Untot - Руссо Джон 7 стр.


Plötzlich vernahmen sie das Getrampel von Schritten vor der Haustüre, dann Geschrei und Krach aus dem Wohnzimmer und einen weiteren Schuß ganz in der Nähe. Dann herrschte Stille.

»Zur Hölle damit! Das dürfte diesen verdammten Schweinen den Rest gegeben haben, oder?« rief irgend jemand unten. »Durchsuch das Haus!« befahl eine andere Männerstimme. Durch die zersplitterte Tür hörten die Mädchen Schritte, die erst in die Küche gingen und dann die Treppe heraufkamen. Schüsse fielen in dem engen Flur vor dem Schlafzimmer, begleitet von dem dumpfen Aufschlag von auf den Boden fallenden Leibern, der das Blut in den Adern gerinnen ließ. »Hab' noch drei hier oben umgelegt!« brüllte eine Stimme. »Die Tür ist abgeschlossen - jemand versteckt sich da drin!« Unmittelbar darauf kam jemand die Stiege heraufgerannt. »Wer ist da drin?« fragte eine herrische Stimme. Die Mädchen glaubten, im Anschluß an die Frage ein schrilles Kichern zu hören.

»Aufmachen, oder wir schießen die Tür auf!« »W-wir sind es«, brachte Ann schließlich hervor. »Ann und Karen Miller. Nicht schießen. Wir machen auf.« Sie war noch immer völlig verängstigt und lauschte wachsam auf jedes Geräusch hinter der Tür. Draußen vor dem Haus wurde ein Motor abgestellt und sie hörte, wie eine Wagentür geöffnet und wieder zugeschlagen wurde.

»Was für eine fürchterliche Schweinerei«, bemerkte eine Mädchenstimme im Vorgarten.

»Na wenn schon!« erwiderte jemand. »Laß uns lieber mal

nachschauen, ob da drinnen was zu holen ist.«

Ann schob den Riegel beiseite und trat zurück, um die Tür

nach innen zu öffnen. Das erste, was sie sah, war die Mündung

einer Waffe, die direkt auf ihre Brust gerichtet war. Sie sprang

zurück und erkannte, daß die Waffe in der Hand eines

Polizisten ruhte, in der Uniform der Staatspolizei.

Der Polizist schaute Ann einen Augenblick wortlos an, dann

wollte er wissen: »Wer ist sonst noch hier?«

»N-nur meine Schwester«, stotterte Ann. »S-sie ist

schwanger.«

Der zweite Mann, den Ann nicht sehen konnte, kicherte wieder.

»Sagen Sie ihr, sie kann rauskommen«, wies sie der Staatspolizist an. Er war ein großer, gut gebauter Mann Anfang dreißig und sah nicht schlecht aus.

Karen kroch unter dem Bett hervor und näherte sich schüchtern. Der Polizist nahm Ann am Arm und führte sie und Karen aus dem Zimmer. Der zweite Mann lächelte sie an. Er trug keine Uniform, sondern ein einfaches Wollhemd und Jeans. Ein Revolver steckte in seinem Gürtel, und er hielt ein Gewehr in der Hand.

»Sie brauchen keine Angst vor uns zu haben. Wir haben Sie schließlich gerettet, Teufel noch mal«, beruhigte sie der Mann in Zivil. Ohne eine Antwort zu erwarten, wandte er sich um, stieg über eine der Leichen, die im Flur niedergeschossen worden waren, und ging die Treppen hinunter. Karen und Ann schauten die Leichen nicht an. Sie folgten dem Polizisten die Stiege hinunter ins Wohnzimmer. Als sie den Treppenabsatz erreichten, sahen sie gerade noch, wie die Überreste ihres Vaters aus dem Wohnzimmer und durch den Eingang nach draußen geschleppt wurden. Karen schnappte nach Luft, warf sich Ann an den Hals und fing an zu schluchzen. Ann hatte auch leise zu weinen begonnen. Wenig später konnten sie aus dem Vorgarten das laute Krachen eines einzelnen Schusses hören.

» Es tut mir leid «, entschuldigte sich der Staatspolizist leise mit dem Blick auf Ann gerichtet. »Es geht nicht anders. Wenn wir das nicht gemacht hätten, hätte er versucht, wieder auf die Beine zu kommen. Das tun sie alle, wenn ihr Gehirn nicht zerstört wird. Sie meinen vielleicht, Sie wollten ihn wieder leben sehen, aber da irren Sie sich, glauben Sie mir. So würden Sie ihn nicht haben wollen!«

»Ich weiß«, brachte Ann mit erstickter Stimme hervor. »Ist schon gut. Wir verstehen das. Es ist schwer hinzunehmen, alles..., aber wir würden ihn gern beerdigen.« »Natürlich«, sagte der Polizist.

