In der Etage darüber bewegte Greene einen Finger, dann eine Hand, und richtete sich langsam und steif in seinem Sarg auf. Er blinzelte ein- oder zweimal, bewegte seinen Kopf behutsam von einer Seite zur anderen und nach oben und unten, als untersuche er seine Umgebung. Einmal legte er den Kopf zur Seite, als habe er den Schrei von unten aus dem Laboratorium gehört.
Der dunkelhäutige Mittfünfziger setzte sich in seinem Sarg auf. Er lehnte sich schwerfällig zur Seite, und der Sarg stürzte von der Plattform am oberen Ende der Kapelle und riß den Blumenständer mit um. Der Körper des Mannes blieb ein Weilchen reglos zwischen den Scherben der Blumenvasen und zerquetschten Magnolien liegen, so als könne er nicht aufstehen. Dann rappelte er sich langsam, wie unter Schmerzen auf die Füße. Er richtete sich auf und ging stracks durch die Kapellentür, den Blick starr nach vorn gerichtet. Dann folgte er dem Korridor zu der Kapelle, in der die Leiche des Adjutanten Greene noch immer aufrecht in seinem Sarg saß.
Rücklings über seinen Arbeitstisch gebeugt schrie O'Neil aus den tiefsten Tiefen seiner Seele. Die Leiche der Frau lehnte über ihm, ihre Hände grabschten nach seiner Kehle und verkrallten sich in seinem Gesicht. Ihre Augen starrten ihn wild und wahnsinnig und gierig an. Dann packte sie eine Hand voll spitzer Instrumente und begann O'Neil von allen Seiten damit zu stechen. Sein Schmerzensgeschrei hallte und schallte durch das Laboratorium. Wieder und wieder rammte sie die Skalpells in sein Gesicht und seine Brust. Schließlich verebbten die Schreie. O'Neils Augen quollen aus den Höhlen und Blut spritzte aus dem, was sein Gesicht gewesen war, und die Kreatur stach immer weiter zu, lange nachdem ihr Werk seinen entsetzlichen Zweck erfüllt hatte. Die seltsamen, fremdartigen Geräusche von Zähnen, die an frisch getötetem Fleisch nagten, mischten sich mit den sanften, süßen Tönen der Radiomusik im Labor. Die tote Frau fuhr fort, ihre Zähne in O'Neils Fleisch zu rammen. Sie nagte an seinem Gesicht und an seinem Hals, bis ihr eigenes Gesicht verschmiert war mit frischem, warmem Blut. Im Obergeschoß war Greenes Leiche langsam aus dem Sarg gekrabbelt und stolperte nun hinter der Gestalt des Schwarzen her, die sich auf dem Weg zur Eingangstür befand und mit einem gußeisernen Blumenständer, der neben Greenes Sarg gestanden hatte, gegen die Scheibe donnerte. Das Glas splitterte und der schwere Metallgegenstand fiel dem dunkelhäutigen Mann aus den Händen. Die Tür ging auf, und der Körper dessen, der einst Adjutant Greene gewesen war, folgte der davonstrebenden Gestalt der Schwarzen in die
dunkle Nacht hinaus.
Die beiden Toten bewegten sich, als wären sie sich der Gegenwart des anderen bewußt, ohne jedoch wirklich Notiz voneinander zu nehmen. Beide wurden sie von der gleichen Kraft vorangetrieben, hatten die gleichen Begierden. Tatsächlich hungerten sie beide nach lebendigem Menschenfleisch.
Der Himmel über dem Kreisleichenhaus lichtete sich. Die Flure des Gebäudes lagen still. Nur die fernen Klänge eines Country-Music-Programms aus dem Büro des Leichenhaus-leiters und seines Assistenten waren zu hören. In den gekühlten Leichensälen herrschte Stille, auf den Tischen lagen noch immer die mit Laken zugedeckten Leichen, dreizehn an der Zahl, die am gestrigen Tag eines so gewaltsamen Todes gestorben waren. Die dreizehn, denen man an jenem Nachmittag Bolzen in die Schädel gerammt hatte. Dreiundzwanzig Tische waren leer.
