Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta - Kent Alexander 8 стр.


Tausend Meilen ostlich des Geschwaders hatte die kleine Brigg

Adams einzelne Epaulette zahlte hier nur wenig. Doch die Herausforderung und das erste Rendezvous als Kommandant eines eigenen Schiffes faszinierten ihn. Sogar der Anblick des majestatischen Felsens von Gibraltar war ihm erregend vorgekommen. Und nun stand er hier auf der alten

«Danke.»

«In der Zwischenzeit wurde Lord Nelson Sie gern empfangen. Bitte folgen Sie mir.»

Als Adam nach achtern ging, schwirrte ihm der Kopf. Er war dreiundzwanzig Jahre alt und hatte geglaubt, mit

Ein Gerausch drang jedoch durch: der regelma?ige Trommelwirbel, die qualvolle Pause, das Klatschen der Peitsche auf dem nackten Rucken eines Mannes.

Nur eine Eintragung mehr im Strafbuch und kaum einen Kommentar von der Besatzung wert. Disziplin war Disziplin und hier oben in mancher Hinsicht weniger streng als im Zwischendeck, wenn jemand beim Kameradendiebstahl ertappt worden war.

Bolitho dachte an Zenoria und fragte sich, weshalb er Adam nichts von ihr erzahlt hatte, als

Firefly,

Er hatte Adam nach seinem Eindruck von Nelson gefragt und gesehen, wie sich der junge Mann seine Antwort zurechtlegte.»Er war ganz anders, als ich erwartet hatte. Er wirkte rastlos, und sein Arm schien ihm Schmerzen zu bereiten. Doch obwohl ich gro?er bin als er, schien er die Kajute auszufullen. Und seine Verachtung fur Autoritat ist erstaunlich. Als Admiral Sheaffe erwahnt wurde, lachte Nelson nur und meinte, Sheaffes Ozeane bestunden aus Papier und Schlachtplanen. Er habe vergessen, da? Manner braucht, wer Kriege gewinnen will.»

«Du fandest ihn trotz dieser Offenheit vor einem Untergebenen sympathisch?»

Adam war ein wenig unsicher geworden.»Ich wei? nicht recht, Onkel. Erst fand ich ihn eitel, fast oberflachlich, und dann wieder beeindruckte mich sein totaler Uberblick uber den Krieg hier drau?en. «Adam hatte schuchtern gegrinst.»Ich wei? nur, da? ich ihm in die Holle und zuruck folgen wurde, wenn er das verlangte. Aber warum, kann ich nicht sagen. Ich wei? es eben.»

Das hatten auch viele andere gesagt. Nelson, bei seinen Vorgesetzten verha?t, wurde von den Mannern, die er fuhrte und die ihn meist nie zu Gesicht bekamen, abgottisch verehrt.

«Er hat sich nach dir erkundigt, Onkel, und dir alles Gute gewunscht«, hatte Adam gesagt.

Und nun jagte die

Pfeifen zwitscherten. Bolitho wu?te, da? die Mannschaft nun abtrat, da? die Grating entfernt und abgewaschen wurde. Der Gerechtigkeit war Genuge getan.

Dem Geschwader war ein zweihundert Meilen breiter Sektor westlich von Toulon bis zur spanischen Grenze zuge — wiesen worden. Wenn die Franzosen in voller Starke ausbrachen, war es gut moglich, da? sie erneut versuchten, nach

Agypten und zum Nil vorzusto?en. Schon beim letzten Mal war ihnen das fast gelungen. Wenn sie bei einem erneuten Versuch Erfolg hatten, konnte Bonaparte Indien angreifen, denn dort winkte reiche Beute, von dem taktischen Vorteil ganz zu schweigen. Doch Bolitho hielt es fur ebenso wahrscheinlich, da? die franzosische Flotte auf die Stra?e von Gibraltar zusteuern wurde, um sich den Weg in die Biskaya zu erzwingen und die Starke der franzosischen Geschwader dort zu verdoppeln.

Wenn er Nelson richtig verstanden hatte, wurde dieser den Lowenanteil des Kampfes fur sich selbst beanspruchen.

Die See wirkte leer, da die Halfte seiner Schiffe fehlte. Inchs

hatte er zusammen mit Lapishs Fregatte als Aufklarer und Vermittler losgeschickt.