Der Mann in dem Wollhemd starrte Ann vom Eingang aus an. Er war es gewesen, der den Schuß im Garten abgegeben hatte. Er steckte seinen Revolver, langsamer als nötig gewesen wäre, wieder ins Halfter und nahm sein Gewehr, das er an die Wand gelehnt hatte, in die Hand. Seine Augen funkelten und er grinste ununterbrochen nicht besonders freundlich. Diese ständige Grinsen gab seinem Gesicht, das sonst nichts

Bemerkenswertes aufwies, einen sonderbaren Ausdruck; seine Züge waren regelmäßig, sein Haar sandfarben und ungepflegt. Er mußte etwa Anfang zwanzig sein. Seine Gestalt war kräftig und drahtig.

»Flack ist mein Adjutant«, erläuterte der Polizist. »Mr. Flack, würden Sie bitte nachsehen, was aus Wade und Angel geworden ist? «

»Klar, Chef«, erwiderte Flack mit einem schiefen Lächeln. »Ich hab' so 'ne Eingebung, daß sie dabei sind, hinten im Laster einen bequemen Platz für unsere Freunde einzurichten. Soll ich die Freunde auch mit reinbringen? Und was ist mit dem Mädchen im Auto?«

»Bringen Sie sie alle herein«, entschied der Polizist. Bei der Erwähnung des Mädchens im Auto machte Anns Herz einen Satz.

»Wir haben ein Mädchen auf der Landstraße gefunden, das Schwierigkeiten hatte«, erläuterte er. »Wir haben sie gerettet. Sie schien ziemlich außer sich. Mein Name ist übrigens Wachtmeister Carter. John Carter. Sie können mich Mr. Carter nennen.«

Ann geleitete Karen zum Sofa und sie nahmen beide Platz, ohne zu wissen, was sie sagen sollten. John Carter setzte sich auf einen Stuhl, behielt die beiden Mädchen im Auge und musterte sie eingehend. Dann zog er seinen Dienstrevolver, öffnete den Zylinder und begann, ihn neu zu laden. Die leeren Patronen tat er in den Aschenbecher und nahm neue aus seinem Gürtel.

Die Mädchen drehten sich um, als Flack rückwärts ins Wohnzimmer zurückkam. Er trug die Beine und Füße eines gefesselten Mannes, dem der Mund zugestopft worden war. Ein anderer Staatspolizist hatte ihn an Armen und Schultern gepackt. Er war offensichtlich sehr schwer, und Flack und der Polizist mühten sich mit der Last ab und schleppten den Mann in die Mitte des Wohnzimmers, wo sie ihn schwer auf den Boden fallen ließen. Ann fand, daß sie ziemlich rüde mit ihm

umgingen, als sei er ein Sack voller Maiskörner.

»Schweres Miststück«, bemerkte der Polizist zu niemandem

im besonderen. »Kommen Sie. Wir holen den anderen.«

»Das ist Wade«, erklärte Mr. Carter und machte eine Geste

mit der Hand, mit der er dabei war, Patronen in seinen

Revolver zu laden. »Mein Kollege Wade Connely.«

Wade richtete sich auf und streckte sich, als er die beiden

Mädchen auf dem Sofa entdeckte. Er tippte sich an die Mütze

und ging dann mit Flack wieder hinaus.

»Wade ist ein guter Mann«, erklärte Carter. »Alle meine

Mitarbeiter sind gute Leute.«

In diesem Moment kamen Schritte über die Schwelle, und ein Mädchen betrat das Haus und schob Sue Ellen vor sich her. Sie stützte sie mit einem Arm um die Taille. Ann sprang auf. Sue Ellen sah verstört und angeschlagen aus. Ihre Backe war zerschrammt und ihre Lippe blutig und angeschwollen. »Ich denke, Sie kennen sie. Und das ist übrigens Angel«, stellte Carter vor, als er sah, wie Ann, gefolgt von Karen, auf Sue Ellen zurannte. Sie umarmten sich halb lachend und halb weinend.

»Sie ist unsere Schwester!« keuchte Karen. »Sue! Was ist dir denn zugestoßen?«

»Sie war bewußtlos...« setzte Angel an, aber sie wurde von Flack und Wade unterbrochen, die noch einen gefesselten Gefangenen hereinschleppten und neben den anderen auf den Wohnzimmerboden fallen ließen. Die beiden gefesselten Männer trugen Zivilkleidung, mochten Ende zwanzig, Anfang dreißig sein und sahen aus, als habe man sie ziemlich rauh behandelt. Sie ließen ihre Augen durch das Zimmer flitzen und hefteten ihren Blick einen Moment prüfend auf jedes einzelne Gesicht, aber sie waren sichtlich machtlos, an ihrer gegenwärtigen Lage etwas zu ändern.

