Eine Weile harrte er der Antwort, als sie aber nicht kam, neigte er sein Haupt so tief, daß er fast Christinens Füße berührte, und eine sichtlich wachsende Rührung ergriff ihn ganz. Seine Stimme zitterte, als fehlte seiner Brust der Atem.
»In deine Hand empfehle ich mein Glück, mein Leben; deiner Zuneigung harre ich entgegen, denn mir ist furchtbar schwer «
»Laß uns um Gottes Erbarmen beten!« rief plötzlich Christine, indem sie in die Kniee sank.
Ketling hatte sie nicht begriffen, aber er wagte nicht, Widerstand zu leisten und kniete voll Erwartung und Unruhe neben ihr nieder. Und sie begannen wieder zu beten.
In dem leeren Kirchenraum hörte man manchmal ihre Stimmen sich erheben, und das Echo gab ihnen seltsamen, traurigen Widerhall.
»Gott, sei gnädig!« sagte Christine.
»Gott, sei gnädig!« wiederholte Ketling.
»Erbarme dich unser!« »Erbarme dich unser!«
Und sie fuhren leise in ihrem Gebete fort; aber Ketling bemerkte, daß ihre ganze Gestalt vom Weinen erschüttert wurde. Sie konnte sich lange Zeit nicht beruhigen, und dann, als sie ruhig geworden, kniete sie noch lange unbeweglich. Endlich erhob sie sich und sagte:
»Gehen wir.«
Und sie traten wieder hinaus auf jenen langen Korridor. Ketling hoffte auf dem Wege eine Antwort zu erhalten und blickte ihr in die Augen, aber vergeblich. Sie ging eilig, als sehnte sie sich danach, so schnell wie möglich in das Zimmer zu gelangen, in welchem Sagloba auf sie wartete. Als sie nicht mehr weit von der Tür entfernt waren, ergriff der Ritter den Zipfel ihres Kleides.
»Fräulein Christine!« sagte er, »bei allem, was heilig ist!«
Da wandte sich Christine um, ergriff so schnell seine Hand, daß er nicht Zeit hatte, ihr Widerstand zu leisten, und drückte sie in einem Augenblick an den Mund.
»Ich liebe dich aus ganzer Seele, aber ich werde nicht die deine werden,« sagte sie.
Und ehe Ketling in seinem Erstaunen ein Wort zu sagen vermochte, fügte sie hinzu:
»Vergiß alles, was geschehen!«
Gleich darauf waren beide im Zimmer. Der Türhüter schlief in einem Stuhl, Sagloba in dem anderen; aber das Eintreten der jungen Leute weckte sie. Sagloba öffnete seine Augen und begann bei halbem Bewußtsein mit ihnen zu zwinkern; allmählich kehrte ihm das Gedächtnis an Zeit und Menschen zurück.
»Ha, ihr seid es!« sagte er und zog seinen Hut zurecht, »mir träumte, es sei ein neuer Kandidat für den Königsstuhl aufgetreten, und das war ein Piast. Waret ihr im Kirchengang?«
»So ist's.«
»Und ist euch die Seele Marie Luisens nicht erschienen?«
»O ja,« antwortete Christine mit dumpfer Stimme.
Nachdem sie aus dem Schloß getreten waren, empfand Ketling das Bedürfnis, seine Gedanken zu sammeln und sich von dem Erstaunen frei zu machen, in das ihn Christinens Benehmen versetzt hatte. Er verabschiedete sich von ihr und Sagloba gleich vor dem Tor; diese aber begaben sich zurück in das Gasthaus. Bärbchen und die Frau Truchseß waren von der Kranken schon heimgekehrt, und die Frau Truchseß begrüßte Herrn Sagloba mit folgenden Worten: »Ich habe einen Brief von meinem Manne bekommen, der bei Michael im Grenzquartier ist; sie sind beide gesund und versprechen in kurzem hier zu sein. Es liegt auch ein Brief von Michael an Euch hier, an mich nur ein Postskriptum in dem Briefe meines Mannes. Mein Mann schreibt auch, daß die Differenz, welche wegen des Guts von Bärbchen mit den Zubers bestanden, glücklich ausgeglichen ist. Jetzt stehen dort die Landtage bevor er schreibt auch, daß dort der Name des Herrn Sobieski ungeheure Bedeutung hat, und so wird auch der Landtag in seinem Sinne ausfallen. Alle Welt rüstet sich zur Wahl, aber unsere Gegend wird auf seiten des Kronmarschalls stehen. Es ist schon warm dort und Regenwetter In Werschutko sind einige Gebäude bei uns abgebrannt. Ein Knecht hat das Feuer angezündet, und da windiges Wetter war «
»Wo ist Michaels Brief an mich?« fragte Sagloba, indem er den Strom von Neuigkeiten unterbrach, den die brave Frau Truchseß in einem Atem hervorbrachte.
