Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander 14 стр.


Bolitho stand auf. Seine Augen blitzten.»Das ist ungerecht,

Sir.»

«Halten Sie Ihre Zunge im Zaum, Bolitho. «Der Admiral musterte ihn frostig.»Ich bin der jungen, hitzigen Offiziere mude, die weder etwas von Strategie verstehen, noch Disziplin kennen.»

Bolitho wartete, bis er wieder ruhiger atmete.

«Freibeuter sind nur ein Teil der Sache. Die wirkliche Gefahr bilden die Franzosen.»

Langes Schweigen, in das Getrampel der Seeleute und gedampftes Schmettern eines Horns klangen. Verglichen mit einer Fregatte, war der Zweidecker so etwas wie eine kleine Stadt, aber Bolitho konnte es kaum erwarten, sie hinter sich zu lassen und den beleidigenden Bemerkungen des Admirals den Rucken zu kehren.

«Geben Sie auf der Patrouillenfahrt gut acht, Bolitho«, sagte der Admiral beilaufig.»Und teilen Sie das Frischwasser und alle Vorrate gut ein. Noch kann ich nicht sagen, wann Sie abgelost werden.»

«Meine Manner sind erschopft, Sir. «Bolitho versuchte nochmals, die kalte Rucksichtslosigkeit des Admirals zu durchbrechen.»Einige sind seit Jahren nicht an Land gewesen. «Er dachte daran, wie sie zu den grunen Bergen und dem wei?en Strand hinubergestarrt hatten.

«Ich bin dieses Gesprachs uberdrussig, Bolitho. «Napier lautete eine kleine Glocke.»Erfullen Sie die Ihnen ubertragene Aufgabe und erinnern Sie sich stets daran, da? ich nie Eigenmachtigkeit dulden werde. Tollkuhne Plane gelten mir nichts. Lassen Sie Ihre Urteilskraft nicht unter Ihrer augenscheinlichen Selbstuberschatzung leiden. «Er winkte, und hinter Bolitho offnete sich leise die Tur.

Im Gang zitterten ihm die Hande vor Groll und unterdruckter Wut. Als er das Fallreep erreichte, lag uber seinem Gesicht wieder die Maske der Empfindungslosigkeit, aber er wagte kaum, auf die ruhigen Worte zu antworten, die der Kapitan der

«Seien Sie vorsichtig, Bolitho«, sagte der Altere leise.»Sir Robert hat auf der

Cassius

Herrick eilte aus dem Schatten des Besanmastes zum Fallreep. Er strich ein paar Krumel vom Halstuch und zog hastig seine Scharpe zurecht. Bis jetzt hatte ihm das einformige und schlecht zubereitete Essen an Bord nichts ausgemacht. Doch nun, da die

vor Anker lag, die reichlichen Vorrate von English Harbour in Reichweite, hatte er sich geradezu zwingen mussen, das Essen hinunterzuwurgen.

Er blinzelte uber die glitzernde Wasserflache. Seine scharfen Augen erspahten sofort die zuruckkehrende Gig, die sauber und hell angezogenen Bootsgasten, die sich wie Mowenflugel hebenden und senkenden Riemen. Er versteifte sich innerlich, als der Erste neben ihn trat.

«Nun werden wir es ja erfahren.»

«Ich wette, der Admiral war begeistert. «Herrick vergewisserte sich durch einen schnellen Blick, da? die Wache ordentlich angetreten war.»Ein Lob kann unseren Leuten nur gut tun.»

Vibart zuckte mit den Schultern.»Was verstehen schon Admirale?«Er schien sich nicht unterhalten zu wollen. Seine Augen hafteten auf der naherkommenden Gig.

Bolitho sa? auf der achteren Ducht. Die Sonne blitzte auf seinen goldenen Litzen.

«Zwei Wasserleichter legen von Land ab, Sir«, sagte ein Steuermannsmaat plotzlich.»Dem Aussehen nach voll beladen.»

