Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander 4 стр.


Herrick sah ihn grimmig an.»Jawohl, Sir — wenn Sie meinen? Ich sammle die Offiziere drau?en und bringe sie zusammen herein. «Damit verlie? er die Kabine. Bolitho setzte sich und zog nach kurzem Zogern seine Uhr aus der Tasche. Sie hatte ein sehr gutes Werk von Mudge and Dutton und ein festes, luftdichtes Gehause. Geistesabwesend klappte er den Deckel auf, um die Widmung auf der Innenseite zu lesen:

Er schlo? den Deckel und steckte die Uhr wieder in die Tasche. Sein Kopf war jetzt ganz klar, und als seine Offiziere eintraten, fiel ihnen keine Veranderung an ihm auf. Au?er Herrick, und der konnte nichts dagegen unternehmen.

II Isolation

Bolitho hielt im Niedergang inne und lie? seinen Augen

Zeit, sich an den grellen Glanz zu gewohnen.

Es war beinahe acht Glasen,[9] und die Manner der

Vormittagswache hatten sich zur Ablosung bereits lustlos unter der Achterdecksreling versammelt.

Bolitho war schon vor zwei Stunden an Deck gewesen, wie es seine Gewohnheit war. Trotz der Gewi?heit, da? ein weiterer sengend hei?er Tag bevorstand, war ihm zu dieser

Stunde alles frisch und lebendig erschienen. Der Tau auf

Segeln und Leinen hatte diese Illusion noch verstarkt. Doch jetzt stand die Sonne bereits hoch, und als Bolitho zum

Achterdeck hinaufstieg, fragte er sich unwillkurlich, wie lange sie noch nach der

ubergangslos verschmolz sie mit dem Himmel.

Nach und nach prufte er die Stellung der Segel. Sie zogen noch, aber nur schwach; die leicht angebra?ten Rahen hielten das Schiff auf Steuerbordbug.

Er horte den Steuermannsmaat Leutnant Borlase melden:

«Die Wache ist angetreten, Sir.»

Dann quietschten Borlases Schritte auf Deck, seine Sohlen klebten wohl an dem hei?en Pech fest.

Er, wie auch Keen, der ihn abloste, waren sich der

Anwesenheit ihres Kommandanten bewu?t, kannten ihn aber auch gut genug, um zu wissen, da? er in die Routine eines Wachwechsels nicht eingreifen wurde.

Bolitho horte Keen sagen:»Aye, Sir. Kurs Ostnordost…

Liegt an.»

Darauf Borlase, kurz und ungeduldig:»Wie ublich keine besonderen Vorkommnisse. Nur Peterson wurde wegen Unbotma?igkeit ins Logbuch eingetragen. Der Erste Offizier kann sich spater mit ihm befassen. «Er wischte sich das schwei?nasse Gesicht und den Nacken.»Losen Sie die Ruderganger ab, bitte. «Dann verschwand er mit einem Nicken im Niedergang.

Die Leute nahmen den Dienst auf, vier lange Stunden einer weiteren Wache.

Bolitho hatte Herrick mit dem Bootsmann und einigen Helfern auf dem Vorschiff gesehen. Die Arbeit nahm kein Ende. Wie jedes Schiff glich auch die

einem feingestimmten Instrument, bei dem jeder Zoll der Takelage so entworfen und angeordnet war, da? er eine bestimmte Aufgabe erfullte. Splei?en und Nahen, Malen und Kalfatern verlangten auf der

viel Schwei? und knochenbrechende Muhe.

Herrick sah ihn und kam uber die Gangway nach achtern. Seine untersetzte Gestalt bewegte sich fast senkrecht auf den ausgedorrten Planken. Das war kaum uberraschend, denn obgleich alle Segel gesetzt waren, wies das Deck kaum Krangung auf.

Herrick bemerkte:»Das wird wieder ein harter Tag, Sir. «Er sah prufend zu den Masten auf.»Ich habe die Leute fruhzeitig rangenommen, das erspart ihnen das Schlimmste, Mr. Jury plant fur heute nachmittag ein paar schwerere Arbeiten im Orlopdeck.»

