Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen - Rosette 7 стр.


Ich soll Rosen für Mr. Mc Laine pflücken, antwortete ich lakonisch.

Kyle lächelte mich mit dem gewohnt irritierenden süffisanten Lächeln an. Brauchst du Hilfe?

Mit diesen einfach so dahingesagten leeren und scheinheiligen Worten tat sich für mich ein Fluchtweg auf, eine unerwartete Lösung des Problems, die es sogleich festzuhalten galt.

Eigentlich solltest du das tun, aber du warst ja nirgendwo zu finden. Wie üblich, sagte ich bissig.

Ein Schauer huschte über sein Gesicht. Ich bin kein Gärtner. Ich arbeite eh schon zu viel.

Bei dieser Erklärung konnte ich ein Lachen nicht verhindern. Ich hielt eine Hand vor den Mund, so als ob ich die Heiterkeit abschwächen wollte.

Er starrte mich wütend an. Das ist die Wahrheit. Wer hilft ihm sich zu waschen, anzuziehen, zu bewegen?

Der Gedanke an einen nackten Sebastian Mc Laine rief fast einen Kurzschluss in mir hervor. Ihn waschen, anziehen ... das waren Aufgaben, die ich sehr gerne übernommen hätte. Der folgende Gedanke, dass dies nie meine Angelegenheit sein würde, ließ mich säuerlich antworten.

Aber für die meiste Zeit des Tages hast du frei. Natürlich, du stehst zur Verfügung, wirst aber selten gestört, legte ich noch oben drauf. Komm schon und hilf mir.

Er entschloss sich mir zu helfen, auch wenn er noch verärgert war. Ich drückte ihm die Schere in die Hand und sagte lächelnd. Rote Rosen.

Wie Sie wünschen, grummelte er und machte sich an die Arbeit.

Als endlich der Strauß fertig war, begleitete ich ihn in die Küche, wo wir die Vase holten. Es schien mir praktischer und einfacher zu sein, die Aufgabe unter uns aufzuteilen. Er würde den Keramiktopf tragen und ich die Blumen.

Mc Laine schrieb noch mit ganzem Eifer. Er hielt erst inne, als er uns zusammen eintreten sah.

Jetzt verstehe ich, warum du so lange gebraucht hast, zischte er mich an.

Kyle verabschiedete sich schnell, nachdem er die Vase ungelenk auf dem Schreibtisch platziert hatte. Einen Moment lang befürchtete ich, dass sie umkippen würde. Er war schon weg, als ich mich daran machte die Rosen in der Vase anzuordnen.

War das eine so schwierige Aufgabe, dass du jemand um Hilfe bitten musstest? fragte er, und seine Augen funkelten vor unkontrollierter Wut.

Ich schnappte nach Luft wie ein Fisch, der dummerweise den Köder angebissen hatte. Die Vase war ziemlich schwer, entschuldigte ich mich. Das nächste Mal nehme ich sie nicht mit.

Sehr weise. Seine sanfte Stimme war trügerisch. In Wahrheit glich er mit seinem Gesicht, das von einem Zweitagebart überschattet war, einem bösen Dämon, der aus der Unterwelt aufgestiegen war, um mich zu schikanieren.

Ich habe Mrs. Mc Millian nicht gefunden, beharrte ich. Ein Fisch, der sich noch immer an den Köder klammerte und nicht verstanden hatte, dass er am Haken hing.

Ah, stimmt, es ist ihr freier Tag, gab er zu. Aber dann kehrte seine vorübergehend abgeflachte Wut wieder zurück. Ich dulde keine Liebesbeziehungen zwischen meinen Mitarbeitern.

Das würde mir nie in den Sinn kommen!, war meine impulsive Antwort, die ich mit einer solchen Aufrichtigkeit vorbrachte, dass ich mir ein zustimmendes Lächeln von seiner Seite verdiente.

Das freut mich. Seine Augen waren kalt trotz des Lächelns. Das gilt natürlich nicht für mich. Ich habe überhaupt nichts dagegen eine Beziehung mit den Mitarbeitern zu haben, ich. Er betonte diese Worte um so die Verhöhnung auch noch zu verstärken.

