Die Nacht der Verwegenen - Морган Райс 3 стр.


Die Horde Drachen kam genau auf ihn zu. Ein riesiger Drache mit leuchtenden grünen Augen führte sie an und kreischte als er seine Flammen spie. Alec hielt das Schwert hoch und fühlte die Vibration in seiner Hand, was ihm Mut gab. Das gesamte Schicksal Escalons stand auf dem Spiel, das wusste er.

Alec fühlte wie ihn eine Welle des Muts und der Entschlossenheit durchfuhr, die er zuvor nie gekannt hatte und stieß dann selbst einen Kampfschrei aus. Im selben Moment begann das Schwert zu leuchten. Ein strahlendes Licht schoss nach vorne, hob sich hoch in den Himmel und blockte die Flammenwand auf halber Strecke in der Luft ab. Das Leuchten hielt solange an, bis sich der Feuerstrom umkehrte. Als Alec das Schwert erneut schlug, schrie der Drache auf, als seine eigene Flammenwand ihn versengte. Gefangen in einem riesigen Feuerball schrie der Drache auf, stürzte senkrecht nach unten und schlug auf dem Wasser auf.

Ein weiterer Drache kam näher und wieder hob Alec das Schwert, hielt die Flammenwand auf und tötete ihn. Ein weiterer Drache erschien und senkte seine Klauen hinab, so als ob er Alec fangen wollte. Alec drehte sich um und schlug zu und war schockiert, als das Schwert die Beine des Biests abtrennte. Der Drache schrie und in derselben Bewegung schlug Alec wieder zu, traf seine Seite und verletzte ihn stark. Der Drache stürzte in den Ozean und als er dort aufschlug und nicht mehr in der Lage war zu fliegen, wurde er von einer riesigen Gruppe von Haien aufgefressen.

Ein weiterer Drache, ein kleiner roter, tauchte mit geöffnetem Kiefer von der anderen Seite kommend tief hinab – und als er dies tat, erlaubte Alec seinen Instinkten zu folgen und hoch in die Luft zu springen. Das Schwert gab ihm die Kraft und er sprang höher, als er es sich hätte vorstellen können. Er sprang über den Kopf des Drachen hinweg und landete auf seinem Rücken.

Der Drache schrie und buckelte, aber Alec hielt sich fest. Er konnte ihn nicht abschütteln. Alec fühlte sich stärker als der Drache und in der Lage ihn zu beherrschen.

„Drache!“ schrie er. „Ich beherrsche dich! Greif an!“

Der Drache hatte keine andere Wahl als sich umzudrehen und hochzufliegen, genau hinein in die Menge der näherkommenden Drachen. Es waren immer noch ein Dutzend, die zu ihnen hinabflogen. Alec stellte sich ihnen furchtlos, er flog nach oben auf sie zu und streckte das Schwert vor sich aus. Als sie in der Luft aufeinandertrafen, schlug Alec wieder und wieder mit dem Schwert um sich und das mit einer Kraft und einer Geschwindigkeit, von der er nicht wusste, dass er sie besaß. Er schnitt dem einen Drachen den Flügel ab, dem Nächsten schnitt er die Kehle durch und einem weiteren schlug er in den Nacken, dann drehte er sich herum und schlug dem Nächsten den Schwanz ab. Ein Drache nach dem anderen stürzte hinab, krachte auf die Wellen und erzeugte einen Strudel in der Bucht unter ihnen.

Alec gab nicht nach. Immer wieder griff er die Herde an, schlug kreuz und quer durch den Himmel und zog sich nie zurück. Wie ein Wirbelwind, nahm er kaum wahr, dass schließlich die wenigen übergebliebenen Drachen drehten, kreischten und voller Furcht vor ihm wegflogen.

Alec konnte es kaum glauben. Drachen. Voller Furcht.

Alec sah nach unten. Er bemerkte wie weit oben er war, sah die Todesbucht unter sich und konnte hunderte von Schiffen erkennen, die meisten standen in Flammen und tausende von Trollen trieben tot auf dem Wasser. Die Insel von Knossos stand ebenfalls in Flammen und ihre prächtige Festung lag in Schutt und Asche. Es war eine ausgedehnte Landschaft des Chaos und der Zerstörung.

Alec erblickte seine Flotte und lenkte den Drachen weiter nach unten. Als sie näher herankamen, erhob Alec das Schwert und stach es dem Drachen in den Rücken. Dieser kreischte und begann zu stürzen. Als sie sich der Wasseroberfläche immer weiter näherten, sprang Alec hinab und landete im Wasser neben dem Schiff.