»Da ist er,« antwortete die Frau Truchseß, indem sie ihm den Brief reichte. » da Wind war, und die Leute auf dem Jahrmarkt «
»Wie sind die Briefe hierhergekommen?« fragte Sagloba wieder.
»Sie sind in Ketlings Haus gebracht worden, und von da hat sie ein Knecht hergebracht nun weil aber, sage ich, Wind war «
»Wollt Ihr hören?«
»O gewiß, ich bitte.«
Sagloba erbrach das Siegel und begann zu lesen, erst mit halber Stimme für sich, dann lauter für alle:
»Es ist dies der erste Brief, den ich Euch sende; hoffentlich gibt es auch keinen zweiten, denn hier sind die Posten unsicher, und ich denke auch in kurzer Zeit persönlich bei Euch zu erscheinen. Es ist gut hier im Felde, aber doch zieht mich das Herz mächtig zu Euch, und die Gedanken und die Erinnerungen, die mir die Einsamkeit angenehmer machen als die zahlreiche Gesellschaft, sind ohne Ende. Die versprochene Arbeit ist vorbei, denn die Horden sitzen ruhig, nur kleinere Haufen pirschen auf den Wiesen, und wir haben sie zweimal so glücklich aufgescheucht, daß auch nicht ein Zeuge der Niederlage übrig geblieben ist.«
»Da haben sie ihnen warm gemacht,« rief Bärbchen erfreut, »es geht nichts über den Soldatenstand!«
»Die Banden des Doroschenko« las Sagloba weiter »möchten gern mit uns anbinden, aber ohne die Horde wagen sie's nicht, und die Gefangenen sagen aus, daß keine einzige größere Schar unterwegs sei, und auch ich denke, wenn etwas hätte kommen sollen, so wäre es schon gekommen, denn das Gras ist seit einer Woche grün, und die warmen Winde wehen, die die Pferde träge machen, und das sind die sichersten Anzeichen des Frühlings. Die Erlaubnis habe ich schon einholen lassen, und sie muß jeden Tag eintreffen: dann mache ich mich bald auf den Weg Herr Nowowiejski wird mich in meinem Wächteramt vertreten; es gibt so wenig zu tun, daß Makowiezki und ich den ganzen Tag die Füchse gehetzt haben, bloß zu unserem Vergnügen, denn der Pelz nützt uns zum Frühling nichts. Es fehlt auch nicht an Trappen, und mein Bursche hat einen Pelikan geschossen. Ich umarme Euch von ganzem Herzen, küsse meiner Frau Schwester die Hand, auch Fräulein Christine, deren Zuneigung ich mich sehr empfehle, und bitte Gott nur darum, daß ich sie mit unverändertem Sinne wiederfinde. Grüßen Sie auch Fräulein Bärbchen von mir; Herr Nowowiejski hat seine Wut über den Korb, den er in Mokotow erhalten, zehnfach an den Nacken der Schurken ausgelassen, aber er ist noch immer nicht beruhigt, noch hat er es nicht ganz verwunden. Ich empfehle Euch Gott und seiner heiligen Gnade.