»Rauhe Kunden«, bemerkte Carter. Flack stieß einen der gefesselten Männer mit dem Fuß an und gab wieder sein seltsames Gekicher von sich.

Ann und Karen hatten mit Angels Hilfe Sue Ellen auf das Sofa gebettet. Sobald sie sie hingelegt hatten, verlor Sue Ellen das Bewußtsein und begann, wirres Zeug vor sich hin zu brabbeln. Ann und Karen konnten nicht verstehen, was sie murmelte. Ann schaute zu Angel auf und versuchte, in dem Gesicht des Mädchens eine unausgesprochene Kenntnis dessen, was Sue Ellen widerfahren war, zu lesen.

Angel biß sich auf die Lippe. »Im Auto hat sie das Bewußtsein verloren«, erzählte sie. »Wir haben sie gefunden, als sie von ein paar dieser Wesen angegriffen wurde. Flack hat sie gerettet. Seither ist sie nicht bei Sinnen.« »Stammen die Wunden von diesen Dingern?« fragte Ann. »Wenn ja, dann schwebt sie in entsetzlicher Gefahr. Wenn sie daran stirbt, wird sie zu einer von ihnen.« »Ja... ich meine, ich glaube, sie stammen davon. Sicher. Sie hat Schrammen und Blut überall. Aber sie wird nicht sterben. Sie ist nur von Sinnen, sonst nichts.« »Keiner weiß, wie man die Krankheit heilen kann, die diese Dinger haben«, platzte Flack heraus. »Wenn sie stirbt, müssen wir dafür sorgen, daß sie nicht wieder aufsteht.«

»Diese Bemerkung jagt den Mädchen nur Angst ein«, tadelte Carter seinen Adjutanten Flack und sah ihn mißbilligend an. »Ich sage, was mir paßt«, fauchte Flack. »Nur weil du 'ne verfluchte Uniform anhast, kannst du mich noch lange nicht rumkommandieren. Ich gebe meine Adjutantenmarke zurück.« Das erschien ihm irgendwie ungeheuer komisch, und er brach in grölendes Gelächter aus.

Ann und Karen achteten nicht auf die Männer. Karen drückte ihre Handfläche auf Sue Ellens Arm und ging dann in die Küche, um ein paar kalte Kompressen zu holen. Angel trat neben Flack und legte ihm die Hand auf die Schulter, doch er stieß sie weg. Angels Augen sprühten eine Sekunde lang Feuer, aber sie sagte nichts. Flack würdigte sie keines Blickes und stellte sich indessen neben die Gefangenen am Boden. Er stieß einen von ihnen mit der Stiefelspitze an.

Die Gefangenen reagierten nicht, sondern drehten nur ihre Augen in seine Richtung.

Wade Connely lachte. »Rauhe Kunden«, wiederholte er die Worte, die Carter vorher gesagt hatte. Er sah Carter Beifall heischend an, doch Carter gab keine Antwort. Mit trotzigem Gesicht hatte Angel angefangen, im Wohnzimmer herumzuschlendern. Hin und wieder blieb sie stehen und nahm verschiedene Gegenstände von dem Kamin sims in die Hand, untersuchte sie und stellte sie zurück, als seien sie enttäuschend und nicht wert, angeschaut zu werden. Dann erhaschte sie einen Blick von sich selbst im Spiegel, holte einen Kamm hervor und begann, ihr langes, rotes Haar zu kämmen. Sie hatte ein hartes Gesicht. Sie war nicht hübsch und hatte etwas Wildes, Unbändiges an sich, als sei sie irgendwann in ihrem Leben tief verletzt worden und suche nach einer Gelegenheit, jemand anderen ihrerseits zu verletzen. Wie Flack trug sie Jeans und ein Wollhemd. »Wenn ich ihn ein bißchen anstupse, sagt er nichts«, erklärte Flack, der noch immer mit der Stiefelspitze gegen einen der Gefangenen trat. »Was meinst du, gibt's irgendwas, womit ich seine Aufmerksamkeit erregen kann? « »Da bin ich überfragt!« erwiderte Wade Connely grinsend und ging ans Fenster.

Flack hob den Fuß und hielt ihn über de Lenden des einen Gefangenen.

»Laß die Gefangenen in Ruhe!« schnauzte Carter und sah Flack zornig an. Sein Gesichtsausdruck veranlaßte Flack, den Fuß zurückzuziehen.

Draußen wurde Motorengeräusch hörbar.

»Was ist das?« fragte Carter und packte seine Pistole fester.

Wade Connely beugte den Kopf und versuchte einen Blick

durch einen dünnen Spalt zwischen den Brettern zu finden.

