Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander 17 стр.


Bolitho schien sie nicht zu horen.»Wache, bringen Sie den Gefangenen zu den anderen, und schlie?en Sie alle ein. Meine Empfehlungen an den Bootsmann, und er soll die Leute von der Luggerbesatzung auswahlen, die nach seiner Meinung fur uns vereidigt werden konnen. Ich kann mir vorstellen, da? die

dem Gefangnis noch immer vorzuziehen ist.»

Der Seesoldat griente.»Aye, aye, Sir. «Er stie? den Spanier mit seinem Gewehr hinaus.

«Es wird zwei Tage dauern, ehe wir der

Truppen und Schiffe zusammengezogen haben, steht zu erwarten, da? sie losschlagen wollen, und zwar bald. Ich halte es fur unsere Pflicht, das zu erkunden und unser Au?erstes zu tun, sie daran zu hindern.»

Vibart schluckte schwer.»Beabsichtigen Sie, die Patrouillenzone zu verlassen, Sir?»

«Haben Sie irgendwelche Einwande, Mr. Vibart?«Bolitho sah ihn ruhig an.

«Ich trage nicht die Verantwortung, Sir. «Vibart wich Bolithos kaltem Blick aus.

Herrick sagte schnell:»Es ist ein gro?es Risiko, wenn ich das bemerken darf, Sir.»

«Wie alles, was sich zu unternehmen lohnt, Mr. Herrick.»

Bolitho richtete sich sehr gerade auf und fugte energisch hinzu:»Meine Empfehlung an Mr. Proby. Er soll wenden und Nordostkurs steuern lassen. Wir werden hart am Wind segeln und bei Einbruch der Nacht die Insel Mola erreichen. Bis dahin gibt es viel zu tun, meine Herren.»

Seine Augen wanderten von einem zum anderen, ehe er fortfuhr:»Schicken Sie ein Prisenkommando an Bord des Luggers. Mr. Okes soll nach den Erkennungssignalen suchen. Wie ich vermute, ist die Insel streng bewacht. Der Lugger ist wichtig fur uns. Wir konnen uns nicht erlauben, ihn auf die Suche nach dem Admiral zu schicken.»

«Der Admiral durfte uber Ihr Vorgehen nicht erfreut sein, Sir«, sagte Vibart widerspenstig.

«Und ich wurde mir ewig Vorwurfe machen, wenn ich mein personliches Ansehen uber meine offensichtliche Pflicht stellen wurde, Mr. Vibart. «Er sah Herrick und Farquhar an.»Eine gute Gelegenheit fur Sie beide. «Sein Blick schweifte durch die Kajute.»Und fur das Schiff auch.»

Als alle die Kajute verlassen hatten, ging er zum Heckfenster. Eine Minute lang plagten ihn nagende Zweifel. Er hatte ungestum gehandelt, ohne die moglichen Folgen grundlich zu uberlegen. Geschick und Fahigkeit entschieden nur die Halfte, fur die andere brauchte man Gluck. Und wenn er sich jetzt geirrt hatte, konnte kein Gluck der ganzen Welt das ausgleichen.

Er bemerkte, da? ihn Ferguson vom Tisch her wie ein hypnotisiertes Kaninchen anstarrte. Den hatte er ganz vergessen. Immerhin, die Geschichte, die er im Logis zum besten geben wurde, konnte der schwindenden Moral des Schiffes nur gut tun. Wenn die

diesmal Gluck hatte, wurde alles anders aussehen. Und wenn nicht? Er zuckte mit den Schultern. Nur wenige wurden dann mit dem Leben davonkommen, um die Sache zu diskutieren.

Er horte die Achterwache an den Brassen. Das Deck legte sich schrag, als die Fregatte durch den Wind ging. Im Heckfenster tauchte fur einen Augenblick der kleine Lugger auf. Er vollzog das gleiche Manover, um neben der Fregatte zu bleiben. Wahrend Bolitho den Lugger betrachtete, fragte er sich, wieviele Manner bereits den scharfaugigen Ausguck verfluchten, der ihn gesichtet hatte.»Jetzt werden Sie Ihrer Frau etwas erzahlen konnen, Ferguson. Vielleicht wird sie stolz auf Sie sein.»

