Deutsche Humoristen, 4. und 5. Band (von 8) - Various 4 стр.


Reigen

von

Johann Heinrich Voß

Sagt mir an, was schmunzelt ihr?
Schiebt ihrs auf das Kirmesbier,
daß ich so vor Freude krähe
und auf einem Bein mich drehe?
Schurken um und um!

Kommt die schmucke Binderin
euch denn gar nicht in den Sinn,
die mich wirft mit Haselnüssen
und dann schreit: Ich will nicht küssen!
Nun so schert euch zum !

Diesen Strauß und diesen Ring
schenkte mir das kleine Ding!
Seht, sie horcht! Komm her, mein Engel!
Tanz einmal mit deinem Bengel!
Dudeldidel dum!

Fiedler, fiedelt nicht so lahm;
wir sind Braut und Bräutigam!
Fiedelt frisch; ich mach es richtig!
Und bestreicht den Bogen tüchtig
mit Kalfonium!

Polisch muß hübsch lustig gehn,
daß die Röcke hinten wehn!
Wart, ich werd euch mal kuranzen!
Meint ihr, Trödler: Bären tanzen
hier am Seil herum?

Heißa lustig! Nun kommt her!
Unten, oben, kreuz und quer,
laß uns Arm in Arm verschränken
und an unsern Brauttanz denken!
Heißa! Rund herum!

Ha! wie schön das Hackbrett summt,
und der alte Brummbaß brummt!
Ha! wie drehn sich rings ohn Ende
Hüt und Hauben, Tür und Wände!
Dudeldidel, dudeldidel dum!
Dudeldidel dum dum dum!

Amor als Landschaftsmaler

von

Johann Wolfgang von Goethe

Saß ich früh auf einer Felsenspitze,
sah mit starren Augen in den Nebel;
wie ein grau grundiertes Tuch gespannet,
deckt er alles in die Breit und Höhe.

Stellt ein Knabe sich mir an die Seite,
sagte: Lieber Freund, wie magst du starrend
auf das leere Tuch gelassen schauen?
Hast du denn zum Malen und zum Bilden
alle Luft auf ewig wohl verloren?

Sah ich an das Kind und dachte heimlich:
Will das Bübchen doch den Meister machen!

Willst du immer trüb und müßig bleiben,
sprach der Knabe, kann nichts Kluges werden:
sieh, ich will dir gleich ein Bildchen malen,
dich ein hübsches Bildchen malen lehren.

Und er richtete den Zeigefinger,
der so rötlich war wie eine Rose,
nach dem weiten ausgespannten Teppich,
fing mit seinem Finger an zu zeichnen:
oben malt er eine schöne Sonne,
die mir in die Augen mächtig glänzte,
und den Saum der Wolken macht er golden,
ließ die Strahlen durch die Wolken dringen;
malte dann die zarten leichten Wipfel
frisch erquickter Bäume, zog die Hügel,
einen nach dem andern, frei dahinter;
unten ließ ers nicht an Wasser fehlen,
zeichnete den Fluß so ganz natürlich,
daß er schien im Sonnenstrahl zu glitzern,
daß er schien am hohen Rand zu rauschen.

Ach, da standen Blumen an dem Flusse,
und da waren Farben auf der Wiese,
Gold und Schmelz und Purpur und ein Grünes,
alles wie Smaragd und wie Karfunkel!
Hell und rein lasiert er drauf den Himmel
und die blauen Berge fern und ferner,
daß ich ganz entzückt und neu geboren
bald den Maler, bald das Bild beschaute.

Hab ich doch, so sagt er, dir bewiesen,
daß ich dieses Handwerk gut verstehe;
doch es ist das Schwerste noch zurücke.

Zeichnete darnach mit spitzem Finger
und mit großer Sorgfalt an dem Wäldchen,
grad ans Ende, wo die Sonne kräftig
von dem hellen Boden wiederglänzte,
zeichnete das allerliebste Mädchen,
wohlgebildet, zierlich angekleidet,
frische Wangen unter braunen Haaren,
und die Wangen waren von der Farbe,
wie das Fingerchen, das sie gebildet.

