Der beiden Quitzows letzte Fahrten - Karl May 11 стр.


»So? Also so ein schlechter Bursch bist Du geworden? Beschenken soll ich mich lassen, aber meinen Dank magst Du nicht? Gleich gehst Du zurück an Deinen Platz und wartest, bis ich das Ding da geöffnet habe! In mein Haus soll Niemand treten, den ich nicht herein haben will; aber hinaus darf auch mir Keiner gehen, so lange er noch hier zu bleiben hat!«

Das war ein Befehl, und wenn Mutter Quail ins Kommandiren kam, so sah sie ganz aus wie Eine, gegen die nicht gut eine Widerrede zu gebrauchen ist. Piet Liebenow war ein Schiffer, der nicht gewohnt ist, ein Wort zweimal auszusprechen, weil es schon beim ersten Male gehört und befolgt werden muß; er war auf seinem Fahrzeuge Herr über Leben und Tod, aber hier ja hier stand er auf fremdem Boden, hier hatte nur die Wirthin zu befehlen, und ihrem Willen war Gehorsam zu leisten. Er trat zurück und beobachtete die Spannung, mit welcher Mutter Quail an der Umhüllung des Geschenkes arbeitete.

Endlich war dieselbe entfernt, und ein lauter Ruf der Freude überzeugte den Kapitän, daß sein Geschmack das Richtige getroffen habe.

»Ein Tuch, ein blaues Tuch mit rothen Blumen und goldgelben Sternen! Wie herrlich, wie prächtig! Piet Liebenow, Du bist ein Mann, der es noch bis zum Admiral bringen wird! So ein kostbares Tuch schenkt selbst der Lord-Major seiner Frau nicht, und die Weiber werden auf der Gasse stehen bleiben, um sich über den Staat, den ich darin mache, zu Tode zu ärgern!«

Vorsichtig nahm sie das Geschenk mit den Fingerspitzen aus einander und drapirte es sich zur Probe um die vollen, runden Schultern.

»Nein, diese Pracht und Herrlichkeit! Aber, was steht Ihr denn dabei, Constabel, und sagt kein Wort dazu?« wandte sie sich an Sam Haberland. »Denkt Ihr etwa, ich wüßte in einem solchen Tuche nicht zu gehen?«

»Blitz und Donner, Mutter Quail, wer das behaupten wollte, dem spränge ich mit beiden Fäusten ins Gesicht. Ich kann nur keine Worte finden, weil ich vor lauter Bewunderung nicht weiß, was ich sagen soll. Aber das ist gewiß, wenn ich mir einmal so eine kleine, nette Gondel suchte, um nicht für das ganze Leben ohne Weib und Kind zu sein, ich würde mein Spriet zuerst zu Mutter Quail richten, um zu fragen, ob ich die Hochzeitsflagge hissen darf!«

»Geht, Ihr böser Mensch, mit Eurem Geschwätz!« rief sie, aber es war ihr doch anzumerken, daß sie nicht ganz unzufrieden mit seiner Rede sei.

»Und,« fuhr er, auch unter das Wamms langend, fort, »wenn ich Euch so in dem Tuche stehen sehe da, so ist es mir, als fehle nur noch die Haube und die Krause, um Euch unwiderstehlich zu machen.« Er zog bei den letzten Worten ebenfalls ein Päcktchen hervor und langte es der glücklichen Wittwe hin.

»Constabel, Herr Constabel, wollte sagen: mein lieber Sam Haberland, was treibt Ihr denn da für sonderbare Dinge? Ich glaube gar, Ihr wollt eine Königin aus mir machen. Laßt doch nur einmal sehen, was Ihr mir hier eingewickelt habt.«

Sie öffnete die Hülle und schlug dann vor Entzücken die Hände in einander.