Bolitho erhob sich von der Achterducht des Kutters. Hande packten zu und zogen ihn ohne gro?e Umstande uber das niedrige Schanzkleid des Luggers. Einige Sekunden stand er schwankend auf dem unvertrauten Deck und versuchte, seine Augen an die Dunkelheit zu gewohnen.

Der Kutter hatte bereits wieder abgelegt. Bis auf den wei?en Schaum, der um seine Riemen quirlte, war er bereits in der Nacht untergetaucht. Bolitho versuchte, die

auszumachen, aber auch sie war nicht zu erkennen. Kein Lichtpunktchen verriet ihre Anwesenheit. Er rief sich die Karte und die Gestalt der Insel ins Gedachtnis, die irgendwo vor dem stumpfen Bug des Luggers lag. Hauptmann Rennie tauchte aus der Dunkelheit auf.»Ich habe die Seesoldaten unter Deck geschickt, Sir. «Er flusterte, was gar nicht notwendig gewesen ware.»Sergeant Garwood wird darauf achten, da? sie sich bis zum Einsatz still verhalten.»

Bolitho nickte. Hatte er auch nichts dem Zufall uberlassen? Er ging in Gedanken noch einmal alles durch.»Haben Sie sich vergewissert, da? die Gewehre und Pistolen ungeladen sind?»

Rennie nickte.»Jawohl, Sir. «Es klang, als meinte er: >Naturlich, Sir!

«Denken Sie, da? wir unbemerkt unter Land kommen, Sir?«fragte Rennie.

Bolitho blickte zu den hohen, glitzernden Sternen auf. Nur die allerschwachste Andeutung einer Mondsichel schwebte silbern uber ihrem Spiegelbild im flachen Wasser. Die Nacht war finster genug, alles zu verbergen. Vielleicht zu finster.

«Wir werden sehen«, sagte er.»Lassen Sie Fahrt aufnehmen, und achten Sie darauf, da? die Kompa?laterne gut abgeblendet ist. «Er kehrte Rennie und dessen Fragen den Rucken und drangte sich an den hockenden Matrosen vorbei, deren Augen ihm folgten. Gelegentlich horte er das Schaben eines Entermessers oder ein dumpfes Klirren vom Bug, wo McIntosh, ein Artilleriemaat, in letzter Minute nochmals seine in aller Eile montierte Drehbasse prufte. Sie war mit Kartatschen geladen, die auf kurze Entfernung todlich wirkten. Der erste Schu? mu? sitzen, uberlegte Bolitho grimmig. Fur einen zweiten ist unter Umstanden keine Zeit.

Er fragte sich, was Vibart denken mochte, der nun die Verantwortung fur die Fregatte trug und Stunden warten mu?te, bis er seinen Part bei der Aktion spielen konnte. Er dachte an das Gesicht, das Herrick gemacht hatte, als er ihm sagte, da? er Leutnant Okes auf den Lugger mitnehmen wurde. Herrick wu?te, da? es keine andere Wahl gab. Okes war dienstalter, und es war nur gerecht, da? er die Chance bekam, sich einen Namen zu machen. Oder vor Herrick zu sterben, dachte Bolitho trocken. Vibarts Rang und Dienstalter geboten es, ihm den zeitweiligen Befehl uber die Fregatte zu ubertragen. Und falls Vibart und er fielen, konnte Herrick noch immer die Sprossen der Rangleiter erklimmen.

Bolitho blickte finster in die Dunkelheit und verfluchte sich wegen seiner morbiden Gedanken. Vielleicht war er durch das Planen und Vorbereiten schon zu erschopft, um noch denken zu konnen. Den ganzen Tag uber, wahrend die Fregatte auf die Insel Mola zusteuerte, hatte lebhafte Geschaftigkeit geherrscht. Manner und Waffen waren auf den Lugger hinubergeschafft worden, dessen Ladung man uber Bord geworfen oder zur

hinubergepullt hatte. Im Laderaum des Luggers befanden sich jetzt die Seesoldaten. Die Leute hatten zu viel damit zu tun, gegen die Ubelkeit anzukampfen, die ihnen der Gestank von Fischol und verdorbenem Gemuse bereitete, um daran zu denken, was vor ihnen lag. Mathias, Bolithos Schreiber, war gestorben und mit einem kurzen Gebet dem Meer ubergeben worden. Sein Tod und die Beisetzung hatten die hektischen Vorbereitungen nicht unterbrochen, und jetzt konnte man sich kaum noch an sein Gesicht erinnern.