Das Büro des Leichenhausangestellten war nicht ganz leer. Es war übersät mit den angekauten, blutigen Fleischfetzen, die einmal zwei Männern gehört hatten. Ihre Knochen, Haare und Muskelstränge lagen im Zimmer verstreut in Lachen von gerinnendem Blut. Blutigrote Spuren ihrer Hände zeugten von ihrem Kampf ums Leben mit den Toten. Am Vormittag war Sheriff McClellan im Leichenhaus dabei, den Schauplatz der Tragödie zu untersuchen. Er hatte sich den Weg durch eine Meute geiler, neugieriger Reporter und Fernsehleute freigekämpft. Die Polizei hatte das gesamte Gebäude abgesperrt und ließ keine Journalisten ins Innere. Dennoch waren die Reporter über die Ereignisse informiert. Sie hatten Streifenpolizisten, medizinische Gutachter und andere Offizielle auf dem Weg in das Gebäude und aus ihm heraus mit Fragen bombardiert. Es war kein Geheimnis, daß nur dreizehn Leichen im Leichenhaus übriggeblieben waren, die sterblichen Reste des Leiters und seines Assistenten nicht mitgerechnet, und diese dreizehn Leichen waren jene Opfer des Busunglücks, denen bislang noch nicht identifizierte oder von der Polizei ausfindig gemachte Personen direkt nach dem Unfall Bolzen in die Schädel gerammt hatten. Als McClellan das Leichenhaus verließ, sah er sich noch einmal der Meute von Journalisten und Fotografen gegenüber. Während er sich eine Gasse durch das Gedränge bahnte, wurde er mit Fragen und Geschrei überschüttet. Er wußte, daß ein völliges Stillschweigen von seiner Seite nur wildeste Spekulationen zur Folge hätte und zu Panik führen würde -eventuell sogar zu Massenhysterie -, also blieb er stehen und beantwortete einige der Fragen der Journalisten. Mikrofone wurden dem Sheriff unter die Nase gestreckt, und die von allen Seiten auf ihn einprasselnden Fragen wurden zu einem unverständlichen Geschrei, so daß er keine einzige mehr heraushören konnte. McClellan brüllte um Ruhe, blieb still stehen und weigerte sich, irgend etwas zu äußern, bevor einigermaßen Ruhe herrschte und die Reporter sich zusammenrissen.
Als es endlich stiller geworden war, erklärte McClellan, daß er keine einzelnen Fragen zu beantworten gedächte, doch daß er bereit sei, einen kurzen Lagebericht zu geben, falls sie ihrerseits bereit seien, ihn ruhig anzuhören. Daraufhin gab es wieder ein lautes Stimmengewirr, das dann doch verstummte, als man erkannte, daß es besser sei, anzuhören, was der Sheriff zu sagen hatte, statt gar nichts zu erfahren. Die Worte des Sheriffs waren dafür gedacht, eine beruhigende Wirkung auszuüben, doch es gelang nur teilweise. Er gab einen Abriß der Geschehnisse des vorangehenden Tages; verharmloste sie und lehnte es ab, sie mit dem Mord an dem Beerdigungsunternehmer O'Neil in Verbindung zu bringen. Er gab zu, daß er nicht wisse, wer eine solche Tat, wie sie im Leichenhaus begangen worden war, habe begehen können. Nach seiner Aussage, welche die Journalisten weitgehend unbefriedigt gelassen hatte, blieb McClellan dem erneuten
Fragensturm gegenüber unerbittlich und weigerte sich, die Ereignisse mit der Seuche von vor zehn Jahren in Zusammenhang zu sehen. Er beharrte darauf, daß Leichen verschwunden seien, eine zugestandenermaßen seltsame und beunruhigende Tatsache, für die es zweifellos eine rationale Erklärung gebe. Er fügte hinzu, daß eine eingehende Untersuchung der Angelegenheit schon im Gange sei. McClellan glaubte selber nicht, was er sagte. Er wußte, daß er Umschweife machte, Zeit zu gewinnen versuchte; daß er Aufregung vermeiden wollte, um zu verhindern, daß sich die Panik zu schnell breitmachte, die - falls sich die Phänomene weiter anhäuften - unvermeidbar würde. Der Sheriff hatte eine Tatsache im Sinn, die ihn ein wenig tröstete: Es war einmal gelungen, diese... diese Seuche unter Kontrolle zu bekommen. Falls es wieder passierte, würden sie wissen, wie sie damit umzugehen hatten. Es sei denn, diesmal würde es noch schlimmer.