»Nein, ist das aber eine Freude! Spitzen, französische Spitzen von dieser Breite und so fein wie Spinnwebe! Wird das eine Haube werden und eine Krause um den Hals! Sam Haberland, ich habe Euch gleich von allem Anfange für einen reputirlichen Mann gehalten; Ihr seid zu jeder Zeit im »Menschenfresser« willkommen und könnt Euch setzen, wohin es Euch beliebt!«

»So ist es recht, Mutter Haifisch!« stimmte Piet Liebenow bei. »Ich hape dem Constapel von Dir erzählt, und als ich an das Land ging, um mir das Tuch zu holen, hat er sich nicht zurückhalten lassen und gemeint, er müsse Dir auch ein Weniges mitpringen, opgleich er Dich noch nicht gesehen hape; denn, mußt Du wissen, Du stehst in Respect pei allen Schiffsmannen so weit das Wasser reicht. Nun aper müssen wir gehen, sonst versäumen wir die peste Zeit. Lepe wohl, meine alte, gute Kampüse; denke an den Piet Liepenow und pleipe so vielmal gesund, als goldgelpe Sterne und rothe Plumen hier auf dem plauen Tuche sind!«

Wo im Kreise Nieder-Barnim des preußischen Regierungsbezirkes Potsdam jetzt die Stadt Oranienburg zu finden ist, lag früher Schloß und Dorf Bötzow an der Havel, wo zu der Zeit, von welcher wir berichten, Herr Werner von Holzendorf hauste. Er war ein gar mannhafter Ritter, wacker im Streite, bieder und treu von Character und nur etwas jähzornigen Gemüthes. Er hatte stets zu den Quitzows gestanden, die sich in aller Noth und Fährlichkeit auf ihn verlassen konnten, und wir haben gesehen, wie er Herrn Dietrich in jener Fluchtnacht bei Dechtow getroffen, ihn gegen seinen Verfolger in Schutz genommen und nach Bötzow in Sicherheit gebracht hat.

Aber diese Sicherheit war nur eine augenblickliche und keineswegs für die Dauer, denn in der Gegend um Bützow besaßen die Quitzows mehr Feinde als Freunde, und selbst unter den Knechten Werners gab es einige, auf die er sich selbst nicht verlassen konnte, sondern gegen die er vielmehr ein gerechtes Mißtrauen zu hegen hatte. Deshalb war es ihm lieb, daß er mit Dietrich unbeobachtet in das Schloß gekommen war, wo dieser sich augenblicklich seiner ritterlichen Kleidung entledigen und das Gewand eines gewöhnlichen Reisigen anlegen mußte, um so wenig als möglich erkannt zu werden.

»Es will mir wenig behagen, daß ich aus Furcht vor niedrigen Leuten in diese Lappen fahren soll,« hatte der flüchtige Ritter während dieser Beschäftigung gesagt, »aber wenn ich meines Lebens schonen und mir die Freiheit bewahren will, so muß ich mich in diese Sache fügen. Ich bin schlimmer daran, denn der ärmste Bettler, da ich nicht nur Hab und Gut verloren habe, sondern auch von den Meinigen geschieden und geächtet bin. Aber ich hoffe zu Gott, daß die Zeit kommen wird, in welcher ich meine Feinde mit der Schärfe des Schwertes auf das Haupt schlage. Noch stehen mir mächtige Freunde zur Seite, zu denen ich gehen werde, um mir ihre Hilfe zu suchen, und dann, Herr Werner, werde ich Euch belohnen können für die Treue, welche Ihr mir immer und auch heut' bewiesen habt.«

»Sprecht nicht von Lohn, Ritter Dietrich,« antwortete Werner, indem er einen gewaltigen Humpen mit Bier füllte, welches er der Sicherheit wegen selbst aus dem Keller geholt hatte. »Da, trinkt! Ihr werdet der Erquickung bedürfen; aber Ruhe und Pflege könnt Ihr auf Bützow wohl nicht finden, vielmehr erfordert es die Sorge um Eure Sicherheit, daß ich Euch unverzüglich weiter bringe. Schloß Neumühl, welches mir gehört, ist nur von einem alten, tauben Voigte bewohnt, welcher Euch niemals gesehen hat und also auch nicht kennen wird. Dorthin wollen wir mit einander reiten, und ich hoffe, wenn ihr das Schloß nicht verlaßt und überhaupt es vermeidet, von Menschen gesehen zu werden, so könnt Ihr dort verborgen bleiben so lange es Euch gefällt.«