Bolitho nickte. Er beobachtete Keen, der rastlos um Ruder und Kompa? wanderte. Wie die anderen Offiziere war er nur mit Hemd und Breecheshose bekleidet, und sein blondes

Haar klebte ihm schwei?na? an der Stirn.»Gut, Thomas«, sagte Bolitho.»Die Leute werden uns zwar wegen der schweren Arbeit verfluchen, aber das erspart ihnen anderen Arger.»

Wie jeder andere Offizier wu?te Herrick, da? zuviel Freizeit bei den herrschenden Verhaltnissen zu Streitigkeiten und Schlimmerem fuhren konnte. In der Messe und den Offizierskammern war es schon schlimm genug. Aber im uberfullten Mannschaftslogis des Unterdecks mu?te es die Holle sein.

Herrick beobachtete ihn und wartete auf den richtigen Augenblick.

«Wie lange noch, Sir?«Bolitho drehte sich zu ihm um, aber Herrick hielt seinem scharfen Blick stand.»Ich meine, wir haben doch die volle Distanz zuruckgelegt. Das Postschiff hat die

Bolitho packte die Reling mit beiden Handen. Das hei?e Holz half ihm, seine Gedanken zu sammeln, seine Nervositat zu verbergen.

Unter sich sah er Jacob Twig, den Koch, im Schatten eines Laufgangs zielbewu?t davoneilen, zweifellos zum Zahlmeister. Die frischen Lebensmittel und Sondervorrate, die sie in Sydney ubernommen hatten, mu?ten mit dem ublichen Pokelfleisch gestreckt werden: mit gesalzenem Rind- oder Schweinefleisch, das manchmal so hart war wie das Teakholz der Schiffsplanken. Twig war sehr dunkel und ungewohnlich gro?. In seiner ubelriechenden Kombuse stand er meist uber seine Topfe und Kasserollen gebeugt wie ein Zauberer, der magische Tranke braute. Bolitho sagte langsam:»Zugegeben, wir haben die volle Strecke zuruckgelegt. «Er versuchte, sich das vermi?te Schiff vorzustellen, zu erraten, was ihm zugesto?en sein mochte.

Wahrend der ganzen drei Wochen hatten sie nur zwei andere Schiffe in Rufweite passiert, zwei kleine hollandische Schoner. Die Begegnungen hatten eine Woche auseinandergelegen, aber keiner der beiden Kapitane hatte etwas anderes gesehen als die ublichen Eingeborenenflottillen zwischen den vielen Inseln. Und es war immer klug, um sie einen weiten Bogen zu machen.

Bolitho fugte hinzu:»Unsere Position ist wieder im Suden von Tongatapu. Wenn wir wenden und der Wind so gunstig bleibt, konnten wir morgen fruh Land sichten. «Herrick wartete, er erriet seine Gedanken. Bolitho sagte:»Ich will das Schiff nicht mitten zwischen die Riffe setzen, aber wir konnen Boote an Land schicken. Der Hauptling dort ist uns angeblich freundlich gesonnen. Unsere Schiffe sind ihm nicht unbekannt, wie Mr. Lakey sagt.»

Herrick schnitt eine Grimasse.»Ich nehme trotzdem ein paar geladene Pistolen mit, Sir! Zu viele brave Seeleute sind schon hinterrucks niedergemacht worden. «Bolitho drehte sich nach einer Bewegung im Wasser um: ein Hai, der einen kleineren Fisch uberfiel. In Sekunden war die Wasseroberflache wieder glatt, und nur das gelegentliche Auftauchen der Schwanzflosse verriet, da? sie einen geduldigen Begleiter hatten.

«Manche Eingeborene haben guten Grund, uns zu hassen«, erwiderte er und beruhrte unwillkurlich die Haarstrahne, die sein rechtes Auge halb verdeckte.

