Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander 8 стр.


Langsam erwiderte er:»Danke, Mr. Keen. Lassen Sie die

Barkasse an Bord holen und bereiten Sie alles vor, um auszulaufen. «Er blickte zum Steuermann hinuber, ohne ihn zu sehen.»Setzen Sie den Kurs so ab, da? er uns klar von der nordlichen Hauptinsel fuhrt und uns den Weg zur offenen See freila?t, aus welcher Richtung der Wind auch wehen sollte.»

Er wandte sich wieder Keen zu, wahrend seine Ideen von anderen in Befehle und Aktionen umgewandelt wurden.»War das alles?»

Keen blickte zu Herrick hinuber, der aber bereits die Leute an die Taljen wies, um das Boot einzusetzen, und an die Brassen, um wieder Fahrt in das treibende Schiff zu bringen. Leise sagte er:»Als ich das Schiff bereits verlie?, Sir, hat die Dame, die Gattin von…»

«Ja, Mr. Keen, ich wei? Bescheid. Fahren Sie bitte fort.«»Sie rief mich zuruck. Den Passagieren war gesagt worden, wer die

kommandierte. Ich soll Sie von ihr gru?en. Vielleicht hatte sie noch mehr gesagt, aber ich war schon dabei, das Schiff zu verlassen. «Sein Ton klang entschuldigend.

Bolitho lachelte ernst.»War sie wohlauf?«Keen nickte.»Sehr, Sir. «Er runzelte die Stirn.»Aber sie erwahnte etwas, das ich nicht ganz verstand. Auch unterbrach Kapitan Lloyd sie und bat mich um weitere Informationen uber die

Ich hoffe, Ihr Kapitan konnte seine Uhr reparieren lassen.««Er hob ratlos die Schultern.»Dann brachte mich Kapitan Lloyd zum Seefallreep, Sir. Tut mir leid, da? ich Ihnen nicht mehr sagen kann.»

Bolitho starrte ihn mehrere Sekunden lang an.»Sie haben mir eine Menge gesagt.»

Er zog die Uhr aus seiner Tasche und drehte sie zwischen den Fingern. Viola hatte an den einen Umstand gedacht, der ihn argwohnisch machen wurde. Trotz der Sonnenhitze lief es ihm kalt uber den Rucken, als ihm die Wahrheit bewu?t wurde. Als seine alte Uhr damals eine Musketenkugel aufgefangen hatte, hatte sie ihn vor einer schweren Oberschenkelverletzung bewahrt. Aber sie war vollig zerschmettert worden. Viola hatte das gewu?t und ihm als Ersatz sogar eine andere geschenkt. Beide wurden diesen Umstand nie vergessen.

Bolitho fragte scharf:»War Mr. Raymond anwesend?«»Ja, Sir. Aber er stand mit den anderen weiter achtern.«»Verstehe.»

Herrick kam dazu.»Wir sind bereit, Fahrt aufzunehmen. Ich habe Mr. Starling von Ihrer Absicht verstandigt, und er wird uns alsbald vorausfahren. «Er spurte Bolithos Stimmung.»Ist etwas nicht in Ordnung?»

«Nichts ist in Ordnung. «Bolitho schob die Uhr in die Tasche zuruck. Er war wutend, doch gleichzeitig war ihm ubel. Zu denken, da? sie dort jenseits des Wassers Gott wei? welchen Qualen ausgesetzt war und trotzdem versucht hatte, ihn durch Keen zu warnen…

In Gegenwart ihres Mannes hatte sie sonst die Uhr niemals erwahnt; sie war ihrer beider Geheimnis. Und auf keinen Fall konnte sie vergessen haben, wie es sich in Wahrheit damit verhielt.

Er sagte:»Dann lassen Sie uns auslaufen, Mr. Herrick. «Er blickte zum Wimpel im Gro?topp hinauf.»Der Wind hat um einen weiteren Strich gedreht. Wir wollen von den Inseln klar kommen, ehe er noch starker wird. «Er blickte den Leutnant an und sagte einfach:»Die

«Aber — aber…«Herrick rang nach Worten.»Ich habe das meiste gehort, was Mr. Keen berichtet hat, Sir, und konnte darin keinen Hinweis auf eine Notlage entdecken, jedenfalls nicht, nachdem wir die Angreifer vertrieben hatten.«»Der wahre Feind befindet sich im Schiff selbst. «Er lie? alle Formlichkeit fallen und trat zwischen die beiden.»Sie wissen uber meine Uhr Bescheid, auch wenn Sie bisher sorgfaltig vermieden haben, davon zu sprechen. Sie wissen es beide genau, vor allem Mr. Keen, der nach seiner schweren Verletzung von Viola Raymond gepflegt wurde. Sie war sehr gutig zu Ihnen. «Er sah beide der Reihe nach an.»Glauben Sie wirklich, da? sie eine Tatsache verfalschen und die andere uberhaupt nicht erwahnen wurde?«Keen antwortete:»Nein, Sir, das glaube ich nicht.«»Thomas?«Bolitho sah seinen Freund prufend an, beobachtete den Ausdruck auf seinem offenen Gesicht.»Ich mu? es wissen.»

