Für Immer und Noch Ein Tag - Софи Лав 4 стр.


„Jetzt müssen wir ihnen in den Park folgen“, meinte Chantelle, während sie Emilys Hand ergriff. „Dort finden die Salutschüsse statt. Schnell! Ich will sie nicht verpassen!“

Sie zog und Emily folgte ihr. Die große Menschenmenge, die der Parade zugesehen hatte, strömte in den Park. Emily hatte das Gefühl in einem Menschenfluss, der die Straßen füllte, gefangen zu sein. In ihr stieg eine leichte Klaustrophobie auf. Das einzige, was sie auf dem Boden hielt, war Chantelles Hand, die sie fest umschossen hielt.

Sie sah sich suchend nach Daniel, Amy und Harry um und entdeckte sie schließlich im Gedränge. Harry sah Amy liebevoll an und hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt. Sie hatte einen heiteren Ausdruck auf dem Gesicht, als ob sie sich in ihrem Glück verloren hätte. Emily lächelte wieder, als sie erkannte, dass es Amy bis über beide Ohren erwischt hatte. Sie konnte es gar nicht abwarten, Harry näher kennenzulernen, sobald der Lärm und die Hektik abgeebbt waren.

Als die Menge den Park erreicht hatte und sich verteilte, trafen die anderen wieder zu ihnen. Sie versammelten sich um eine Gruppe Militärpersonal in Uniform, deren Gewehre zum Himmel gerichtet waren. Plötzlich verspürte Emily eine gewisse Nervosität bei dem Gedanken an die lauten Schüsse. Obwohl sie wusste, dass es vollkommen sicher war, konnte sie ihre Sorge dennoch nicht unterdrücken, da sie wusste, dass es nicht mehr nur um ihre eigenen Sicherheit ging. Der starke Mutterinstinkt, ihr ungeborenes Kind zu beschützen, überflutete sie ganz unvermutet.

„Lasst uns ein wenig weiter hinten stehen“, sagte sie laut. Dabei stand sie einen Meter hinter der Menge und versuchte, rückwärts zu gehen.

„Aber ich kann nichts sehen“, beschwerte sich Chantelle. Sie sprang auf ihren Zehenspitzen auf und ab und runzelte die Stirn. Offensichtlich wollte sie näher am Ort des Geschehens sein.

„Daniel, kannst du mit ihr weiter nach vorne ghen?“, fragte Emily, die selber zu einigen Bänken stolperte. Sie klammerte sich an der Lehne einer Bank fest, um nicht durch das panische Gefühl, das sie durchströmte, umzufallen.

„Aber ich will, dass wir alle näher herangehen“, widersprach Chantelle mit weinerlicher Stimme.

Daniel kniete sich hin und sah Chantelle in die Augen. Emily hörte, wie er mit leiser Stimme sagte: „Erinnerst du dich an unser Geheimnis? Emily muss hier hinten bleiben. Deshalb kannst du entweder mit mir näher herangehen oder wir bleiben alle hier. Du kannst auf die Bank klettern oder ich nehme dich auf die Schultern, damit du besser siehst.“

Doch Chantelle ließ sich nicht überzeugen. Sie verschränkte ihre Arme und schmollte.

„Ich wusste nicht, dass wir wegen dem Baby keinen Spaß mehr haben können“, grummelte sie.

Emily versteifte sich. Nicht, weil sie Angst hatte, dass Harry und Amy zuhören könnten – sie war sich sogar sicher, dass sie Chantelles Stimme durch den Lärm nicht gehört hatten – sondern, weil sie Chantelles Stimmung nicht verderben wollte. Sie wollte nicht, dass es zwischen Chantelle und dem neuen Baby zu einer Art Wettstreit oder Feindseligkeit kam. Es war ihr sehr wichtig, dass sie eine glückliche Familie waren. Sie hoffte, dass dieser Moment nur eine kleine Startschwierigkeit war, die nicht weiter anwachsen würde.

„Chantelle“, warnte Daniel unbeeindruckt von ihrem Verhalten.

Plötzlich wurden Schüsse abgegeben. Der Lärm war unerträglich. Emily legte sich die Hände auf die Ohren, denn sie war durch die Lautstärke alarmiert und aufgeregt zugleich. Die Menge verstummte, als die explosiven Geräusche durch den Himmel krachten. Es schien, als ob die Menge in einem Zug nach Luft schnappen würde.

Dann hörten die Schüsse auf und alle begannen, zu klatschen und zu jubeln.

