Im Westen nichts Neues / На Западном фронте без перемен. Книга для чтения на немецком языке - Эрих Мария Ремарк 10 стр.


Schlacht bei Zama fand 202 statt, Krieg der Römer gegen die Karthager um die Vorherrschaft im westlichen Mittelmeer; Zama antike Stadt in Nordafrika

Lykurgus Staatsmann und Redner in Athen

Wir Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts auf der Welt. Schlussworte der berühmten Friedensrede Bismarcks im Reichstag am 6. Februar 1888

Melbourne Haupstadt des südaustralischen Staates Victoria

Kohäsion der auf molekularen Anziehungskräften beruhende Zusammenhalt der Moleküle eines Stoffes

büffeln sehr intensiv lernen; pauken

Stutzer, der ein übertrieben eleganter, eitler Mann

Rentier, das ein großer Hirsch, der in den kalten Ländern im Norden (z.B. in Skandinavien) lebt

etatsmäßig planmäßig

Spieß, der der Feldwebel (meist ein Hauptfeldwebel) in einer Kompanie, der viele organisatorische Aufgaben hat

Kielwasser, das die (Fahr)Spur, die sich hinter einem fahrenden Schiff auf dem Wasser bildet

Oberst, der ein hoher Offizier (mit einem Rang zwischen Oberstleutnant und Brigadegeneral). Ein Oberst ist meist der Chef einer Kaserne

aus allen Wolken fallen wegen einer unerwarteten Nachricht sehr überrascht sein

rebellieren versuchen, bestehende Zustände mit Gewalt zu ändern

Luder, das verwendet als Schimpfwort für eine Frau

Pflock, der ein meist rundes, dickes Stück Holz, das man in die Erde schlägt, um etwas daran zu befestigen

Schmiere stehen bei einem Einbruch draußen bleiben, um die anderen warnen zu können, wenn jemand kommt

Schuppen, der eine Art kleines Haus meist aus Holz, in dem man Geräte, Fahrzeuge aufbewahrt

rupfen die Federn eines toten Vogels herausreißen, bevor man ihn kocht

Maschinengewehr, das ein Gewehr, das ohne Unterbrechung schießt, solange man den Abzug drückt

Fata Morgana durch Luftspiegelung vorgetäuschtes Bild

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Es wird von einer Offensive* gemunkelt*. Wir gehen zwei Tage früher als sonst an die Front. Auf dem Wege passieren wir eine zerschossene Schule. An ihrer Längsseite aufgestapelt steht eine doppelte, hohe Mauer von ganz neuen, hellen, unpolierten Särgen. Sie riechen noch nach Harz und Kiefern und Wald. Es sind mindestens hundert.

»Da ist ja gut vorgesorgt zur Offensive«, sagt Müller erstaunt.

»Die sind für uns«, knurrt Detering.

»Quatsch nicht!« fährt Kat ihn an.

»Sei froh, wenn du noch einen Sarg kriegst«, grinst Tjaden, »dir verpassen sie doch nur eine Zeltbahn* für deine Schießbudenfigur, pass auf!«

Auch die andern machen Witze, unbehagliche Witze, was sollen wir sonst tun. Die Särge sind ja tatsächlich für uns. In solchen Dingen klappt die Organisation.

Überall vorn brodelt es. In der ersten Nacht versuchen wir uns zu orientieren. Da es ziemlich still ist, können wir hören, wie die Transporte hinter der gegnerischen Front rollen, unausgesetzt, bis in die Dämmerung hinein. Kat sagt, dass sie nicht abrollen, sondern Truppen bringen, Truppen, Munition, Geschütze.

Die englische Artillerie ist verstärkt, das hören wir sofort. Es stehen rechts mindestens vier Batterien 20,5 mehr, und hinter dem Pappelstumpf sind Minenwerfer eingebaut. Außerdem ist eine Anzahl dieser kleinen französischen Biester mit Aufschlagzündern* hinzugekommen.

Wir sind in gedrückter Stimmung. Zwei Stunden nachdem wir in den Unterständen* stecken, schießt uns die eigene Artillerie in den Graben. Es ist das drittemal in vier Wochen. Wenn es noch Zielfehler wären, würde keiner was sagen, aber es liegt daran, dass die Rohre zu ausgeleiert* sind; sie streuen bis in unsern Abschnitt, so unsicher werden die Schüsse oft. In dieser Nacht haben wir dadurch zwei Verwundete.

* * *

Die Front ist ein Käfig, in dem man nervös warten muss auf das, was geschehen wird. Wir liegen unter dem Gitter der Granatenbogen und leben in der Spannung des Ungewissen. Über uns schwebt der Zufall. Wenn ein Geschoss kommt, kann ich mich ducken, das ist alles; wohin es schlägt, kann ich weder genau wissen noch beeinflussen.