Herrick bi? sich auf die Lippen.»Wahrscheinlich nicht. Aber anzunehmen, da? das Schiff sich in falschen Handen befindet…»

Bolitho wandte sich ab.»Kennt denn einer von uns Kapitan Lloyd? Haben wir mit der

Schwerfallig zunachst, bis die Rahen optimal fur den auffrischenden Wind gebra?t waren, krangte die

unter dem Druck und begann, ihren Kluverbaum auf die nachste gro?e Insel zu richten. Hoch uber Deck arbeiteten die Matrosen eifrig und sachgerecht, unberuhrt von der drohenden Gefahr, die Viola Raymonds verschlusselte Botschaft uber sie alle gebracht hatte. Am fruhen Abend lag die Insel der funf Hugel in Backbord weit zuruck. Ihr Umri? verlor sich in Dunst und reflektiertem Sonnenglast.

Bolitho sa? in seiner Kajute am Tisch, den unberuhrten Teller zur Seite geschoben.

Der Wind hatte noch weiter geschralt, deshalb wurde es einige Zeit dauern, ehe sie die nordliche Spitze der kleinen Insel umschiffen konnten, die sie verlassen hatten. Aber dieser Wind wurde auch die

Eurotas

Tempest

die kleine Insel moglicherweise vollig ubersehen.

Aber es gab zu viele >Wenn<. Bolitho ging ruhelos zum Fenster und suchte nach der Ruckenflosse dicht unter dem Heck. Zwischen den beiden Schiffen bestand insgeheim ein enger Kontakt, von dem der fremde Kapitan keinesfalls wissen konnte. Bolitho tastete nach der Uhr in seiner Tasche. Er befurchtete, da? Violas tapfere Geste sie schon das Leben gekostet hatte.

IV Nach dem Sturm

Ganz so, wie der Steuermann vorausgesagt hatte, begann sich das Wetter bald nach Mitternacht schnell zu verschlechtern. Der Wind nahm an Starke zu, blieb aber hei? und feucht, und als Mond und Sterne hinter tiefhangenden, schnell vor dem Wind treibenden Wolken verschwanden, bereitete sich die

auf ihren Kampf mit dem Sturm vor.

Selbst Bolitho fand das Erlebnis gespenstisch. Nach Hitze und glei?ender Sonne, nach langsamem und geduldigem Kreuzen gegen wenig Wind, wirkten nun diese gewaltsamen Bewegungen und das uberlaute Drohnen von Sturm und Wellen unnaturlich. Ihre Welt war wieder geschrumpft, beschrankte sich auf vertraute Gegenstande und Haltepunkte an Deck, wahrend das Wasser jenseits des Schanzkleides brodelte wie in einem riesigen Kessel, ehe es in der alles einhullenden Dunkelheit verschwand. Bolitho fand reichlich Zeit, die Manner zu bedauern, die hoch oben auf den bebenden Rahen und in den Wanten arbeiteten. Gelegentlich, bei einem kurzen Nachlassen des schauerlich stohnenden Windes, horte er die Manner sich schreiend und mit verzerrten Geisterstimmen verstandigen. Herrick taumelte auf dem schragliegenden Achterdeck heran und rief:»Alles dicht, Sir!«Er winkte mit einem Arm, was im fliegenden Gischt aber kaum zu erkennen war.»Wenn alles halt, sollten wir das Wetter gut uberstehen. «Er duckte sich fluchend, als eine schaumende See sich in Luv uber den Finknetzen brach und alles in Reichweite durchna?te.»Bei allem Respekt vor dem toten Captain Cook, Sir, aber ich finde, es war ein Irrtum von ihm, diesen Archipel >freundlich

Tempest

Er horte das gelegentliche Rasseln der Pumpen, wu?te aber, da? sie nur ubergenommenes Spritzwasser lenzten, das in Luv uber Deck fegte und wie Brandung das Batteriedeck entlangdonnerte, ehe ein Teil davon seinen Weg unter Deck fand. Jede andere Fregatte, die Bolitho kannte, hatte bei dieser See schwer zu kampfen gehabt, und ihre Pumpen waren doppelt bemannt und wahrend jeder knochenzermurbenden Minute in Betrieb gewesen. Die

aber war bei all ihrer Schwerfalligkeit so dicht wie ein Pulverfa?, und ihre starken Teakholzplanken lie?en kaum einen Tropfen durchsickern.