Herrick bemerkte die Bewegung, sie war ihm so vertraut wie Bolithos ruhige graue Augen. Die Strahne verbarg eine tiefe, grausame Narbe an der Stirn. Als junger Leutnant war Bolitho von einem Eingeborenen niedergeschlagen und beinahe getotet worden, als er mit einer Gruppe Matrosen auf einer Insel Frischwasser beschaffen wollte. Herrick blieb ungeruhrt.»Trotzdem werde ich zuerst schie?en, Sir! Ich bin zu weit herumgekommen, um mir mit einer Keule den Schadel einschlagen zu lassen. «Bolitho wurde plotzlich ungeduldig. Der Gedanke, da? die Eurotas von kriegerischen Eingeborenen uberwaltigt worden sein konnte, entsetzte ihn.

«Rufen Sie den Steuermann, Thomas. Wir werden einen neuen Kurs abstecken und beschlie?en, was wir unternehmen sollen.»

Herrick sah ihm nach, wie er mit versonnenem Gesicht zur Kampanje schritt. Er sagte zu Keen:»Achten Sie auf Ihre Wache. Spatestens in einer Stunde brauchen wir alle Mann. «Keen antwortete nicht. Auch er erinnerte sich an Viola Raymond, sie hatte ihn gepflegt, nachdem er verwundet an Land gebracht worden war. Wie manchem anderen war ihm ihre Beziehung zum Kommandanten bekannt und auch, was Herrick davon hielt. Keen mochte sie beide, besonders aber Bolitho. Wenn der Viola Raymond suchen und damit neue Gefahren heraufbeschworen wollte, so war das seine Angelegenheit. Er beobachtete Herricks besorgtes Gesicht. Oder etwa nicht?

In dem kleinen Kartenraum unter der Kampanje, neben der Steuermannskajute, beugte Bolitho sich uber den Tisch und sah zu, wie Lakey sich mit Zirkel und Lineal zu schaffen machte.

«Wenn der Wind anhalt, morgen Mittag. «Lakey blickte auf, sein hageres Gesicht hob sich nur als Silhouette vor einem offenen Bullauge ab.

Dahinter schimmerte das Meer schmerzhaft in den Augen. Wieviel schlimmer mu?te es auf einem gro?en, mit Deportierten uberladenen Frachter sein. Wenn die

Lakey hob die Schultern. Lob oder Kritik beruhrten ihn nur selten.»Mir wird wohler sein, wenn ich das Mittagsbesteck gesehen habe, Sir. «Bolitho lachelte.»Also gut.»

Er drehte sich auf dem Absatz um und eilte aufs Achterdeck zuruck, denn er wu?te, Lakey wurde bereit sein, sobald er benotigt wurde.

«Also, Thomas, wir wenden zur halben Stunde und gehen auf Nordwestkurs. Das gibt uns Seeraum, wenn wir uns den Riffen nahern. Au?erdem sind wir dann in besserer Position, um eine andere Insel anzulaufen, sollte der Wind umspringen.»

Als ein Schiffsjunge das Halbstundenglas neben dem Kompa? umdrehte, hatten die Matrosen schon die Brassen besetzt und holten keuchend die gro?en Rahen der Fregatte herum.

Die

gehorchte dem Ruder und walzte sich schwerfallig auf den anderen Bug. Bolitho verfolgte genau, wie lange das Manover dauerte. Trotz des schwachen Windes hatte er jeden verfugbaren Mann an Deck und in der Takelage eingesetzt, denn er hielt es fur toricht, bei Routinemanovern Nachlassigkeiten und Fluchtigkeit zuzulassen. In der Schlacht, wenn der gro?te Teil der Besatzung an den Geschutzen und mit Reparaturen beschaftigt war, mu?te das Schiff von viel weniger Leuten bedient werden. Dennoch hatte die

soeben eher mit der gelassenen Wurde eines Linienschiffs als mit der Behendigkeit einer Fregatte reagiert. Stets war die Gefahr gro?, selbstzufrieden zu werden und den knochenbrechenden und undankbaren Geschutz- und Segel-drill unter Gefechtsbedingungen zu verschieben. Hier drau?en, wo man manchmal monatelang kein anderes Kriegsschiff zu Gesicht bekam, fiel der notige Exerziereifer schwer, besonders wenn man selbst ihn nur zu gern verga?. Bolitho verfugte uber eigene bittere Erfahrung. Als Kommandant der