Dieser Zufall ist es, der uns gleichgültig macht. Ich saß vor einigen Monaten in einem Unterstand und spielte Skat; nach einer Weile stand ich auf und ging, Bekannte in einem andern Unterstand zu besuchen. Als ich zurückkam, war von dem ersten nichts mehr zu sehen, er war von einem schweren Treffer* zerstampft. Ich ging zum zweiten zurück und kam gerade rechtzeitig, um zu helfen, ihn aufzugraben. Er war inzwischen verschüttet worden.

Ebenso zufällig, wie ich getroffen werde, bleibe ich am Leben. Im bombensicheren Unterstand kann ich zerquetscht werden, und auf freiem Felde zehn Stunden Trommelfeuer unverletzt überstehen. Jeder Soldat bleibt nur durch tausend Zufälle am Leben. Und jeder Soldat glaubt und vertraut dem Zufall.

* * *

Wir müssen auf unser Brot achtgeben. Die Ratten haben sich sehr vermehrt in der letzten Zeit, seit die Gräben nicht mehr recht in Ordnung sind. Detering behauptet, es wäre das sicherste Vorzeichen für dicke Luft*.

Die Ratten hier sind besonders widerwärtig, weil sie so groß sind. Es ist die Art, die man Leichenratten nennt. Sie haben scheußliche, bösartige, nackte Gesichter, und es kann einem übel werden, wenn man ihre langen, kahlen Schwänze sieht.

Sie scheinen recht hungrig zu sein. Bei fast allen haben sie das Brot angefressen. Kropp hat es unter seinem Kopf fest in die Zeltbahn gewickelt, doch er kann nicht schlafen, weil sie ihm über das Gesicht laufen, um heranzugelangen. Detering wollte schlau sein; er hatte an der Decke einen dünnen Draht befestigt und sein Brot darangehängt. Als er nachts seine Taschenlampe anknipst, sieht er den Draht hin und her schwanken. Auf dem Brot reitet eine fette Ratte.

Schließlich machen wir ein Ende. Die Stücke Brot, die von den Tieren benagt sind, schneiden wir sorgfältig aus; wegwerfen können wir das Brot ja auf keinen Fall, weil wir morgen sonst nichts zu essen haben.

Die abgeschnittenen Scheiben legen wir in der Mitte auf dem Boden zusammen. Jeder nimmt seinen Spaten heraus und legt sich schlagbereit hin. Detering, Kropp und Kat halten ihre Taschenlampen bereit.

Nach wenigen Minuten hören wir das erste Schlurfen* und Zerren. Es verstärkt sich, nun sind es viele kleine Füße. Da blitzen die Taschenlampen auf, und alles schlägt auf den schwarzen Haufen ein, der auseinanderzischt. Der Erfolg ist gut. Wir schaufeln die Rattenteile über den Grabenrand und legen uns wieder auf die Lauer*.

Noch einige Male gelingt uns der Schlag. Dann haben die Tiere etwas gemerkt oder das Blut gerochen. Sie kommen nicht mehr. Trotzdem ist der Brotrest auf dem Boden am nächsten Tage von ihnen weggeholt.

Im benachbarten Abschnitt haben sie zwei große Katzen und einen Hund überfallen, totgebissen und angefressen.

Am nächsten Tage gibt es Edamer Käse. Jeder erhält fast einen Viertelkäse. Das ist teilweise gut, denn Edamer schmeckt und es ist teilweise faul, denn für uns waren die dicken roten Bälle bislang immer ein Anzeichen für schweren Schlamassel. Unsere Ahnung steigert sich, als noch Schnaps ausgeteilt wird. Vorläufig trinken wir ihn; aber uns ist nicht wohl zumute dabei.

Tagsüber machen wir Wettschießen auf Ratten und lungern umher. Die Patronen und Handgranatenvorräte werden reichlicher. Die Bajonette revidieren wir selbst. Es gibt nämlich welche, die gleichzeitig auf der stumpfen Seite als Säge eingerichtet sind. Wenn die drüben jemand damit erwischen, wird er rettungslos abgemurkst. Im Nachbarabschnitt sind Leute von uns wiedergefunden worden, denen mit diesen Sägeseitengewehren die Nasen abgeschnitten und die Augen ausgestochen waren. Dann hatte man ihnen den Mund und Nase mit Sägespänen gefüllt und sie so erstickt.

