Vorher Verfällt Er - Блейк Пирс 3 стр.


Ihre Ahnung war korrekt gewesen. Von einer Sekunde zur nächsten waren ihre Flitterwochen vorbei.

Kapitel vier

Es war ein reibungsloser Übergang. Eilig machten sie sich auf den Weg zum Flughafen und erwischten einen Nachtflug nach DC. Als die Realität sie einholte löste sich der Zauber der Flitterwochen langsam in Luft auf. Doch auch in DC und bei ihrer Arbeit waren sie verheiratet und als Mackenzie das realisierte, kam zumindest ein kleiner Teil der Magie zurück. Ja, Island war magisch gewesen, aber sie und Ellington verband so viel mehr als ein gemeinsamer Urlaub.

Sie hatte das prominente Gefühl ihres Eheringes am Finger nicht erwartet, als sie und Ellington McGraths Büro nur vierzehn Stunden nach der Unterbrechung ihrer Flitterwochen betraten. Sie war nicht so naiv, zu glauben, dass sie deshalb ein anderer Mensch war. Aber sie betrachtete es als Zeichen, dass sie sich verändert hatte – dass sie in der Lage war, zu wachsen. Und wenn das in ihrem Privatleben möglich war, warum dann nicht auch in ihrer Karriere?

Vielleicht machst du den Anfang, indem du deinem Vorgesetzten erzählst, dass du dich in der 15. Schwangerschaftswoche befindest, dachte sie.

Als sie daran dachte, wurde ihr klar, dass der Fall, für den sie einberufen worden waren, vermutlich ihr letzter sein würde, bevor sie ihre Schwangerschaft würde beichten muessen – obwohl der Gedanke sie amüsierte, mit einem Babybauch Mörder zu jagen.

„Danke, dass Sie beide vorzeitig zurückgekommen sind“, sagte McGrath. „Und ich möchte Ihnen gerne zur Hochzeit gratulieren. Natürlich gefällt es mir nicht, ein Ehepaar zusammen rauszuschicken. Aber ich will, dass dieser Fall so schnell wie möglich abgewickelt wird. Wir müssen unter allen Umstünden eine Massenpanik an der Uni vermeiden. Und Sie beide seid zweifelsohne ein gutes Team.“

Ellington sah sie an und lächelte. Mackenzies Gefühle für ihn waren entwaffnend. Es war wunderschön, doch gleichzeitig fühlte sie sich dabei auch etwas komisch.

„Beim letzten Opfer handelt es sich um eine Studentin im zweiten Jahr an der Queen Nash Universität in Baltimore. Christine Lynch. Sie wurde spät am Abend in ihrer Küche ermordet. Ihr Shirt lag auf dem Boden. Den Anzeichen zufolge wurde sie erwürgt. Soweit ich weiß, befanden sich keine Abdrücke in ihrem Hals, der Täter muss also Handschuhe getragen haben.“

„Der Mord war also vorsätzlich und nicht situationsbedingt“, meinte Mackenzie.

McGrath nickte und schob drei Bilder des Tatorts zu ihr hinüber. Christine Lynch war ein hübsches, blondes Mädchen. Ihr Gesicht war nach rechts gedreht, auf der Schulter hatte sie ein kleines Tattoo. Ein Spatz, dachte Mackenzie. Der Spatz schien seinen Blick auf den Bereich des Halses zu richten, wo die Prellungen begannen. Sogar auf den Fotos waren diese gut sichtbar.

„Das erste Opfer“, sagte McGrath und öffnete eine weitere Akte, „war die einundzwanzig jährige Jo Haley. Ebenfalls Studentin der Queen Nash. Sie wurde in ihrem Schlafzimmer, genauer in ihrem Bett, gefunden. Vollständig entkleidet. Ihr Körper war mindestens drei Tage lang dort gelegen, bevor ihre Mutter sich Sorgen machte und die Polizei rief. Auch hier gab es Zeichen von Strangulierung, allerdings nicht ganz so ausgeprägt, wie wir sie bei Christine Lynch gesehen haben. Die Spurensicherung hat außerdem Hinweise auf sexuelle Aktivitäten kurz vor ihrem Tod festgesellt, inklusive einer leeren Kondompackung.“

Er zeigte ihnen auch diese Tatortaufnahmen. Jo Haley mit Prellungen am Hals, vermutlich stranguliert. Wie Christine Lynch war auch sie ziemlich attraktiv. Sie war außerdem ziemlich dünn, fast schon dürr.

„Der einzige wirkliche Hinweis, den wir also haben, ist, dass zwei hübsche Studentinnen der Queen Nash Universität ermordet wurden? Vor oder während dem Sex?“, fragte Mackenzie.