Bert Miller hielt seine Augen starr auf den Fernseher gerichtet. Er hatte das Interview mit dem Sheriff McClellan angeschaut und darüber hohngelacht. Jetzt folgte er dem Interview mit dem Pastor, Reverend Michaels, der, nach Berts Ansicht, intelligent und überzeugend sprach. An jenem Morgen hatte der Reverend eine Fernsehstation angerufen, sich vorgestellt, wer er sei, und gestanden, daß er vor drei Tagen eine Gruppe von Gemeindemitgliedern zum Schauplatz des Busunglücks geführt habe, in der Absicht, Bolzen in die Schädel sämtlicher Unfalltoten zu rammen. Er gab zu, daß ihnen dies nur bei dreizehn Leichen gelungen sei, bevor sie durch die Ankunft von Polizei und Krankenwagen verscheucht worden waren, und, so erklärte der Reverend, diese dreizehn müssen jene von ihnen Behandelten sein, die nicht mit den übrigen auferstanden seien und die Leichenhausbeamten ermordet hätten. »Ja, die Toten erwachen wieder«, predigte Michaels. »Dies ist das Werk des Teufels in seinem Kampf gegen Gottes Willen. Wir leben in einer ungläubigen Gesellschaft. Wir verehren Hexerei und Astrologie und andere Formen von Satanismus. Jetzt müssen wir zu Gott beten, daß er uns helfe, unseren Weg des Übels zu verlassen. Niemand will eingestehen, daß das, was vor zehn Jahren geschah, wieder geschieht. Wir versuchen, die grauenhaften Ereignisse aus unserem Gedächtnis zu verdrängen. Sie sind zu schrecklich, als daß wir sie akzeptieren könnten. Aber vor Satan können wir uns nicht verbergen. Jetzt zwingt er uns wieder, der Realität ins Auge zu schauen. Die Toten müssen gepfählt werden. Der Körper muß zu Staub werden dürfen, wie der Herr es befahl. Nur dann können wir auferstehen, wenn der Herr uns zu sich ruft am Tag des Jüngsten Gerichts. Nur die Seele ist heilig..-« Sue Ellen sprang von ihrem Stuhl auf und schaltete den Fernsehapparat aus.
Verärgert faßte Bert nach dem Schaltknopf und brüllte: »Jetzt laß gefälligst die Finger davon!«
Sue Ellen stellte sich vor das Gerät und bot ihrem Vater die Stirn.
»Nein... bitte,
bittelaß es aus. Ich kann das nicht mehr hören! Das ist alles Wahnsinn! Was du uns hast tun lassen - alle diese Leichen schleppen - ich kann es nicht mehr ertragen!« Bert sprang auf seine Tochter zu, packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Hast du nicht gehört, was der Reverend gesagt hat? Die Seuche kommt wieder, und wir müssen uns alle bereitmachen. Es ist das Werk des Teufels - und vielleicht haben wir es alle verdient!«
Sue Ellen fing an zu weinen. Gereizt ließ Bert seinen Blick durch das Wohnzimmer gleiten, wo einige der Fenster schon mit Brettern vernagelt waren. Er hatte den ganzen Vormittag mit Sägen und Hämmern zugebracht, während seine Töchter in ihren Zimmern geblieben waren, zu verängstigt, um sich hinunter zu trauen. Bert nahm es ihnen übel, daß sie ihm nicht geholfen hatten.
