Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub - Kent Alexander 7 стр.


Es war ein heller, kalter Morgen. Der Schneematsch hatte sich uberall in Harsch verwandelt, am bla?blauen Himmel stand keine einzige Wolke. Ware die Nacht genauso klar gewesen, dann hatte man auf dem Schiff sicherlich die Gefahr erkannt, und die Schmuggler hatten in aller Ruhe die Ladung vom Meeresgrund geborgen.

Wenn… wenn… Aber diese Uberlegungen waren jetzt gegenstandslos.

Vyvyans Wagen setzte Bolitho auf der schmalen Kustenstra?e uber dem Vorland ab, und zu seinem Erstaunen sah er dort Dancer und ein paar Seeleute auf ihn warten und weiter unten ein auf den Strand gezogenes Boot.

Wie anders alles bei Tageslicht wirkte! Er erwartete beinahe, noch Leichen herumliegen zu sehen, aber der Strand war so glatt wie Seide, und drau?en vor der Bucht lag die

«Erstaunlich gut. Ich glaube, das Schiff, das du gewarnt und dadurch vor den Felsen bewahrt hast, hat viel damit zu tun. Es sitzt eine Meile von hier entfernt auf Strand. Dein Bruder uberredete die Besatzung, auszusteigen, und schickte dann eine Prisenbesatzung an Bord. Ich bin uberzeugt, der Kapitan war so froh uber die Rettung ihres Lebens, da? er nicht weiter uber den Verlust von Schiff und Ladung nachdachte. «Einige Seeleute verstauten gerade Pykes Hundertfu?ler im Heck des Bootes.

Dancer erklarte:»Wir haben den Meeresgrund damit abgesucht, aber nichts gefunden. Die Schmuggler mussen noch im Lauf der Nacht gekommen sein, nachdem Vyvyans Leute die Strandrauber vertrieben hatten.»

Das andere Boot der

«Sir Henry sagte, die Strandrauber seien alle entkommen, bis auf einen.»

«Strandrauber, Schmuggler, ich glaube, es sind alles dieselben Leute. Pyke hat ein paar von ihnen angeschossen, die werden vielleicht irgendwo auftauchen. Kein Gericht in Cornwall wird einen Schmuggler verurteilen, aber bei Strandraubern ist es etwas anderes.»

Bolitho blickte seinen Bruder an.»Der Verlust des Schmuggelgutes ist mein Verschulden. Aber ein paar Fa?chen Brandy gegen den Wert eines Schiffes und der Menschen darauf — ich konnte nicht anders handeln.»

Hugh nickte ernst.»Das wu?te ich. Aber Brandy war es wohl nicht. Meine Leute fanden in einer Hohle versteckt geoltes Packmaterial. Diese versenkte Ladung bestand bestimmt nicht aus Getranken, mein lieber Bruder, sondern aus guten franzosischen Musketen, wenn du mich fragst. «Bolitho starrte ihn an.»Musketen?»

«Aye. Fur irgendwelche Rebellen in Irland oder Amerika — wer will das schon sagen? Jemand, der in diesen unruhigen Zeiten Waffen zu liefern hat, kann viel Geld verdienen. «Bolitho schuttelte den Kopf, bedauerte es aber sofort.»Das geht uber mein Begriffsvermogen.»

Sein Bruder rieb sich die Hande.»Mr. Dancer, sagen Sie dem Master, er soll Anker lichten. Wenn Waffen die Koder sind, die wir brauchen, dann werden wir eben welche beschaffen. «Dancer beobachtete ihn vorsichtig.»Und wo geht es hin, Sir?«»Nach Falmouth naturlich. Ich werde doch jetzt nicht zum Admiral zuruckfahren, wenn es hier anfangt, interessant zu werden. «Er blieb am Niedergang stehen.»Waschen Sie sich und ziehen Sie sich anstandig an, Mr. Bolitho. Immerhin hatten Sie eine ruhigere Nacht als mancher andere. «Die

In der kleinen Messe berichtete er:»Alles geschafft. Ich habe mit verschiedenen Leuten in der Stadt gesprochen und das Gerucht in die Welt gesetzt, da? die

«Ich begreife wohl, da? niemand genau uber weitere Waffenlieferungen informiert sein kann, Sir. Naturlich werden die Franzosen weiterliefern, solange sie hier Kaufer vermuten. Aber wo sollen

Hugh fuhr fort:»Ich habe einen Boten nach Truro geschickt. Die Dragoner mu?ten jetzt zuruck sein, und ihr Oberst ist ein alter Freund von Vater. Dies hier wird ihm genausoviel Spa? machen wie eine Sauhatz!»