Sofort wurden Seile hinabgelassen und Alec wurde nach oben gezogen.

Dieses Mal, als er wieder auf dem Deck landete, zitterte er nicht. Ihm war nicht mehr kalt und er fühlte sich nicht müde, schwach oder hatte Angst. Im Gegenteil, er spürte eine Kraft, die er nie gekannt hatte. Er fühlte sich voller Mut und Kraft. Er fühlte sich wie neugeboren.

Er hatte eine Herde Drachen getötet.

Und nichts in Escalon konnte ihn jetzt noch aufhalten.

KAPITEL DREI

Vesuvius erwachte vom Gefühl scharfer Klauen, die über seinen Handrücken krabbelten. Er öffnete langsam ein Auge, das andere war noch verschlossen. Er sah desorientiert nach oben und fand sich selbst mit dem Gesicht nach unten liegend im Sand wieder. Die Wellen des Ozeans brachen sich hinter ihm und eisiges Wasser floss die Rückseite seiner Beine hoch. Er erinnerte sich. Nach dem langen, epischen Kampf war er an die Küste der Todesbucht getrieben worden und fragte sich wie lange er hier ohnmächtig gelegen hatte. Die Flut stieg nun langsam an und hätte ihn bald fortgespült wäre er nicht erwacht. Dennoch war es nicht die Kälte des Wassers, die ihn aufgeweckt hatte – sondern die Kreatur auf seiner Hand.

Vesuvius schaute hinüber zu seiner Hand, die ausgestreckt im Sand lag und erkannte wie eine große lila Krabbe ihre Klaue in seine Hand grub und ein Stück seines Fleisches herausschnitt. Sie ließ sich Zeit, so als ob Vesuvius ein Kadaver wäre. Mit jedem Schnitt fühlte Vesuvius wie ihn eine Welle des Schmerzes überkam.

Vesuvius konnte es der Kreatur nicht verdenken, er sah sich um und entdeckte tausende von Körpern überall über den Strand verteilt. Die Überbleibsel seiner Armee von Trollen. Sie alle waren übersät von lila Krabben und das Klicken und Klacken ihrer Klauen erfüllte die Luft. Der Gestank der verwesenden Trolle übermannte ihn und ließ ihn beinahe würgen. Diese Krabbe auf seiner Hand war offensichtlich die Erste gewesen, die es gewagt hatte sich Vesuvius den ganzen Weg anzunähern. Die anderen spürten wahrscheinlich, dass er noch am Leben war und warteten auf den richtigen Zeitpunkt. Dennoch hatte die mutige Krabbe ihre Chance ergriffen. Dutzende weitere drehten sich nun in seine Richtung und folgten dem Anführer. In wenigen Augenblicken, realisierte Vesuvius, würde er von Krabben übermannt und bei lebendigem Leibe von dieser kleinen Armee gefressen werden – wenn er nicht zuerst vom Meer in die eisigen Fluten der Todesbucht gezerrt werden würde.

Von einem heißen Gefühl der Wut übermannt holte Vesuvius mit seiner anderen Hand aus, schnappte sich die lila Krabbe und drückte sie langsam zusammen. Die Krabbe versuchte zu entkommen – aber Vesuvius würde das nicht zulassen. Sie zappelte wild und versuchte Vesuvius mit ihren Scheren zu erreichen, aber er hielt fest und hielt sie davon ab sich zu drehen. Er drückte fester und fester zu, langsam, ließ sich Zeit und genoss es in allen Zügen der Krabbe Schmerz zuzufügen. Die Kreatur kreischte, gab ein schrecklich hohes zischendes Geräusch von sich, als Vesuvius schließlich seine Hand zu einer Faust schloss.

Schließlich explodierte sie. Klumpen von lila Blut liefen über seine Hand, als Vesuvius das befriedigende Geräusch des Krachens der Schale hörte. Dann ließ er sie fallen, sie war nur noch Masse.

Vesuvius zwang sich selbst auf ein Knie, er taumelte noch immer und im selben Moment entfernten sich ein Dutzend Krabben, die offensichtlich geschockt waren den Tod auferstehen zu sehen. Eine Kettenreaktion begann und als er sich völlig aufgerichtet hatte, hatten sich die tausenden von Krabben verzogen und ließen den Strand so leer zurück, wie Vesuvius ihn vorgefunden hatte, als er seine ersten Schritte an die Küste gesetzt hatte. Er lief über den, mit Leichen übersäten, Strand und langsam kamen die Erinnerungen zurück.

