Schurkin, Gefangene, Prinzessin - Морган Райс 6 стр.


„Ihr überlegt doch sowieso, ob ihr mich umbringt“, bemerkte Thanos. „Ich vermute also, dass ich nicht viel zu verlieren habe.“

Thanos wartete. Das war nicht die Art von Mann, den man bedrängen konnte, Antworten zu geben. Akila hatte etwas Raues. Unbeugsam und direkt. Thanos dachte, dass er ihn wohl gemocht hätte, wenn sie sich unter besseren Umständen begegnet wären.

„In Ordnung“, sagte Akila. „Ja, wir verlieren. Dein Reich hat mehr Männer als wir und euch ist die Zerstörung, die ihr anrichtet, egal. Die Stadt steht unter Beschuss vom Land und vom Wasser aus, sodass niemand entkommen kann. Wir kämpfen von den Hügeln aus, doch wenn man über das Wasser Verluste immer wieder aufstocken kann, dann gibt es da nicht viel, was wir tun können. Draco mag ein Schlächter sein, aber doch ein kluger.“

Thanos nickte. „Das ist er.“

„Und du warst wahrscheinlich da, als er all das geplant hat“, sagte Akila.

Jetzt verstand Thanos. „Ist es das, worauf ihr hofft? Dass ich all die Pläne kenne?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich war nicht da, als er sie gemacht hat. Ich wollte nicht hier sein und ich bin nur hierher gekommen, weil sie mich unter Aufsicht auf das Schiff geführt haben. Vielleicht, wenn ich dort gewesen wäre, hätte ich auch erfahren, wann sie mich in den Rücken stechen wollen.“

Er dachte an Ceres und wie sie ihn gezwungen hatten, sie zurückzulassen. Das schmerzte ihn mehr als alles andere zusammengenommen. Er fragte sich, was sie ihr antun würden, wenn jemand in einer Machtposition bereits ihn hatte beseitigen wollen.

„Du hast Feinde“, stimmte Akila zu. Thanos sah, wie er eine Hand anspannte und wieder entspannte, als würde die lange Schlacht um die Stadt ihm Krämpfe bereiten. „Da haben wir wohl dieselben Feinde. Ich weiß allerdings nicht, ob das aus dir einen Freund macht.“

Thanos blickte sich im Rest der Höhle um. Eine schockierend geringe Anzahl an Soldaten war übrig. „Gerade sieht es so aus, als solltest du jeden Freund nehmen, den du kriegen kannst.“

„Du bist immer noch adlig. Du hast noch immer eine Position durch das Blut des gewöhnlichen Volkes“, sagte Akila. Er seufzte erneut. „Es sieht so aus, als würde ich Draco und seinen Herren einen Gefallen tun, wenn ich dich tötete, doch sagst du mir auch, dass, wenn ich für dich ein Lösegeld fordern würde, ich nichts bekommen würde. Ich habe eine Schlacht zu gewinnen und keine Zeit mich mit Gefangenen zu umgeben, die nichts wissen. Also, was soll ich tun, Prinz Thanos?“

Thanos hatte den Eindruck, dass er es ernst meinte. Dass er eine gute Lösung bevorzugte. Thanos dachte geschwind nach.

„Ich denke die beste Entscheidung wäre es, mich gehen zu lassen“, sagte er.

Akila brach in Gelächter aus. „Netter Versuch. Wenn das alles ist, was dir einfällt, dann halt still und ich werde es so schmerzlos wie möglich machen.“

Thanos sah, wie sich seine Hand zum Schwert bewegte.

„Ich meine das ernst“, sagte Thanos. „Ich kann dir nicht helfen, die Schlacht auf der Insel zu gewinnen.“

Er konnte Unglauben in Akilas Augen sehen und die Wachsamkeit über einer möglichen Falle. Thanos fuhr fort, denn er wusste, dass die größte Chance zu überleben darin bestand, diesen Mann davon zu überzeugen, dass er der Rebellion helfen wollte.

„Du hast selbst gesagt, dass eines der größten Probleme die Reichsflotte ist, die den Nachschub garantiert“, sagte Thanos. „Ich weiß, dass sie Vorräte auf den Schiffen zurückgelassen haben, weil sie so erpicht darauf gewesen, sind den Angriff zu starten. Also übernehmen wir einfach die Schiffe.“

Akila stand auf. „Habt ihr das gehört, Kameraden? Der Prinz hier hat den Plan die Reichsschiffe zu entwenden.“

Thanos sah, wie sich die Rebellen um Akila scharten.