Herrick blickte in die Richtung, in die der Mann wies, und sah, wie zwei Leichter von Land ablegten. Sie hielten schwerfallig auf die Fregatte zu, die langen Riemen bogen sich beinahe.

«Ich dachte, das hatte Zeit, bis wir nach drinnen verholt haben?«stotterte Herrick.

Vibart hieb sich mit der Faust in die Handflache.»Bei Gott, ich wu?te, da? es so kommen wurde. Ich wu?te es von Anfang an!«Seine massige Gestalt drehte sich zur See.»Die ist fur uns, Mr. Herrick. Fur die

gibt es nichts anderes, weder jetzt noch spater.»

Ein Bootsmannsmaat rief:»Achtung!»

Die Pfeifen trillerten Salut, und die schwitzende Wache prasentierte die Gewehre.

Herrick salutierte und musterte das Gesicht des an Bord kommenden Kapitans. Bolithos Zuge waren ruhig und ausdrucklos, doch die Blicke, die er uber das Hauptdeck fliegen lie?, waren so kalt und rauh wie der Nordatlantik.

Vibart meldete steif:»Wasserleichter halten auf uns zu, Sir.»

«Ja, ich wei?. «Bolitho drehte sich nicht um, sondern starrte statt dessen auf die frisch geschrubbten Decks. Eine ruhige Atmosphare der Ordnung und Bereitschaft. Nach einigen Sekunden sagte er:»Lassen Sie die Ladung gleich ubernehmen. Und sagen Sie dem Fa?meister, er soll Reservefasser bereitstellen.»

Herrick fragte vorsichtig:»Gehen wir wieder in See, Sir?«Bolithos graue Augen blickten durch ihn hindurch.»Es scheint so.»

Vibart trat einen Schritt vor, seine Augen lagen im Schatten verborgen.»Das ist verdammt ungerecht, Sir.»

Bolitho gab keine Antwort, er schien ganz mit seinen Gedanken beschaftigt. Dann sagte er scharf:»Wir segeln in zwei Stunden, Mr. Vibart. Der Wind ist zwar nur schwach, reicht aber fur meinen Zweck. «Er sah sich um, als Stockdale auf das Achterdeck trat.»Sag meinem Diener, ich mochte so bald wie moglich essen. Egal was.»

Herrick sah ihn verdutzt an. Bolitho war fast zwei Stunden fortgewesen, doch der Admiral hatte sich offenbar nicht die Muhe gemacht, ihm etwas anzubieten oder ihn zum Lunch einzuladen. Was, zum Teufel, dachte er sich dabei? Einen jungen, tapferen Offizier, der nicht nur Nachrichten aus England brachte, sondern daruber hinaus die Flotte verstarkte, hatte er wie einen Bruder willkommen hei?en sollen.

Als er in der Messe das magere Essen hinuntergewurgt hatte, ware er beinahe an jedem Happen erstickt, weil er sich vorstellte, wie Bolitho mit dem Admiral eine Mahlzeit verspeiste, die ein Flaggschiff im Hafen auftischen konnte: Geflugel, frisches, mageres Schweinefleisch, vielleicht sogar Rostkartoffeln. Der Ort war fur Herrick unwesentlich, wenn es um gute heimische Kost ging.

Jetzt merkte er, da? man Bolitho nichts angeboten hatte, und ihn durchdrang das gleiche Gefuhl von Beschamung und Mitleid, das er seinerzeit fur Okes empfunden hatte. Ein Schimpf, den man Bolitho antat, war eine Beleidigung jeden Mannes an Bord, doch den Kapitan traf es am meisten. Es war so ungerecht, so vorsatzlich grausam, da? Herrick sich nicht beherrschen konnte.

«Aber, Sir, hat der Admiral Ihnen nicht gratuliert?«Er suchte nach Worten, als Bolitho sich zu ihm umwandte.»Nach allem, was Sie fur das Schiff getan haben?»