Mit schwacher, hoffnungsloser Stimme flehte Sue Ellen ihren Vater an. »Daddy... bitte... ich halte das alles nicht aus. Warum können wir die Toten nicht einfach in Ruhe lassen? « »Weil sie uns nicht in Ruhe lassen werden!« bellte er. »Darum! Ihr habt es vor zehn Jahren nicht miterlebt. Ich habe euch weggeschickt, und ihr habt Glück gehabt. Aber diesmal werden wir nicht vor dem Teufel davonrennen - wir werden hierbleiben und unsere Christenpflicht tun!« Weinend lief Sue Ellen zur Küchentür, durch die ihre beiden Schwestern gerade hereinkamen. Sie nahmen sie in die Arme. Sie riß sich los und rannte die Treppe hinauf. »Verwöhnte Göre!« rief Bert hinter ihr her. Ann warf ihrem Vater einen flehenden Blick zu und bat ihn mit den Augen, sich zu beruhigen.
Zur Antwort zeigte er zornig mit dem Finger auf Karen. »Sieh dir doch deine Schwester an! Der Himmel weiß, von wem sie begattet worden ist. Und falls sie's selber überhaupt weiß, dann sagt sie's natürlich nicht. Wahrscheinlich so ein wildgewordener Drogenpunk! Manchmal bin ich wirklich froh, daß eure Mutter das nicht mehr erleben muß!« Karen versuchte, ihre Tränen zu verbergen, wandte sich um und ging zur Treppe. Sie war siebzehn Jahre alt, mit einem schlichten, traurigen Gesicht, das beinahe hübsch wurde, wenn ein Lächeln es erhellte. Aber zur Zeit hatte sie selten Grund zu lächeln. Es war offensichtlich, daß die Geburt ihres Babys sehr bald bevorstand.
Ann, die Älteste, war die wachste und die hübscheste von Bert Millers Töchtern. Sie trug ihr langes, blondes Haar sorgfältig gebürstet und in der Mitte gescheitelt. Sie hatte tiefblaue Augen, einen vollen Mund und regelmäßige Züge. Viele der jungen Männer in der Stadt interessierten sich für sie, doch sie hatte keinen ständigen Freund, weil ihr Vater jeden, der ihr gefiel, erfolgreich vergrault hatte. Selten, wenn überhaupt, luden sie sie ein zweites Mal ein. Trotzdem liebte sie ihren Vater, wußte, daß er seine Töchter auf seine seltsame Weise liebte, und versuchte, ihn zu verstehen. Aber sie wußte auch, daß sie fortziehen würde, sobald sie konnte. Sie trat zu ihrem Vater, berührte ihn leicht am Arm und sagte: »Daddy, bitte, Karen hat es auch so schon schwer genug.« Bert schaute Ann an und wußte nicht, was er entgegnen sollte. Von allen drei Töchtern war sie diejenige, die am ehesten von ihm erreichen konnte, was sie wollte. Statt zu antworten, stieß er heftig die Luft aus, nahm seinen Hammer wieder auf, den er auf einen Stuhl gelegt hatte, trat an eines der verbarrikadierten Fenster und begann zu hämmern. Er schlug zwei weitere Nägel in ein dickes Brett, das er schon vorher an den Fensterrahmen genagelt hatte. Dann wählte er ein neues Brett aus, ging an ein anderes Fenster und begann, es dagegen zu nageln.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, daß es wieder losgeht? « fragte Ann.
Die ganze Angelegenheit erschien ihr unglaublich. Vor zehn Jahren hatte die Tante, bei der die drei Mädchen untergebracht worden waren, sämtliche Informationen über die Seuche von ihnen ferngehalten. Sie hatten nicht aus dem Haus gedurft und weder Radio- noch Fernsehsendungen verfolgen dürfen. Anschließend war es gesetzlich verboten gewesen, die Krise wieder aufzuwärmen. Die Begründung für diese Maßnahme, gerechtfertigt oder nicht, bestand darin, daß erklärt wurde, es sei moralisch und emotional schädlich, in der Bevölkerung die Erinnerung an die schrecklichen Erlebnisse wachzuhalten, und es sei am besten, man versuche, sie zu vergessen, da sie sich voraussichtlich nicht wiederholen würden.