Amy wandte sich mit vor Begeisterung strahlenden Augen zu ihnen um. „Wow, das war fantastisch“, schwärmte sie.

Emily nickte. Sie freute sich, dass Amy die Kleinstadtparade genossen hatte. Doch sie hatte immer noch keine Gelegenheit gehabt, mit Harry zu reden, wo sie doch unbedingt mehr über ihn erfahren wollte.

„Wir sollten alle etwas Mittagessen gehen“, schlug Emily vor.

Obwohl sich ihr Magen bei dem Gedanken an Essen umdrehte, wollte sie nicht, dass Amy mit Harry davoneilte, und ihr keine Chance ließ, sich richtig mit ihm zu unterhalten.

Bei dem Vorschlag verbesserte sich Chantelles Laune schlagartig. Alle stimmten zu, dass es eine gute Idee wäre.

Als sie die Menge hinter sich ließen und die Straßen entlangschlenderten, fragte sich Emily, wie gut sie sich beherrschen konnte, um ihrer besten Freundin nichts von der Schwangerschaft zu erzählen. Doch dann erkannte sie, dass Amy es wahrscheinlich ganz von alleine erraten würde. Nicht, weil sie eine besonders gute Intuition hatte, sondern weil Emily keinen Wein mehr trinken würde. Auf einmal stieg in ihr eine Aufregung auf, als sie erkannte, dass schon bald eine Person, die sie sehr gerne hatte, von ihren Neuigkeiten erfahren würde.

Sie konnte es kaum abwarten, Amys Reaktion zu sehen.

KAPITEL VIER

Als Teil der Ehrenparade war ein Grillessen veranstaltet worden. Zudem waren Picknickbänke zum Essen aufgestellt worden. Emily hielt es für einen guten Test für Amy, die daran gewöhnt war, in schicken Restaurants in New York City essen zu gehen. Doch Harry war ein Kleinstadtmensch, genau wie Daniel und nun auch sie selbst und Chantelle, und ihn begeisterte die Vorstellung, draußen zu essen. Emily bemerkte, dass Amy einen verzweifelten Eindruck machte, als ihr klar wurde, dass sie nun diejenige war, die nicht dazu passte, und dass sie die anderen nicht dazu würde überreden können, woanders essen zu gehen.

Sie nahmen eine der Bänke am Ende der Reihe in Beschlag, diejenige, die am weitesten von den geschäftigen Straßen, der Musik und den Feierlichkeiten entfernt und dafür ruhiger war. Daniel und Harry gingen gemeinsam los, um für alle Hotdogs und ein Getränk zu kaufen, und ließen Chantelle, Amy und Emily alleine zurück.

„Ich freue mich so, dich zu sehen“, sagte Emily zu Amy. „Und natürlich dich so glücklich zu sehen“, fügte sie hinzu.

Amy errötete und antwortete geziert: „Ja. Gut.“

„Und jetzt passt du auch zu den Leuten in Sunset Harbor“, meinte Chantelle mit einem Grinsen.

Emily lächelte breit. „Dem stimmte ich zu. Hier ist nun dein Zuhause.“

Amy wurde puterrot. Die Situation war ihr offensichtlich unangenehm.

Schon bald kamen Daniel und Harry mit dem Essen zurück, wobei sie wie alte Freunde miteinander plauderten. Sie setzten sich hin und verteilten anschließend die Pappteller mit den Hotdogs.

„Also Harry“, begann Emily, erfreut, dass sie ihn jetzt endlich ausfragen und kennenlernen konnte. „Was machst du beruflich? Bist du wie George in der Restaurierungsbranche tätig?“

Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie sich ein panischer Ausdruck auf Amys Gesicht legte. Emily lächelte in sich hinein. Genau solche Fragen hatte Amy all ihren vergangenen Freunden gestellt, weshalb es nur fair war, dass sie nun ebenfalls einmal diese Behandlung zu spüren bekam. Außerdem war Emily wirklich neugierig. Amy hatte sehr hohe Ansprüche, wenn es um die Auswahl ihrer zukünftigen Partner ging. Wenn Harry besser war, als die üblichen Überflieger, wie Emily vermutete, dann wäre dies ein weiterer Beweis dafür, dass sich Amy endlich verliebt hatte und ihre Beziehung nicht wie eine Geschäftspartnerschaft ansah.