Leutnant Okes stolperte uber das Deck heran. Er ging gebuckt, als erwarte er, gegen unsichtbare Gegenstande zu sto?en. Er erspahte Bolitho und murmelte:»Alle — alle Leute klar, Sir. «Es klang angespannt und nervos.

Bolitho grunzte. Der Zweite bereitete ihm schon seit einiger Zeit Sorgen. Okes hatte sich sogar erboten, an Herricks Stelle auf der Fregatte zu bleiben, was sehr sonderbar war. Bolitho wu?te, da? Okes nicht reich war. Jede Beforderung au?erhalb der Reihe und ein lobender Bericht in der

«Die Landzunge, Sir!«Ein Matrose wies nach vorn.»Dort,

Sir.»

Bolitho nickte und ging nach achtern.»Gut achtgeben, Stockdale! Etwa eine Viertelmeile voraus liegt das Ufer. Dort soll eine Landungsbrucke aus Holz sein, wenn man den Angaben des Spaniers trauen darf.»

Im Bug warf ein Matrose das Lot aus und meldete heiser:»Etwa Strich zwei, Sir.»

Zwei Faden Wasser unter dem Kiel, und noch waren sie weit vom Land entfernt. Ein Uberraschungsangriff konnte in der Tat nur von einem so kleinen Boot wie dem Lugger ausgefuhrt werden. Und das Uberraschungsmoment war ihr einziger Vorteil. Niemand, der bei gesunder Vernunft war, wurde erwarten, da? ein einzelnes kleines Boot sich dieser stark befestigten Insel bei volliger Dunkelheit naherte.

Steuermann Belsey sagte heiser:»Ich sehe die Pier, Sir. Dort druben.»

Bolitho schluckte schwer und spurte ein Prickeln in der Wirbelsaule. Er ruckte seinen Degen zurecht und vergewisserte sich, da? seine Pistole griffbereit war.

«Holen Sie den Spanier«, sagte er heiser vor Spannung.

Der Gefangene klapperte vor Furcht mit den Zahnen. Bolitho packte ihn beim Arm. Er roch die Furcht des Mannes. Jetzt war der Augenblick, dem Spanier einen Schrecken ins Gebein zu jagen. Er mu?te sich mehr vor ihm als vor dem furchten, was ihm die Franzosen antun konnten.»Horen Sie gut zu. «Bolitho schuttelte den Mann bei jedem Wort.»Wenn wir angerufen werden, wissen Sie, was Sie zu tun haben, nicht wahr?»

Der Spanier nickte heftig.»Laterne zeigen. Signal geben, Exzellenz. »

«Und wenn man Sie fragt, warum Sie bei Nacht hereinkommen, sagen Sie, da? Sie Nachrichten fur den Garnisonskommandanten bringen.»

«Aber Exzellenz, ich bringe nie Nachrichten.»

«Halten Sie den Mund.

Der Bug schwang zur Pier herum, und Bolitho sah, wie der Wachsoldat sich vorbeugte, um zu beobachten, wie der Lugger festmachte. Er hatte das Gewehr uber die Schulter geworfen. Im Gluhen seiner langen Tonpfeife blitzte sein hoher Tschako kurz auf. Bolitho hielt den Atem an. Jetzt wurde sich zeigen, ob er die richtigen Manner ausgewahlt hatte.

