Das Mädchen Der Verbotenen Regenbögen - Rosette 8 стр.


Dieses poetische Versprechen ließ meinen Herzschlag langsam zur Ruhe kommen, der schon allein bei der Vorstellung ihn nicht mehr wieder zu sehen, unregelmäßig wurde.

Der Traum verblasste wie die Flamme einer Kerze, die langsam erlischt. Und auch die Nacht neigte sich ihrem Ende.

Das erste, was ich sah, als ich die Augen zu öffnete, war die Decke mit Holzbalken. Dann das wegen der Hitze halb geöffnete Fenster.

Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben geträumt.

Millicent Mc Millian schenkte mir ein freundliches Lächeln, als sie mich in der Küche sah. Guten Morgen, mein Liebe. Haben Sie gut geschlafen?

So gut wie nie zuvor in meinem Leben, antwortete ich lakonisch. Bei der Erinnerung an den Helden in meinem Traum lief mein Herz Gefahr zu bersten.

Das freut mich, sagte die Haushälterin, ohne auch nur eine Ahnung zu haben, auf was ich mich bezog. Sie begann mir einen detaillierten Bericht über den Tag im Dorf zu erzählen. Vom Gottesdiensts, von Menschen, die sie getroffen hatte, ich aber nicht einmal ihre Namen kannte. Wie immer ließ ich sie reden, während in meinem Kopf viel angenehmere Bilder schwirrten, die Augen immer fest auf die Uhr gehaftet, in fieberhafter Erwartung, ihn wieder zu sehen.

Es war kindisch, zu glauben, dass es ein anderer Tag sein würde, wenn er sich anders verhalten hätte. Es war ein Traum gewesen, und nichts weiter. Aber unerfahren wie ich nun mal in dieser Hinsicht war, gab ich mich der Illusion hin, dass es in der Wirklichkeit eine Fortsetzung haben könnte.

Als ich ins Arbeitszimmer eintrat, war er damit beschäftigt Briefe mit einem silbernen Brieföffner zu öffnen. Er hob kaum merklich den Blick bei meinem Erscheinen.

Schon wieder ein Brief von meinem Verlag. Ich habe mein Handy gerade deswegen ausgeschaltet, dass er mich in Ruhe lässt! Ich hasse Leute ohne Fantasie... Sie haben keine Ahnung von der Welt eines Künstlers, seinem Bedarf an Zeit und Raum... Sein rauer Ton brachte mich auf die Erde zurück. Keine Begrüßung, keine besondere Anerkennung, kein zärtlicher Blick. Herzlich willkommen zurück in der Realität, begrüßte ich mich selbst. Wie dumm, das Gegenteil anzunehmen! Deshalb war ich nie zuvor in der Lage, zu träumen. Weil ich nicht daran glaubte, weil ich nicht darauf hoffte, weil ich nicht wagte zu hoffen. Ich musste wieder zur alten Melisande werden, wie sie war bevor sie in dieses Haus kam, bevor sie ihn traf, bevor sie der Illusion erlag.

Aber vielleicht werde ich ja wieder träumen. Schon allein der Gedanke daran wärmte mich mehr als eine Tasse Tee von Mrs. Mc Millian oder die blendenden Sonnenstrahlen, die durch das Fenster drangen.

Und? Warum stehen Sie da so rum wie ein Denkmal? Setzen Sie sich, zum Donnerwetter noch mal!

Ich setzte mich gegenüber von ihm, ganz folgsam, der Tadel saß noch wie ein Stachel in der Haut.

Er reichte mir den Brief mit ernster Miene. Schreiben Sie ihm. Sagen Sie ihm, er wird sein Manuskript zum geplanten Termin erhalten.

Sind Sie sicher, dass Sie es schaffen? Ich meine... Sie schreiben alles neu...

Er reagierte verärgert auf das, was er als Kritik betrachtete. Es sind meine Beine, die gelähmt sind, nicht mein Gehirn. Ich hatte für einen Moment eine Krise. Aus und vorbei. Ganz bestimmt.

Ich entschied, dass es besser war den ganzen Morgen lang zu schweigen und sah ihn mit ungewöhnlicher Energie auf die Computer-Tasten einhacken. Sebastian Mc Laine war ein launisches und temperamentvolles Heißblut. Es war auch überhaupt nicht schwer, ihn zu hassen, stellte ich bei meinen geheimen Studien fest. Und er war schön. Zu schön, und er war sich dessen bewusst. Das machte ihn gleich umso mehr hassenswert. In meinem Traum war er mir als ein nicht existierendes Wesen erschienen, die Projektion meiner Wünsche, nicht ein richtiger Mann, aus Fleisch und Blut. Der Traum war ein Lügengebilde, ein wunderschönes Lügengebilde.