„Im Bauwesen“, erwiderte Harry. „Mein Unternehmen spezialisiert sich darauf, Häuser aufzupolieren. Wir modernisieren hauptsächlich alte Häuser, bevor wie sie verkaufen.“

„Dich hätte ich vor ein paar Jahren gebraucht“, scherzte Emily, während sie sich an die harte Arbeit erinnerte, die für die Restaurierung der Pension notwendig gewesen war. „Gefällt dir deine Arbeit?“, fügte sie hinzu, obwohl sie in Wirklichkeit ihre Neugier zeigen und ihn nach seinem Einkommen fragen wollte.

„Ja, aber ich mache ihn nun schon eine ganze Weile und so langsam jucken mir die Füße“, meinte Harry. „Ich würde gerne meine Arbeit wechseln. Ich will mein eigener Chef sein, ein Geschäft eröffnen.“

Emily war von seinem Ehrgeiz beeindruckt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Amy mit einem Bauarbeiter glücklich werden könnte. Bei einem Unternehmer sah die Sache jedoch ganz anders aus.

„Was denn für ein Geschäft?“, fragte Daniel neugierig.

„Nun ja, mein Traum ist es, ein Restaurant zu eröffnen“, gab Harry zu. „Ich warte schon die ganze Zeit auf den richtigen Moment. An einem Ort wie Sunset Harbor sind viele Unternehmen von den Jahreszeiten abhängig. Aber das ändert sich jetzt so allmählich. Es gibt mehr Touristen und ich glaube, wir könnten noch ein Restaurant mehr vertragen.“

Emilys Augen glänzten, während sie zu Daniel hinübersah. „Ein Mitstreiter“, scherzte sie.

Harry hatte gerade von seinem Hotdog abgebissen und kaute mit hochgezogenen Augenbrauen schneller. Dann schluckte er. „Ihr wollt ebenfalls ein Restaurant eröffnen?“, fragte er überrascht.

Emily dippte ihren Hotdog in Ketchup. „Wir servieren in der Pension bereits Essen für die Gäste und die Flüsterstube ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Aber wir planen, über den Sommer noch weiter zu expandieren und ein größeres Restaurant zu haben, das hochklassige Abendessen serviert und das nicht nur den Gästen zur Verfügung steht. Unsere Freunde, die Bradshaws, besitzen ein Fischrestaurant in der Stadt und werden uns ein paar nützliche Ratschläge geben. Wenn du möchtest, kann ich dich mit ihnen bekannt machen.“

Harry sah begeistert aus. „Das wäre wunderbar. Danke.“ Dann sah er Amy an. „Ich wusste gar nicht, dass deine Freunde meine Geschäftsrivalen sein würden.“

Emily lachte. „Ach was. Das war doch nur ein Scherz! Wir helfen uns hier alle gegenseitig! Und jetzt ist definitiv ein guter Moment, um weitere Restaurants zu eröffnen.“

„Glaubst du, dass die Stadt so viele vertragen kann?“, fragte Harry, der sich offensichtlich sehr für Emilys Meinung bei diesem Thema zu interessieren schien.

Sie war Stolz, nun anderen Ratschläge erteilen zu können, während sie vor noch gar nicht allzu langer Zeit selbst diejenige gewesen war, die Hilfe benötigt hatte. „Auf jeden Fall“, entgegnete sie. „Und wir müssen keine Rivalen sein. Wir könnten zusammenarbeiten und somit erreichen, dass die Menschen in Sunset Harbor häufiger als einmal im Monat essen gehen! Die Menschen hier in der Gegend können recht sparsam sein und essen zu gehen ist für sie Luxus. Zusammen könnten wir das ändern.“

Harry schien immer interessierter zu sein und Emily spürte, wie er ihr allmählich ans Herz wuchs. Er schien echte Begeisterung zu haben, einen Glanz in seinen Augen und einen Hunger, nach den Sternen zu greifen. Sie verstand, was Amy in ihm sah – abgesehen von seinem guten Aussehen und seinem fantastischen Körperbau, der sich vermutlich unter seinem Hemd verbarg. Neben ihm strahlte Amy vor Stolz.

„Ich habe eine Idee“, meinte Daniel voller Begeisterung. „Vielleicht könntest du unser Restaurant leiten, dann müssten wir keinen Manager einstellen. Auf diese Weise könntest du Erfahrung sammeln, bevor du dich selbstständig machst.“

„Daniel“, zischte Emily leise. „Das ist ein bisschen aufdringlich.“

Doch Harry schien begeistert zu sein. „Das wäre wunderbar“, entgegnete er. „Ich bin schon so lange im Bauwesen tätig, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich da herauskommen und die ganze Sache angehen soll. Es wäre wunderbar, wenn es einen Job gäbe, der mich darauf vorbereitet!“

„Dann sollten wir uns diese Option offenhalten“, stimmte Emily zu.