Der Kampf von Knossos. Er hatte fast gesiegt, er war gerade dabei gewesen Merk und Lorna zu zerstören, als diese Drachen gekommen waren. Er erinnerte sich, wie er von der Insel gefallen war, wie er seine Armee verloren hatte; erinnerte sich wie seine Flotte in Flammen stand und schließlich wie er beinahe ertrunken wäre. Es war eine Pleite gewesen und er brannte vor Scham, wenn er daran dachte. Er drehte sich um und sah zurück auf die Bucht, den Platz seiner Niederlage, und erkannte entfernt, dass die Insel von Knossos immer noch in Flammen stand. Er sah die Überbleibsel seiner Flotte, in Stücke gerissen auf der Oberfläche treibend. Einige Schiffe standen noch in Flammen. Und dann hörte er einen Schrei hoch oben. Er sah hinauf und blinzelte.

Vesuvius konnte nicht verstehen, was er da vor sich sah. Es konnte nicht sein. Drachen fielen vom Himmel hinunter in die Bucht und bewegten sich nicht mehr.

Tot.

Hoch oben sah er einen einsamen Mann einen von ihnen reiten. Er kämpfte gegen alle Drachen auf einmal, indem er auf dem Rücken einer der Drachen flog und ein Schwert in die Luft reckte. Schließlich drehte der Rest der Horde ab und floh.

Er sah zurück zum Wasser und erkannte am Horizont dutzende von Schiffen, die vom Banner der verlorenen Inseln geschmückt wurden und er schaute zu wie der Mann vom letzten Drachen sprang und wieder zurück auf eines der Schiffe gezogen wurde. Er sah die Frau, Lorna, und den Mörder Merk und es zehrte ihn auf zu wissen, dass sie überlebt hatten.

Vesuvius sah zurück zur Küste und als er erkannte, dass seine Trollnation tot war – entweder wurde sie von Krabben gefressen oder von der Flut mitgerissen und von Haien aufgefressen – fühlte er sich so allein wie niemals zuvor. Er war, realisierte er geschockt, der einzige Überlebende der Armee, die er mitgebracht hatte.

Vesuvius drehte sich um und schaute nach Norden zum Festland Escalons und er wusste, dass irgendwo dort weit im Norden die Flammen abgesenkt worden waren. Genau jetzt in diesem Moment verließen seine Männer Marda und überfielen Escalon. Millionen von Trollen wanderten nach Süden. Denn nach allem, hatte Vesuvius es geschafft den Turm von Kos zu erreichen und das Flammenschwert zu zerstören und sicherlich hatte es sein Volk bereits geschafft die Grenze zu überqueren und Escalon in Stücke zu reißen. Sie brauchten Führung. Sie brauchten ihn.

Vesuvius hatte vielleicht diesen Kampf verloren – aber er musste sich vor Augen halten, dass er den Krieg gewonnen hatte. Sein größter Moment des Ruhmes, der Moment auf den er sein ganzes Leben gewartet hatte, lag noch vor ihm. Die Zeit war gekommen, den Anspruch auf den Titel zu erheben und sein Volk zum totalen und vollständigem Sieg zu führen.

Ja, dachte er, als er sich aufrechter hinstellte und den Schmerz, die Wunden und die Eiseskälte abschüttelte. Er hatte bekommen, wofür er gekommen war. Lass doch das Mädchen und diese Menschen über den Ozean fahren. Denn nach allem, lag die Zerstörung Escalons immer noch vor ihm. Er konnte jederzeit zurückkommen und sie später töten. Er lächelte bei dem Gedanken. Er würde sie tatsächlich töten. Er würde sie in Stücke zerreißen.

Vesuvius trottete langsam los, dann bald fiel er in einen fliegenden Trab. Er würde nach Norden gehen. Er würde sein Volk suchen und er würde sie in den größten Kampf aller Zeiten führen.

Es war Zeit Escalon für ein und allemal zu zerstören.

Schon bald würden Escalon und Marda eins sein.

KAPITEL VIER

Kyle betrachtete erstaunt den Spalt, der sich in der Erde weitete und wie tausende von Trollen in den Tod fielen, tief hinein in die Eingeweide der Erde. Alva stand in der Nähe, mit  erhobenem Stab aus dem blendende Lichtstrahlen schossen, so hell, dass Kyle seine Augen abschirmen musste. Er radierte die Trollarmee aus und beschützte ganz allein den Norden. Kyle hatte gekämpft mit allem was er hatte, genauso wie Kolva neben ihm. Und obwohl sie es geschafft hatten dutzende von Trollen in einem bloßen Mann gegen Mann Kampf zu töten bevor sie verletzt zu Boden gingen, waren ihre Ressourcen limitiert gewesen. Alva war das Einzige, was die Trolle noch davon abhielt Escalon zu überrennen.