„Ja“, sagte McGrath. „Laut dem Urteil des Gerichtsmediziners bezüglich des Todeszeitpunktes von Jo Haley lagen zwischen den Morden nicht mehr als fünf Tage.“

„Haben wir einen ungefähren Anhaltspunkt, um wie viel Uhr sie umgebracht wurden?“, fragte Mackenzie.

„Nein. Nichts Konkretes. Aber wir wissen, dass Christine Lynch am Mittwoch bis circa ein Uhr morgens in der Wohnung ihres Freundes gesehen worden war. Ihr Freund war es auch, der die Leiche am nächsten Tag entdeckte, als er sie in ihrer Wohnung besuchen wollte.“

Ellington betrachtete die Fotos gründlich und schob sie dann zurück zu McGrath. „Sir, mit allem Respekt. Ich bin ein verheirateter Mann und kann nicht mehr einfach so junge Damen auf dem Campus ansprechen.“

McGrath rollte mit den Augen und blickte zu Mackenzie. „Viel Glück mit dem da“, sagte er und nickte zu Ellington. „Im Ernst … ich möchte, dass der Fall so schnell wie möglich aufgeklärt wird. Das Semester beginnt nächste Woche und ich will keine Panik auf dem Campus, wenn all die Studenten zurückkehren.“

Wie auf Knopfdruck wurde Ellington plötzlich ernst. „Ich schnapp mir die Akten und wir fangen sofort an.“

„Danke. Und … genießen Sie den gemeinsamen Fall. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn Sie beide auch in Zukunft zusammenarbeiten. Jetzt wo Sie verheiratet sind. Betrachten Sie diesen Fall als mein Hochzeitsgeschenk.“

„Wirklich, Sir“, sagte Mackenzie, die sich nicht zurückhalten konnte. „Ich hätte eine Kaffeemaschine bevorzugt.“

Sie konnte es kaum glauben, als sowas wie ein Lächeln auf McGraths Lippen erschien. Es verschwand, als Mackenzie und Ellington das Büro verließen, um ihren ersten Fall als Mann und Frau zu bestreiten. Und, folglich, auch ihren letzten als Team.

Kapitel fünf

Gemäß Mackenzies gewöhnlicher Herangehensweise begannen sie mit dem jüngsten Tatort. Dieser war das Äquivalent zu einem noch warmen Körper und gab mehr Hinweise preis als einer, der bereits erkaltet war. Auf der Fahrt nach Maryland las Mackenzie die Akten laut vor, während Ellington am Steuer saß.

Als sie in Christines Wohnung in Baltimore ankamen, wurden sie von einem Vertreter der örtlichen Polizeidienststelle erwartet. Es handelte sich um einen älteren Herrn, der vermutlich in seinem letzten Dienstjahr war und Fälle wie diesen beaufsichtigte.

„Schön, Sie kennenzulernen“, sagte er und schüttelte ihnen die Hand mit einer Freude, die ihn schon fast anstößig machte. „Hilfssheriff Wheeler. Ich habe quasi die Aufsicht über den Fall hier.“

„Agenten White und Ellington“, sagte Mackenzie und merkte, dass sie sich immer noch nicht ganz sicher war, wie sie sich selbst vorstellen sollte. Mit Ellington hatte sie darüber noch nicht gesprochen, obwohl ihre Eheurkunde sie offiziell zu Mackenzie Ellington machte.

„Was können Sie uns aus Ihrer Perspektive heraus erzählen?“, fragte Ellington, während sie Christine Lynchs Wohnung betraten.

„Nun, mein Partner und ich haben uns hier mit dem Freund des Opfers getroffen und dann gemeinsam die Wohnung betreten. Sie lag genau hier, auf dem Küchenboden. Ihr Shirt neben ihr, die Augen noch immer geöffnet. Es war offensichtlich, dass sie erwürgt worden war, auch wenn es keine Anzeichen auf einen Kampf gab.“

„In der Tatnacht hat es geschneit“, sagte Ellington. „Gab es im Hausflur keine nassen Schuhabdrücke?“

„Nein. Soweit wir wissen fand ihr Freund sie erst am folgenden Nachmittag. Zwischen ihrem Mord und seinem Besuch können zwischen zehn und sechzehn Stunden vergangen sein.“

„Es war also ein sauberer Tatort?“, fragte Mackenzie.

„Ja. Keine Hinweise, keine Schuhabdrücke. Nichts von Interesse.“

Mackenzie dachte an die Fallakten, genauer an eine recht persönliche Notiz des Gerichtmediziners, die dieser vor nicht mehr als sechs Stunden zur Akte hinzugefügt hatte. Bei der Vorbereitung des Körpers hatten sie Hinweise auf sexuelle Erregung in der Unterwäsche Christines gefunden. Das könnte, natürlich, ein Resultat der Zeit sein, die sie mit ihrem Freund verbracht hatte. Aber wenn sie hier gefunden worden war, ohne Shirt und in ihrer Küche … naja, der Verdacht lag nahe, dass sie sich mit jemandem hier getroffen hatte. Und vielleicht wollten sie nicht warten, bis sie im Schlafzimmer waren.