O du Knabe! rief ich, welch ein Meister
hat in seine Schule dich genommen,
daß du so geschwind und so natürlich
alles klug beginnst und gut vollendest?

Da ich noch so rede, sieh, da rühret
sich ein Windchen, und bewegt den Gipfel,
kräuselt alle Wellen auf dem Flusse,
füllt den Schleier des vollkommnen Mädchens,
und was mich Erstaunten mehr erstaunte,
fängt das Mädchen an den Fuß zu rühren,
geht zu kommen, nähert sich dem Orte,
wo ich mit dem losen Lehrer sitze.

Da nun alles, alles sich bewegte,
Bäume, Fluß und Blumen und der Schleier,
und der zarte Fuß der Allerschönsten;
glaubt ihr wohl, ich sei auf meinem Felsen,
wie ein Felsen, still und fest geblieben?

Gewohnt, getan

von

Johann Wolfgang von Goethe

Ich habe geliebet; nun lieb ich erst recht!
Erst war ich der Diener, nun bin ich der Knecht.
Erst war ich der Diener von allen;
nun fesselt mich diese charmante Person,
sie tut mir auch alles zur Liebe, zum Lohn,
sie kann nur allein mir gefallen.

Ich habe geglaubet; nun glaub ich erst recht!
Und geht es auch wunderlich, geht es auch schlecht,
ich bleibe beim gläubigen Orden:
so düster es oft und so dunkel es war
in drängenden Nöten, in naher Gefahr,
auf einmal ists lichter geworden.

Ich habe gespeiset; nun speis ich erst gut!
Bei heiterem Sinne, mit fröhlichem Blut
ist alles an Tafel vergessen.
Die Jugend verschlingt nur, dann sauset sie fort;
ich liebe zu tafeln am lustigen Ort,
ich kost und ich schmecke beim Essen.

Ich habe getrunken; nun trink ich erst gern!
Der Wein, er erhöht uns, er macht uns zum Herrn
und löset die sklavischen Zungen.
Ja, schonet nur nicht das erquickende Naß!
Denn schwindet der älteste Wein aus dem Faß,
so altern dagegen die jungen.

Ich habe getanzt und dem Tanze gelobt!
Und wird auch kein Schleifer, kein Walzer getobt,
so drehn wir ein sittiges Tänzchen.
Und wer sich der Blumen recht viele verflicht,
und hält auch die ein und die andere nicht,
ihm bleibet ein munteres Kränzchen.

Drum frisch nur aufs neue! Bedenke dich nicht!
Denn wer sich die Rosen, die blühenden, bricht,
den kitzeln fürwahr nur die Dornen.
So heute wie gestern, es flimmert der Stern;
nur halte von hängenden Köpfen dich fern
und lebe dir immer von vornen.

Gutmann und Gutweib

von

Johann Wolfgang von Goethe

Und morgen fällt St. Martins Fest,
Gutweib liebt ihren Mann;
da knetet sie ihm Puddings ein
und bäckt sie in der Pfann.

Im Bette liegen beide nun,
da saust ein wilder West;
und Gutmann spricht zur guten Frau:
Du riegle die Türe fest.

Bin kaum erholt und halb erwarmt,
wie käm ich da zur Ruh;
und klapperte sie einhundert Jahr,
ich riegelte sie nicht zu.

Drauf eine Wette schlossen sie
ganz leise sich ins Ohr:
so wer das erste Wörtlein spräch,
der schöbe den Riegel vor.

Zwei Wandrer kommen um Mitternacht
und wissen nicht, wo sie stehn;
die Lampe losch, der Herd verglomm,
zu hören ist nichts, zu sehn.

Was ist das für ein Hexenort?
Da bricht uns die Geduld!
Doch hörten sie kein Sterbenswort,
des war die Türe schuld.

Den weißen Pudding speisten sie,
den schwarzen ganz vertraut.
Und Gutweib sagte sich selber viel,
doch keine Silbe laut.

Zu diesem sprach der jene dann:
Wie trocken ist mir der Hals!
Der Schrank, der klafft, und geistig riechts,
da findet sichs allenfalls.

