GroÃvater sah überrascht auf. âKyoko, du bist zu Hause? Gehst du heute auf die Uni? Ich habe mir schon eine gute Entschuldigung überlegt, falls du sie brauchst.â Er grinste sie an.
Die Familie hatte sich schon längst an die Tatsache gewöhnt, dass Kyoko die Priesterin war, von der ihre Vorfahren schon vor so langer Zeit geschrieben hatten. Der Jungfernschrein hinter ihrem Haus hatte der Familie schon immer gehört, soweit sie sie zurückverfolgen konnten, und sie bewahrten das Geheimnis.
Kyoko stöhnte. âDanke Opa, aber ich will gehen, also heb sie einfach für nächstes Mal auf, gut?â Sie wusste, dass ihr GroÃvater ihr nur helfen wollte, aber einige der Krankheiten, die er erfand, um ihre Freunde und die Uni hinters Licht zu führen, gingen schon sehr weit.
Tama grinste, denn er wusste, dass ihr GroÃvater es oft schwer für Kyoko machte, ihr Gesicht überhaupt wieder einmal sehen zu lassen, vor allem, nachdem er sagte, dass sie irgendeine sehr ansteckende, unbekannte Krankheit hatte. Tama hustete in seine Hand um sein Lachen zu verstecken, dann nahm er sich ein Stück Toast vom Teller und ging zur Tür.
âIch denke, du musst die Geschichte, dass sie schwanger ist, für nächstes Mal aufheben, Opa.â Seine Beine gaben beinahe nach als er den Gesichtsausdruck von sowohl Kyoko wie auch seinem GroÃvater sah. Er wechselte schnell das Thema während er aus dem Zimmer ging. âSchwesterherz, du solltest dich beeilen, wenn du nicht wieder zu spät kommen willst.â Er winkte ihr zu und lief weg.
Nachdem sie noch ein paar Minuten blieb um Neuigkeiten zu berichten, küsste Kyoko ihre Mutter auf die Wange und verlieà das Haus. Der Tag war perfekt, nicht zu kalt und nicht zu heiÃ, während sie sich langsam auf den Weg zur Uni machte. Der sanfte Wind fühlte sich auf ihrem Gesicht angenehm an und es war schön, zur Abwechslung einmal nicht immer aufmerksam sein zu müssen, für den Fall, dass da ein Dämon um die Ecke auf sie wartete.
Das war einer der Gründe, weshalb sie immer wieder durch das Zeitportal zurückging. Um diese Welt sicher und frei von Dämonen zu halten, musste sie versuchen, den Kristall zu finden, und ihn zurück auf diese Seite des Zeitportals bringen, bevor hier die Hölle ausbrach⦠im wahrsten Sinne des Wortes.
Sie war noch nicht sehr weit gelaufen, als ihre Freundinnen in Sicht kamen. Sie blieben stehen und warteten darauf, dass sie sich ihnen anschloss. Kyoko ging schneller bis sie sie erreichte und lächelte. Normal zu sein, fühlte sich fantastisch an.
Toya beobachtete wie Kyoko ihr Haus verlieà und folgte ihr aus Neugier, er wollte nur sehen, dass sie sicher in der Uni ankam. Er sah wie mehrere Frauen ihr zuwinkten und sie sich zu ihnen gesellte und sie plötzlich sehr gesprächig schien. Toya schlich sich unbemerkt durch die Bäume, sodass er hören konnte, was sie sagten.
Eines der Mädchen erzählte Kyoko, dass jemand nach ihr gefragt hatte. Toyas Kopf kam ruckartig hoch als er einen Mann Kyokos Namen rufen hörte, der dann rannte, um zu ihnen aufzuschlieÃen. Toya spannte sich an, als der Mann seine Hände Richtung Kyoko ausstreckte. Sie lächelte ihn an, nickte und legte dann ihre Bücher in seine Arme.
âDanke, Tasuki.â Kyoko errötete. Er wollte immer ihre Bücher tragen, als wären sie zu schwer für sie, und nachdem sie ihn früher so oft abgewiesen hatte, hatte sie schlieÃlich nachgegeben, als ihr klar wurde, dass er sie einfach so lange fragen würde, bis sie ja sagte. Er war sehr ausdauernd, aber nicht unangenehm und das mochte sie an ihm.