P. S. Von durchreisenden Armeniern habe ich einen prächtigen Hermelinbesatz gekauft, den bringe ich als Willkommengruß Fräulein Christine mit, und auch für unseren kleinen Heiducken werden sich türkische Südfrüchte finden.«
»Die mag Herr Michael allein aufessen, ich bin kein Kind,« versetzte Bärbchen, deren Wangen erglühten, als wäre ihr plötzlich etwas Unangenehmes widerfahren.
»So siehst du ihn nicht gerne wieder? Bist du ihm böse?« fragte Sagloba.
Aber sie brummte nur leise vor sich hin und geriet wirklich in Zorn bei dem Gedanken daran, wie leichthin Michael sie behandle; bald dachte sie wieder an die Trappen und an den Pelikan, der ganz besonders ihre Neugier erweckt hatte.
Christine saß während des Vorlesens mit geschlossenen Augen da, dem Lichte abgewandt. Es war ein wahres Glück, daß die Anwesenden ihr Gesicht nicht sehen konnten, sonst hätten sie unschwer erkannt, daß in ihr etwas Außerordentliches vorgehe. Was in der Kirche geschehen war, dann Wolodyjowskis Brief das waren für sie gleichsam zwei kräftige Keulenschläge. Der wundervolle Traum war zerstoben, und seit diesem Augenblick stand das Mädchen von Angesicht zu Angesicht der unglückschweren Wahrheit gegenüber. Sie konnte nicht sofort ihre Gedanken sammeln, und nur unklare, dämmerhafte Gefühle tobten in ihrem Herzen. Wolodyjowski samt seinem Versprechen der Ankunft und dem Hermelinbesatz erschien ihr flach, ja nahezu widerwärtig. Ketling aber war ihr nie teurer. Teuer war ihr der bloße Gedanke an ihn, seine Worte, sein geliebtes Gesicht, teuer seine Betrübnis. Und nun wird man das Lieben, die Verehrung lassen müssen, das lassen, wozu das Herz sich drängt, dem die Arme sich entgegenstrecken; den geliebten Mann in Verzweiflung lassen, in ewiger Trauer, in Gram, und die Seele und den Körper einem anderen hingeben, der darum allein, weil er ein anderer ist, geradezu hassenswert erscheint.
»Ich werde es nicht verwinden,« rief es in Christinens Seele.
Und sie hatte die Empfindung, die eine Gefangene hat, der man die Hände bindet, und doch hatte sie sich selbst gebunden. Hätte sie doch damals Wolodyjowski sagen können, daß sie ihm eine Schwester sein wolle, nicht mehr. Hier kam ihr jener Kuß in Erinnerung, den sie empfangen und zurückgegeben, und es erfaßte sie Scham und Verachtung ihrer selbst. Hatte sie damals Wolodyjowski schon geliebt? Nein, in ihrem Herzen war keine Liebe; neben dem Mitleid waren es nur Neugier und Leichtsinn, die sich hinter dem Schein schwesterlicher Zuneigung verbargen; jetzt erst erkannte sie, daß zwischen einem Kuß aus großer Liebe und einem Kuß aus der Erregung des Blutes ein Unterschied sei, wie zwischen Engel und Teufel. Und zu der Verachtung trat der Zorn in Christinens Herz, aber auch ihr Stolz empörte sich gegen Wolodyjowski. Auch er war schuldig; warum sollte alle Reue, warum sollten alle Gewissensbisse, alle Täuschungen auf sie zurückfallen, warum sollte nicht auch er den bitteren Trank teilen? Hätte sie nicht das Recht, ihm bei seiner Heimkehr zu sagen:
»Ich habe mich geirrt: Mitleid hielt ich für Zuneigung und auch du hast geirrt, und nun lasse mich, wie ich dich gelassen habe.«
Plötzlich erfaßte sie die Furcht vor der Rache des furchtbaren Mannes, nicht Furcht um sich selber, sondern um das geliebte Haupt, auf welches unfehlbar diese Rache zurückfallen würde. Sie sah in ihrer Einbildung Ketling, wie er zum Kampfe bereit stand mit dem furchtbaren und unvergleichlichen Kämpfer, sie sah ihn dann niedersinken, wie eine Blume hinsinkt unter der Hand des Schnitters, sie sah sein Blut, sein blasses Gesicht, seine Augen auf ewig geschlossen, und ihre Leiden überstiegen alles Maß. Sie erhob sich so schnell als möglich und ging in ihr Zimmer, um den Menschen aus den Augen zu kommen, um nicht mit anzuhören, wie sie von Wolodyjowski und seiner bevorstehenden Rückkehr plauderten. In ihrem Herzen wuchs der Zorn gegen den kleinen Ritter immer mächtiger an.