Ein Fläschchen Schnaps ergreif ich da,
das trifft sich doch geschickt!
Ich bring es dir, du bringst es mir,
und bald sind wir erquickt.

Doch Gutmann sprang so heftig auf
und fuhr sie drohend an:
Bezahlen soll mit teurem Geld,
wer mir den Schnaps vertan!

Und Gutweib sprang auch froh heran,
drei Sprünge, als wär sie reich:
Du, Gutmann, sprachst das erste Wort,
nun riegle die Türe gleich!

Hochzeitlied

Gutmann und Gutweib

von

Johann Wolfgang von Goethe

Und morgen fällt St. Martins Fest,
Gutweib liebt ihren Mann;
da knetet sie ihm Puddings ein
und bäckt sie in der Pfann.

Im Bette liegen beide nun,
da saust ein wilder West;
und Gutmann spricht zur guten Frau:
Du riegle die Türe fest.

Bin kaum erholt und halb erwarmt,
wie käm ich da zur Ruh;
und klapperte sie einhundert Jahr,
ich riegelte sie nicht zu.

Drauf eine Wette schlossen sie
ganz leise sich ins Ohr:
so wer das erste Wörtlein spräch,
der schöbe den Riegel vor.

Zwei Wandrer kommen um Mitternacht
und wissen nicht, wo sie stehn;
die Lampe losch, der Herd verglomm,
zu hören ist nichts, zu sehn.

Was ist das für ein Hexenort?
Da bricht uns die Geduld!
Doch hörten sie kein Sterbenswort,
des war die Türe schuld.

Den weißen Pudding speisten sie,
den schwarzen ganz vertraut.
Und Gutweib sagte sich selber viel,
doch keine Silbe laut.

Zu diesem sprach der jene dann:
Wie trocken ist mir der Hals!
Der Schrank, der klafft, und geistig riechts,
da findet sichs allenfalls.

Ein Fläschchen Schnaps ergreif ich da,
das trifft sich doch geschickt!
Ich bring es dir, du bringst es mir,
und bald sind wir erquickt.

Doch Gutmann sprang so heftig auf
und fuhr sie drohend an:
Bezahlen soll mit teurem Geld,
wer mir den Schnaps vertan!

Und Gutweib sprang auch froh heran,
drei Sprünge, als wär sie reich:
Du, Gutmann, sprachst das erste Wort,
nun riegle die Türe gleich!

Hochzeitlied

von

Johann Wolfgang von Goethe

Wir singen und sagen vom Grafen so gern,
der hier in dem Schlosse gehauset,
da, wo ihr den Enkel des seligen Herrn,
den heute vermählten, beschmauset.
Nun hatte sich jener im heiligen Krieg
zu Ehren gestritten durch mannigen Sieg,
und als er zu Hause vom Rösselein stieg,
da fand er sein Schlösselein oben,
doch Diener und Habe zerstoben.

Da bist du nun, Gräflein, da bist du zu Haus,
das Heimische findest du schlimmer!
Zum Fenster, da ziehen die Winde hinaus,
sie kommen durch alle die Zimmer.
Was wäre zu tun in der herbstlichen Nacht?
So hab ich doch manche noch schlimmer vollbracht,
der Morgen hat alles wohl besser gemacht.
Drum rasch bei der mondlichen Helle
ins Bett, in das Stroh, ins Gestelle!

Und als er im willigen Schlummer so lag,
bewegt es sich unter dem Bette.
Die Ratte, die raschle, so lange sie mag!
Ja, wenn sie ein Bröselein hätte!
Doch siehe! da stehet ein winziger Wicht,
ein Zwerglein, so zierlich, mit Ampelenlicht,
mit Rednergebärden und Sprechergewicht,
zum Fuß des ermüdeten Grafen,
der, schläft er nicht, möcht er doch schlafen.

Wir haben uns Feste hier oben erlaubt,
seitdem du die Zimmer verlassen,
und weil wir dich weit in der Ferne geglaubt,
so dachten wir eben zu prassen.
Und wenn du vergönnest und wenn dir nicht graut,
so schmausen die Zwerge, behaglich und laut,
zu Ehren der reichen, der niedlichen Braut.
Der Graf im Behagen des Traumes:
Bedienet euch immer des Raumes!