Toya beobachtete Tasuki mit kalten, stechenden Blicken. Es gefiel ihm nicht, dass der Junge so nahe neben Kyoko ging und die Art, wie er sie ansah. Er spürte, dass Tasuki sie wollte, und es verärgerte ihn nur noch mehr, als Kyoko sein Lächeln erwiderte, als ob sie mehr als nur Freunde wären. Die anderen Frauen waren schon vorgegangen, sodass Tasuki und Kyoko unter sich waren. Toya näherte sich ihnen vorsichtig, um zu hören, was sie sagten. Mit seinem Beschützergehör verstand er jedes Wort.
Tasuki sah verträumt auf Kyoko hinunter, während sie spazierten. Sie war das hübscheste Mädchen, das er je getroffen hatte, und er war verliebt in sie, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Das war noch in der Schule gewesen, aber er hatte sich schon damals entschieden. Er hoffte nur, dass sie eines Tages dieselben Gefühle für ihn entwickeln würde. Er wusste, dass sie nicht immer krank war, wie ihre Familie behauptete, aber er verschwieg es.
âKyoko, willst du heute Abend ausgehen? Ich meineâ¦â Mit einer nervösen Bewegung wechselte Tasuki die Bücher von einer Hand in die andere. âIch sehe dich jetzt kaum noch.â Sein weicher, hoffnungsvoller Blick richtete sich auf ihre Augen.
Kyoko war nicht so sicher, dass es eine gute Idee war, gleich wieder auf ein Date zu gehen, nach allem, was in letzter Zeit in der anderen Welt geschehen war. Andererseits⦠wenigstens war er normal und von ihrer Welt. Er sah so süà aus, wie er mit hoffnungsvollem Blick auf sie hinuntersah. Wie konnte sie nein sagen? âIn Ordnung, kannst du mich von zu Hause abholen, heute Abend, so gegen sieben?â Sie schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln.
Tasukis Augen leuchteten darüber, dass er endlich bekam, was er wollte. âMit dem gröÃten Vergnügen.â Er ergriff unschuldig ihre Hand als sie schneller liefen, um die anderen einzuholen.
Toya kochte vor Wut nachdem er gehört hatte, dass der Mann mit Kyoko ausgehen wollte, und sie ja sagte. Sein Blick bohrte ein Loch in den Rücken des Jungen, als sie langsam aus seinem Blickfeld verschwanden. âSie wird nicht mit ihm ausgehen, nicht heute, nie.â Er knurrte. 'Nicht, wenn ich ein Wörtchen mitreden kann.'
*****
Kyoko schaffte es, den Tag ohne gröÃere Probleme zu bewältigen. Sie bekam sogar noch eine gute Note auf eine Mathe-Prüfung, was groÃartig war, nachdem sie kaum Zeit gehabt hatte, zu lernen. So wie sie zwischen den Welten hin und her wanderte, war es ein Wunder, dass sie es überhaupt schaffte, Prüfungen zu bestehen. Es war ein angenehmes Gefühl, dass ihr gröÃtes Problem war, was sie anziehen sollte, und wo Tasuki mit ihr hingehen wollen würde. Das war doch viel besser, als sich wegen Dämonen Sorgen zu machen.
Sie kam immer noch gedankenverloren nach Hause und winkte ihrer Mutter und ihrem GroÃvater kurz zu, als sie auf dem Weg in ihr Zimmer an der Küche vorbeikam. Sie sah sich in den Spiegel und schüttelte den Kopf über ihr Outfit, dann öffnete sie ihren Schrank um zu sehen, was dort so hing. Kyoko zog ihr T-Shirt aus, und wollte einige ihrer Kleider anprobieren, um zu sehen, welche ihr am besten stehen würden.
Gerade als sie nach einem hübschen, pinken T-Shirt greifen wollte, hörte sie ein Geräusch. Sie schloss die Schranktür halb, sodass sie zum Fenster sehen konnte, von wo das Geräusch gekommen war, und keuchte erschrocken, hielt das Oberteil vor ihre Brust.
Toya stand dort, genau vor dem Fenster. Er stand einfach nur da, seine Arme verschränkt, wie sie immer waren, wenn er nervös war, aber seine Augen waren ruhig⦠zu ruhig.
Toya brach schlieÃlich das Schweigen. âKyoko, wir müssen gehen.â Er machte einen Schritt vorwärts und streckte seine Hand aus, aber sie machte einen Schritt rückwärts und schüttelte den Kopf.
âNein, ich bin noch nicht bereit, zurückzugehen. Und du verlässt jetzt mein Zimmer, Toya.â Sie drückte ihr T-Shirt fest an ihre Brust und fühlte, wie ihre Wangen heià wurden. Nach allem, was in letzter Zeit passiert war, wollte sie sich auf keinen Fall nackt fühlen.