In dem plotzlich eintretenden Schweigen wurde es Bolitho bewu?t, da? er an den toten Trillo dachte. Hier waren sie, munter und geschaftig, wahrend man ihn schon begraben und vergessen hatte.

Dancer sprach in die Stille hinein:»Es mu?te klappen, Sir. Viel hangt naturlich von der Wachsamkeit unserer Leute ab, die auf einen Uberfall gefa?t sein mussen.»

«Genau. Und von einem guten Teil Gluck. Aber wir verlieren nichts, wenn wir es versuchen. Sollte alles schiefgehen, dann werden wir ein solches Wespennest aufstochern, da? bestimmt irgend jemand Verrat ubt, und sei es auch nur, um uns loszuwerden.»

Ein Boot knirschte langsseits, Minuten spater trat Pyke ein. Er nahm mit anerkennendem Kopfnicken ein Glas Brandy entgegen und sagte:»Die Prise ist in den Handen des Zollvorstehers, Sir. Alles geregelt. «Er blickte Bolitho an und fugte hinzu:»Dieser Informant Portlock ist ubrigens tot, Sir. Irgend jemand hat zu viel geredet. «Hugh fragte:»Noch jemand ein Glas Brandy?«Bolitho blickte ihn wutend an. Hugh wu?te es bereits, mu?te von Anfang an gewu?t haben, da? man den Mann umbringen wurde.»Was wurde aus dem Madchen?»

Pyke betrachtete ihn noch immer.»Die ist weg. Gut, da? wir sie los sind. Wie ich schon sagte: Abschaum zeugt Abschaum. «Wespennest, hatte sein Bruder gesagt. Es schien sich jetzt schon zu ruhren.

Uber ihren Kopfen glaste es, und Hugh kundigte an:»Ich fahre an Land und esse zu Hause, Richard.»

Er blickte Dancer an.»Haben Sie Lust, mitzukommen? Ich denke, mein Bruder bleibt am besten an Bord, bis er seinen Verband los ist. Mutter bekommt sonst Zustande, wenn sie unseren Helden sieht.»

Dancer warf einen Blick auf Bolitho.»Nein danke, Sir, ich bleibe hier.»

«Gut. Pa?t auf, da? die Wachen stark genug sind. Heute nacht wird's allerhand Gerede geben in den Kneipen von Falmouth, davon bin ich uberzeugt.»

Als er nach oben ging und die beiden Fahnriche allein lie?, sagte Bolitho:»Du hattest ruhig mitfahren sollen, Martyn. Nancy hatte sich gefreut.»

Dancer lachelte wehmutig.»Wir kamen zusammen, und so soll es auch bleiben. Nach der gestrigen Nacht denke ich au?erdem, du brauchst eine Leibwache, Dick!»

Gloag kehrte von der Verabschiedung seines Kommandanten zuruck und ergriff sein Glas wieder. In seiner Faust wirkte es wie ein Fingerhut.

«Gern wu?te ich ja«, er blickte sie grimmig an,»was geschieht, wenn sie herausbekommen, was wir planen? Wenn sie schon jetzt Augen und Ohren zwischen uns haben?«Bolitho starrte ihn an, aber Dancer antwortete zuerst.»Dann, Mr. Gloag, furchte ich, wird der Verlust von Regierungswaffen und Munition mehr Erklarungen benotigen, als wir geben konnen.»

Gloag nickte ernst.»Das ist auch meine Ansicht. «Er nahm einen Schluck und leckte sich die Lippen.»Konnte sehr unangenehm werden.»