»Ihr seid ein werther Freund, und Euer Plan will mir gar wohl gefallen! Laßt sogleich frische Pferde satteln; obgleich ich müde bin, wird es mir doch nicht schwer werden, den Ritt bis Neumühl noch auszuhalten.«

»Erlaubt, daß ich Euch auf kurze Zeit verlasse, um selbst in den Stall zu gehen; ich mag das Satteln Niemandem anvertrauen, da wir uns der Behutsamkeit befleißigen müssen!«

Während er sich zu den Pferden begab, trat Dietrich an das Fenster und starrte voll trüber und schwerer Gedanken in die Nacht hinaus: da drüben, gen Westen, lag Friesack, das gewaltige, feste Bollwerk seiner bisherigen Macht, die so plötzlich in Trümmer gesunken war. Vielleicht stürmten jetzt die Mannen des Burggrafen gegen seine Mauern und drangen mit wildem Geschrei ein in die Räume, in denen er mit Weib und Kind geweilt und so manche Wonne genossen hatte, die ihm die Seinen bereitet. Nun war das Alles hin. Er hatte die Burg und seine Lieben preisgeben müssen, um sich selbst zu retten; seine Feinde triumphirten über ihn, den Vogelfreien, den jeder Bettler greifen und ungestraft niederschlagen durfte; noch wußte er nicht, ob ein Ort zu finden sei, wo er sein Haupt hinlegen könne, um in Sicherheit zu schlafen, und die Freunde, die ihm während der Zeit seiner Macht zur Seite gestanden, würden sie ihm treu bleiben und die Opfer bringen, die er von ihnen begehren mußte, wenn er das launige Glück zwingen wollte, ihm wieder freundlich zuzulächeln? Waren nicht die meisten von ihnen von dem Arme des furchtbaren Markgrafen niedergeschmettert worden? Und die Andern? Selbst wenn sie zu ihm hielten, auch jetzt noch, wo er heimathslos in der Fremde herumirrte, war er an ihrer Spitze mächtig und stark genug, den Riesenkampf von Neuem aufzunehmen? War es ihm nicht grad' heut zum ersten Male in seinem ganzen Leben geschehen, daß er vor einem einzelnen Menschen feig die Flucht ergriffen hatte, und konnte darin nicht eine böse Vorbedeutung für die Zukunft liegen? Er knirrschte mit den Zähnen und stemmte die geballten Fäuste gegen die Fensterbrüstung, daß die starken Bretter, mit denen sie bekleidet war, in ihren Fugen krachten. Nein, und tausendmal nein! Kämpfen wollte er und kämpfen mußte er, wie seine ganze thatenreiche Vergangenheit ein Kampf gewesen war, gegen gegen wen? Gegen Gewalt und Unrecht? gegen Sünde und Verbrechen? gegen Falschheit und Hinterlist? gegen Habsucht und Ungerechtigkeit? Er wagte nicht, den Gedanken weiter fortzusetzen, und hätte es auch nicht gekonnt, selbst wenn es sein Wille gewesen wäre, denn Holzendorf trat wieder ein, um ihm zu berichten, daß die Pferde wohlgerüstet draußen vor der unbewachten Pforte ständen.

Beide Männer begaben sich mit leisen Tritten hinab in den Schloßhof, traten aus demselben hinaus zu den harrenden Thieren und bald ging es im scharfen Trabe auf Schloß Neumühl zu. Dort angekommen, wurden sie von dem altersschwachen Castellan empfangen, der nicht wenig erstaunt war, seine Ritter zu so ungewöhnlicher Stunde bei sich zu sehen.

Das Gebäude bot wenig wohnbare Gemächer dar; die besten von ihnen bewohnte der Voigt mit seiner Frau selbst. Ein davon etwas entlegenes wurde endlich für Dietrich erwählt und mit einigem Mobiliar und einem Bette versehen. Er mußte sich hineinlegen und den Kranken spielen. Er galt den beiden Schloßbewohnern gegenüber für einen Quitzowschen Knecht, der sich der Belagerung Friesacks durch die Flucht entzogen hatte und während derselben verwundet worden war, und es wurde ihnen streng auf die Seele gebunden, ihn gut zu verpflegen, nicht durch ungeforderte Dienste und Handreichungen zu belästigen und eben so auch dafür Sorge zu tragen, daß er nicht durch Andere gestört werde. Dann ritt Werner wieder nach Bützow zurück.