»Es geschieht wirklich«, versicherte Bert, der sein Hämmern kurz unterbrach. »Sie haben es gerade eben im Fernsehen durchgegeben, bevor deine Schwester es abgeschaltet hat.« »Es fällt mir schwer, daran zu glauben«, sagte Ann. »Mag sein, daß es dir schwerfällt«, pflichtete Bert ihr ironisch bei. »Aber nach und nach wirst du nicht drum rumkommen, es zu glauben. Wenn wir das Haus nicht gut vernageln, werden die Toten uns hier holen kommen. Und wenn's genug von ihnen gibt, dann kommen sie auch rein, ob wir's vernagelt haben oder nicht.«
Bert drehte sich wieder zum Fenster und hämmerte weiter. Ann rannte die Treppe hinauf, um ihre Schwestern zu trösten. Karen war in Sue Ellens Zimmer und schaute zu, wie Sue Ellen Kleider in einen offenen Koffer warf. Karen saß neben dem Koffer auf dem Bett und hob ihr tränenüberströmtes Gesicht, als Ann hereinkam. Sue Ellen schaute nicht auf und fuhr fort, mit konzentrierter Entschlossenheit zu packen. »Sue?« fragte Ann zögernd.
»Ich verschwinde von hier«, platzte Sue Ellen heraus. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen waren rot und verheult. Sie weinte nicht mehr, aber sie war kurz davor, wieder anzufangen. Sie umarmte Ann und die Tränen begannen wieder zu fließen.
»Wo willst du denn hingehen?« fragte Ann und strich ihrer Schwester sanft übers Haar.
Sue Ellen trat zurück und versteckte ihr verzerrtes Gesicht in einem Taschentuch. »Ich weiß es nicht«, schluchzte sie. »Ich habe Angst, hierzubleiben, und ich habe Angst, wegzugehen. Aber ich glaube, ich will trotzdem lieber weg von hier. Vielleicht irgendwo in die Stadt.«
»Hast du nicht Angst vor dem, was sie im Fernsehen gesagt haben?«
Sue Ellen ließ sich erschöpft aufs Bett fallen. Sie trug nur Büstenhalter und Schlüpfer. Sie hatte die alten Kleider ausgezogen und die frischen, die sie anziehen wollte, wenn sie ging, noch nicht übergestreift. »Ich habe noch größere Angst davor, hierzubleiben«, und sie fing zu weinen an, als die Erinnerungen ihr Bewußtsein wieder überschwemmten. »Ich dachte, ich würde sterben - als wir diese Leichen durch den Wald getragen haben. Ich wünschte, ich wäre eine von ihnen, dann hätte ich es nicht tun müssen. Und ich werde so was nie im Leben wieder machen. Daddy kann mich nicht dazu zwingen. In der Stadt haben sie Schutzvorrichtungen - ich kann mich irgendwo verstecken, bis es vorbei ist, damit ich's nicht mitansehen muß.« Tränen strömten ihr über die Wangen. »Wir sollten vielleicht auch mitgehen«, überlegte Karen. »Nein, ich glaube nicht, daß es richtig wäre«, widersprach Ann. »Wir können Daddy jetzt nicht verlassen. Er vernagelt das Haus, um uns zu schützen. Wir werden zurechtkommen. Sue Ellen kann gehen, aber wir beide sollten hier bleiben und ihm helfen.«
»Karen«, sagte Sue Ellen. »Ich weiß, daß dein Baby wunderschön sein wird.« Die beiden Schwestern umarmten sich innig und Ann schaute ihnen zu. In ihren Augen standen ebenfalls Tränen.
»Und Billy?« fragte Ann. »Willst du ihm nicht wenigstens Bescheid geben?«
Billy war Sue Ellens Freund, ein junger Mann, den sie gegen den Wunsch ihres Vaters, aber mit seiner knurrigen Einwilligung ein paarmal getroffen hatte. Die Sache zwischen ihr und Billy war nicht ernst. Sie kannten sich noch nicht lange genug. Sie hatten sich gut verstanden und sie fing an, ihn gern zu haben, doch sie fühlte sich noch nicht wirklich bereit, sich festzulegen.