Zum ersten Mal hatte ich große Lust ihm einen Faustschlag zu verpassen und ich erkannte, dass es bestimmt nicht das letzte Mal sein würde. Da ich mich nicht an demjenigen abreagieren konnte, der es meiner Meinung nach verdient hätte, presste ich meine Hände um den Blumenstrauß, wobei ich nicht an die Dornen gedacht hatte. Der Schmerz ereilte mich plötzlich, so als ob ich gegen Dornen immun wäre, da ich damit beschäftigt war, anderen Stacheln entgegenzuwirken.

Autsch! Ich zog meine Hand schnell zurück.

Hast du dich gestochen?

Mein Blick sagte mehr als tausend Worte. Er streckte seine Hand aus, um die meine zu ergreifen.

Zeig mir.

Ich streckte sie ihm wie ein Roboter entgegen. Der Tropfen Blut hob sich deutlich von der weißen Haut ab. Dunkel, schwarz für meine abnormalen Augen. Rotkarmin für seine normalen Augen.

Ich versuchte meine Hand zurückzuziehen, aber sein Griff war zu kräftig. Ich beobachtete ihn verwirrt. Seine Augen ruhten fest auf meinem Finger, wie trunken oder hypnotisiert. Und dann war es, wie üblich, vorbei. Sein Gesichtsausdruck änderte sich so sehr, dass es mir nicht gelang, etwas von ihm abzulesen. Er schien plötzlich wie angewidert, und wandte sich in Eile ab. So befreite sich meine Hand und ich führte meinen Finger an den Mund, um das Blut zu saugen.

Sein Kopf drehte sich erneut in meine Richtung, wie wenn er durch eine unaufhaltsame und unangenehme Kraft angetrieben würde. In seinem Gesicht spiegelten sich Entsetzen und Leid wieder. Nur für einen kurzen Augenblick jedoch. Überraschend und bar jeder Logik.

Das Buch geht gut voran. Ich habe meine Schreibblockade überwunden, sagte er, als ob auf eine nie von mir gestellte Frage antworten würde. Könntest du mir bitte eine Tasse Tee bringen?

Ich klammerte mich an seine Worte, wie ein Ertrinkender, dem die Rettungsleine zugeworfen wird. Ja, ich kümmere mich sofort darum.

Wirst du das dieses Mal alleine zustande bringen? Seine Ironie war nach dem erschreckenden Blick von zuvor fast angenehm.

Ich werde es versuchen, antwortete ich, und beschloss das Spiel mitzuspielen.

Diesmal traf ich Kyle nicht, und ich war erleichtert. In der Küche bewegte ich mit größerer Sicherheit als im Garten. Da ich jede Mahlzeit dort zusammen mit Mrs. Mc Millian einnahm, kannte ich alle ihre Verstecke. Ich fand problemlos den Teekessel im Schrank neben dem Kühlschrank, und die Teebeutel in einer Blechdose in einem anderen. Mit dem Tablett in den Händen ging ich wieder nach oben.

Mc Laine sah nicht auf, als er mich eintreten sah. Offenbar hatten seine Ohren wie Radarantennen bereits registriert, dass ich allein war.

Ich habe sowohl Zucker als auch Honig mitgebracht, da ich nicht wusste, wie Sie Ihren Tee am liebsten trinken. Und auch Milch.

Er grinste, als er das Tablett sah. War es dir nicht zu schwer?

Ich bin schon irgendwie klar gekommen, sagte ich würdevoll. Mich gegen seine verbalen Witze zu verteidigen, wurde langsam zu einer unverzichtbaren Gewohnheit, die ohne Frage dem tragischen Ausbruch von vor wenigen Minuten vorzuziehen ist.

Sir Es war der Moment gekommen, eine wichtige Frage zu stellen.

Er schenkte mir ein Lächeln voll ehrlichem gutem Willen, wie ein Monarch der seinem Untertan wohlgesinnt ist. Ja, Melisande Bruno?

Ich wollte wissen, wann mein freier Tag sein wird, sagte ich furchtlos in einem Atemzug.

Er breitete seine Arme aus und streckte sich genüsslich, bevor er antwortete. Freier Tag? Du bist noch nicht einmal richtig angekommen, und schon willst du mich loswerden?

Ich verschob das Gewicht von einem auf den anderen Fuß, während ich ihn beobachtete wie er einen Löffel Milch und einen Löffel Zucker in den Tee gab und danach vorsichtig daran nippte. Heute ist Sonntag, Sir. Der freie Tag von Mrs. Mc Millian. Und morgen ist es genau eine Woche, dass ich hier bin. Vielleicht sollten wir darüber reden, Sir. Von seiner Miene war abzulesen, dass er nicht bereit wäre, mir einen freien Tag zu gewähren.