Rapid,

Weit an Steuerbord farbte sich der Horizont dunkellila: Korsika. Bolitho stutzte sich auf die Reling und starrte aufs Wasser, das mude am Ruder ablief. Bei diesem schwachen Wind wurde es langer als erwartet dauern, bis sie einen Ankerplatz gefunden und Trinkwasser an Bord genommen hatten. Aber die Nahe des Landes mu?te bei Matrosen und Seesoldaten Wunder wirken.

Eine Tur zur Galerie ging auf, und Allday sagte:»Empfehlung von Kapt'n Keen, Sir:

hat im Osten ein Segel gesichtet. Der Ausguck kann es gerade noch ausmachen.»

Bolitho nickte.»Ich warte hier unten. «Seltsam, er hatte den Ruf des Ausgucks nicht gehort. Er grinste sein Spiegelbild im Fenster an. Wirst wohl alt.

Keen erschien wenige Minuten spater.

«Ein Schoner, Sir. Und zwar laut Mr. Paget, der mit einem Fernrohr aufenterte, ein Genuese.»

Bolitho ging in die Kajute und trat an die Seekarte.

«Na schon, solange es kein Spanier ist. Die Dons mogen zwar noch nicht in den Krieg eingetreten sein, sind aber nach wie vor ein Feind, der uns an die Franzosen verraten wurde.»

«Es wird ein Handelsschiff sein, Sir«, meinte Keen.»Ich wurde gern selbst mit ihm reden, wenn wir es erreicht haben.»

Bolitho dachte an Quarrell, den Kapitan der

Ein guter Offizier, dem es aber wie Lapish an Erfahrung mangelte.»Gut, ubernehmen Sie das. Vielleicht wei? der Kapitan etwas. «In jahem Zorn fugte er hinzu:»Ich frage mich, was er im Schilde fuhrt.»

Keen beobachtete ihn. Er? Jobert wurde nur selten mit Namen erwahnt, war aber immer in Bolithos Gedanken.

Der Admiral sagte gerade:»Zwischen diesen Inseln gibt es allerhand Verstecke. Wir werden die Augen offenhalten mussen, ehe wir uns sicher fuhlen konnen. «Er klopfte mit einem Zirkel auf die Karte.»Hier, dieser Hugel zum Beispiel. Von dem aus kann ein guter Mann meilenweit sehen.»

Keen wartete, denn er wu?te, da? das noch nicht alles war.

Bolitho rieb sich das Kinn.»Ich wurde ihn mir gern selbst ansehen. Wenn Sie sich um diesen Schoner gekummert haben, rufen Sie

zum Flaggschiff. Ich beabsichtige, an Bord zu gehen und mit ihr vorauszufahren. «Er sah Keens Unbehagen und fugte hinzu:»Keine Sorge, Val, ich habe nicht vor, mich ein zweites Mal gefangennehmen zu lassen.»

Keen sollte sich inzwischen an Bolithos unorthodoxe Methoden gewohnt haben, aber dem Admiral fiel immer wie — der etwas Neues ein. Auf jeden Fall wurde sein Auftauchen der kleinen Besatzung des Kutters Beine machen.

Bolitho zupfte sich das Hemd von der feuchten Haut.»Wie sieht's hinten aus, Val?»

«Es geht ihr gut, Sir«, erwiderte Keen.»Wenn man ihr nur Mut machen konnte. «Er zuckte hilflos die Achseln.»Aber wir wissen selbst nicht mal…»

Es klopfte, und nach kurzem Zogern schaute Midshipman Sheaffe in die Kajute.

«Empfehlung von Mr. Paget, Sir. Der Schoner hat beigedreht.»

«Wir mussen ihn vor Sonnenuntergang erreicht haben«, sagte Bolitho.»Er darf uns nicht entwischen.»

Bolitho sah Sheaffes aufmerksamen Blick und fragte sich, was der Junge wohl sagen wurde, wenn er wu?te, was Nelson von seinem Vater hielt. In einer Beziehung war Sheaffe seinem Vater sehr ahnlich: er hatte keine Freundschaften geschlossen und ging engen Kontakten aus dem Weg, was auf einem uberfullten Kriegsschiff nicht einfach war.

Bolitho sagte:»Mr. Sheaffe kommt mit mir. Da kann er Erfahrungen sammeln.»

«Danke, Sir Richard. «Entweder war Sheaffe alles gleichgultig, oder er hatte an der Tur gelauscht.

Sobald die anderen gegangen waren, protestierte Allday:»Sie konnen aber nicht ohne mich gehen, Sir!»

