Nimmt - Блейк Пирс 7 стр.


Webster legte seine Notizen wieder ab und sagte: »Das Seltsame an der Sache ist, dass sie nicht dort am Wanderpfad ermordet wurde. Es scheint als sei sie woanders aufgeschlitzt worden, wo sie auch ausblutete. Danach wurde ihr Leichnam auf dem Pfad ausgekippt.«

Webster verschränkte seine Arme und fügte hinzu: »Schaut. Ich muss euch wahrscheinlich nicht erzählen, dass ich es sehr ernst nehme, wenn jemand innerhalb meines Zuständigkeitsbereichs ermordet wird. Es ist schlecht für den Tourismus und der Tourismus ist so ziemlich der einzige Wirtschaftszweig in Tunsboro – zumindest seit die Bergwerke vor Ewigkeiten dicht machten. Meine Jungs und ich werden diesen Fall schon bald gelöst haben, da bin ich mir todsicher. Nichts für ungut, aber mir wäre es lieber, wenn sich Quantico hier nicht einmischen würde.«

Crivaro nickte: »Ich verstehe und ich respektiere Ihren Wunsch. Aber, da wir schon hier sind, wird es wohl nicht Schaden, wenn ich und meine Partnerin einen Blick auf den Tatort werfen? Wir werden wahrscheinlich auf den ersten Blick erkennen können, ob es hier für uns was zu tun gibt – und wahrscheinlich wird dies nicht der Fall sein. Dann können wir uns gleich wieder aus dem Staub machen.«

Webster wurde sichtbar entspannter: »Hört sich nach einem Plan an«, sagte er. »Wie es der Zufall so will, war ich gerade dabei mich selber auf den Weg dorthin zu machen. Ihr zwei könnt mich gerne begleiten.«

Riley und Jake folgten Webster nach draußen und stiegen mit ihm in seinen Wagen.

Während sie mit Webster die Stadt verließen, dachte Riley über die Art nach, wie Brett Parma ums Leben kam.

»Sie wurde woanders aufgeschlitzt, wo sie auch ausblutete.«

Riley erschauderte als ihr der letzte grausige Fall, an dem sie und Crivaro zusammenarbeiteten, wieder in Erinnerung kam – der Fall des Stacheldraht-Mörders. Auch seine Opfer bluteten langsam zu Tode aus. Und damals beunruhigte es sie auf ähnliche Weise.

Sie dachte auch über Crivaros Aussage von vorhin nach.

»Dann können wir uns gleich wieder aus dem Staub machen.«

Sie wunderte sich – meinte er es wirklich ernst?

Riley hatte keine Ahnung ob Harry recht hatte und die beiden Mordfälle wirklich in Verbindung stünden. Aber eine Sache war absolut sicher – eine Frau kam vor kurzem hier in der Nähe auf brutalste Weise ums Leben.

Konnten sie sich denn da einfach davonmachen?

Würden sie wirklich nach Quantico zurückfliegen, ohne zumindest zu versuchen den Fall zu lösen?

Es fiel ihr schwer sich dies vorzustellen.

Aber was, wenn Crivaro darauf bestehen würde?

Sie würde ihm zustimmen müssen, was auch immer er entscheiden würde. Und bisher hatte er kein wirkliches Interesse an diesem Fall gezeigt.

Vielleicht war dies eine Folge der vielen Todesfälle die sich Sonderagent Jake Crivaro während seiner langen Laufbahn in der Verhaltensanalyseeinheit angesehen haben musste.

Nun ja, dachte sie, Sonderagentin Riley Sweeney hatte auch mehr Mordfälle als die meisten Leute ihres Alters zu Gesicht bekommen.

Und sie war nicht dazu bereit diesen Fall aufzugeben.

Kapitel sieben

Während Polizeichef Webster sie in seinem Polizeiwagen zum Außengebiet von Tunsboro fuhr, fühlte Riley, wie sich ihre Antizipation steigerte. Aber sie wunderte sich…

Geht es nur mir so?

Sie konnte keine Spur von Interesse in Agent Crivaros Gesicht erkennen. In diesem Augenblick, vorne neben dem Polizeichef sitzend, machte er eigentlich einen gelangweilten Eindruck.

Kümmert dieser Fall Crivaro überhaupt nicht? Selbst nicht, nachdem er uns quer durch die Staaten hergeschleppt hat?

Mit einem Seufzer ließ sich Riley auf dem Rücksitz nieder. Sie hoffte, ihr Partner würde aufleben, sobald sie den Tatort erreicht hatten.

Webster fragte Crivaro: »Dieser Harry Carnes Typ – der Kerl, der mich anrief – kennen Sie ihn vielleicht?«

»Ein wenig«, antwortete Crivaro.

Riley wurde es bewusst, dass Crivaro nicht zugeben wollte, dass er und Riley aus einem persönlichen Gefallen einem alten Freund gegenüber hierhergekommen waren. Wahrscheinlich war es eine ebenso gute Idee Webster glauben zu lassen, dass sie eigentlich im offiziellen Dienst der Verhaltensanalyseeinheit hierher beauftragt wurden.

»Also, ein richtiges Plappermaul ist der Kerl«, sagte Webster. »Ich kam kaum zu Wort während unseres ganzen Gesprächs.«

Riley bemerkte, wie ein leichtes Schmunzeln Crivaros Gesichtsausdruck überkam. Es war einfach zu erraten, was er dachte…

»Plappermaul« stimmt.