»Ein Motorrad«, berichtete er. »Es hält hier an.«

Sie horchten alle, wie der Motor abgestellt wurde. Wade

schaute noch immer durchs Fenster.

»Wer ist das?« drängte Carter, den Blick zu den drei Schwestern gewandt.

»Wahrscheinlich Billy«, gab Ann ihm die verlangte Auskunft. »Sue Ellens Freund.«

»Komm und schau nach!« gebot Carter ihr. Die Grobheit seines Befehls erschreckte sie.

Sie trat ans Fenster. »Es ist Billy«, bestätigte sie. »Ich sollte ihn hereinlassen.« Aber sie tat es nicht, weil sie hinter sich Flack und Wade Connely mit gezogenen Pistolen entdeckt hatte.

»Stecken Sie die Pistolen weg, meine Herren«, befahl der Polizist Carter. »Die junge Dame wird den jungen Mann hereinlassen. Ich nehme jedenfalls an, daß er jung ist«, fügte er hinzu und scheuchte Ann zur Tür.

Ann machte auf, und Billy stürmte ins Zimmer. Als er all die Fremden sah, blieb er abrupt stehen. »Ann - was ist hier los?« »Billy... Sue Ellen ist etwas zugestoßen.« Billys Augen flitzten von einem zum anderen, bis er Sue Ellen auf dem Sofa entdeckte, und er eilte sofort zu ihr, hockte sich neben sie und legte ihr die Hand auf die Stirn. Aber sie reagierte nicht. »Was hat sie, Karen? Was ist passiert? « Die Panik in Billys Stimme war nicht zu verkennen. Er nahm den Motorradhelm ab und man sah, wie jung er noch war. Er schien nicht älter als siebzehn zu sein. Seine Cordjacke war zu groß für seine schmalen Schultern, und seine langen, dünnen Beine steckten in Jeans. Er hatte blondes Haar und Sommersprossen und einen vorstehenden Adamsapfel, der weniger aufgefallen wäre, hätte Billy mehr gewogen.

»Wir wissen nicht, was ihr zugestoßen ist, Billy«, beantwortete Karen seine Frage. »Sie wollte heute nachmittag von zu Hause fortlaufen, allein. Sie wurde von den... den Dingern angegriffen, und diese Männer hier retteten sie.« Billy schaute auf die drei Fremden. Flack hatte sein übliches Grinsen im Gesicht. Wade Connely hielt seinen Blick auf Billy fixiert und taxierte den jungen Mann unverhohlen. Carter schien an dem Jungen völlig uninteressiert, pfiff eine kurze Melodie vor sich hin und verstummte. Als Billys Augen wieder auf Flack fielen, war das Grinsen immer noch da, hart und herausfordernd. Aus einem Impuls heraus rief Billy: »Seid ihr sicher, daß sie sie

gerettet

haben - oder haben sie vielleicht mitgeholfen, sie so zuzurichten?«

Flack ging auf Billy zu. »Das war aber gar nicht nett, so was zu sagen.«

»Halt's Maul!« Das war Carters Stimme. Er war aufgesprungen und schaute zornig in die Runde. Als er die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gezogen hatte, änderte er den Tonfall, und seine Stimme klang ruhig und ernst. »Das Mädchen - Sue Ellen, so heißt sie doch, nicht wahr? - wurde von jenen Dingern angegriffen und wir haben sie aus ihren Klauen gerettet. Die beiden anderen Mädchen haben wir ebenfalls gerettet. Für ihren Vater konnten wir nichts mehr tun. Er war tot, als wir hier ankamen. Fragen Sie die Mädchen, wenn Sie uns nicht glauben wollen. Aber ich meine, Sie werden feststellen, daß Sie uns zu Dank verpflichtet sind.« »Ich bitte um Verzeihung«, entschuldigte sich Billy. »Das klingt schon besser«, entgegnete Carter zum Abschluß der Diskussion.

Ann ging scheu auf Billy zu und berührte ihn am Ellbogen. »Billy... könntest du mir vielleicht helfen, Sue Ellen nach oben zu bringen? Ich glaube, wir sollten sie ins Bett legen und warm zudecken.« Billy folgte Ann zum Sofa und sie betrachteten das bewußtlose Mädchen und überlegten, wie sie es am besten transportieren könnten.

»Ich mache heißen Tee für sie«, schlug Karen vor. »Ich glaube, wir könnten alle einen gebrauchen.« Sie stand auf und begab sich in die Küche.

Angel trat an eines der mit Brettern vernagelten Fenster und fand einen Spalt, durch den sie nach draußen schauen konnte. »Da sind noch mehr von diesen Dingern draußen«, stellte sie fest und sprang unwillkürlich zurück. »Mindestens ein halbes

Dutzend, die auf dem Rasen rumlungern.«

Назад Дальше