«Benimm dich nicht wie ein altes Weib, Allday. «Er lachelte.»Ich habe keine Lust, die gute Arbeit des Arztes an dir zunichte zu machen, indem ich dich einen Berg hochschleppe. «Bei Alldays trotzigem Blick fugte er hinzu:»Au?erdem finde ich, da? mein

«In dieser Nu?schale?«Bolitho schuttelte den Kopf. Nicht nur Kriegsschiffe hatten ihre Probleme.

Von einer einsamen Fregatte mu?te angenommen werden, da? sie feindlich war. Denn Nelson hatte lediglich zwei, und ansonsten gab es nur

Er fa?te einen Entschlu?.»Ich gehe noch vor Einbruch der Nacht auf die

Treffen Sie die entsprechenden Vorkehrungen, Val.»

Keen kam ohne ihn sehr gut zurecht, und Inch war durchaus in der Lage, fur den Rest des Geschwaders zu sorgen, falls etwas passierte.

Er horte die schrillen Pfiffe und das Klappern der Flaschenzuge uber den Booten.

Allday tat ihm leid, aber es war sinnlos, ihn zu uberbeanspruchen. Die grauenhafte Wunde war verheilt, doch nicht verschwunden.

Er wartete, wahrend Ozzard sich umstandlich mit seinem Seemantel und dem Hut mit der stumpfen Stickerei befa?te.

«Barkasse liegt langsseits, Sir Richard.»

Ein letzter Blick in die Runde. Die Kajute schien ihn zu beobachten, vielleicht auf die Ruckkehr ihres Herrn zu warten. Bolitho lie? sich von Allday den alten Degen an den Gurtel haken. Jobert wieder hier? Nie im Leben, dachte er. Dann lockerte er die Klinge in der Scheide und dachte an die Vergangenheit.

Laut sagte er:»Nur uber meine Leiche.»

An der Schanzkleidpforte, wo die Ehrenwache angetreten war, nahm Bolitho Keen beiseite und sagte leise:»Wir sehen uns am Treffpunkt. «Er schaute zum Himmel.»Es kommt Sturm auf. Sorgen Sie dafur, da?

Keen legte die Hand an den Hut.»Aye, Sir. Ich schicke Ihnen notfalls

hinterher.»

Bolitho schaute auf zu seiner Flagge.»Dies ware Ihr Schiff, wenn ich mich nicht an Bord befande, Val. Benutzen Sie wahrend meiner Abwesenheit mein Quartier. «Er druckte den Hut fester auf den Kopf und kletterte uber Bord, wahrend die Bootsmannsgehilfen Salut pfiffen. Gut, da? Keen Gelegenheit zu ein wenig Freiheit bekam. Was er mit ihr anfing, war seine Angelegenheit.

Als das Morgenlicht auf die benachbarte Insel fiel, trat Bolitho mit im Wind flatterndem Hemd auf das schrage Deck des Kutters. Es war schwer, hier noch einen Stehplatz zu finden, dachte er, denn das Deck der

schien vor geschaftigen Menschen und Tauwerk zu wimmeln. Der Toppsegelkutter war nur einundzwanzig Meter lang, hatte aber eine sechzigkopfige Besatzung. Als Midshipman hatte Bolitho einmal vorubergehend auf einem solchen Schiff gedient, das von seinem Bruder Hugh befehligt worden war. Trotzdem konnte er sich nur schwer vorstellen, wie alle diese eifrigen Matrosen unter

glattem Deck genug Platz zum Essen und Schlafen finden sollten.

Der von Bolitho vorhergesagte Sturm war nach Einbruch der Dunkelheit aufgekommen, und die schwereren Schiffe, die er zuruckgelassen hatte, taten ihm leid.

hingegen flog vor dem Wind dahin; ihr gewaltiges Gro?segel mit Baum, ihr Kluver- und Focksegel blahten sich, und sie schien uber die Wellen zu springen.

Ein Kriegskutter verfugte vergleichsweise uber mehr Manovrierfahigkeit und Segelflache als jedes andere Kriegsschiff und konnte bis auf funf Strich am Wind segeln.

Er sah, wie Hallowes seinem Ersten Offizier, einem rundlichen, rotgesichtigen Mann, der dem Alter nach sein Vater hatte sein konnen, etwas zurief. Leutnant Okes war aus dem Mannschaftsstand befordert worden und hatte zuletzt als Gehilfe eines Masters auf den Planken gestanden. Hallowes hatte zwar bei der Eroberung der

bedurfte jener Seemannschaft, die nur auf langer Erfahrung beruhte.

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