Sie wollte nichts überstürzen. Auch wenn Amy ihren Freunden ständig Stellen in ihrem Unternehmen anbot, so war Emily doch etwas vorsichtiger beim Vermischen von Freundschaft und Geldangelegenheiten. Sie hatte damit schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht, als sie Freunden Geld ausgeliehen hatte, und wollte diesen Fehler nicht mehr wiederholen.

Plötzlich stieß Chantelle ein frustriertes Stöhnen aus. „Das ist langweilig!“, meckerte sie. „Können wir bitte aufhören, über die Arbeit zu reden?“

Alle lachten und Emily nickte Amy zu. „Das besprechen wir ein andermal.“

Amy lächelte. „Natürlich.“

Emily sah wieder Harry an. „Dann bist du also hier in Maine aufs College gegangen?“

„Nein, ich war im Ausland“, entgegnete Harry. „Eigentlich sollte ich einen Monat lang in Ghana Häuser bauen, aber dann bin ich ganze acht Monate lang dort geblieben.“

Emilys Augen weiteten sich. „Wie faszinierend!“

Harry lächelte. „Es war großartig. Ich liebte es, anzupacken. Es war zwar harte Arbeit, Löcher zu graben, Grundsteine zu legen und Wassertanks zu bauen, aber es erfüllte mich. Und auf diese Weise habe ich viele tolle Menschen kennengelernt. Meine Eltern hielten mich wohl für verrückt, dass ich so etwas freiwillig mache. Ich glaube, dass sie es vorgezogen hätten, dass ich wenigstens etwas Geld verdient hätte, wenn ich schon nicht aufs College ging.“

„Verstehst du dich gut mit deinen Eltern? Mit George?“

Harry nickte. „Oh ja, wir stehen uns sehr nahe. Aber manchmal sind sie recht traditionell. Sie wollten, dass wir beide aufs College gehen, sinnvolle Jobs finden, heiraten und Kinder bekommen. Bisher hat keiner von uns diesen Pfad verfolgt.“

Chantelle mischte sich nun auch in das Gespräch ein. „Wenn du Amy heiratest, dann bekommen sie ihren Wunsch.“

Emily lachte laut und Amys Blick senkte sich auf den Tisch. Doch Harry nahm Chantelles Worte mit Humor auf. Emily spürte, wie sie ihn immer lieber mochte. Sie hatte keine Zeit für Männer, die bei der leisesten Andeutung einer Bindung in Panik verfielen. Harry hatte den ersten Test mit Bravour bestanden.

Amy wandte sich an Chantelle, um die Unterhaltung von ihrer erblühenden Beziehung abzulenken. „Jetzt bist du dran. Was gibt es denn bei dir Neues? Irgendwelche Geheimnisse?“

Chantelles Augen weiteten sich bei dem Wort „Geheimnisse“ und Emily wusste, dass das sie sofort an die Schwangerschaft dachte, bei der sie ihr ausführlich erklärt hatten, dass sie geheim gehalten werden musste.

Von dem Essen gut gelaunt beschloss Emily, dass es gar keine so schlechte Idee wäre, Amy davon zu erzählen. Sie sah Chantelle an und wackelte mit den Augenbrauen.

„Ich denke, du kannst Amy in unser Geheimnis einweihen“, sagte sie grinsend.

Daniel berührte Emilys Hand über den Tisch hinweg. „Bist du dir sicher?“, fragte er.

Emily nickte. Amy sah mit argwöhnischem Blick von einem zum anderen.

„Sagt es mir jetzt“, verlangte sie. „Die Spannung bringt mich noch um!“

Chantelle schien wie ein Luftballon, der kurz davor war, zu zerbersten. Sie warf einen letzten Blick auf Daniel und Emily, um sicherzugehen, dass sie wirklich die Neuigkeiten verkünden durfte. Als beide nickten, sah sie wieder zu Amy, sprang in ihrem Sitz auf und ab und drückte die Hände zusammen.

„Mummy ist schwanger!“, rief sie.

Dann schlug sie sich die Hände auf den Mund und sah sich um, damit auch ja niemand sonst etwas gehört hatte.

Auf Amys Gesicht legte sich ein euphorischer Ausdruck. „Wirklich? Oh mein Gott! Em!“ Dann brach sie in Tränen aus.

Emily war überrascht. Normalerweise weinte Amy nicht einfach so. Sie nun so emotional zu sehen, machte Emily ganz sentimental.

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