Die beiden alten Leute thaten ihre Schuldigkeit, so daß Dietrich sich nicht über sie beschweren konnte. Sie wußten in ihrer Abgeschiedenheit wenig von den Händeln der Welt da draußen; dennoch aber erfuhren sie das Schicksal, welches Friesack betroffen hatte, und vernahmen auch, daß Dietrich von Quitzow entflohen und von dem Markgrafen ein Preis auf seinen Kopf gesetzt worden sei. Georg, der Castellan, brachte seinem Pfleglinge diese Botschaft sofort in dessen Gemach.

»Weißt Du,« frug er ihn, »wie es jetzt um Euer stolzes Friesack steht?«

»Wie soll ich das wissen, da ich doch mit Niemand zu sprechen komme!«

»Es ist erobert worden. Die große Donnerbüchse, welche sie die »faule Grethe« nennen, hat die gewaltigen Mauern niedergerissen, und die Markgräflichen sind durch die Lücken eingedrungen.«

»Das lügst Du und der Teufel!« fuhr Dietrich zornig auf. »Ich habe sie sind,« verbesserte er sich, wohl merkend, daß er eine Unvorsichtigkeit begangen habe, »von den Unsrigen zurückgeschlagen worden. Was Du sagst, will ich nicht glauben, und es scheint mir eher, daß Friesack nicht erstürmt, sondern freiwillig übergeben worden sei, weil die Besatzung wohl eingesehen haben muß, daß mit unnützem Blutvergießen Nichts mehr erzielt werden kann.«

»Das mag sein, wie es wolle; ich weiß nur, daß Friesack in den Händen der Markgräflichen sich befindet und Ritter Dietrich von Quitzow vor der Uebergabe entflohen ist.«

»Und was ist mit seinem Weibe und seinen Kindern geschehen?«

»Sie haben, ebenso wie die Besatzung, frei abziehen können und von dem Ihrigen mitnehmen dürfen, was sie fortbrachten. Es soll ein gar trauriger Anblick gewesen sein, als Frau Elisabeth an der Spitze ihres Ingesindes und all' ihrer Mannen durch das Lager gezogen ist, um sich nach Schloß Taupitz zu begeben. Es ist am Sonntag Sexagesimä, den elften Februar gewesen, grad' an demselben Morgen, an welchem Du nach Neumühl kamst.«

Der Erzähler beobachtete nicht die Bewegung, welche sich auf den Zügen Dietrichs bemerkbar machte, und fuhr fort:

»Ich bin ein alter Mann und habe gar Vieles gesehen, gehört und erlebt, aber immer habe ich erfahren, daß der Gewaltige in den Staub sinkt, wenn er von dem Rechte weicht. Ich gehöre zu den Mannen des Ritters Werner, der ein Freund Deines Herrn gewesen ist sein Lebelang, aber ich muß doch bekennen, daß ich nie Freude gehabt habe an dem Thun und Treiben der Quitzows und ihrer Verbündeten; es ist viel Gewalt und Ungerechtigkeit dabei, und das Ende war vorauszusehen.«

»Knecht, elender, das wagst Du mir zu sagen? Was hindert mich, Dich mit dieser meiner Faust niederzuschlagen, daß Dein schandbarer Mund für ewig verstumme?« rief ihm Dietrich entgegen, indem er sich rasch und drohend erhob.