Bolitho uberlegte, was der Admiral in Plymouth und sein eigener Kommandant auf der

Er sah hinab zur

Avenger

Ein Seemann rief:»Kommandant kommt, Sir!«Bolitho winkte dem Mann dankend zu. Er hatte die freundliche Art und Weise, wie Vor- und Achterschiff miteinander umgingen, schatzengelernt; dabei hatte man erwarten sollen, da? auf einem so uberfullten Schiff die Trennung besonders scharf sein wurde.

Hugh Bolitho, den Degen umgeschnallt und sehr selbstsicher wirkend, stieg rasch die Gangway hinunter an Deck, in respektvollem Abstand gefolgt von den Fahnrichen. Er gru?te zum Achterschiff hin und zur lebhaft wehenden Flagge und sagte dann:»Die Lastwagen werden gleich eintreffen. Es hat alles gut geklappt, die ganze Stadt summt von Geruchten uber unseren Beutezug an guten Musketen, Pulver und Munition. «Er lie? den Blick rasch uber die Bundel von Musketen schweifen, die bereits unter des Stuckmeisters wachsamen Augen vom Laderaum an Land gehievt wurden. Dann sog er prufend die Luft ein und bemerkte:»Guter Tag fur unser Vorhaben. Sie werden alles beobachten, vielleicht gerade in diesem Augenblick. Bestimmt versuchen sie, festzustellen, ob die Ladung wirklich an Land und in sichere Hande uberwechselt, oder ob es sich nur um eine Finte handelt.»

Gloag, der zugehort hatte, sagte bewundernd:»Sie haben einen hellen Kopf, Sir, daruber besteht kein Zweifel. Ich sehe Sie schon auf Ihrem eigenen Flaggschiff, und das in nicht allzu weiter Ferne!»

«Vielleicht. «Hugh strebte dem Niedergang zu.»Die Wagen werden vom Augenblick ihrer Ankunft bis zur Beendigung des Beladens unter Bewachung sein, und eine Abteilung Zollner wird sie zusatzlich begleiten. «Sein Blick blieb auf Dancer haften.»Sie ubernehmen das Kommando. Der oberste Zollbeamte wei?, was er zu tun hat, aber ich mochte, da? ein Marineoffizier den Trupp kommandiert.»

Bolitho sagte rasch:»Ich mache das, Sir. Es scheint mir nicht gerecht, Dancer zu schicken. Schlie?lich ist es mein Verschulden, da? er uberhaupt hier sein mu?.»

«Die Sache ist erledigt. «Hugh lachelte.»Au?erdem wird alles vorbei sein, bevor es richtig angefangen hat. Ein paar blutige Kopfe und der Anblick der Dragoner werden genugen. Sir Henry Vyvyan kann hinterher so viele Rauber aufhangen wie ihm behagt!»

Als Hugh unter Deck verschwand, sagte Dancer:»Es ist keine gro?e Angelegenheit, Dick. Wir haben auf der alten

Bis Mittag waren die Wagen beladen. Wieder hatte Hugh Bolitho gut vorausgeplant. Die Arbeit verursachte nicht genug Wirbel, um die Vorbereitungen fingiert erscheinen zu lassen, aber genug, um den Stolz eines jungen Kommandanten uber seinen gro?artigen Fang zu dokumentieren.

Wenn alles klappte, mochte Gloag mit seinem Kompliment recht behalten. Das Prisengeld fur den gestrandeten Hollander und die Vernichtung einer Bande Schmuggler und Strandrauber wurden au?erdem viel dazu beitragen, Hughs andere Probleme zu beseitigen.

«Du da! Nimm mir meine Tasche ab!»

Bolitho wandte sich um und sah, wie einer der Seeleute einem langen, schlaksigen Mann in blauem Rock und Hut auf den Kutter hinuberhalf. Der Matrose schien ihn gut zu kennen und sagte grinsend:»Willkommen an Bord, Mr. Whiffin, Sir. Wieder zuruck?»

Bolitho ging eilig nach achtern und uberlegte dabei, wo er diesen Namen schon einmal gehort hatte. Er war jetzt seit zehn Tagen an Bord und kannte die Namen und Aufgaben der meisten Leute, aber Whiffins Stellung war ihm bisher verborgen geblieben. Der gro?e Mann musterte ihn gelassen, das Gesicht ernst und ausdruckslos.

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