„Was würde das schon nützen?“ fragte Akila. „Wir nehmen ihre Schiffe, doch was dann?“

Thanos versuchte es zu erklären. „Im besten Fall bietet es einigen Menschen aus der Stadt einen Fluchtweg und auch deinen Soldaten. Es wird den Reichssoldaten einige ihrer Vorräte kosten, sodass sie nicht ewig weiterkämpfen können. Und dann sind da noch die Wurfgeschosse.“

„Was genau ist das?“ rief einer der Rebellen. Er sah nicht gerade aus wie ein erfahrener Soldat. Wenige von ihnen sahen nach Thanos Einschätzung so aus.

„Pfeilwerfer“, erklärte Thanos. „Waffen, dafür gemacht, andere Schiffe zu zerstören, doch wenn sie gegen die Soldaten gerichtet würden...“

Akila sah zumindest so aus, als würde er es in Betracht ziehen. „Das könnte funktionieren“, gab er zu. „Und wir können die Schiffe, die wir nicht brauchen können, in Brand setzen. Das Mindeste wäre es, wenn Draco seine Männer zurück zum Schiff beordern würde. Aber wie kommen wir überhaupt auf die Schiffe, Prinz Thanos? Ich weiß, dass dort, wo du herkommst, Prinzen bekommen, worum sie bitten, doch das dürfte auf Dracos Flotte nicht zutreffen.“

Thanos zwang sich zu einem Lächeln, das ein Selbstbewusstsein ausstrahlte, das er nicht empfand. „Das ist fast genau das, was wir tun werden.“

Wieder hatte Thanos den Eindruck, dass Akila schneller verstand als der Rest der Männer. Der Rebellenanführer grinste.

„Du bist verrückt“, sagte Akila. Thanos wusste nicht, ob er das als Beleidigung verstehen sollte oder nicht.

„Es liegen genügend Leichen am Strand“, erklärte Thanos für alle anderen. „Wir nehmen ihre Ausrüstung und kehren zum Schiff zurück, um Nachschub zu holen.“

„Was meinst du?“ fragte Akila.

Im Schein des flackernden Feuers der Höhle konnte Thanos nicht ausmachen, welcher der Männer sprach. Ihre Fragen schienen aus der Dunkelheit zu dringen, sodass er nicht wusste, wer ihm zustimmte, wer Zweifel hatte und wer ihn tot sehen wollte. Es war nicht viel besser als die Politik, die zu Hause gemacht wurde. Doch auch besser in vielerlei Hinsicht, da ihn zumindest niemand anlächelte, während er eigentlich seine Ermordung plante.

„Was ist mit den Wachen auf den Schiffen?“ fragte einer der Rebellen.

„Das werden nicht viele sein“, sagte Thanos. „Und sie wissen, wer ich bin.“

„Was ist mit all den Leuten, die in der Stadt sterben werden, während wir das versuchen?“ fragte ein anderer.

„Sie sterben bereits jetzt“, entgegnete Thanos. „So habt ihr wenigstens eine Möglichkeit, euch zu wehren. Wenn wir das schaffen, dann werden wir Hunderte, vielleicht sogar Tausende von ihnen retten.“

Stille breitete sich aus und die letzte Frage durchschnitt sie wie ein Pfeil.

„Wie können wir ihm trauen, Akila? Er ist nicht nur einer von ihnen, er ist adlig. Ein Prinz.“

Thanos wandte sich von der Richtung ab, aus der die Stimme gekommen war. Er hielt ihm seinen Rücken entgegen. „Sie haben versucht, mich zu erstechen. Sie haben mich dem Tod überlassen. Ich habe genau so wie ihr allen Grund sie zu hassen.“

In diesem Moment dachte er nicht nur an den Typhoon. Er dachte an all das, was seine Familie den Menschen von Delos angetan hatte und an das, was sie Ceres angetan hatten. Wenn sie ihn nicht gezwungen hätten, zum Quellplatz zu gehen, dann wäre er nicht da gewesen, als ihr Bruder starb.

„Wir können hier rumsitzen“, sagte Thanos, „oder handeln. Ja, es wird gefährlich. Wenn sie unsere Verkleidung durchschauen, sind wir wahrscheinlich tot. Ich bin gewillt, es zu versuchen. Wie sieht es bei euch aus?“ Als niemand antwortete, hob Thanos die Stimme. „Seid ihr bereit?“

Die Antwort glich einem Jubel. Akila trat nah an ihn heran und gab Thanos einen Klaps auf die Schulter.

„In Ordnung, Prinz, es sieht so aus, als würden wir die Dinge auf deine Weise angehen. Wenn das gut geht, dann hast du einen Freund fürs Leben.“ Sein Griff wurde fester bis Schmerzen durch Thanos Rücken schossen. „Betrüge uns, schicke meine Männer in den Tod und ich schwöre dir, dass du dafür bezahlen wirst.“

KAPITEL ACHT

Es gab Gebiete von Delos, in die Berin normalerweise nicht ging. Sie stanken nach Schweiß und Verzweiflung, so wie Menschen rochen, wenn sie alles in Kauf nahmen, nur um über die Runden zu kommen. Er winkte ab, als man ihm aus dem Halbdunkel Angebote machte und warf den Werbenden böse Blicke zu, um ihre Offerten zu stoppen.