»Du schimpfest mich Knecht und bist doch selbst einer, ein Knecht Quitzows und ein Knecht Deines zornmüthigen Herzens, welches nicht zugiebt, daß Du die Wahrheit meiner Worte erkennst. Schlügest Du mich nieder, so wäre es um mich nicht viel schade, denn ich bin ein alter Mann und habe nicht viel mehr zu leben, aber Du hättest zu Vielem vielleicht eine weitere Schuld auf Deinem Gewissen, und das Schicksal Deines Gebieters würde dadurch kein anderes. Jetzt irrt er verfolgt und geächtet in der Welt umher, und wenn er sich nicht in Acht nimmt, so geht es ihm an den Kragen, denn ich habe gehört, daß der Markgraf kein Freund vom Spaßen sei. Mir wäre es schon recht, wenn er ihn in seine Hand bekäme.«

Dietrich sah ein, daß er seinen Zorn überwinden müsse, und würdigte den Mann keines weiteren Wortes; aber der Groll, welchen er über die Rede des Voigtes empfand, bohrte sich immer tiefer in sein Inneres und richtete sich endlich gegen ihn selbst, sodaß er in finsteren Betrachtungen auf seinem Lager ruhte und die Vorwürfe nicht von sich weisen konnte, die wie drohende Gespenster in ihm aufstiegen.

Zwei Wochen vergingen, die der sonst so ungeduldige Ritter in der strengsten Abgeschlossenheit verbrachte; da vermochte er es in der engen Kammer nicht länger auszuhalten und faßte den Entschluß, auf ein Stündlein hinunter zu steigen in den kleinen, winzigen Küchengarten, welcher hinter dem Schlosse in einer Ecke der Ringmauer lag. Da er als ein Kranker galt, durfte er nur langsam gehen, und seine Schritte verursachten dabei so wenig Geräusch, daß sie von den zwei Männern nicht vernommen wurden, welche er bei seiner Ankunft im Gärtchen bemerkte.

Am Eingange desselben stand ein dichtbelaubter Hollunderstrauch, welcher ihn so verdeckte, daß er sie unbemerkt belauschen konnte. Es war Georg, der Schloßvoigt, und einer der Holzendorfschen Knechte, welcher mit irgend einer Botschaft von Bötzow gekommen war.

»Ja,« sagte dieser eben; »ich habe unsern Ritter noch niemals in solchem Zorn gesehen; ich war grad' im Schloßhofe, als der Burgwart einen Fremden ankündigte, welcher Einlaß begehre. Herr Werner gab das Zeichen, daß derselbe in die Burg dürfe, und als er über die Brücke kam, fragte er mich, wo er den Ritter treffen könne.«

»Und da hast Du ihn selbst hinaufgeführt?«

»Ja. Der Herr saß beim Humpen, und der Kremmener Pfaffe war bei ihm, und Du weißt, wenn der da ist, so giebt es stets schlecht Wetter, denn Herr Werner mag das Augendrehen und die süßen Worte nicht leiden, welche er da zu sehen und anzuhören bekommt.«

»Das geht mir selbst so. Die Schwarzkutten thun, als ständen sie schon mit einem Fuße im Himmel und hörten mit einem Ohre den Herrgott predigen, und doch wissen sie zu leben trotz einem Kriegsknechte, lieben die volle Kanne und die Weiber, essen sich dicke Bäuche an und schimpfen über andere ehrliche Christenmenschen, wenn denen einmal etwas Verzeihliches passirt. Wenn mir so Einer vor das Thor kommt, so gebe ich ihm seinen Trunk durch das Gitter und lasse ihn in Gottes Namen weiter laufen, denn ich meine, daß ich ihn nicht brauche, um über die Hölle hinweg zu kommen.«

»Ganz meine Ansicht, Alter. Also ich geleitete ihn in den großen Bildersaal, wo die Holzendorfs mit ihren Frauen und Kindern aufgehangen sind, und da ich nicht wußte, ob ich gehen solle, so blieb ich an der Thüre stehen. Der Ritter hatte dem Humpen fleißig zugesprochen, was ich gleich an den kleinen Augen bemerkte, mit denen er den Mann anblinzelte, und frug ihn, wer er sei und was er wolle.

»Ich komme von Sr. Gnaden, dem Herrn Burggrafen, und habe Euch ein Schreiben zu übergeben.«

»Vom Burggrafen kommst Du? Was will denn der von mir?«

»Das weiß ich nicht; beliebt nur das Schreiben zu lesen, dann werdet Ihr ja sogleich erfahren, was das Begehr des gnädigen Herrn ist.«

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