In der ganzen Zeit, die sie mit ihm verbrachten, war Harry fast ununterbrochen an Reden.

Webster fügte hinzu: »Er hörte sich nach einer Art Verschwörungstheoretiker an. So wie er unablässig über die in Colorado ermordete Frau quasselte. Er hat sich da eine richtige Theorie zusammengereimt – dass derselbe Täter wieder zugeschlagen hätte, achthundert Meilen weit entfernt und ein ganzes Jahr später. Sie werden ihm wohl nicht glauben wollen, oder?«

Crivaro knurrte nur unverbindlich.

Webster lachte: »Würde ich es nicht besser wissen, ich hätte Harry Carnes für einen der Ortsansässigen von Tunsboro gehalten. Wir haben hier so manch einen alten Hasen, der solche Märchengeschichten verbreitet. Falls Sie es nicht wussten, es gibt da eine Legende über unsere kleine Stadt, die seit den Bergbautagen die Runden macht. Es wird erzählt, dass jeder der nur einen Schluck Wasser vom Saguaro Creek trinkt, nie wieder in seinem Leben auch nur ein wahres Wort spricht. Er erzählt nur verrückte Geschichten bis ans Ende seiner Tage.«

Mit erhobenem Zeigefinger sprach Webster zu Crivaro: »Verstehen Sie mich nicht falsch. Die Legende hat nichts mit mir zu tun. Ich bin eine Umpflanzung, in Texas geboren und aufgewachsen. Und ich trinke nur Flaschenwasser. Also erzähle ich meistens nur die Wahrheit. Sogar übermäßig, behaupten einige.«

Webster fuhr in einem dunkleren Ton fort…

»Und die Wahrheit ist, dass ich es nicht ausstehen kann, wenn Leute hier ermordet werden. Und zwar kein bisschen.«

Riley gingen seine Worte aus der Polizeiwache durch den Kopf.

»Ich nehme es sehr ernst, wenn jemand innerhalb meines Zuständigkeitsbereichs ermordet wird.«

Auch teilte er ihnen mit…

»Nichts für ungut, aber mir wäre es lieber, wenn sich Quantico hier nicht einmischen würde.«

Webster machte den Eindruck eines sturköpfigen, zielstrebigen Mannes, und dies machte Riley ein wenig Sorgen. Sie konnte seine Entschlossenheit, den Fall ohne Hilfe von außen zu lösen, nachvollziehen. Aber aus eigener Erfahrung wusste sie, wie leicht ein Mordfall sich zu einem persönlichen Rachefeldzug entwickeln konnte. Crivaro hatte es versucht ihr beizubringen, sich nicht von solchen Gefühlen überwältigen zu lassen. Schritt für Schritt lernte sie die Wichtigkeit von Teamarbeit zu würdigen.

Sie wunderte sich – wie sehr ist sich Webster desselben bewusst?

Ob es ihm wohl klar war, als wie hilfreich sich sie und Crivaro bei dieser Ermittlung ihm erweisen könnten?

Am meisten wunderte sie sich aber…

Ist sich dieser Mann wohl bewusst, in welchem Ausmaß er dieser Situation wahrscheinlich nicht gewachsen ist?

Sollte dieser Mörder auch nur teils den anderen ähneln, mit denen sie und Crivaro es in der Vergangenheit zu tun hatten, dann würde die Polizeiwache einer Kleinstadt nicht über die nötigen Fachkenntnisse, Ressourcen, oder die Erfahrung verfügen, um ihn zu fassen.

Riley musste ihre Gedanken zügeln. Bislang gab es keinen Anlass zu vermuten, dass sie einem gefährlichen Serienmörder auf der Spur waren. Crivaro schien es jedenfalls nicht zu vermuten.

Sie brachte sich dazu, ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu richten und schaute durch die Autoscheibe nach draußen.

Die Landschaft hatte sich geändert.

Während der Fahrt von Phoenix zu Tunsboro, fuhren sich hauptsächlich durch entwickeltes Gebiet – Ferienorte und Golfplätze und dergleichen. Jetzt nahm Webster eine Straße, die nicht viel befahren war und sie erhielt zum ersten Mal die Gelegenheit, einen Blick auf die wahre Wüstenlandschaft des Südwestens zu werfen.

Gerade angetan war sie von ihr nicht.

Die unüberschaubaren Ausdehnungen von felsigem, sonnengebräuntem Boden und kargem Gebüsch wurde nur hier und dort von hohen, strukturlosen Kakteen unterbrochen. Selbst der intensiv blaue Himmel erschien harsch und unerbittlich.

Da Riley im ländlichen Virginia ihre Kindheit verbracht hatte, war sie an grüne Vegetation, Hügellandschaften und besonders an Bäume gewöhnt.

Es war hier kein einziger Baum in Sicht.

Weshalb Touristen wie Harry und Jillian hierherkamen und an der Landschaft Gefallen fanden, war ihr ein Rätsel.

Sie musste jedoch zugeben, dass zumindest das Wetter sehr angenehm war. Webster hielt die Fensterscheibe heruntergerollt und die Luft war frisch, trocken und überraschend kühl für die Mittagszeit – nicht im geringsten feucht, wie es in Virginia der Fall war.

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