„Hat die örtliche Polizei nach den Videoaufnahmen gefragt?“, wollte Mackenzie wissen. „Ich habe beim Reinkommen gesehen, dass an der Gebäudeseite mindestens zwei Sicherheitskameras angebracht sind.“

„Wir haben jemanden dran“, sagte Wheeler. „Letzter Stand vor zwei Stunden war, dass sich auf den Bändern nichts Bemerkenswertes befindet. Aber Sie können sich gerne selbst ein Bild machen.“

„Darauf werden wir vielleicht sogar zurückkommen“, sagte Mackenzie, als sie die Küche verließ und den Wohnraum betrat.

Christine war ein sehr ordentlicher Mensch gewesen. Das kleine Bücherregal auf der rechten Seite des Wohnzimmers war sauber gestapelt, die Titel, bei denen es sich hauptsächlich um Biographien und alte, politikwissenschaftliche Texte handelte, alphabetisiert. Auf den zwei Beistelltischen und an der Wand befanden sich einige Bilder. Die meisten zeigten Christine und eine Frau, bei der es sich eindeutig um ihre Mutter handelte.

Schließlich sah sie sich im Schlafzimmer um. Das Bett war gemacht und auch der Rest des Raums genauso aufgeräumt wie das Wohnzimmer. Die Gegenstände, die sich auf Nacht- und Schreibtisch befanden, verrieten nur wenig: Stifte, Kleingeld, ein iPhone-Ladegerät, das Flugblatt eines örtlichen Politikers, ein Glas mit einem Schluck Wasser darin. Es war offensichtlich, dass in der Nacht, in der Christine starb, nichts Physisches in diesem Zimmer vorgefallen war.

Es stellten sich viele Fragen und Mackenzie fand genauso viele möglichen Folgerungen, die sie nun alle in ihrem Kopf sortierte, während sie zurück in die Küche ging.

Sie hat sich nach ihrer Rückkehr mit jemandem hier getroffen. Hatte sie Besuch erwartet oder nicht?

Die Tatsache, dass ihre Leiche innerhalb der Wohnung gefunden worden war und ihr Shirt sich nicht mehr an ihrem Körper befand, lässt vermutlich darauf schließen, dass sie den Mörder hereingebeten hat – unabhängig davon, ob er erwartet oder unerwartet vorbeigekommen war. Hat sie ihn in ihre Wohnung eingeladen, ohne auch nur zu ahnen, dass sie in Gefahr war?

Als sie die Küche betrat, machte sich Ellington, der mit Hilfssheriff Wheeler sprach, gerade Notizen. Sie wechselten einen kurzen Blick und nickten. Es war eines der vielen Beispiele ihres harmonischen, abgestimmten Arbeitens – eine nonverbale Sprache, die sie vor Unterbrechungen und unangenehmen Momenten bewahrte.

„Nun, Hilfssheriff Wheeler, ich denke, wir sind hier fertig“, sagte Ellington. „Besteht die Chance, dass Sie zufällig auch für den Fall der getöteten Jo Haley zuständig sind?“

„Nein. Aber ich weiß genug über den Fall, um zu helfen, wenn es nötig ist.“

„Sehr gut. Wir werden Ihnen Bescheid geben, wenn es dazu kommen sollte.“

Wheeler schien damit zufrieden zu sein und lächelte beiden zu, als sie Christine Lynchs Wohnung verließen. Draußen betrachtete Mackenzie den Bürgersteig, der nur dürftige Hinweise darauf lieferte, dass es geschneit hatte. Sie lächelte dünn, als sie realisierte, dass sie und Ellington vermutlich kurz davor gewesen waren, zu heiraten, als das arme Mädchen gestorben war.

Christine Lynch wird niemals das Privileg haben, zu heiraten, einen Ehemann an ihrer Seite zu spüren. Mackenzie fühlte Trauer für die Frau – eine Trauer, die noch tiefgründiger wurde, als sie realisierte, dass ihr eine weitere Freude des Frauseins verwehrt bleiben würde.

Traurig legte Mackenzie eine Hand auf ihren leicht hervortretenden Bauch, als wolle sie beschützen, was sich darin befand.