КОНЕЦ ОЗНАКОМИТЕЛЬНОГО ОТРЫВКА

Tagsüber machen wir Wettschießen auf Ratten und lungern umher. Die Patronen und Handgranatenvorräte werden reichlicher. Die Bajonette revidieren wir selbst. Es gibt nämlich welche, die gleichzeitig auf der stumpfen Seite als Säge eingerichtet sind. Wenn die drüben jemand damit erwischen, wird er rettungslos abgemurkst. Im Nachbarabschnitt sind Leute von uns wiedergefunden worden, denen mit diesen Sägeseitengewehren die Nasen abgeschnitten und die Augen ausgestochen waren. Dann hatte man ihnen den Mund und Nase mit Sägespänen gefüllt und sie so erstickt.

Einige Rekruten haben noch Seitengewehre ähnlicher Art; wir schaffen sie weg und besorgen ihnen andere.

Das Seitengewehr hat allerdings an Bedeutung verloren. Zum Stürmen ist es jetzt manchmal Mode, nur mit Handgranaten und Spaten vorzugehen. Der geschärfte Spaten ist eine leichtere und vielseitigere Waffe, man kann ihn nicht nur unter das Kinn stoßen, sondern vor allem damit schlagen, das hat größere Wucht; besonders wenn man schräg zwischen Schulter und Hals trifft, spaltet man leicht bis zur Brust durch. Das Seitengewehr bleibt beim Stich oft stecken, man muss dann erst dem andern kräftig gegen den Bauch treten, um es loszukriegen, und in der Zwischenzeit hat man selbst leicht eins weg. Dabei bricht es noch außerdem manchmal ab.

Nachts wird Gas abgeblasen. Wir erwarten den Angriff und liegen mit den Masken fertig, bereit, sie abzureißen, sowie der erste Schatten auftaucht.

Der Morgen graut, ohne dass etwas erfolgt. Nur immer dieses nervenzerreibende Rollen drüben, Züge, Züge, Lastwagen, Lastwagen, was konzentriert sich da nur? Unsere Artillerie funkt ständig hinüber, aber es hört nicht auf, es hört nicht auf.

Wir haben müde Gesichter und sehen aneinander vorbei. »Es wird wie an der Somme*, da hatten wir nachher sieben Tage und Nächte Trommelfeuer«, sagt Kat düster. Er hat gar keinen Witz mehr, seit wir hier sind, und das ist schlimm, denn Kat ist ein altes Frontschwein, das Witterung* besitzt. Nur Tjaden freut sich der guten Portionen und des Rums; er meint sogar, wir würden genauso in Ruhe zurückkehren, es würde gar nichts passieren.

Fast scheint es so. Ein Tag nach dem andern geht vorüber. Ich sitze nachts im Loch auf Horchposten. Über mir steigen die Raketen und Leuchtschirme auf und nieder. Ich bin vorsichtig und gespannt, mein Herz klopft. Immer wieder liegt mein Auge auf der Uhr mit dem Leuchtzifferblatt; der Zeiger will nicht weiter. Der Schlaf hängt in meinen Augenlidern, ich bewege die Zehen in den Stiefeln, um wachzubleiben. Nichts geschieht, bis ich abgelöst werde; nur immer das Rollen drüben. Wir werden allmählich ruhig und spielen ständig Skat und Mauscheln*. Vielleicht haben wir Glück.

Der Himmel hängt tagsüber voll Fesselballons. Es heißt, dass von drüben jetzt auch hier Tanks eingesetzt werden sollen und Infanterieflieger beim Angriff. Das interessiert uns aber weniger als das, was von den neuen Flammenwerfern erzählt wird.

* * *

Mitten in der Nacht erwachen wir. Die Erde dröhnt. Schweres Feuer liegt über uns. Wir drücken uns in die Ecken. Geschosse aller Kaliber können wir unterscheiden.

Jeder greift nach seinen Sachen und vergewissert sich alle Augenblicke von neuem, dass sie da sind. Der Unterstand bebt, die Nacht ist ein Brüllen und Blitzen. Wir sehen uns bei dem sekundenlangen Licht an und schütteln mit bleichen Gesichtern und gepressten Lippen die Köpfe.

Jeder fühlt es mit, wie die schweren Geschosse die Grabenbrüstung wegreißen, wie sie die Böschung* durchwühlen und die obersten Betonklötze zerfetzen. Wir merken den dumpferen, rasenderen Schlag, der dem Prankenhieb* eines fauchenden Raubtiers gleicht, wenn der Schuss im Graben sitzt. Morgens sind einige Rekruten bereits grün und kotzen*. Sie sind noch zu unerfahren.

Langsam rieselt widerlich graues Licht in den Stollen und macht das Blitzen der Einschläge fahler. Der Morgen ist da. Jetzt mischen sich explodierende Minen in das Artilleriefeuer. Es ist das Wahnsinnigste an Erschütterung, was es gibt. Wo sie niederfegen, ist ein Massengrab.