Melisande Bruno, denkst du vielleicht, dass ich dir keinen freien Tag gebe?, fragte er spöttisch, so als ob er meine Gedanken gelesen hätte.

Ich murmelte schon etwas wie nein, ich würde doch an so etwas nicht im Traum denken, völlig absurd, als er fortfuhr. denn dann hast du absolut Recht.

Vielleicht habe ich Sie nicht recht verstanden, Sir. Ist das wieder einer Ihrer Scherze? Ich bemühte mich, nicht die Kontrolle zu verlieren und so war meine Stimme eher schwach.

Und wenn es dem nicht so ist?, erwiderte er und blickte mich mit seinen Augen an, die so unergründlich waren wie ein Ozean.

Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Aber Mrs. Mc Millian ...

Auch Kyle hat keine freien Tage, erinnerte er mich mit einem verschmitzten Lächeln. Ich hatte das dringende Gefühl, dass er sich aufs Beste amüsierte.

Er hat keine festen Arbeitszeiten so wie ich, sagte ich genervt. Ich hatte große Lust, das Dorf und die Umgebung des Hauses zu erkunden, und es nervte mich, dass ich für meine Rechte kämpfen musste.

Er verzog keine Miene. Er steht immer zu meiner Verfügung.

Und wann sollte ich denn mal rauskommen? fragte ich etwas lauter. In der Nacht vielleicht? Ich habe von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang frei ... Anstatt zu schlafen, soll ich ein bisschen spazieren gehen? Im Gegensatz zu Kyle lebe ich hier, ich gehe nicht abends nach Hause.

Wag es nicht in der Nacht auszugehen. Es ist gefährlich.

Seine gedämpften Worte prägten sich in mein Bewusstsein ein und verursachten ein schwaches Aufflackern eines Wutanfalls. Wir befinden uns in einer Sackgasse, sagte ich mit genauso kalter Stimme wie er. Ich möchte die Umgebung kennenlernen, aber Sie geben mir dazu keinen Tag frei. Andererseits jedoch raten Sie mir eindringlich davon ab, nachts auszugehen, weil Sie es für gefährlich halten. Was soll ich denn dann tun?

Du bist noch schöner, wenn du wütend bist, Melisande Bruno, beobachtete er völlig unangemessen. Die Wut verleiht deinen Wangen ein wunderschönes Rosa.

Ich räkelte mich für einen köstlichen Moment in der Freude über dieses Kompliment, doch dann nahm der Zorn doch Überhand. Und, was ist jetzt? Werde ich also einen freien Tag haben?

Er lächelte mich schief an und meine Wut verblasste, sie wurde durch eine Erregung ganz anderer und unvorstellbarer Art ersetzt.

Ok, nehmen Sie den Sonntag, stimmte er schließlich zu.

Sonntag? Er hatte sich so schnell nachgegeben, dass es mich verwirrte. Er war so schnell in seinen Entscheidungen, dass ich bezweifelte ihm folgen zu können. Aber es ist auch der Tag von Frau Mc Millian ... Sind Sie sicher, dass ...?

Millicent hat nur den Morgen frei. Sie können den Nachmittag haben.

Ich nickte ohne Überzeugung. Im Moment musste ich damit zufrieden sein. Einverstanden.

Er zeigte auf das Tablett. Könnten Sie das bitte in die Küche bringen?

Ich war schon an der Tür angekommen, als mich ein Gedanke wie ein Blitz aus heiterem Himmel traf. Warum ausgerechnet Sonntag?

Ich drehte mich zu ihm um. Auf seinem Gesicht lag der Ausdruck einer Klapperschlange, und plötzlich war mir alles klar.

Denn heute ist Sonntag, und so muss ich ganze sieben Tage warten. Ein Pyrrhussieg. Ich war so wütend, dass ich fast versucht war, ihm das Tablett entgegenzuschleudern.

Das geht schon vorüber wiegelte er amüsiert ab. Und, schlagen Sie beim Hinausgehen nicht die Tür zu.

Ich war versucht, genau das zu tun, aber leider behinderte mich das Tablett. Ich hätte es auf dem Boden abstellen müssen und so verzichtete ich darauf. Wahrscheinlich hätte er es noch mehr genossen.