Bolitho beobachtete, wie das Wasser nach Lee davongurgelte, sich an jedem festgezurrten Geschutz brach, bereit, jeden spuckenden, halbblinden Seemann zu packen und bewu?tlos in die Speigatten zu schleudern. Er packte das Netzwerk und versuchte nachzudenken, obwohl er von Seegang und Wind halb benommen war. Die

Aber angenommen, da? er sich doch irrte? Da? Keen Viola mi?verstanden hatte, oder da? er es erfunden hatte, nur um ihm eine Freude zu machen? Vielleicht hatte sie ihre Nachricht sarkastisch gemeint, was nur er verstehen konnte, damit er sich bei einer Wiederbegegnung zuruckhalten und ihr nicht nahertreten sollte.

Oder vielleicht wollte sie ihn auch nur sehen und glaubte, eine solche Botschaft wurde ihn zu ihr zuruckbringen? Er schob sich das Haar aus den Augen, in die der spruhende Gischt wie Pfeile durch die Webeleinen der Besanwanten scho?.

Nur wenn er sich in Viola nicht tauschte, war auch sein

Urteil uber die

Dunkelheit.»Aber wenigstens konnen wir dann sehen, wo wir sind. Ich habe den Ausguck verdreifacht, denn wir treiben weiter ab, als hier ratsam ist. «Er war heiser vom

Schreien der Befehle.»Vielleicht hatten wir an die

Herrick wischte sich mit dem Armel uber den Mund.»Ja, das stimmt wohl. Ich vermute, da? die Deportierten jede Beherrschung verloren, als das Schiff auflief, und dann die Macht an sich rissen. «Er drehte sich um und wartete auf Bolithos Meinung.

«Falls das Schiff uberhaupt auflief. An dem allen stimmt etwas nicht, Thomas.»

Starling, einer der Steuermannsmaaten am Kompa?, rief:»Oben ist was weggeflogen, Sir!»

Als Bestatigung fur seine Warnung polterten zwei Blocke und etwa funfzig Fu? Tauwerk wie eine zweikopfige Schlange auf das Achterdeck herab. Starling rief schon nach zusatzlichen Leuten, um in die trugerischen Wanten zu klettern und den Schaden zu beheben. Er war zwar geringfugig, aber wenn er unbeachtet blieb, konnte daraus Schlimmeres entstehen. Bolitho horte dem Steuermannsmaat anerkennend zu. Starling war mit seinem Kutter im letztmoglichen Augenblick an Bord genommen worden, damit sein Lotgast dem Schiff half, so schnell wie moglich von den Riffen klarzukommen. Ein Fehlgriff oder einer, der die Nerven verlor, und der Kutter ware vielleicht zuruckgeblieben. Und diesen Seegang hatte er unmoglich abwettern konnen. Dennoch hatte Starling, der als Trommeljunge bei einem Infantrieregiment angefangen hatte, ehe er dort davonlief, weil er lieber auf einem Schiff des Konigs dienen wollte, wenig Aufregung verraten, als er auf dem Achterdeck seine Meldung machte.

«Gerade noch rechtzeitig, Sir«, war alles, was er gesagt hatte. Und jetzt war er dabei, die Wache auf dem Achterdeck einzuweisen, als ob nichts Ungewohnliches geschehen ware.

Bolitho sah die Beine und die ausgefranste Hose eines Seemannes hastig auf entern. Seine nackten Fu?e bewegten sich schnell wie Paddel. Er erkannte in dem Mann Jenner, ehe er im Gewirr der Takelage verschwand. Ein weiteres Beispiel fur menschliches Treibgut: Jenner war Amerikaner, der in der revolutionaren Marine gegen die Briten gekampft hatte. Ein guter Seemann, wenn auch ein Traumer, der sich seinen alten Feinden angeschlossen hatte, als langweile ihn bereits die Unabhangigkeit, die zu erringen er mitgeholfen hatte.

Unmittelbar vor dem Achterdeck war ein weiteres Ratsel: ein riesiger Neger, der sich vor den Seen duckte oder geschickt beiseite sprang, wenn sie die Zwolfpfunder uberfluteten. Man hatte ihn halbtot in einem treibenden Langboot aufgefunden, kurz nachdem Bolitho das Kommando ubernommen hatte. Er war nackt und von Sonne und Durst bose zugerichtet. Schlimmer noch: als man ihn nach unten zum Schiffsarzt gebracht hatte, hatte Gwyther in seiner prazisen Art gemeldet:»Der Mann hat keine Zunge. Sie ist ihm abgeschnitten worden.»

In dem Langboot hatte man sonst nur noch eine Metallscheibe gefunden, mit dem eingraviertan Namen >Orlando<. Der Name eines Schiffes, eines Menschen, eines Stucks der Ladung? Niemand wu?te es. Bolitho hatte den Verdacht, da? das Boot von einem Sklavenschiff stammte und der gro?e Neger entweder zu fliehen versucht hatte oder als Warnung fur andere ausgesetzt worden war.

Назад Дальше