«Schonen Dank fur Ihre gute Meinung, Herrick. «Die Maske lockerte sich fur einen Augenblick.»Nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick erscheint. Wir mussen geduldig sein. «Es lag weder Bitterkeit noch Herzlichkeit in der Antwort.»Im Krieg bleibt wenig Zeit fur eine Verstandigung von Mensch zu Mensch. «Er machte kehrt.»Sobald wir unter Segel sind, pfeifen Sie zur Gefechtsubung an den Kanonen. «Er verschwand im Kajutniedergang. Herrick sah sich niedergeschlagen um.

Vibart hatte also recht behalten. Die

war ein gezeichnetes Schiff und wurde es bleiben.

Der Steuermann kam nach achtern.»Boot legt von der

Er war noch immer verargert, als ein liebenswurdiger Leutnant an Bord kam, seinen Hut luftete und neugierig uber das Deck blickte, als erwarte er eine Art Schauspiel zu sehen.

«Nun?«fragte Herrick unmutig,»haben Sie alles gut in Augenschein genommen?»

Der Offizier lief rot an.»Entschuldigen Sie, Sir. Ich hatte etwas ganz anderes erwartet. «Er reichte Herrick einen dicken Leinwandumschlag.»Befehle fur Kapitan Bolitho von Sir Robert Napier, Konteradmiral der britischen Flotte.»

Nach dem kleinen Wortwechsel klang das so formlich, da? Herrick lacheln mu?te.»Danke. Ich werde sie sofort nach achtern bringen. «Er musterte das gebraunte Gesicht.»Wie steht es hier drau?en?»

Der Offizier zuckte mit den Schultern.»Ein hoffnungsloses

Durcheinander. Zu viel See und zu wenig Schiffe. «Er wurde ernst.»St. Kitts ist belagert, und oben im Norden vereinigen sich die Rebellen. Alles hangt davon ab, wieviel die Franzosen einsetzen konnen.»

Herrick drehte den dicken Umschlag in den Handen und fragte sich, ob er jemals selbst Befehle offnen wurde, als Kommandant eines eigenen Schiffes.

«Wenn alle Kaperschiffe so gut sind wie das, mit dem wir einen Strau? auszufechten hatten, wird es ein harter Kampf werden. «Herrick sah den anderen unverwandt an, spahte nach einem Zeichen des Zweifels oder der Belustigung.

Aber der Leutnant sagte unbewegt:»Wir haben von der Geschichte mit der

«Ich verstehe nicht, warum man es Kapitan Masterman als Schande anrechnet, da? er sein Schiff im Kampf verloren hat.»

«Ach, das wissen Sie nicht?«Der Offizier senkte die Stimme.»Sie stand gleichzeitig mit zwei franzosischen Fregatten im Kampf. Auf dem Hohepunkt des Gefechts wurde die

gegen uns.

«Wie lange lief die

Vibart kam vom Hauptdeck heran, und der Offizier brach ab. Er gru?te und sagte formlich:»Ich habe funfundzwanzig Mann fur Sie im Kutter, Sir. Ersatz fur die Gefallenen. «Vibart blickte ins Boot hinab, wahrend die Leute der

die neuen, hager aussehenden Manner musterten.

Der Offizier sagte hastig:»Ich habe bereits zuviel geredet, Kamerad. Aber diese Leute sind Ausschu?. Fast alle haben das eine oder andere auf dem Kerbholz. Meines Erachtens geht es Sir Robert mehr darum, sie und ihr schlechtes Beispiel loszuwerden, als darum, Ihrem Kapitan zu helfen. «Er blickte kurz zu

Herrick folgte Vibarts verargertem Blick und fuhlte sich noch bedruckter. Diese Manner waren nicht frisch gepre?t. Es waren abgehartete Berufsseeleute, und zu jeder anderen Zeit waren sie ihr Gewicht in Gold wert gewesen. Doch jetzt. . Wahrend der Steuermann und Fahnrich Maynard sie nach Dienstalter ordneten, standen sie mu?ig und unverschamt da und verfolgten alles mit der Arroganz wilder Tiere. Fluche und Hiebe wurden diese Sorte nicht beeindrucken, dachte Herrick. Selbst Auspeitschen wurde sie kaum verandern.

