Inch sagte:»Die
Gossett sang aus:»Kurs West zu Sud, Sir.»
«Sehr gut. «Bolitho ging nach Luv hinuber, um die Landzunge vorbeiziehen zu sehen. Winzige Gestalten liefen am Rand der bruchigen Felsen entlang, wo das franzosische Landekommando im Schutz der Dunkelheit gegen die Batteriestellung vorgegangen war.
In weiter Ferne konnte er Backbord voraus einen winzigen wei?en Splitter am Horizont ausmachen: eine der Schaluppen, die vorausgeschickt worden waren, um mit einem Minimum an Verzogerung Kontakt mit den Fregatten aufzunehmen und ihnen PelhamMartins Befehle zu uberbringen.
Zu Inch sagte er ruhig:»Setzen Sie vorlaufig nicht mehr Segel. Ich furchte, da? wir mit unserem sauberen Kupferbeschlag sonst die
Wahrend der Nacht hatten die Schiffe sich trotz der eindringlichen Signale von Pelham-Martin zerstreut, und es brauchte viele nervenstrapazierende Stunden, bis die Formation zu seiner Zufriedenheit wiederhergestellt war. Jetzt liefen die Schiffe mit halbem Wind und in der steifer werdenden Brise stark nach Steuerbord krangend nach Sudosten der schattenhaften Kuste entgegen, wo nur die tiefer landeinwarts gelegenen, hochragenden Berge von der Sonne erreicht wurden. Die Bucht von Lac Mercedes lag noch im Dunst verborgen.
Bolitho stand auf dem Achterdeck und hielt sich mit einer Hand an den Netzen. Trotz der schon herrschenden Warme war ihm kalt, und die Augen schmerzten ihn vom angestrengten Beobachten des Landes, das aus dem Schatten auftauchte und mit dem anbrechenden neuen Tag Umri? und Gestalt gewann. Seit sie Anker gelichtet hatten und ausgelaufen waren, hatte er kaum an etwas anderes gedacht als an diesen Augenblick. Wahrend die Schiffe nach Westen segelten, ehe sie im Schutz der Dunkelheit nach Suden abdrehten und einen Kurs auf das Land zu einschlugen, hatte er daruber nachgedacht, was Pelham-Martin tun wurde, falls die Franzosen die Bucht bereits geraumt hatten und meilenweit entfernt waren, so wenig fa?bar wie bisher. Oder, schlimmer noch, falls de Blocks Schoner falsch informiert worden war und Lequiller sich nie in dieser Gegend aufgehalten hatte.
Falls das eine oder andere zutraf, konnte kaum jemand wissen, wo die Spur wiederaufgenommen werden sollte. Zwei Geschwader zum Gefecht zusammenzufuhren, hing mehr vom Gluck als von der Planung ab; auch konnte Lequiller sich entschlossen haben, nach Frankreich zuruckzukehren oder andere Plane am anderen Ende der Welt zu verfolgen.
Um sich herum und unter sich spurte Bolitho das Beben und Knarren des Rumpfs, wahrend das Schiff unter gekurzten Segeln den anderen auf die Bank von blassem Dunst folgte. Sobald es hell genug zum Signalisieren gewesen war, hatte Pelham-Martin ihnen Gefechtsbereitschaft befohlen, und jetzt wartete die Besatzung der
wie die der anderen Schiffe in fast volliger Stille bei ihren Kanonen oder hoch uber Deck, oder wie Trudgeon, der Schiffsarzt, tief unten im Rumpf.
Mehrere Teleskope hoben sich gleichzeitig wie auf einen lautlosen Befehl, und Bolitho sah das blasse Rechteck eines Segels Steuerbord weit voraus. Es war die Fregatte
Midshipman Gascoigne war mit seinem Teleskop bereits in den Luvwanten und nagte konzentriert an seiner Unterlippe. Wahrscheinlich war ihm die lebenswichtige Bedeutung des ersten Signals schon bewu?t.