Die Ablösungen gehen hinaus, die Beobachter taumeln herein, mit Schmutz beworfen, zitternd. Einer legt sich schweigend in die Ecke und isst, der andere, ein Ersatzreservist, schluchzt; er ist zweimal über die Brustwehr geflogen durch den Luftdruck der Explosion, ohne sich etwas anderes zu holen als einen Nervenschock.

Die Rekruten sehen zu ihm hin. So etwas steckt rasch an, wir müssen aufpassen, schon fangen verschiedene Lippen an zu flattern. Gut ist, dass es Tag wird; vielleicht erfolgt der Angriff vormittags.

Das Feuer schwächt nicht ab. Es liegt auch hinter uns. So weit man sehen kann, spritzen Dreck- und Eisenfontänen. Ein sehr breiter Gürtel wird bestrichen.

Der Angriff erfolgt nicht, aber die Einschläge dauern an. Wir werden langsam taub. Es spricht kaum noch jemand. Man kann sich auch nicht verstehen.

Unser Graben ist fast fort. An vielen Stellen reicht er nur noch einen halben Meter hoch, er ist durchbrochen von Löchern, Trichtern und Erdbergen. Direkt vor unserm Stollen platzt eine Granate. Sofort ist es dunkel. Wir sind zugeschüttet und müssen uns ausgraben. Nach einer Stunde ist der Eingang wieder frei, und wir sind etwas gefasster, weil wir Arbeit hatten.

Unser Kompanieführer klettert herein und berichtet, dass zwei Unterstände weg sind. Die Rekruten beruhigen sich, als sie ihn sehen. Er sagt, dass heute abend versucht werden soll, Essen heranzubringen.

Das klingt tröstlich. Keiner hat daran gedacht, außer Tjaden. Nun rückt etwas wieder von draußen näher; wenn Essen geholt werden soll, kann es ja nicht so schlimm sein, denken die Rekruten. Wir stören sie nicht, wir wissen, dass Essen ebenso wichtig wie Munition ist und nur deshalb herangeschafft werden muss.

Aber es misslingt. Eine zweite Staffel* geht los. Auch sie kehrt um. Schließlich ist Kat dabei, und selbst er erscheint unverrichtetersache wieder. Niemand kommt durch, kein Hundeschwanz ist schmal genug für dieses Feuer.

Wir ziehen unsere Schmachtriemen enger und kauen jeden Happen* dreimal so lange. Doch es reicht trotzdem nicht aus; wir haben verfluchten Kohldampf. Ich bewahre mir eine Kante auf; das Weiche esse ich heraus, die Kante bleibt im Brotbeutel; ab und zu knabbere ich mal daran.

Die Nacht ist unerträglich. Wir können nicht schlafen, wir stieren vor uns hin und duseln. Tjaden bedauert, dass wir unsere angefressenen Brotstücke für die Ratten vergeudet haben. Wir hätten sie ruhig aufheben sollen. Jeder würde sie jetzt essen. Wasser fehlt uns auch, aber noch nicht so sehr.

Gegen Morgen, als es noch dunkel ist, entsteht Aufregung. Durch den Eingang stürzt ein Schwärm flüchtender Ratten und jagt die Wände hinauf. Die Taschenlampen beleuchten die Verwirrung. Alle schreien und fluchen und schlagen zu. Es ist der Ausbruch der Wut und der Verzweiflung vieler Stunden, der sich entlädt. Die Gesichter sind verzerrt, die Arme schlagen, die Tiere quietschen, es fällt schwer, dass wir aufhören, fast hätte einer den anderen angefallen.

Der Ausbruch hat uns erschöpft. Wir liegen und warten wieder. Es ist ein Wunder, dass unser Unterstand noch keine Verluste hat. Er ist einer der wenigen tiefen Stollen, die es jetzt noch gibt.

Ein Unteroffizier kriecht herein; der hat ein Brot bei sich. Drei Leuten ist es doch geglückt, nachts durchzukommen und etwas Proviant zu holen. Sie haben erzählt, dass das Feuer in unverminderter Stärke bis zu den Artillerieständen läge. Es sei ein Rätsel, wo die drüben so viele Geschütze hernähmen.

Wir müssen warten, warten. Mittags passiert das, womit ich schon rechnete. Einer der Rekruten hat einen Anfall. Ich habe ihn schon lange beobachtet, wie er ruhelos die Zähne bewegte und die Fäuste ballte und schloss. Diese gehetzten, herausspnngenden Augen kennen wir zur Genüge*. In den letzten Stunden ist er nur scheinbar stiller geworden. Er ist in sich zusammengesunken wie ein morscher Baum.

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