Die Trolle realisierten schon bald, dass der Spalt sie tötete und blieben am anderen Ende stehen, fünfzehn Meter entfernt und merkten, dass sie nicht mehr länger weiterkonnten. Sie sahen Alva und Kolva und Kyle und Diedre und Marco an und ihr Blick war voller Frustration. Als sich der Spalt weiter in ihre Richtung ausbreitete, drehten sie um und flohen mit Panik in den Augen.

Schon bald hörte das laute Donnern auf und alles wurde still. Die Welle der Trolle war verebbt. Flohen sie zurück nach Marda? Sammelten sie sich, um irgendwo anders einzufallen? Kyle war sich nicht sicher.

Als alles ruhiger wurde, lag Kyle dort in den Qualen seiner Wunden. Er beobachtete wie Alva langsam seinen Stab absenkte und das Licht um ihn herum dunkler wurde. Alva drehte sich dann zu ihm, streckte seine Handfläche aus und legte sie auf Kyles Stirn. Kyle fühlte wie ein Lichtstrom durch seinen Körper strömte und merkte wie dieser ihn wärmte, erleuchtete und vollständig heilte. Er setzte sich verblüfft auf und fühlte sich wieder wie er selbst – und sprudelte fast über vor Dankbarkeit.

Alva kniete sich an Kolvas Seite, legte seine Hand auf seinen Bauch und heilte auch ihn. Schon in wenigen Augenblicken konnte Kolva wieder aufstehen und war sichtlich überrascht wieder auf den Beinen zu sein. Licht strömte aus seinen Augen. Die nächsten waren Marco und Diedre und als Alva seine Hände auflegte waren auch sie geheilt. Dann holte er mit seinem Stab aus und berührte auch Andor und Leo damit und auch sie kamen wieder auf die Beine, alle wurden sie von Alva magischer Kraft geheilt, bevor ihre Wunden sie umbringen konnten.

Kyle stand erstaunt da. Er war mit eigenen Augen Zeuge von der Kraft dieses magischen Wesens geworden, von dem er die meiste Zeit seines Lebens nur Gerüchte gehört hatte. Er wusste, dass er sich in der Gegenwart eines wahren Meisters befand. Er fühlte auch, dass es eine fließende Gegenwart war; es war ein Meister, der nicht bleiben konnte.

„Du hast es geschafft“, sagte Kyle voller Bewunderung und Dankbarkeit. „Du hast das gesamte Volk der Trolle gestoppt.“

Alva schüttelte mit dem Kopf.

„Das habe ich nicht“, antwortete er, seine Stimme war bedächtig, alt. „Ich habe sie nur verlangsamt. Eine riesige und schlimme Zerstörung ist immer noch auf dem Weg zu uns.“

„Aber wie?“ presste Kyle hervor. „Den Spalt – sie werden ihn niemals überqueren können. Du hast so viele getötet. Tausende von ihnen. Sind wir nicht sicher?“

Alva schüttelte traurig mit dem Kopf.

„Ihr habt noch nicht mal einen Bruchteil dieses Volkes gesehen. Es sind noch Millionen weitere unterwegs. Der große Kampf hat begonnen. Der Kampf, der über das Schicksal Escalons entscheiden wird.“

Alva lief durch den Schutt des Turmes von Ur, suchte sich seinen Weg mit seinem Stab und Kyle beobachtete ihn, verwirrt wie immer von diesem Mysterium. Alva drehte sich schließlich zu Diedre und Marco um.

„Ihr sehnt euch danach nach Ur zurückzukehren oder nicht?“ fragte er sie.

Diedre und Marco nickten mit Hoffnung in ihren Augen.

„Geht“, befahl er.

Sie starrten ihn an, offensichtlich verwundert.

„Aber da ist nichts mehr“, sagte sie. „Die Stadt wurde zerstört. Geflutet. Die Pandesier besitzen sie nun.“

„Wenn wir dorthin zurückkehren, dann würden wir zu unserem eigenen Tod zurückkehren“, fiel Marco ein.

„Ja, jetzt“, antwortete Alva. „Aber ihr werdet dort bald gebraucht, wenn der große Kampf beginnt.“

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