Stahl klirrte gegen Stahl, fast so laut wie ein Schu?. Als Bolitho den Kopf drehte, sah er Allday auf sich zukommen, der seinen alten Sabel wie einen Talisman vor sich hertrug.
Trotz seiner Befurchtungen gelang es Bolitho zu lacheln, als All-day ihm den Sabel umgurtete. Er zumindest schien keinen Zweifel daran zu haben, was der Tag bringen wurde.
«Die
Dann schrie er:»Vier Linienschiffe!»
Inch stie? einen tiefen Seufzer aus.»Bei Gott, wir haben sie!»
Bolitho pre?te die Lippen zusammen und zwang sich, zweimal von der einen Seite des Schiffs auf die andere zu gehen. Vier Schiffe… Das war nur die Halfte von Lequillers Streitmacht. Wo waren die anderen?
Hinter ihm knurrte Gossett:»Der Nebel wird sich bald heben. Dann sehen wir die Schufte vielleicht.»
Wie ublich hatte er recht, und als der Dunst sich verzog, hob Bo-litho sein Glas, um die verankerten Schiffe zu studieren. Im Licht der Sonne, die erst knapp uber den Bergen stand, wirkten die vier schwarz und so solide, als ob sie nie und nimmer sich von ihrem Ankergrund losen konnten; als mehr Licht den dunner werdenden Dunst durchdrang, erkannte er auch den Grund dafur: Sie lagen an der schmalsten Stelle der Einfahrt, an Bug und Heck verankert. Nach Art und Weise, wie sich das Wasser zwischen den beiden nachsten hob und senkte, erkannte er, da? weitere verborgene Taue sie miteinander verbanden, so da? sie eine machtige Barriere bildeten. Auf allen Schiffen waren die Stuckpforten geschlossen und die Segel sauber festgemacht, doch als mehr Licht auf Rahen und Wanten fiel, sah er winzige Gestalten auf jeder Hutte und flatternde Trikoloren an jeder Gaffel. Es bestand kein Zweifel mehr: Ob die Franzosen die spanische Garnison nun uberwunden und unterworfen oder sie nur zu ohnmachtigem Schweigen gezwungen hatten, das Ergebnis war in beiden Fallen gleich. Sie waren kampfbereit und — noch entscheidender — mu?ten gewu?t haben, da? Pelham-
Martins Geschwader unterwegs zu ihnen war. Es mu?te viel Muhe und Uberlegung gekostet haben, die schweren Zweidecker in dieser Weise festzumachen; der franzosische Befehlshaber hatte beides bestimmt nicht nur auf gut Gluck getan.
Inch sagte:»Gerade so, als ob sie gewollt hatten, da? wir kommen, Sir.»
Bolitho schob mit einem Schnappen sein Glas zusammen.»Genau das. Ich habe mich schon gefragt, weshalb sie den Westindienfahrer in Ruhe gelassen haben, nachdem er sie entdeckt hatte. Le-quiller ist kein Dummkopf, Mr. Inch, und ich hoffe, da? der Kommodore das berucksichtigt.»
Inch nickte zweifelnd.»Ich wu?te gern, was er beabsichtigt, Sir.»
Bolitho studierte eine ganze Minute lang die verankerten Schiffe.
Er war sich des Summens im Rigg bewu?t, des Rauschens des Wassers, das am Rumpf entlangstrich, und horte es dennoch nicht. Unheimlich, die Schiffe so liegen zu sehen. Sie standen fast im rechten Winkel zum Kurs des Geschwaders, Steuerbord voraus, das weitest entfernte dicht unter der fernen Landzunge noch vom Dunst verhullt. Wenn Pelham-Martin diesen Kurs beibehielt, wurden sie hinter dem letzten Schiff vorbeilaufen, oder er konnte abfallen und an der verankerten Formation entlangsegeln und einzeln den Kampf aufnehmen.
