Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander 6 стр.


Segrave sah, da? das andere Schiff ebenso stark uberholte wie die

«Vermutlich ein Sklavenhandler. «Jay musterte das andere Schiff abschatzig.»Den schnappen wir uns ganz bestimmt.»

Tyackes Stimme schallte ubers Deck:»Klar zum Gefecht! Mr. Archer nach achtern, bitte. «Archer war der Stuckmeister.»Mr. Segrave! Nach unten, aber sofort!»

Jay sah zu, wie der Midshipman in den Webleinen abenterte. Sein helles Haar wehte im Wind. Uber den Jungen konnte man sich nicht beklagen, doch ein so kleines Schiff hatte seine Tucken. Eine Hand furs Schiff, eine fur dich selbst, hie? die wichtigste Regel. Passagiere oder Muttersohnchen hatten an Bord keinen Platz.

Als Segrave das Deck erreicht hatte, stand Simcox schon vor ihm:»Helfen Sie Mr. Archer, er wird vorn den Vierpfunder feuerklar machen und abfeuern. Lernen Sie dabei, soviel Sie konnen.»

Der rundliche Bootsmann grinste mit seinen schadhaften Zahnen:»Archer schie?t einen Apfel vom Baum, selbst noch auf hundert Schritt.»

Tyacke sprach jetzt mit dem Ruderganger, und in der grellen Sonne sah sein Gesicht wie frisches Fleisch aus. Segrave folgte dem Stuckmeister, aber am liebsten hatte er sich unter Deck verkrochen. Der grauhaarige Elias Archer stand lassig mit vor der Brust verschrankten Armen auf dem tanzenden Vordeck und lie? seine Manner das Buggeschutz laden.

«Haben Sie das schon mal gemacht?«frage er den Midshipman und starrte dabei zu dem anderen Schiff hinuber. Es war gro?er als die

«Mein letztes Schiff hat mal einen franzosischen Zweidecker verfolgt, aber der lief auf Grund und ging in Flammen auf, ehe wir ihn entern konnten.»

«Wir machen das besser. «Der Stuckmeister nahm eine glanzende Kanonenkugel aus dem Gestell und rollte sie prufend zwischen seinen harten Handen.»Kurierschiffe mussen schnell und leicht sein. Ohne uns bekame die Flotte keine Nachrichten. Und ohne uns ware selbst Nelson damals am Ende gewesen. «Einem aus seiner Mannschaft befahl er:»Stuckpforte auf.»

Segrave sah Manner an Schoten, Halsen und Brassen eilen. Der verfolgte Schoner war bestimmt abgefallen, obwohl das von hier aus schwer zu beurteilen war.

Archer beugte sich vor und beobachtete kritisch, wie die Kanone geladen wurde.»Manche Idioten verdoppeln die Pulvermenge«, sagte er,»aber nicht auf der kleinen

Miranda.

Jay im Ausguck brullte plotzlich:»Die werfen eine Leiche uber Bord, Sir. Und noch eine!»

Tyacke pre?te das Teleskop ans Auge.»Der letzte lebte noch«, sagte er bose.»Vor ihren Bug, Mr. Archer!»

Archer duckte sich, peilte uber den Lauf und ri? an der Abzugsleine. Die Kanone ruckte zuruck in ihre Halteseile, Rauch wehte aus der Pforte, und der Lauf wurde sofort fur den nachsten Schu? ausgewischt.

Segrave sah an Steuerbord des fremden Schoners Gischt aufspritzen. Hatte Archer mit seinem Schu? so weit daneben gelegen? Aber die Kugel war ubers Wasser gehupft wie ein springender Delphin und vor dem Bug eingeschlagen. Segrave deutete auf die Gischt, die jetzt in sich zusammenfiel.»Was ist das?»

Sperry, der Bootsmann, sagte heiser:»Da toben Haie.»

Segrave fuhlte, wie ihm schlecht wurde. Die beiden Korper, die man wie Abfall uber Bord gekippt hatte, waren vor seinen Augen zerrissen worden.

«Bootsmann! Beiboot aussetzen!»

Segrave sah, wie das andere Schiff beidrehte, seine geflickten Segel flatterten wild. Aber die Mannschaft der

Segrave bi? die Zahne zusammen. Was kam da blo? auf ihn zu? Er erinnerte sich, wie seine Mutter ihm und den Schwestern vom Tod des Vaters berichtet hatte. Wie wurde sie auf

Wahrend die beiden sich neckten, starrte Segrave sie angstvoll an. Sklavenschiffe waren oft hervorragend bewaffnet, hatte er gehort.