* * *

Nach einem Anruf im Büro fanden Mackenzie und Ellington heraus, dass es sich bei Christines Freund um einen zweiundzwanzigjährigen Mitstudenten des Mädchens handelte. Er arbeitete Teilzeit auf einem Amt für Gesundheitswesen, um erste Erfahrungen in einer Branche zu sammeln, die ihn nach seinem Abschluss möglicherweise erwartete. Er war nicht bei der Arbeit, sondern zuhause und schien den Verlust Christines besonders schwer zu nehmen.

Als sie bei ihm ankamen, putzte Clark Manners gerade seine bereits blitzsaubere Wohnung. Es war offensichtlich, dass er nicht gut geschlafen hatte. Seine Augen waren glasig und er bewegte sich, als schob eine unsichtbare Kraft ihn vor sich her. Dennoch wirkte er enthusiastisch, als er sie in seine Wohnung einlud – eifrig, der ganzen Sache auf den Grund zu gehen.

„Ich bin nicht dumm“, sagte er, als er sich in seinem makellosen Wohnzimmer hinsetzte. „Wer auch immer sie umgebracht hat … wollte sie vergewaltigen, oder? Deshalb war sie oben ohne, nicht wahr?“

Mackenzie hatte sich genau das auch gefragt, doch die Fotos des Tatorts erzählten eine andere Geschichte. Als Christine zu Boden ging, landete sie auf dem Shirt. Das schien einen Hinweis darauf zu geben, dass es ihr widerstandsfrei ausgezogen und dann zu Boden geworfen worden war. Wenn Mackenzie wetten müsste, würde sie daraufsetzen, dass Christine sich dem Oberteil selbst entledigt hatte. Vermutlich für die Person, die sie in ihre Wohnung gelassen und die sie am Ende getötet hatte. Mackenzie war sich bezüglich eines potentiellen Plans des Täters, Christine zu vergewaltigen, nicht sicher. Die Möglichkeit war dagewesen, doch Mackenzie vermutete, dass für ihn die Tötung im Vordergrund gestanden hatte.

Doch der arme Junge musste davon nichts wissen.

„Es ist zu früh für Spekulationen“, sagte Mackenzie. „Es gibt verschiedene Szenarien. Und wir hatten gehofft, dass Sie uns dabei helfen können, herauszufinden, was geschehen ist.“

„Sicher, sicher“, sagte Clark, der offensichtlich ein langes Nickerchen und einen eingeschränkteren Koffeinkonsum nötig hatte. „Ich werde tun, was ich kann.“

„Können Sie Ihre Beziehung zu Christine beschreiben?“, fragte Ellington.

„Wir waren ungefähr sieben Monate zusammen. Sie war meine erste richtige Freundin – die erste Beziehung, die länger hielt als zwei oder drei Monate. Ich habe sie geliebt. Das wusste ich bereits nach wenigen Wochen.“

„Hatte die Beziehung bereits ein körperliches Level erreicht?“, fragte Mackenzie.

Mit verträumtem Blick nickte Clark. „Ja. Das ging ziemlich schnell.“

„In der Nacht ihres Todes“, fuhr Mackenzie fort, „war sie zuerst hier gewesen. Blieb sie oft über Nacht?“

„Ja, ein oder zwei Mal pro Woche. Manchmal war ich auch bei ihr. Erst vor einigen Wochen hat sie mir einen Schlüssel gegeben, damit ich kommen konnte, wann immer ich wollte. So war ich auch in der Lage, ihre Wohnung zu betreten … und sie zu finden.“

„Warum ist sie in jener Nacht nicht hiergeblieben?“, frage Ellington. „Es war spät, als sie nach Hause ging. Gab es Streit zwischen Ihnen beiden?“

„Nein. Gott, wir stritten nur selten. Nein … wir haben alle etwas getrunken und ich hatte viel zu viel. Ich gab ihr einen Gutenachtkuss und ging dann zu Bett, wo ich sofort einschlief. Es ging mir nicht so prickelnd. Sie blieb noch mit meinen Freunden sitzen. Ich war mir sicher, dass sie sich früher oder später zu mir ins Bett legen würde, aber als ich am nächsten Morgen aufwachte, war sie weg.“

„Glauben Sie, dass einer Ihrer Freunde sie womöglich nach Hause gebracht haben könnte?“, fragte Mackenzie.

„Ich habe sie alle gefragt und sie haben es verneint. Selbst wenn sie es ihr angeboten hätten – Christine hätte es abgelehnt. Ich meine, es sind nur drei Häuserblocks und sie liebte das kalte Wetter, liebte es, zu laufen. Sie stammte aus Kalifornien, Schnee war für sie also etwas Magisches, verstehen Sie? Ich erinnere mich sogar, wie aufgeregt sie an dem Abend gewesen war, als sie die Wettervorhersage hörte. Sie machte sogar Witze darüber, im Schnee spazieren zu gehen.“

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