âNein, ich bin noch nicht bereit, zurückzugehen. Und du verlässt jetzt mein Zimmer, Toya.â Sie drückte ihr T-Shirt fest an ihre Brust und fühlte, wie ihre Wangen heià wurden. Nach allem, was in letzter Zeit passiert war, wollte sie sich auf keinen Fall nackt fühlen.
Toya lieà seine Hand wieder sinken. âWieso kannst du nicht jetzt zurückkommen? Alle warten auf dich.â Er stellte die Frage mit ruhiger Stimme, aber Kyoko erhielt das Gefühl, dass er damit noch etwas Anderes sagen wollte.
âIch will noch einen Tag hierbleibenâ, sagte sie und wich seinem Blick aus, konnte ihm nicht in die Augen sehen. Sie schrie erschrocken auf, als Toya plötzlich nur Zentimeter vor ihr stand.
âWelche Pläne hast du, die wichtiger sind, als die Talismane zu finden, und wieder zusammenzufügen und Hyakuhei davon abzuhalten, Dämonen hierher zu bringen?â, fragte er, während er noch näher kam, sodass sie noch einen Schritt zurück machte.
Seine Augen blitzten gefährlich, aber Kyoko konnte auch noch etwas Anderes darin versteckt sehen. Er war zu nahe⦠überwältigend. Ihr Blick senkte sich auf seine Lippen und hob sich dann schnell wieder zu den silbernen Funken, die nun in seinen goldenen Augen glänzten. Bildete sie es sich nur ein, oder kam er näher? Oh nein! Sie würde nicht zulassen, dass er sie wieder zum Narren hielt.
âToya, raus hier!â Kyokos Stimme wurde lauter, und Toyas Augen wurden schmäler. âGeh sofort hier raus und komm nicht zurück, auÃer wenn du eingeladen bist!â, rief sie und zeigte auf das Fenster.
Toya kam noch näher, als Kyoko sich noch weiter zurückzog, diesmal bis zur Wand. âWieso kannst du mir nicht sagen, wieso du nicht gleich zurückgehen willst, Kyoko? Was ist so wichtig, dass du uns alle im Stich lassen willst?â
Kyoko starrte in seine goldenen Augen, jetzt wo ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Er legte eine Hand an die Wand, um sie einzuschlieÃen, als er sich nach vorne beugte. Kyoko biss sich auf ihre Unterlippe. Was ging hier vor? Toya hatte sich noch nie so benommen. Da sah sie, wie er mit einem entschlossenen Ausdruck auf ihre Lippen hinunter blickte und vergaà plötzlich, wie man atmet.
Er wollte nicht, dass sie auf dieser Seite des Herzens der Zeit blieb. Er wollte, dass sie sich für ihn entschied und nicht für diesen dummen Tasuki-Typen, aber bisher schien sie nicht dazu bereit zu sein. Er drängte sie zurück in die Wand, sodass sie ihm nicht mehr entkommen konnte. Es war ganz einfach⦠Er wollte nicht, dass sie mit Tasuki ausging. Sein Blick senkte sich auf ihre Lippen und er erinnerte sich an den Kuss, den er ihr gegeben hatte, während sie unter dem Zauber stand. Er fragte sich, ob sie ihn auch ohne den Zauber so küssen würde.
Ohne einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden, senkte Toya seinen Kopf und fing ihre Lippen in einem hungrigen Kuss ein, versuchte ihr zu zeigen, dass er nicht wollte, dass sie hierblieb, sondern, dass sie mit ihm zurückkam. Nachdem er es offenbar nicht schaffte, ihr das mit Worten zu sagen, drückte er seinen Körper an sie, sodass sie aufstöhnte.
Toya ergriff die Chance und vertiefte den ohnehin schon fordernden Kuss, schmeckte die SüÃe, die da war, wie er wusste. Sein Körper fühlte sich an, als würde er brennen, während er nach jedem versteckten Ort suchte, den er finden konnte. Die plötzliche Begierde, sich selbst in sie zu bohren, kam mit seinem Beschützerblut an die Oberfläche, versuchte, die Kontrolle zu übernehmen. Er drückte seinen Oberschenkel zwischen ihre Beine und wiegte bei dem Kuss seinen Körper an ihr, verfiel in einen Rhythmus, der ihm den Atem raubte.
Gefühle blitzten durch Kyokos Körper und sie wusste, dass sie dies aufhalten musste⦠sofort, bevor es zu weit ging. Sie drückte mit ihrer ganzen Kraft gegen seine Brust und hoffte, dass er diesmal nicht gegen sie kämpfen würde.