«Warten wir ab, wie der Kapitan mit diesem prachtigen Haufen fertig wird«, murmelte Vibart.

Herrick schwieg. Er konnte sich die Schwierigkeiten vorstellen, die sich mit jeder Stunde hoher aufturmten. Trennte der Kapitan diese Unruhestifter vom Rest der Mannschaft, wurde er den Respekt verlieren, den er gewonnen hatte. Tat er es nicht, konnte ihr Einflu? im Logis Verheerungen auslosen.

Herrick stellte sich plotzlich vor, wie es auf der

Fahnrich Maynard beobachtete ihn besorgt:»Signal, Sir. Flaggschiff an

Vervollstandigen Sie Ausrustung. Segeln Sie dann sofort.»

Herrick sagte:»Bestatigen Sie das, Mr. Maynard. «Er blickte uber die Reling, erst auf die Seeleute, die die Frischwasserfasser ubernahmen, dann zu dem hochmastigen Flaggschiff.»Du Bastard«, murmelte er.»Kann dir nicht schnell genug gehen, wie?»

Die Freiwache kletterte murrend und fluchend uber die verschiedenen Niedergange ins Zwischendeck. Licht und Luft erhielt es durch die mittleren Luken. Es waren mehrere Windfuhrungen aus Segeltuch ausgespannt worden, um das uberfullte Logis besser zu luften. An jedem der geschrubbten Tische sa?en Leute. Einige besserten Kleidungsstucke aus. In dem sparlichen Licht beugten sich die Kopfe tief uber Nadel und Faden. Manche schnitzten kleine Schiffsmodelle, und andere spannen mit ihren Gefahrten blo? Seemannsgarn.

Die Spekulationen und Geruchte verstummten, als ein paar der neuen Manner einen Niedergang herabtrampelten, gefolgt von Belsey, dem wachhabenden Maat. Die Neuen waren eingewiesen worden und hatten unter der Deckspumpe die vorgeschriebene Dusche genommen. Jetzt blinzelten sie in das Halbdunkel, und ihre nackten Korper hoben sich bleich von den dunklen Planken der Bordwand ab. Jeder trug seine paar Habseligkeiten und hatte ein neues Hemd und eine zusammengerollte Hose unter dem Arm.

Belsey wirbelte mit seinem Stock und wies zum Ecktisch, von dem aus Allday und Old Strachan die Prozession wortlos beobachteten.»Ihr zwei«, bellte er,»ihr kommt in diese Messe, verstanden?«Sein Blick drang in die finsterste Ecke des Logis.»Eure Wache und eure Stationen kennt ihr, also macht's euch hier bequem und tut eure Pflicht. «Er hob die Stimme.»Zeigt den Neuen, wo sie ihre Hangematten zurren konnen, und dann macht hier sauber. «Er rumpfte die dicke Nase.»Sieht ja wie ein Schweinestall aus hier unten.»

Einer der beiden Neuen warf sein Bundel auf den Tisch und sah zu Old Strachan und den anderen hinunter. Er war gro?, sehr muskulos, und dichtes dunkles Haar bedeckte seine breite Brust. Offenbar machte ihm weder seine Nacktheit noch Belseys scharfer Ton etwas aus.

«Ich hei?e Harry Onslow, Leute«, sagte er gelassen. Und mit einem Blick uber die Schulter:»Und das ist Pook, auch ein guter Mann von der

«Hort zu, Leute. «Seine Augen glitten bose von einem zum anderen.»Glaubt nicht, da? ihr einen ordentlichen Burschen dazubekommen habt. «Er grinste kurz.»Mach doch mal kehrt, Onslow. «Er schwenkte drohend seinen Stock.»La? dich doch mal ein bi?chen beleuchten.»

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