Gossett sagte:»Auf dieser Seite der Einfahrt ist reichlich Wasser,
Sir.»
«Ja. «Bolitho hatte es auch schon bemerkt, da? die verankerten Schiffe naher an der anderen Landzunge lagen, wogegen der nachste Zweidecker nur rund drei Kabellangen von den uberhangenden Klippen, die jetzt von Sonnenlicht gebadet wurden, entfernt war.
Gascoigne rief:
Bolitho beobachtete schweigend. Pelham-Martin schickte also die
Abdiel
Abdiel
Spartan
Wieder Rauch, und diesmal war es eine unregelma?ige Breitseite. Die Kugeln warfen dunne Fontanen querab vom letzten franzosischen Schiff auf, in dem Bolitho jetzt das erkannte, das er vor St. Kruis schwer beschadigt hatte. Ohne Glas konnte er die klaffenden Lucken in seinem Schanzkleid erkennen und das rohe Behelfsrigg, das seinen verlorenen Besanmast ersetzte.
Gascoigne rief:»Signal an alle, Sir: Der Kommodore beabsichtigt, achtern vom Feind zu passieren, um die Luvposition zu gewinnen.»
«Sie konnen laden und ausrennen lassen, Mr. Inch.»
Bolitho wich vor dem plotzlich einsetzenden Gedrange um die Achterdecksgeschutze zum Niedergang zuruck. Wenige Sprossen uber dem Deck stehend, konnte er beobachten, wie sich die
Oben in den Masten knatterten die Marssegel laut und fullten sich dann wieder mit Wind. So dicht unter Land war es schwer, sie so zu halten, da? sie gut zogen; zufrieden stellte Bolitho fest, da? Tomlins Leute an den Brassen bereitstanden, den nachsten Befehl zu befolgen.
Inch griff an seinen Hut.»Backbordbatterie geladen und ausgerannt, Sir. «Trotz der fernen Abschusse der
Bolitho sah die
Abdiel
Inch hatte lange genug unter Bolitho gedient, um keinen seiner Befehle in Frage zu stellen; als seine Leute uberrascht zogerten, legte er die Hande als Trichter an den Mund und schrie:»Laden und ausrennen, ihr Schlafmutzen! Unteroffizier, schreiben Sie diesen Mann auf.»
Das hatte die gewunschte Wirkung. Mit knarrenden Lafetten polterten die Kanonen an die Stuckpforten. Die Kanoniere glitten auf den feuchten Planken aus, als die schweren Geschutze ihrem Eigengewicht folgten und uber das geneigte Deck rollten. Auf dem unteren Batteriedeck wusch die See beinahe uber die Stuckpforten, als sich das Schiff gehorsam neigte, aber Bolitho atmete unbeschwerter. Es klappte alles, vielleicht sogar zu gut.
Er sah Inch an und hob die Schultern.»Es ist immer besser, vorbereitet zu sein.»
An Bord der
Inch grinste.»Das hat sie aufgeschreckt, Sir.»
Ein Buggeschutz der
Telamon
Inch rief:»Die Franzosen mussen Heckgeschutze montiert haben!»
Aber Bolitho zog ihn von den Netzen fort.»Sehen Sie doch, Mann! Die Schusse kommen von Land, da, an Steuerbord!«Er zuckte zusammen, als der Fockmast der
Bolitho knirschte mit den Zahnen. Es war eine Falle, genau wie er es halb befurchtet und halb erwartet hatte. Abdiel wurde von mehreren Kugeln gleichzeitig getroffen. Die versteckten Kanoniere an Land wurden nicht durch die eigenen Schiffsbewegungen oder wechselnde Entfernungen behindert, sondern feuerten unbehelligt Schu? um Schu? auf das Schiff ab, das unter ihnen unmittelbar vor ihren Visieren liegen mu?te.