Argus

Argus,

Wie jetzt auf der

war Bolitho mit einer bunt zusammengewurfelten Besatzung gesegnet, und alles, was er dem Franzosen und seiner gutgedrillten Mannschaft entgegenzusetzen hatte, waren Jugend und frische Ideen. Le Chaumareys hatte seine Heimat schon vor Jahren verlassen. Sein jetziges Kommando unter einer fremden Flagge sollte sein letztes sein, ehe er sich ehrenvoll nach seinem geliebten Frankreich zuruckzog. Doch es waren gerade seine Vorliebe fur Routine, sein Vertrauen zu bewahrten Methoden und Manovern gewesen, die ihn den Sieg und das Leben gekostet hatten.[11]

Bolitho fragte sich, wie lange es dauern wurde, bis er zu selbstzufrieden oder zu erschopft sein wurde, einer wirklichen Herausforderung entgegenzutreten. Oder ob er auch kunftig die Schwachen wurde erkennen konnen, wenn kein anderer da war, um ihn darauf hinzuweisen.»Kurs Nordwest, Sir. Voll und bei. «Herrick wischte sich mit dem Handgelenk uber die Stirn.»Und auf diesem Bug ist es auch nicht kuhler.»

Bolitho nahm das Teleskop von Midshipman Swift entgegen und richtete es nach vorn. Er blickte durch die straffen Wanten und Stage, uber die goldene Schulter der Galionsfigur hinweg, und weiter ins Nichts.»Gut. Schicken Sie die Freiwache unter Deck. «Er hielt Herrick zuruck, der schon davoneilen wollte.»Wie ich horte, wunscht Mr. Borlase, da? Sie heute einen Seemann bestrafen?»

Herrick sah ihn ernst an.»Ja, Sir: Peterson. Wegen Unbotma?igkeit. Er beschimpfte einen Bootsmannsmaat.«»Verstehe. Dann

Das ist auch der Grund, weshalb ich es nie weiter als bis zum Leutnant bringen werde, dachte er. Wahrend Herrick in Luv auf und ab ging, wurde er fast, standig von Keen und Midshipman Swift beobachtet. Vom Midshipman auf der

Als Keen befordert worden war und die Offiziersprufung bestanden hatte, war er uberzeugt gewesen, da? nichts ihn je stolzer machen wurde. Doch nun beobachtete er Herrick und fragte sich nicht zum erstenmal, wann der nachste Schritt in seiner Karriere kommen wurde. Mancher Leutnant schien automatisch zum Kapitan zu avancieren und unaufhaltsam hoher zu steigen — wie ein Komet. Andere blieben Jahr fur Jahr auf der gleichen Stufe, bis die Marine sie ausstie? wie Strandgut. Wenn er doch im Krieg schon alt genug gewesen ware, um unter Mannern wie Bolitho und Herrick voll zu dienen! Er horte Lakeys leichten Schritt neben sich.»Ich dachte gerade…»

Der Steuermann lachelte grimmig.»Mein Alter in Tresco sagte immer, uberla? das Denken den Pferden, Tobias, sie haben gro?ere Kopfe als du. «Das schien ihn zu amusieren.»Wir haben einem Kurs zu folgen, Mr. Keen. Und kein Bruten oder Bohren wird die Absichten des Kommandanten andern, um keinen Deut.»

Keen grinste. Er mochte Lakey, obwohl ihre Welten so weit auseinander lagen.»Ich will's mir merken.»

Bolitho sa? an seinem Schreibtisch und arbeitete sich langsam durch das tagliche Pensum. Wie meistens wahrend der Vormittagswache empfing er einen regelma?igen Strom von Besuchern.

Bynoe, der Zahlmeister, verlangte eine Unterschrift fur seine Liste frisch geoffneter Fleischfasser. Er hatte harte Augen und ein noch harteres Herz, war aber besser als viele seines

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