Aber die Gewissensbisse und das Leid folgten ihr auf der Spur, sie verließen sie nicht, wenn sie betete, sie setzten sich an ihr Bett, wenn sie sich müde und matt zur Ruhe begab, und begannen ihr zuzuflüstern:
»Wo ist er?« fragte das Leid »sieh, noch ist er nicht heimgekehrt; er wandert durch die Nächte und ringt die Hände. Du wolltest ihn dem Himmel näher bringen, dein Herzblut für ihn hingeben, und du hast ihm den giftigen Trank bereitet, hast ihm das Messer ins Herz gestoßen.«
»Wärest du nicht voll Leichtsinn, würdest du nicht jeden an dich locken wollen, dem du begegnest« so sprachen die Gewissensbisse »wie anders könnte alles sein; nun bleibt dir nichts als die Verzweiflung, deine eigene Schuld, deine eigene große Schuld. Nun gibt es keine Hilfe mehr, keine Rettung, dir bleiben nur die Schmach, der Schmerz, die Tränen «
»Wie er vor dir kniete in der Kirche« sagte wieder das Leid »ein Wunder, daß dir das Herz nicht brach, als er dir in die Augen blickte und um Erbarmen bat. War es recht, mit einem Fremden Mitleid zu haben, um wieviel mehr mit ihm, dem Geliebten, dem Teuersten! Gott segne ihn, Gott gebe ihm Trost.«
»Wärest du nicht leichtsinnig gewesen, so könnte dieser Teuerste in Freuden einhergehen« wiederholten die Gewissensbisse »und du könntest in seine Arme sinken als die Erwählte, als die Gattin «
»Und ewig mit ihm sein« fügte das Leid hinzu.
Und die Gewissensbisse: »Deine Schuld!«
Und das Mitleid: »Weine, Christine!«
Und wieder sagten die Gewissensbisse: »Damit tilgst du die Schuld nicht.«
Und wieder sprach das Leid: »Tue, wie du willst, aber tröste ihn.«
»Wolodyjowski wird ihn töten,« antworteten sogleich die Gewissensbisse.
Kalter Schweiß bedeckte Christine, und sie setzte sich in ihrem Bette auf; das helle Licht des Mondes fiel in das Zimmer, das bei dem blassen Scheine seltsam gespensterhaft aussah.
»Was ist das?« dachte Christine. »Dort schläft Bärbchen; ich sehe sie, denn der Mond scheint ihr ins Gesicht, und ich weiß nicht, wann sie gekommen ist, wann sie sich entkleidet und niedergelegt hat; ich habe doch keinen Augenblick geschlafen. O, ich sehe, mein armer Kopf ist zu nichts mehr gut.«
Und wieder legte sie sich mit diesen Gedanken hin, aber bald ließen sich auch Leid und Gewissensbisse auf den Rahmen ihres Bettes nieder, zwei Göttinnen gleichend, die nach Belieben im Glanze des Mondes auftauchten oder aus dem silbernen Strom emporkamen.
»Ich werde heute gar nicht schlafen,« sagte Christine zu sich.
Und sie begann an Ketling zu denken und immer mehr zu leiden.