Nachdem er sie mit einem Knurren losgelassen hatte, machte Toya einen Schritt zurück und atmete schwer, kämpfte um seine Kontrolle. âKyoko, ich will einfach, dass du mit mir zurückkommst.â Seine sanft gesprochenen Worte trieften vor dem Schmerz der Zurückweisung. Sein Haar war vor seine Augen gefallen und verbarg jede Emotion vor ihr.
Sie trat schnell hinter die Schranktür und nahm ein Oberteil, das sie sich schnell überzog. Als sie wieder hervorkam, war Toya verschwunden. Kyoko seufzte, dann zuckte sie zusammen, als ihre Mutter an ihre Tür klopfte.
âKyoko, Tasuki ist hier. Ich habe ihm gesagt, er soll warten, und dass du gleich runter kommst, ja?â, erreichte sie die leise Stimme ihrer Mutter. Kyoko sah noch ein letztes Mal zum Fenster und dann wieder zurück in den Spiegel. Sie hob ihre Finger an ihre Lippen, die immer noch wie unter Strom standen, von so einem hitzigen Kuss. Mit einem ergebenen Seufzen schloss sie ihren Schrank und ging hinunter. Nachdem sie Tasuki im Haus nicht antraf, ging sie zur Tür und fand ihn drauÃen wartend.
Toya beobachtete, wie Tasuki und Kyoko einander begrüÃten. Immer noch in dem Baum streckte er seine Hand aus⦠ergriff einen kleinen Ast und warf ihn auf Tasuki, sodass er ihn am Hinterkopf traf.
âAu!â Tasuki zuckte zusammen und griff sich dann mit der Hand auf den Hinterkopf während er sich verwirrt umsah. Nachdem er keine weiteren fliegenden Objekte sah, schaute er zurück auf Kyoko. âBist du fertig? Ich dachte, wir könnten ins Kino gehen, und dann etwas essen.â
Kyoko nickte und nahm seine Hand, als sie ihn vom Haus weg führte, ehe Toya auf die Idee kam, etwas zu werfen, was ihren Freund ernsthaft verletzen könnte.
*****
Später in der Nacht brachte Tasuki Kyoko wieder nach Hause. Sie lachten und unterhielten sich ausgezeichnet als sie bei ihrer Haustür ankamen. âTasuki, ich kann dir nicht genug danken. Ich hatte wirklich sehr viel SpaÃ, heute.â Sie lächelte zu ihm hoch und sah, wie glücklich er war. Sie hatte es wirklich sehr genossen.
Tasuki machte einen Schritt auf sie zu, bis sie einander beinahe bei jedem Atemzug berührten. âKyoko, darf ich dir einen Gutenachtkuss geben?â, fragte er leise, denn etwas sagte ihm, dass sie wieder verschwinden würde.
Kyoko sah sich nervös um und hoffte, dass niemand zusah. Sie nickte an Tasuki gewandt und dachte innerlich: 'Wieso nicht⦠alle anderen haben mich auch geküsst, wieso soll ich Tasuki nicht lassen, er ist der SüÃeste von allen.'
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und schloss die Augen und wartete. Als sie seine Lippen sanft über ihre Wange streifen fühlte, wie er sie unschuldig küsste, öffnete sie schnell ihre Augen um zu sehen, wie er errötete, als er sich bei ihr bedankte und zum Gehen wandte. Kyoko stand da und wunderte sich darüber, wie komisch die Dinge sich doch ergaben. Die eine Person, der sie erlaubt hatte, sie zu küssen, gab ihr nicht einmal einen echten Kuss. Sie kicherte innerlich und drehte sich um, um ins Haus zu gehen.
Sie hatte nun ein besseres Gefühl bezüglich allem, was in den letzten beiden Tagen vorgefallen war. Sie hatte sogar wieder den Mut, wieder vor die Gruppe zu treten und so begann sie, ihre Tasche zu packen. Sie hatte Suki versprochen, dass sie einige Leckereien zu ihnen mitbringen würde.
AuÃerdem hatte Toya recht. Sie sollte nicht so egoistisch sein und sie alle auf sie warten lassen. Sie stopfte so viel sie tragen konnte in ihre Tasche und schrieb eine kurze Notiz an ihre Familie um sie wissen zu lassen, dass sie in die andere Welt zurückgegangen war und bald zurückkommen würde. Sie würden verstehen⦠wie immer.