In dieser Nacht habe ich zum ersten Mal in meinem Leben geträumt.

Fünftes Kapitel

Ich sah irgendwie gespensterhaft aus, so in meinem Nachthemd, das im unsichtbaren Wind flatterte. Sebastian Mc Laine streckte mir freundlich die Hand entgegen. Möchtest du mit mir tanzen, Melisande Bruno?

Er stand still und unbeweglich am Fußende meines Bettes. Ohne Rollstuhl. Seine Gestalt zitterte blass und war nur schemenhaft, wie in einem Traum, zu sehen. Ich überwand die Entfernung zwischen uns so schnell wie der Wind. Er lächelte mich so charmant an, erhaben über jeden Zweifel und über mein Glück, da es sich in seinem Gesicht widerspiegelte.

Mr. Mc Laine... Sie können gehen . Meine Stimme war naiv, sie hallte wie das eine kleine Mädchen nach.

Er erwiderte mein Lächeln, die Augen jedoch waren traurig und dunkel. Wenigstens in meinen Träumen, ja. Möchtest Du mich nicht Sebastian nennen, Melisande? Zumindest im Traum?

Ich war verlegen und gab nur widerwillig die Förmlichkeiten auf, selbst in dieser phantastischen und unwirklichen Situation.

In Ordnung... Sebastian.

Seine Hände schlangen sich um meine Taille in einem festen und doch spielerischen Griff. Kannst du tanzen, Melisande?

Nein.

Dann lass mich dich führen. Meinst du, du schaffst das? Er starrte mich jetzt argwöhnisch an.

Ich glaube, es gelingt mir nicht, gab ich ehrlich zu.

Er nickte, meine Aufrichtigkeit hatte ihn keineswegs verwirrt. Nicht einmal im Traum?

Ich träume nie, antwortete ich ungläubig. Und doch war es genau das, was im Moment geschah. Es war eine unumstößliche Tatsache, oder nicht? Es konnte nicht wahr sein. Ich im Nachthemd in seinen Armen, die Zärtlichkeit in seinem Blick, kein Rollstuhl in Sicht.

Ich hoffe, dass du nicht enttäuscht sein wirst, wenn du aufwachst, sagte er nachdenklich.

Warum sollte ich? wandte ich ein.

Ich werde das Thema des ersten Traum deines Lebens sein. Bist du enttäuscht? Er starrte mich ernsthaft und voller Zweifel an.

Er zog sich etwas zurück, und ich krallte meine Finger in seine Arme wie wilde Klauen. Nein, bleib bei mir. Bitte.

Möchtest du mich wirklich in deinem Traum haben?

Dich und niemand anderes , sagte ich kühn. Ich träumte, wiederholte ich in mir. Ich konnte alles sagen, was mir durch den Kopf ging, ohne dass ich Angst vor irgendwelchen Folgen haben müsste.

Er lächelte mich wieder an, noch schöner als zuvor. Er führte mich schwungvoll und beschleunigte das Tempo, sobald ich die Schritte lernte. Es war in furchterregender Weise ein echter Traum. Meine Fingerspitzen nahmen den geschmeidigen Cashmere-Pullover wahr und darunter sogar seine harten Muskeln. Plötzlich hörte ich ein Geräusch, als ob eine Pendeluhr die Stunden schlug. Mir entwich ein Kichern. Selbst hier!

Ich liebte das Geräusch der Uhr nicht sonderlich, es war eher ein kreischender Ton, furchterregend und alt.

Sebastian löste sich von mir mit gerunzelter Stirn. Ich muss gehen.

Ich zuckte zusammen, so als ob ich von einer Kugel getroffen worden wäre. Musst du wirklich?

Ich muss, Melisande. Auch Träume gehen zu Ende. Seine sanften Worte schmeckten nach Trauer und Abschied.

Kommst du wieder? Ich konnte ihn nicht einfach kampflos gehen lassen.

Er beobachtete mich sorgfältig, wie er es auch immer im Laufe des Tages in der Realität tat. Warum sollte ich nicht zurückkommen, jetzt wo Du das Träumen gelernt hast?

Dieses poetische Versprechen ließ meinen Herzschlag langsam zur Ruhe kommen, der schon allein bei der Vorstellung ihn nicht mehr wieder zu sehen, unregelmäßig wurde.

Назад Дальше