Plötzlich zeigte er auf die Rosen. Tausch sie bitte aus. Ich hasse sie verwelken zu sehen. Ich möchte immer frische hier haben.

Ich fand meine Stimme wieder. Das werde ich sofort erledigen.

Und sei vorsichtig, dass du dich dieses Mal nicht schneidest. Die Härte seines Tons verblüffte mich. Ich war nie angemessen auf seine häufigen Wutausbrüche voll Zerstörung vorbereitet.

Um ja kein Risiko einzugehen, nahm ich die volle Vase und ging nach unten. Auf halbem Weg auf der Treppe traf ich die Haushälterin, die mir helfend entgegeneilte. Was ist passiert?

Er will neue Rosen, sagte ich atemlos. Er sagt, er hasst es zu sehen wie sie verwelken.

Die Frau sah gen Himmel. Jeden Tag eine andere Laune.

Wir trugen die Vase in die Küche, und dann ging sie um frische Rosen zu holen, rote natürlich. Ich sackte in einen Stuhl, als ob die unheimliche Atmosphäre des Hauses mich angesteckt hatte. Es gelang mir nicht, den Traum dieser Nacht aus meinem Kopf zu verdrängen, zum einen, weil er der erste in meinem Leben war und ich die Gänsehaut, die diese Entdeckung mit sich brachte, noch nicht überwunden hatte, und zum anderen, weil er so lebensecht gewesen war, so schmerzhaft lebensecht. Der Klang der Uhr erschreckte mich. Er war so schrecklich, dass ich ihn sogar in meinem Traum vernahm. Vielleicht war es genau dieses Detail, das alles so wirklich machte.

Unaufhaltsam und hilflos schossen mir Tränen in die Augen. Ein Schluchzen entkam meiner Kehle, das selbst meine notorische Selbstkontrolle überwand. In diesem Zustand fand mich die Haushälterin, als sie zurück in die Küche kam. Hier sind die frischen Rosen für unseren Herrn und Meister, sagte sie fröhlich. Dann bemerkte sie meine Tränen und griff sich an die Brust. Miss Bruno! Was ist passiert? Fühlen Sie sich nicht gut? Es wird doch nicht wegen der Schelte von Mr. Mc Laine sein? Er ist ein Schelm, störrisch wie ein Esel, und doch, wenn er sich daran erinnert, kann er auch liebenswert sein ... Machen Sie sich keine Sorgen, egal was er Ihnen gesagt haben mag, er hat es bereits vergessen.

Genau das ist das Problem, sagte ich mit Tränen in den Augen,

aber sie hörte mich schon nicht mehr, da sie selbst wieder eifrig losschwatzte.

Ich mache Ihnen einen Tee, der wird Ihnen gut tun. Ich erinnere mich daran, dass einmal in dem Haus, wo ich vorher gearbeitet habe ... "

Schweigsam ertrug ich ihr Geschwätz und schätzte ihren, wenn auch gescheiterten, Versuch, mich abzulenken. Ich nippte an dem heißen Getränk und gab vor, mich besser zu fühlen, und lehnte ihr Angebot mir zu helfen freundlich ab. Die Rosen hätte ich nach oben gebracht. Die Frau bestand jedoch darauf, mich zumindest bis zum Treppenabsatz zu begleiten, und ihrer freundlichen Haltung gegenüber, wagte ich es nicht abzulehnen. Als ich in das Arbeitszimmer zurückkehrte, war ich wieder die übliche Melisande, die Augen getrocknet, mit ruhigem Herzen und gefasster Stimmung.

Die Stunden vergingen schwer wie Blei, in einer Stille, die so schwarz wie meine Stimmung war. Mc Laine ignoriert mich die ganze Zeit über und wendete sich nur an mich, wenn er es absolut nicht vermeiden konnte. Der krampfhafte Wunsch, dass endlich die Dämmerung kommen sollte, glich dem am Morgen, als ich mir sehnlichst wünschte, ihn wiederzusehen. Waren tatsächlich nur wenige Stunden in der Zwischenzeit vergangen?

Sie können gehen, Miss Bruno verabschiedete er mich ohne mir in die Augen zu sehen.

Ich wünsche ihm einfach einen guten Abend, genauso respektvoll und kühl wie er.

Auf seinen Wunsch hin suchte ich nach Kyle als ich ein Schluchzen hörte, das aus dem Raum unter der Treppe kam. Ich riss die Augen auf und hatte keine Ahnung, was zu tun war. Nach langem Zögern, erreichte ich die Ursache des Geräusches, und was ich da sah, erstaunte mich sehr.