Plotzlich wurde Jay ernst.»Also, wir machen's wie ublich, Manner. Ubernehmt als erstes das Ruder und entwaffnet die Mannschaft. Und Sie bleiben in meiner Nahe«, wandte er sich an Segrave.»Also los!»

Ein Wurfanker flog uber die Reling des Schoners, der

Segrave musterte die fremde Crew. Ein gemischtes Volk, der Abschaum der Gosse.

«Und was ist das?«Mit kraftigem Schwung zog der Bootsmann einen Mann aus der Gruppe, ri? ihm das Hemd auf und drehte ihn um, so da? Jay die Tatowierung auf seiner Brust sehen konnte: gekreuzte Flaggen, eine Kanone und der Name eines Schiffs —

Der Skipper zuckte nur mit den Schultern und schuttelte den Kopf. Jay seufzte.»Sprichst wohl kein Englisch, oder?«Er sah sich um und zeigte mit seinem Sabel auf den Deserteur.»Wenn du uns hilfst, wirst du nicht gehangt.»

Der fremde Seemann lie? sich auf die Knie fallen.»Ich hab' doch erst eine Reise gemacht, Sir!»

«Und wer warf die beiden Manner uber Bord?«Die Sabelspitze beruhrte die Kehle des Mannes.»Keine Lugen, oder du gehst selber zu den Haien.»

«Der Skipper hat sie uber Bord geworfen, Sir!«Er sabberte vor Angst.»Sie haben gekampft und einander umgebracht. «Er senkte den Blick.»Der Skipper wollte sie sowieso loswerden, sie waren nicht kraftig genug fur harte Arbeit.»

Segrave beobachtete den Mann im Seidenhemd, er schien kuhl und unbewegt. Man wurde ihm nichts anhaben konnen, obwohl er zwei Sklaven umgebracht hatte.

«Behalt die Crew im Auge, George«, rief Jay. Und an einen Matrosen gewandt:»Wir gehen jetzt unter Deck. Sie kommen mit, Mr. Segrave.»

Unten war es noch schmutziger. Der Rumpf stohnte und knarrte, wahrend die Manner mit brennenden Lampen zwischen die leeren Handfesseln und Fu?eisen traten, die verhinderten, da? die Schwarzen sich mehr als ein paar Schritte bewegen konnten — auf der langen Reise von Afrika zu den westindischen Inseln oder ans sudamerikanische Festland.

«Darum nehmen sie nur die gesundesten. Andere wurden die Reise nicht uberleben. «Jay spuckte aus.»Sie liegen hier unten wochenlang im eigenen Dreck.»

Segrave wurgte der Ekel, aber er konnte sich gerade noch beherrschen.»Wird der Deserteur wirklich begnadigt?»

Jay sah ihn gro? an.»Naturlich, wenn er uns helfen kann. Dann wird er nicht gehangt. Aber zweihundert Peitschenhiebe kriegt er bestimmt, damit er in Zukunft nicht vergi?t, wohin er gehort.»

Der Seemann, der sie begleitete, fragte:»Was ist da achtern im Heck, Mr. Jay?»

«Die Kajute und die Kammern. Warum?»

«Ich hab' dort was gehort.»

«Guter Gott!«Jay zog seine Pistole und spannte sie.»Vielleicht will uns irgendein Schweinehund in die Luft jagen. Los, ran!»

Der junge Seemann warf sich mit aller Kraft gegen die Tur und ri? sie aus den Angeln. Bis auf einen Fleck Sonnenlicht lag die Kajute im Dunkeln. Und selbst das bi?chen Licht hatte Muhe, durch das dreckige Glas des Skylights zu dringen.

Auf einer schmutzigen Koje lag zwischen Lumpen eine junge schwarze Frau. Sie stutzte sich auf die Ellbogen, ihre Beine waren von einem schmutzigen Laken bedeckt. Sonst war sie nackt. Sie schaute die Eindringlinge ohne Uberraschung an. Als sie sich bewegen wollte, hielt eine Fu?kette sie zuruck.

«Aha«, sagte Jay leise,»so vergnugt sich also der Skipper.»

Sie kehrten an Deck zuruck.

«Zielhafen?«Jay sah auf die Karte.»Madagaskar, Sir!»

«Viel ist sie ja nicht wert«, murmelte einer der Manner neben Segrave,»aber ein kleines Prisengeld wurden wir schon fur sie kriegen, nicht wahr?«Sein Kumpel nickte.

Tyackes Stimme verriet nichts.»Sehr gut, Mr. Jay. Bringen Sie den Deserteur an Bord!»

