm verzweifelt Richtung Oberfläche. Er sah das Sonnenlicht über sich funkeln und im selben Moment entdeckte er riesige Haie, die auf ihn zukamen. Er sah gerade noch den Schiffsrumpf über sich, der hoch oben auf dem Wasser trieb und wusste, er hatte nur noch wenige Momente Zeit, wenn er es lebend schaffen wollte.

Mit einem letzten Tritt schaffte es Alec schließlich an die Oberfläche, keuchte nach Luft und schon einen Moment später spürte er wie Hände nach ihm griffen. Er schaute nach oben und sah wie Sovos ihn an Bord des Schiffes zog und eine Sekunde später hing er bereits in der Luft und hielt immer noch das Schwert umklammert.

Doch aus dem Augenwinkel konnte er eine Bewegung wahrnehmen. Er drehte sich um und erblickte einen riesigen roten Hai, der aus dem Wasser sprang und sein Bein anvisierte. Ihm blieb keine Zeit.

Alec spürte das Schwert in seiner Hand summen und es sagte ihm was zu tun war. So ein Gefühl hatte er noch nie gehabt. Er drehte es herum, schrie laut auf, als er es mit all seiner Macht mit beiden Händen nach unten schlug.

Dann folgte das Geräusch von Stahl, der sich durch Fleisch schnitt und Alec sah geschockt zu als das unfertige Schwert den Riesenhai in zwei Hälften teilte. Im roten Wasser sammelten sich schnell die Haie, die die beiden Hälften auffraßen.

Ein weiterer Hai hatte es auf sein anderes Bein abgesehen, aber dieses Mal fühlte Alec wie er rechtzeitig hochgezogen wurde und mit einem dumpfen Schlag auf dem Deck landete.

Er rollte sich zur Seite und stöhnte, er war von Wunden und Prellungen übersät und atmete stark vor Erleichterung, er war verausgabt und pitschnass. Jemand wickelte ihm sofort eine Decke um die Schultern.

„Als ob es nicht schon reichen würde einen Drachen töten zu müssen“, sagte Sovos lächelnd, lehnte sich über ihn und reichte ihm einen Weinsack. Alec nahm einen tiefen Schluck und das Getränk wärmte seinen Magen.

Das Schiff wimmelte von Soldaten, alle befanden sich in einem chaotischen und aufgeregten Zustand. Alec war nicht überrascht, denn es kam nicht allzu oft vor, dass ein Drache von einem Schwert besiegt wurde. Er sah sich auf dem Deck um und entdeckte zwischen der Menschenmenge Merk und Lorna, die offensichtlich aus den wogenden Wellen gerettet worden waren. Merk sah aus wie ein Schurke, wahrscheinlich ein Mörder, während Lorna umwerfend und geradezu von himmlischer Natur war. Sie beide waren klitschnass, schauten verblüfft drein und waren glücklich am Leben zu sein.

Alec spürte, dass alle Soldaten ihn ehrfürchtig anschauten. Langsam kam er auf die Beine, er selbst war fassungslos  über das, was er da gerade erreicht hatte. Sie schauten vom klatschnassen Schwert in seiner Hand hoch zu ihm, so als ob er ein Gott wäre. Er konnte nicht anders als selbst auf das Schwert hinunterzuschauen. Er fühlte das Gewicht in seiner Hand, es fühlte sich so an als sei es lebendig. Er starrte auf das mysteriöse, schimmernde Metall hinab, als ob es ein fremdes Objekt sei und er durchlebte in seinem Kopf nochmal den Moment als er den Drachen erstochen hatte und seinen Schock darüber als er dessen Fleisch durchbohrte. Die Kraft dieser Waffe ließ ihn staunen.

Aber vor allem kam Alec nicht umhin sich zu fragen wer er war. Wie war er, ein einfacher Junge aus einem einfachen Dorf, in der Lage gewesen einen Drachen zu besiegen? Was hatte das Schicksal für ihn vorgesehen? Er hatte das Gefühl, dass es kein normaler Weg sein würde.

Alec hörte das Schnappen von tausenden von Kiefern und schaute über die Reling und sah eine Gruppe von roten Haien, die sich nun auf den riesigen Kadaver des Drachen stürzten, der an der Oberfläche trieb. Die schwarzen Wasser der Todesbucht waren jetzt blutrot. Alec beobachtete den treibenden Kadaver und langsam wurde ihm bewusst, dass er es wirklich geschafft hatte. Irgendwie hatte er den Drachen besiegt. Er als einziger in ganz Escalon.

Laute Schreie erfüllten den Himmel und Alec schaute nach oben und konnte dutzende von weiteren Drachen entfernt in der Luft kreisen sehen, die riesige Feuerwellen spien und begierig auf Rache waren. Während sie ihn alle anstarrten, hatte er das Gefühl, dass einige von ihnen Angst hatten näher zu kommen. Einige von ihnen entfernten sich von der Gruppe als sie ihren Freund tot auf dem Wasser treiben sahen.

Andere jedoch schrien vor Wut und kamen direkt auf ihn zu.

Als er sie hinabfliegen sah wartete Alec nicht ab. Er rannte zum Heck, sprang auf die Reling und stellte sich ihnen. Er spürte die Macht des Schwertes in sich, es stachelte ihn an und als er dort stand spürte er eine neue eiserne Entschlossenheit. Es war, als ob das Schwert ihn führte. Er und die Waffe waren nun eins.

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