Mit dem Gesicht im Halbdunkeln, einem undeutlichen Profil, das vernehmlich die Nase hochzog, erkannte ich Kyle. Der Mann hatte ein Papiertaschentuch in der Hand geballt und schien nur eine blasse Kopie des Möchtegernplayboys die letzten Tage zu sein. Ich starrte ihn voller Erstaunen einfach an, denn mir fehlten die Worte.

Er nahm mich plötzlich wahr und trat einen Schritt hervor. Und, tu ich dir leid? Oder willst du dich über mich lustig machen?

Ich fühlte mich wie in Voyeur, der auf frischer Tat ertappt wurde. Ich verdrängte die dringende Versuchung, mich zu rechtfertigen.

Mr. Mc Laine sucht nach dir. Er möchte zum Abendessen in sein Zimmer. Aber. Bist du in Ordnung? Kann ich etwas für dich tun?

Seine Wangen waren mit dunklen Flecken bedeckt, und ich spürte, dass er wohl aus Verlegenheit errötete.

Ich trat einen Schritt zurück, auch im übertragenden Sinne. Nein, sorry, vergiss, was ich gesagt habe. Alles, was ich tue, ist mich in die Angelegenheiten der Anderen einzumischen.

Er schüttelte den Kopf, ungewöhnlich galant. Du bist zu entzückend, um überzeugend einen Naseweis abzugeben, Melisande. Nein, ich ... Ich bin nur über die Scheidung verärgert. Erst dann erkannte ich, dass er nicht ein Taschentuch in der Hand hatte, sondern ein zerknülltes Blatt Papier. Es ist vorbei. Alle meine Versuche, den Bruch zu kitten, sind gescheitert.

Für einen Moment musste ich fast lachen. Versuche? Und wie sahen die aus? Obszöne Vorschläge an die einzige junge Frau weit und breit?

Es tut mir leid, sagte ich voller Unbehagen.

Mir auch. Er trat einen weiteren Schritt vor und trat aus dem Schatten. Sein Gesicht war tränenüberströmt, was die schlechte Meinung, die ich mir von ihm gemacht hatte, dementierte.

Ich blieb stehen und sah ihn verlegen an. Was sagen Knigges Anstandsregeln über Personen, die gerade eine Scheidung durchleben? Wie sind sie zu trösten? Was soll man sagen, ohne dass man sie verletzt? Ach ja, zu Zeiten des Freiherrn von Knigge gab es noch keine offiziellen Scheidungen.

Ich werde Herrn Mc Laine sagen, dass es dir nicht gut geht, sagte ich.

Er schien in Panik zu geraten. »Nein, nein! Ich bin noch nicht reif für die zivilisierte Welt, und ich fürchte, dass Mc Laine nur eine passende Gelegenheit wartet, um mich für immer von Midnight Rose zu verjagen. Nein, ich brauch nur ein bisschen Zeit, um mich zu fassen und dann komme ich.

Dich zu fassen, klar doch, wiederholte ich ohne jede Überzeugung. Kyle sah wirklich schrecklich aus, zerzauste Haare, das Gesicht von Tränen gerötet, die weiße Uniform zerknittert, als ob er in ihr geschlafen hätte.

Wie du meinst. Also dann, gute Nacht, verabschiedete ich ihn. Ich wollte mich nur noch so schnell wie möglich in mein Zimmer zurückziehen. Es war ein langer Tag gewesen, schrecklich lange, und ich war nicht in der Stimmung jemanden zu trösten, höchstens mich selbst.

Er nickte mir zu, als ob er seiner eigenen Stimme nicht traute.

Ich machte einen Abstecher in die Küche, bevor ich nach oben ging. Mir war nicht nach Abendessen und es war meine Pflicht, die nette Mrs. Millian darüber zu informieren. Sie empfang mich mit einem strahlenden Lächeln und deutete auf Topf auf dem Herd. Ich koche Suppe. Ich weiß, es ist warm, aber wir können uns ja nicht bis September nur von Salat ernähren.

Schuldgefühle überkamen mich. Feig änderte ich meine Antwort, die mir bereits auf der Zunge lag. Ich liebe Suppe, ganz egal, ob warm oder nicht.

Bevor sie zu plappern begann, erzählte ich ihr von Kyle, ließ allerdings die peinlichsten Details außen vor.

Es scheint wirklich sehr verärgert über seine Scheidung zu sein, stellte ich fest, während ich am Tisch Platz nahm.