Wenn sie gewusst hätten, dass er Gold dabei hatte, dann hätte er sich früher oder später mit aufgeschlitzter Kehle in der Gosse wiedergefunden, der Inhalt seines Portemonnaies würde unter ihnen aufgeteilt und in einer der lokalen Tavernen und Spielhäusern auf Nimmerwiedersehen verschwinden noch bevor der Tag vorbei war. Er war hier, weil er sonst keinen Ort wusste, an dem Soldaten außer Dienst anzutreffen waren. Als Waffenschmied wusste Berin, wie man mit Männern kämpfte und er kannte die Orte, zu denen sie gingen.

Er hatte Gold, weil er einen Händler besucht hatte und ihm zwei Dolche gebracht hatte, die er zur Ansicht für mögliche Arbeitgeber geschmiedet hatte. Sie waren zwei hübsche Dinger und mit ihrer goldenen Filigranarbeit und den in die Klinge geätzten Jagdszenen eines jeden Adligen Gürtels wert. Es waren die zwei letzten Dinge von Wert, die er noch besaß. Er hatte mit einem Dutzend anderer Leute vor dem Tische des Händlers gewartet und hatte gerade einmal die Hälfte von dem bekommen, was sie wert waren.

Das war Berin jedoch egal. Das einzige, was zählte, war, seine Kinder zu finden und das würde Gold er dafür brauchen. Mit Gold konnte er Bier für die richtigen Leute kaufen. Gold konnte er in die richtigen Hände drücken.

Er schaffte es durch die Tavernenlandschaft Delos’, wenn auch nur langsam. Er konnte nicht gleich mit den Fragen, die er fragen wollte, herausplatzen. Er musste vorsichtig sein. Es war hilfreich, einige Freunde in der Stadt zu haben und einige in der Reichsarmee. Seine Schwerter hatten mehr als ein paar Menschenleben gerettet und das seit Jahren.

Er fand den Mann, nach dem er suchte, halbbetrunken mitten am Nachmittag. Er saß in einer Taverne und stank so sehr, dass niemand sich in seine Nähe gesetzt hatte. Berin vermutete, dass es allein seine Reichsuniform war, die die Leute davon abhielt, ihn mit dem Kopf zuerst auf die Straße zu schmeißen. Und die Tatsache, dass Jakar so fett war, dass es der Hälfte der Gäste des Lokals bedurft hätte ihn anzuheben.

Berin sah, wie sich die Augen des Mannes hoben, als er sich ihm näherte. „Berin? Mein alter Freund! Komm und trink mit mir ein Glas! Auch wenn du es bist, der bezahlen muss. Ich bin gerade etwas...“

„Fett? Betrunken?“ versuchte es Berin. Er wusste, dass es dem anderen Mann nichts ausmachen würde. Der Soldat schien einen Versuch zu unternehmen das schlechteste Beispiel der Armee zu werden. Er schien sogar einen gewissen Stolz darin zu finden.

„... finanziell ruiniert“, beendete Jakar seinen Satz.

„Ich könnte dir eventuell aushelfen“, sagte Berin. Er bestellte mehrere Gläser, doch ließ seines unberührt stehen. Er brauchte einen klaren Kopf, wenn er Ceres und Sartes finden wollte. Er wartete deshalb bis Jakar sein Glas herunterkippte. Seine Nase machte dabei Geräusche, die Berin an einen Esel erinnerten, der an einem Wassertrog stand.

„So, was bringt einen Mann wie dich zu meiner Wenigkeit?“ fragte Jakar nach einer Weile.

„Ich suche Neuigkeiten“, sagte Berin. „Die Art von Neuigkeiten, von denen ein Mann in deiner Position wissen könnte.“

„Ah, gut, Neuigkeiten. Neuigkeiten sind eine gierige Angelegenheit. Und möglicherweise eine teure.“

„Ich suche meinen Sohn und meine Tochter“, erklärte Berin. Bei jemand anderem hätte er so Sympathiepunkte sammeln können, doch er wusste, dass es einen solchen Mann unbeeindruckt ließ.

„Sein Sohn? Nesos, richtig?“

Berin lehnte sich über den Tisch, umschloss mit seiner Hand Jakars Handgelenk, als dieser ansetzte ein weiteres Bier herunterzuspülen. Ihm blieb nicht viel von der alten Kraft, die er sich durch das Hämmern verdient hatte, doch es war genug, um den anderen Mann zum Wimmern zu bringen. Gut, dachte Berin.