Er verfolgte, wie ein Matrose, den Festmacher in der Hand, mit gespielter Gelassenheit die Leiter erklomm. Der Posten rief ihm etwas zu. Doch es war nicht zu verstehen, weil er sich umdrehte, um zuzusehen, wie der Matrose das Tau uber einen Poller warf. Ein zweiter Matrose, der auf dem Vordersteven gekauert hatte, sprang wie eine Katze hinauf. Sekundenlang schwankten die zwei Gestalten in einem makaberen Tanz, aber man vernahm kaum einen Laut. Erst als der Matrose den Griff lockerte und den toten Posten gerauschlos auf die Pier sinken lie?, begriff Bolitho, da? die Zeit zum Handeln gekommen war.

«Der Nachste!«zischte er.

Belsey glitt uber den Bug, gefolgt von einem Matrosen, der die Klinge seines Messers an der Hose abwischte. Beide verschwanden hinter der Hutte. Diesmal gab es ein paar Gerausche: das Klappern eines fallenden Gewehrs, etwas wie ein Rocheln, nicht mehr.

Bolitho kletterte zur Pier hinauf. Er bebte vor unterdruckter Erregung.»Mr. Okes, rucken Sie mit Ihrem Kommando im Laufschritt zum Ende der Pier vor. «Er hielt einen Matrosen zuruck, der losrasen wollte, und zischte:»Ruhig! Hinten ist ein Wachhaus.»

Rennies Seesoldaten stromten aus dem Laderaum, das wei?e Lederzeug stach hell von ihren Uniformen ab. Rennie hatte seine Order nicht vergessen. Innerhalb weniger Minuten hatte er seine Leute in zwei Abteilungen gegliedert. Auf ein einziges Kommando hin sturmten die Gruppen uber die Pier auf die schweigende Ortschaft zu.

Stockdale verlie? den Lugger als letzter. Das Entermesser baumelte wie ein Spielzeug in seiner Hand.

Bolitho blickte sich noch einmal prufend um.»Also, Stockdale, sehen wir uns die Geschichte mal an!»

VIII Der Angriff

Bolitho hob die Hand, die Matrosen machten halt.»Zehn Minuten Rast. Nach hinten durchsagen.»

Er wartete, bis alles wieder still war, und sagte dann zu Leutnant Okes:»Wir gehen noch ein Stuck weiter und werfen einen Blick auf die Brucke. Sich hier den Kopf zu zerbrechen, hilft Rennies Seesoldaten auch nicht. Es ist bereits fast zwei Uhr. Ehe die Dammerung heraufkommt, gibt es noch viel zu tun.»

Bolitho stieg den steilen Weg hinauf, ohne Okes' Erwiderung abzuwarten. Die lockeren Steine knirschten unter seinen Sohlen. Ihm war sonderbar zumute. Alles war so gut gegangen, da? die Anspannung sich um so starker bemerkbar machte. Das Gluck konnte doch unmoglich andauern.

Vor kaum einer Stunde hatte der Lugger am Pier angelegt. Nachdem die beiden Posten niedergemacht worden waren, hatten Rennies Seesoldaten das kleine Wachhaus am Anfang der Kustenstra?e erobert. Die schlafenden Soldaten, alle zehn, waren durch Keulenschlage betaubt worden, und den wachhabenden Unteroffizier hatte man ergriffen und wie ein Paket zusammengeschnurt.

Bolitho war dann losmarschiert, wahrend Rennie seine Leute entlang der Stra?e verteilte und das Gelande oberhalb der Ortschaft besetzte. Hier mu?ten sie eigentlich allem standhalten konnen, bis das Angriffskommando seine Arbeit vollendet hatte.

Bolitho kniete sich hin und versuchte, die Dunkelheit mit Blicken zu durchdringen. Verschwommen sah er die dunnen Umrisse einer hohen Holzbrucke und dahinter das abgetrennte Gebiet, wo die schlafende Bedienung der Batterie lag und noch nichts von dem ahnte, was vorging. Eine ziemlich solide Brucke, dachte Bolitho. Breit und tragfahig genug fur den Transport von Geschutzen und Vorraten, von Geschossen und allen Materialien zum Bau von Brustwehren und Schie?scharten. War sie erst einmal in die Luft gesprengt, wurde es lange dauern, sie wieder zu ersetzen.

Назад Дальше