«Nein, nein!«schrie der Mann, aber der Bootsmann streckte ihn mit einem gezielten Fausthieb nieder. Als der Kerl sich erholt hatte, kroch er ubers Deck und umklammerte Jays Knie.»Er hat die richtige Karte unter Deck gebracht, als wir Sie sichteten«, stammelte er.»Das macht er immer, wenn sich ein fremdes Schiff nahert. Dann holt er die falsche Karte hoch, die jeder sehen kann.»

Jay schob die Hande des Deserteurs weg.»Da? ich daran nicht gedacht habe!«Er griff nach Segraves Arm.»Kommen Sie mit!»

In der Kajute lag das Madchen noch wie vorhin da, als habe es sich inzwischen nicht bewegt. Sie wuhlten in Buchern und Karten, alten Kleidern und Waffen. Jay wurde nervos, weil er wu?te, da? Tyacke schnell wieder weitersegeln wollte.»Das bringt nichts«, sagte er schlie?lich.»Der Deserteur wollte nur seine Haut retten und hat diese Kartengeschichte erfunden.»

Ein Spiegel lehnte an einem Kasten mit Duellpistolen. Jay hob ihn an — ein letzter Versuch.»Nichts, verdammt noch mal!«Er warf das Glas weg, und Segrave fing es auf, ehe es zu Boden fallen konnte. Die Schwarze auf der Koje bewegte sich, ihre Bruste glanzten im Sonnenlicht.

«Sie liegt auf was, Mr. Jay!»

Jay starrte zuerst ratlos zu ihr hinuber, dann ging er zur Koje, um sie zur Seite zu schieben. Aber ihr schwei?nasser Korper entglitt seinem Griff, sie bewegte sich blitzschnell, und ein Messer blitzte in ihrer linken Hand. Segrave sprang Jay zu Hilfe.

Jay fiel und rutschte durch Segraves Ansturm uber den Boden der Kajute. Der junge Mann sank uber die Frau und stie? einen schrillen Schmerzensschrei aus.

Segrave spurte das Messer wie eine Flamme uber seine Hufte zucken und wu?te, mit dem zweiten Stich wurde sie seinen ungeschutzten Rucken treffen. Aber dann knallte es, und das Messer flog zu Boden. Die Frau fiel mit blutendem Mund gegen die Wand. Jay hatte sie geschlagen.

Der junge Seemann kam jetzt in die Kajute gerannt.»Helfen Sie Mr. Segrave«, befahl ihm Jay, schob die Frau zur Seite und zog einen Lederbeutel unter ihrem nackten Leib hervor.

Segrave untersuchte stohnend den Schnitt in seiner Hose. Das Messer hatte ihn ganz schon erwischt. Uberall war Blut. Er bi? sich auf die Lippen, um nicht zu schreien. Der Seemann wickelte ein Hemd um die Wunde, aber der Stoff war schnell durchtrankt.

Jay ri? die Ledertasche auf, fand die Karte und rollte sie mit zitternden Fingern halb auf.

«Ich mu? sofort den Kommandanten sprechen«, sagte er dann, richtete sich auf und sah in Segraves schmerzverzerrtes Gesicht.»Sie haben mir gerade das Leben gerettet. Noch etwas Geduld, ich bin gleich zuruck. «Seine Stimme klang sanft.

Oben an Deck schien der Abend zu dunkeln, die Wolken hatten Rander aus schimmerndem Gold.

«Ihr wirklicher Zielhafen ist Kapstadt, Sir«, rief Jay hinuber.»Ich habe hier eine Nachricht — in franzosisch, denke ich.»

Tyacke befahl:»Schicken Sie mir den Skipper und diese Ledertasche heruber. Und den Deserteur. Ich laufe zum Geschwader weiter. Werden Sie und Mr. Segrave an Bord klarkommen?»

Jay grinste.»Naturlich. Jetzt haben wir hier keine Probleme mehr.»

Der Skipper der

Als das Boot mit den Gefangenen zur

Albacore.

«Mit ein, zwei Stichen kann ich das nahen«, sagte Sperry.»Besorgt mehr Verbandszeug.»

«Um Gottes willen, was ist denn das?«rief Jay.

Der Midshipman lag jetzt da wie tot. Sein Gesa? und seine Oberschenkel waren voller Wunden und Narben — den Spuren zahlreicher Auspeitschungen. Aber nicht auf der

Miranda wieder in Ordnung, klar? Und wer ihn noch mal schikaniert, kriegt es mit mir zu tun.»

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