Sie nickte und rührte weiterhin in der Suppe. Die Beziehung war zum Scheitern verurteilt. Seine Frau zog vor Monaten nach Edinburgh und es wird gemunkelt, dass sie bereits einen Anderen hat. Sie wissen schon, was böse Zungen so sagen... Er ist sicherlich auch kein Heiliger, aber er ist mit dieser Gegend hier verbunden und wollte das Dorf nicht verlassen.

Ich nahm den Krug und schenkte mir ein Glas Wasser ein. Ist das der Grund, warum er nicht von hier weg will?

Die Haushälterin schöpfte die Suppe in die Teller, und ich fing sofort an gierig zu essen. Ich war hungriger, als ich dachte.

Kyle tut nichts anderes als ständig rumzumäkeln, dass er von diesem Ort, von dem Haus, von Mr. Mc Laine ordentlich die Nase voll hat, aber vom Weggehen sieht er wohlweislich ab. Wer sonst würde ihm eine Anstellung geben?

Ich starrte sie über den Tellerrand hinweg neugierig an. Ist er nicht ein qualifizierter Krankenpfleger?

Die Mc Millian brach ein Brötchen akribisch in zwei Teile. Das ist er schon, sicherlich, aber er ist mittelmäßig und faul. Sie können sicherlich nicht sagen, dass er sich hier zu Tode arbeitet. Und oft riecht er nach Alkohol. Damit meine ich nicht, dass er ein Trunkenbold sei, aber ... Ihre Stimme ließ ihre Ablehnung deutlich werden.

Ich liebe dieses Haus, sagte ich, ohne nachzudenken.

Die Frau war verblüfft. Wirklich, Miss Bruno?

Ich senkte meinen Blick auf den Teller, meine Wangen brannten. Ich fühle mich hier zu Hause, erklärte ich. Und ich erkannte, dass ich die Wahrheit sagte. Trotz der launischen Höhen und Tiefen meines faszinierenden Schriftstellers fühlte ich mich in diesen Wänden wohl, weit weg von dem erdrückendem Leid meiner Vergangenheit.

Die Mc Millian begann erneut los zu plappern, und erleichtert aß ich den Rest meiner Suppe. Mein Verstand lief zweigleisig und uneben, und das Ziel blieb immer, unvermeidlich, Sebastian Mc Laine. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem unbändigen Drang wieder von ihm zu träumen, und dem Wunsch die Illusionen einfach hinter mir zu lassen.

Ein paar Minuten später, spähte Kyle herein, grimmiger als je zuvor. Ich hasse Mc Laine von ganzem Herzen, sagte er.

Die Haushälterin unterbrach ihren Satz, um ihn zu rügen. Schämen Sie sich, schlecht von dem zu reden, der Ihnen zu essen gibt.

Es ist besser vor Hunger zu sterben, als mit ihm zu tun zu haben, war seine wütende Antwort. Die Bitterkeit in seiner Stimme ließ mich erschaudern. Er war kein treuer Diener, das hatte ich schon erkannt, aber sein Hass war fast fühlbar.

Kyle öffnete den Kühlschrank und nahm sich zwei Dosen Bier. Gute Nacht, meine sehr verehrten Damen. Ich gehe auf mein Zimmer und feiere meine Scheidung. Ein nervöses Zucken ließ seinen rechten Augenwinkel tanzen.

Die Haushälterin und ich schauten uns schweigend an, bis er den Raum verlassen hatte.

Das war wirklich sehr taktlos gewesen so von dem armen Mr. Mc Laine zu sprechen, waren ihre ersten Worte. Dann schaute sie mich finster an. Glauben sie, dass er sich umbringen will?

Ich lachte los, bevor ich mich zurückhalten konnte. Er scheint mir nicht gerade der Typ dazu zu sein beruhigte ich sie.

Das ist wahr! Er ist zu oberflächlich, um tiefere Gefühle für jemanden zu hegen, sagte sie mit Abscheu. Die Sorge um Kyle löste sich auf wie Tau in der Sonne, und sie ging dazu aufzulisten, warum es ihrer Meinung nach besser ist auf dem Land statt in der Stadt zu leben.

Ich half ihr das Geschirr abzuwaschen, und wir zogen uns auf unsere Zimmer zurück. Ich im ersten Stock und sie in einem Raum direkt neben der Küche im Erdgeschoss.

Ich wälzte mich hin und her und es dauerte ziemlich lange bis einschlief, dann fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Am Morgen fühlten sich meine Wangen von den Tränen gehärtet an, die ich nicht erinnerte in der Nacht vergossen zu haben.

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