„Sartes“, sagte Berin. „Mein ältester Sohn ist tot. Sartes wurde zur Armee eingezogen. Ich weiß, dass du Dinge hörst. Ich will wissen, wo er ist, und ich will wissen, wo meine Tochter Ceres ist.“

Jakar lehnte sich zurück und Berin ließ von ihm ab. Er war sich auch nicht sicher, ob er seinen Griff noch länger hätte aufrechterhalten können.

„Davon könnte ich gehört haben“, räumte der Soldat ein, „aber es ist nicht ganz einfach. Ich habe Ausgaben.“

Berin zog den kleinen Sack Gold hervor. Er goss ihn auf dem Tisch aus, weit genug von seinem Gegenüber entfernt, dass er es nicht einfach wegschnappen konnte.

„Wird das deine ‚Ausgaben’ decken?“ fragte Berin und blickte auf das Bierglas des anderen Mannes. Er sah, wie der andere Mann das Gold zählte und wahrscheinlich versuchte abzuschätzen, ob es noch mehr zu holen gäbe.

„Deine Tochter ist der einfachere Fall“, sagte Jakar. „Sie ist im Schloss zusammen mit den Adligen. Sie haben verkündet, dass sie Prinz Thanos heiraten soll.“

Berin stieß einen erleichterten Seufzer aus, auch wenn er nicht wusste, was er davon halten sollte. Thanos war einer der wenigen Adligen, die zumindest ein wenig Anstand besaßen, aber heiraten?

„Die Sache mit deinem Sohn ist schon schwieriger. Lass mich nachdenken. Ich habe gehört, dass Leute aus der Dreiundzwanzigsten in der Gegend um dein Haus unterwegs waren, aber ich habe keine Garantie, dass sie es waren. Wenn sie es waren, dann haben sie ihr Lager ein Stück weiter südlich aufgeschlagen, wo sie versuchen den Rekruten beizubringen wie man Rebellen bekämpft.“

Galle kam Berin bei diesem Gedanken hoch. Er konnte sich vorstellen, wie die Armee Sartes behandelte, und wie dieses „Training“ aussah. Er musste seinen Sohn da rausholen. Doch Ceres musste in der Nähe sein und in Wahrheit wollte er wenigstens kurz erst seine Tochter sehen, bevor er zu Sartes ging. Er stand auf.

„Du trinkst nicht aus?“ fragte Jakar.

Berin antwortete nicht. Er würde zum Schloss gehen.

***

Es war für Berin einfacher in das Schloss zu gelangen als für fast jeden anderen. Es war eine Weile her, doch war er noch immer derjenige, der über die Bestimmung für die Waffen der Kampfherren beriet oder der den Adligen besonders schöne Waffenstücke brachte. Es war ganz einfach vorzutäuschen, dass er zurückgekehrt war und so lief er geradewegs an den Wachen der äußeren Tore vorbei und in Richtung der Vorbereitungsstätte der Kämpfer.

Im nächsten Schritt musste er dorthin, wo seine Tochter jetzt war. Das Tor zwischen dem gewölbten Bereich, in dem die Kämpfer übten und dem Rest des Schlosses. Berin musste warten bis es sich von der anderen Seite aus öffnete. Er stürmte an dem Bediensteten, der es geöffnet hatte, vorbei und tat so als hätte er etwas Wichtiges in diesem Teil des Schlosses zu tun.

Das hatte er auch, nur etwas anders geartet, als sich die Menschen es sich hier ausmalen konnten.

„Hey, du! Was glaubst du, wohin du gerade gehst?“

Berin blieb bei diesem rauen Tonfall wie angewurzelt stehen. Er wusste, noch bevor er sich umdrehte, dass es ein Wächter sein würde, und er hatte keine Ausrede, die ihn zufriedenstellen würde. Das Beste, was ihm jetzt passieren konnte, war jetzt aus dem Schloss geschmissen zu werden, auch wenn er kurz davor stand seine Tochter wiederzusehen. Im schlimmsten Fall würde man ihn in den Schlosskerker werfen oder vielleicht sogar an einem Ort hinrichten lassen, an dem es niemand bemerkte.

Er drehte sich um und erblickte zwei Soldaten, die offensichtlich einmal für das Reich gekämpft hatten. Sie waren genauso ergraut wie Berin es war und trugen diesen gebrochenen Blick von Männern, die über die Jahre zu viel Zeit im Kampfgetümmel und der prallen Sonne verbracht hatten. Einer war einen guten Kopf größer als Berin, auch wenn er sich etwas auf seinen Speer gestützt hatte. Der andere hatte einen Bart, den er so sehr geölt und gewachst hatte, dass er beinahe so scharf wie die Waffe in seiner Hand aussah. Erleichterung machte sich in Berin bei ihrem Anblick breit, denn er kannte sie beide.

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