Plötzlich ertönte durch die Stille der Nacht die klagende Stimme Bärbchens:
»Christine! Schläfst du nicht?«
»Mir träumte, daß irgend ein Türkenhund Herrn Michael mit einem Pfeil getroffen habe; o Jesus Christus, Träume sind Schäume! Aber es schüttelt mich wie im Fieber laß uns ein Gebet sprechen, damit Gott das Unheil wende!«
Christine flog wie ein Blitz der Gedanke durch den Kopf: wenn ihn doch einer getötet hätte! Aber sofort erschrak sie vor ihrer eigenen Schlechtigkeit, und obgleich sie sich zu übermenschlicher Kraft erheben mußte, um in diesem Augenblick um die glückliche Heimkehr Wolodyjowskis zu beten, antwortete sie doch: »Gut, Bärbchen.«
Dann stiegen sie beide aus ihren Betten, knieten mit nackten Beinen auf der mondbeleuchteten Diele und begannen ihre Litanei. Ihre Stimmen klangen wie Frage und Antwort zusammen, bald hoben, bald senkten sie sich, man hätte meinen können, das Zimmer habe sich in eine Klosterzelle verwandelt, in welcher zwei weiße Nonnen ihre nächtlichen Gebete verrichteten.
Am folgenden Tage war Christine schon ruhiger, denn sie hatte sich aus den verworrenen Pfaden und Irrwegen zwar einen sehr schweren, aber einen geraden Weg gewählt. Indem sie ihn beschritt, wußte sie wenigstens, wohin sie ging. Vor allem aber beschloß sie, mit Ketling zusammenzutreffen und ihn zum letzten Male zu sprechen, um ihn vor jedem Unheil zu schützen. Es wurde ihr schwer, denn Ketling hatte sich am folgenden Tage nicht sehen lassen und war auch zur Nacht nicht heimgekommen.
Christine pflegte nun vor Tag aufzustehen und in die nahe Dominikanerkirche zu gehen, da sie hoffte, daß sie ihm an einem Morgen begegnen werde und ohne Zögern mit ihm würde sprechen können.
Sie traf ihn auch wirklich einige Tage später am Kirchentor. Als er sie bemerkte, zog er den Hut, neigte schweigend den Kopf und stand regungslos da. Sein Gesicht war von Schlaflosigkeit und Leiden ermattet, die Augen hohl, und an den Schläfen waren gelbliche Flecken sichtbar. Seine zarte Gesichtsfarbe war wie Wachs geworden und sah wie eine prächtige Blume aus, die dahinwelkt. Christinens Herz riß in Stücke bei diesem Anblick, und obgleich ihr jeder entscheidende Schritt schwer wurde, da sie von Natur zaghaft war, streckte sie ihm doch zuerst die Hand entgegen und sagte:
»Möge Euch Gott trösten und Euch Vergessen schenken!«
Ketling nahm ihre Hand, zog sie an seine glühende Stirn, dann an die Lippen, an die er sie lange und mit ganzer Kraft drückte; endlich sprach er mit einer Stimme voll von tödlicher Trauer und Ergebung:
»Für mich gibt es keinen Trost, kein Vergessen!«
Christine brauchte in diesem Augenblick die ganze Herrschaft über sich selbst, um ihm nicht vor Leid die Arme um den Hals zu schlingen und auszurufen: »Ich liebe dich über alles, nimm mich hin!« Sie fühlte, daß sie dies tun würde, wenn der Schmerz sie fortrisse. Darum stand sie lange Zeit schweigend vor ihm und rang mit ihren Tränen. Endlich überwand sie sich und begann ruhig, aber sehr schnell, weil ihr der Atem fehlte:
»Vielleicht bringt es Euch Trost, wenn ich Euch sage, daß ich keinem Manne angehören werde Ich gehe ins Kloster Denkt nicht schlecht von mir, denn ich bin schon so unglücklich; versprecht mir, gebt mir Euer Wort, daß Ihr niemand Eure Neigung zu mir anvertrauen werdet daß Ihr niemand bekennen werdet daß Ihr das, was vorgefallen, keinem Freunde, keinem Verwandten entdecken werdet. Dieses ist meine letzte Bitte. Einst kommt die Zeit, wo Ihr erfahren werdet, warum ich so handle aber dann seid einsichtsvoll. Heute sage ich nichts mehr, denn ich kann nicht mehr vor Schmerz. Versprecht mir das, das wird mein Trost sein, sonst sterbe ich.«