Da kommen drei Reiter, sie reiten hervor,
die unter dem Bette gehalten;
dann folget ein singendes, klingendes Chor
possierlicher kleiner Gestalten,
und Wagen auf Wagen mit allem Gerät,
daß einem so Hören als Sehen vergeht,
wies nur in den Schlössern der Könige steht;
zuletzt auf vergoldetem Wagen
die Braut und die Gäste getragen.

So rennet nun alles in vollem Galopp
und kürt sich im Saale sein Plätzchen;
zum Drehen und Walzen und lustigen Hopp
erkieset sich jeder ein Schätzchen.
Da pfeift es und geigt es und klinget und klirrt,
da ringelts und schleift es und rauschet und wirrt,
da pisperts und knisterts und flüsterts und schwirrt;
das Gräflein, es blicket hinüber,
es dünkt ihn, als läg er im Fieber.

Nun dappelts und rappelts und klapperts im Saal,
von Bänken und Stühlen und Tischen,
da will nun ein jeder am festlichen Mahl
sich neben dem Liebchen erfrischen;
sie tragen die Würste, die Schinken so klein
und Braten und Fisch und Geflügel herein;
es kreiset beständig der köstliche Wein;
das toset und koset so lange,
verschwindet zuletzt mit Gesange.

Und sollen wir singen, was weiter geschehn,
so schweige das Toben und Tosen.
Denn was er, so artig, im kleinen gesehn,
erfuhr er, genoß er im großen.
Trompeten und klingender, singender Schall,
und Wagen und Reiter und bräutlicher Schwall,
sie kommen und zeigen und neigen sich all,
unzählige, selige Leute.
So ging es und geht es noch heute.

Offne Tafel

von

Johann Wolfgang von Goethe

Viele Gäste wünsch ich heut
mir zu meinem Tische!
Speisen sind genug bereit,
Vögel, Wild und Fische.
Eingeladen sind sie ja,
habens angenommen.
Hänschen, geh und sieh dich um!
Sieh mir, ob sie kommen!

Schöne Kinder hoff ich nun,
die von gar nichts wissen,
nicht, daß es was Hübsches sei,
einen Freund zu küssen.
Eingeladen sind sie all,
habens angenommen.
Hänschen, geh und sieh dich um!
Sieh mir, ob sie kommen!

Frauen denk ich auch zu sehn,
die den Ehegatten,
ward er immer brummiger,
immer lieber hatten.
Eingeladen wurden sie,
habens angenommen.
Hänschen, geh und sieh dich um!
Sieh mir, ob sie kommen!

Junge Herrn berief ich auch,
nicht im mindsten eitel,
die sogar bescheiden sind
mit gefülltem Beutel;
diese bat ich sonderlich,
habens angenommen.
Hänschen, geh und sieh dich um!
Sieh mir, ob sie kommen!

Männer lud ich mit Respekt,
die auf ihre Frauen
ganz allein, nicht nebenaus
auf die schönste schauen.
Sie erwiderten den Gruß,
habens angenommen.
Hänschen, geh und sieh dich um!
Sieh mir, ob sie kommen!

Dichter lud ich auch herbei,
unsre Lust zu mehren,
die weit lieber ein fremdes Lied
als ihr eignes hören.
Alle diese stimmten ein,
habens angenommen.
Hänschen, geh und sieh dich um!
Sieh mir, ob sie kommen!

Doch ich sehe niemand gehn,
sehe niemand rennen.
Suppe kocht und siedet ein,
Braten will verbrennen.
Ach, wir habens, fürcht ich nun,
zu genau genommen!
Hänschen, sag, was meinst du wohl?
Es wird niemand kommen!

Hänschen, lauf und säume nicht,
ruf mir neue Gäste!
Jeder komme, wie er ist,
das ist wohl das beste!
Schon ists in der Stadt bekannt,
wohl ists aufgenommen.
Hänschen, mach die Türen auf:
sieh nur, wie sie kommen!

Ritter Kurts Brautfahrt

von

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